Ventura Rocchetti, genannt Venturini, als Amilcare in Attilio Regolo von Hasse (Dresden 1750)
Venturo Rocchetti, genannt Venturini, als Linceoin Ipermestra von Hasse (WA Dresden 1751)

Ventura, zuweilen auch Venturo, Venturio oder Benturo, Rocchetti (oder Rochetti) (* unbek; † zwischen 1756 und 1766) war ein italienischer Opernsänger und Soprankastrat am sächsischen Hof in Dresden.

Namensvarianz Bearbeiten

Neben Ventura wird Rocchettis Vorname in den verschiedenen Libretti auch mit Venturo, Venturio oder Benturo angegeben. Auch der Nachname wird sowohl Rocchetti geschrieben als auch einfach nur Rochetti.

Jugend und Ausbildung Bearbeiten

Es ist unbekannt, wann und wo Rocchetti auf die Welt kam. Das erste Dokument, in dem er nachweislich auftaucht, ist eine Akte des kursächsischen Gesandten und Kabinettsministers Graf Ernst Christoph von Manteuffel über die Förderung der Ausbildung von drei Sängerinnen und vier Kastraten in Italien.[1] Auf Initiative Manteuffels, der wohl im Auftrag des damaligen sächsischen Kurprinzen und späteren Sächsischen Kurfürsten Friedrich August und als August III. König von Polen aktiv wurde, waren 1724 durch den Außerordentlichen Gesandten des Sächsischen Königshofes, Graf Emilio de Villio, sieben Gesangstalente ausgesucht worden, die dann über sechs Jahre hinweg bei bekannten Gesangslehrern in Italien auf Kosten Sachsens ausgebildet und zudem beköstigt werden sollten. Zur Gruppe der Kastraten gehörten neben Rocchetti noch die Altkastraten Casimiro Pignotti, Domenico Annibali und sein Soprankastraten-Kollege Giovanni Bindi. Seine musikalische Ausbildung erhielt Ventura Rocchetti in Bologna bei Bernacchi und in Venedig.[2]

Dresden 1730-1750 Bearbeiten

Im Jahre 1730 kam Rocchetti zusammen mit seinen drei Kastratenkollegen sowie den ebenfalls auf Kosten Sachsens ausgebildeten Sängerinnen Maria Rosa und Anna Negri und Maria Santina Catanea in Dresden an. Nach Fürstenau wurden die Kastraten mit einem Anfangsgehalt von 792 Talern an der Sächsischen Hofkapelle angestellt; die Damen erhielten 750 Taler.[3]

Die erste große Produktion, in der Rocchetti mitwirkte, war die Aufführung der Oper Cleofide, mit der Johann Adolph Hasse sein Debüt als Sächsischer Hofkapellmeister gab und seine Frau Faustina Bordoni ihres als Primadonna am Sächsischen Hoftheater. [4] Rochetti sang in dieser Oper, die am 13. September 1731 das erste Mal aufgeführt wurde, die Rolle des Gandarte.

In Dresden sang Rochetti sowohl in den - zumeist von Hofkapellmeister Hasse komponierten - Opere serie und Intermezzi als auch in der intensiv gepflegten geistlichen und besonders Oratoriumsmusik. In diesen letzteren Bereich fällt auch eine Partie, die seinen Tonumfang am eindrücklichsten unter Beweis stellt, nämlich die der Heiligen Mutter Maria in dem Oratorium Gesù al calvario von Jan Dismas Zelenka von 1735, wo er über zwei Oktaven bewältigen musste.

Zu seinen herausragenden Rollen in den Dresdner Hofopern und Oratorien gehören die Mitwirkung in

  • Hasse: Senocrita (Dresden 27. Februar 1737) - Rolle Aristodemo[5]
  • Hasse: Alfonso (Dresden 11. Mai 1738) - Alfonso[6]
  • Hasse: Demetrio (Dresden 8. Februar 1740) - Olinto[7]
  • Hasse: Didone abbandonata (Hubertusburg 7. Oktober 1742, Dresden 1743) - Rolle unklar[8]
  • Hasse: La Caduta di Gerico (1745)[9]
  • Ristori: Amore insuperabile (Dresden, Palast des grafen Richelieu 7. Januar 1747) - Venere[10]
  • Hasse: Leucippo (Hubertusburg 7. Oktober 1747) - Delio[11]
  • Hasse: Attilio Regolo (Dresden 12. Januar 1750) - Amilcare[12]
  • Hasse: Adriano in Siria (Dresden 17. Januar 1752) - Farnaspe [13]
  • Hasse: Ipermestra (Wiederaufnahme von Wien 1744 - Hubertusburg 7. Februar 1751) - Linceo[14]
  • Hasse: Ezio (Dresden 20. Januar 1755) - Valentiano III[15]

1738 wurden Rocchettis Dienste am Dresdner Hof mit 2000 Talern entlohnt.[16] Für 1756 ist bei Fürstenau ein Gehalt von 2400 Talern überliefert. [17]

Bindi starb 1750 in Dresden, sein Nachfolger als secondo uomo am Dresdner Hoftheater wurde der Soprankastrat Giuseppe Belli.

Auslandsgastspiele Bearbeiten

Wie andere an der Sächsischen Staatskapelle angestellte Sänger und andere Künstler ist auch Rocchetti immer wieder zu Gastspielen in anderen Städten zu finden, so u.a.

  • Giovanni Porta: L'Issipile (Venedig, San Grisostomo 22. November 1732) - Giasone [18]
  • Dario von Giuseppe Scarlatti (Rom, Teatro Argentina 8. Januar 1741) - Dario[19]
  • Jommelli: Astianatte (Rom, Teatro Argentina 4. Februar 1741) - Pirro[20]
  • Pietro Chiarini: Meride e Selinunta (Venedig, San Grisostomo 26. Dezember 1743) - Meride [21]
  • Bernasconi: Temistocle (WA Venedig, San Grisostomo 11. Januar 1744) - Serse[22]
  • Terradellas: Artaserse (Venedig, San Grisostomo 6. Feburar 1744) - Arbace [23]
  • Porpora: Le Nozze d'Ercole ed Ebe (Venedig, Teatro Grimani di S. Gio. Grisostomo 18. Februar 1744) - Ercole[24]
  • Gluck: Semiramide riconosciuta (Wien 14. Mai 1748) - [25]
  • Wagenseil: Alessandro nell'Indie (Lib: Fanti; 11/08/1748 - Wien) - Alessandro[26]
  • Giuseppe Scarlatti: Siroe (Wien 4. Oktober 1742) - Medarse[27]
  • Valentini: Adriano in Siria (Bologna, Teatro Formagliari Herbst 1753) - Adriano [28]

Ruhestand und Tod Bearbeiten

Rocchetti starb zwischen 1756 und 1766 in Neapel. [29]

Rocchettis Gesang und Schauspiel Bearbeiten

The tenor Tibaldi writing about Rocchetti, in a letter dated 1753 Martini: an unfashionable singer prodigal trills, mordants, and grace notes acciaccaturas long half measure. His assigned loaded style ornaments, often criticized the Bolognese school, would have pushed the audience to whistle the castrato! Lace elegance of his technique deployed Cleofide can prove enormously expressive, as in the air Ircano written by Gluck, tinged with bittersweet irony. The role of Arbaces in Artaserse of Terradellas shows the art of Rocchetti at the top: tight range, coloratura passionate pathos of Per questo parterno amplesso ...

The tenor (Giuseppe?) Tibaldi wrote about Rocchetti, in a letter dated 1753 to Martini: "an unfashionable singer indulging in trills, mordants, acciaccaturas and appoggiaturas half a measure long". His affected style overloaded with embellishments, which has often been blamed on the Bolognese school, is said to have driven the audience to boo the castrato! The lace (or lacy?) elegance of his technique showed in Cleofide can prove enormously expressive, as well as in Ircano's air written by Gluck, tinged with bittersweet irony. The role of Arbaces in Artaserse by Terradellas shows the art of Rocchetti at its top: wide (=étendue) range, passionate coloratura, pathos of the aria "Per questo parterno amplesso ..."


It is in Naples that the castrato ends his days receiving a pension.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Zwischen 1724 und 1729 wurden auf Kosten des sächsischen Hofes in Italien ausgebildet: die Sängerinnen Maria Rosa Negri, ihre Schwester [[Anna Negri] sowie Maria Santina Catanea bei der Sängerin Angela Bianchi, die beiden Altkastraten Domenico Annibali und Casimiro Pignotti sowie die beiden Soprankastraten Venturio Rochetti und Giovanni Bindi bei dem Altkastraten Antonio Campioli. Im Jahre 1730 wurden alle sieben Sänger sowie der Ausbilder der Kastraten, Antonio Campioli, an die Dresdner Hofoper berufen und dort angestellt, die Damen mit einem Einstiegsgehalt von 750 Talern, die Kastraten mit einem Einstiegsgehalt von je 792 Talern. Vgl. Moritz Fürstenau: Zur Geschichte der Musik und des Theaters am Hofe zu Dresden: Theil II. Am hofe der Kurfürsten von Sachsen und Könige von Polen, Friedrich August I. (August II.) und Friedrich August II. (August III.). Dresden: Kutze 1862, S. 166
  2. Nach Moritz Fürstenau: Zur Geschichte der Musik und des Theaters am Hofe der Kurfürsten von Sachsen und Könige von Polen Friedrich August I. (August II.) und Friedrich August II. (August III.). Dresden: Kuntze 1862, S. 160, 161 und 166 wurde der Gesandte Graf von Vilio mit dieser Aufgabe vor Ort betraut und wurden zwischen 1724 und 1730 insgesamt 20476 Taler ausgegeben.
  3. Moritz Fürstenau: Zur Geschichte der Musik und des Theaters am Hofe der Kurfürsten von Sachsen und Könige von Polen Friedrich August I. (August II.) und Friedrich August II. (August III.). Dresden: Kuntze 1862, S. 166
  4. Zur Produktion der Cleofide vg. Moritz Fürstenau: Zur Geschichte der Musik und des Theaters am Hofe der Kurfürsten von Sachsen und Könige von Polen Friedrich August I. (August II.) und Friedrich August II. (August III.). Dresden: Kuntze 1862, S. 171-178
  5. Nach den Partituren ermittelt in Roland Dieter Schmidt-Hensel: La musica è del Signor Hasse detto il Sassone...« Johann Adolf Hasses ›Opere serie‹ der Jahre 1730 bis 1745. Quellen, Fassungen, Aufführungen. Teil II: Werk-, Quellen- und Aufführungsverzeichnis. Göttingen: Vandenhoecht & Ruprecht 2009, S. 467; im Libretto Dresden 1737 (nur Italienisch)] sind die Besetzungen nicht angegeben.
  6. [http://corago.unibo.it/evento/SST0001549 Corago
  7. Dokumentation der Produktion bei Corago, Libretto Dresden 1740
  8. Dokumentation bei Corago
  9. So der Eintrag bei quellusignolo.fr
  10. Libretto Dresden 1747; Datum nachgewiesen in Maurice, comte de Saxe, et Marie Josèphe de Saxe, dauphine de ... Saxe, Maurice, comte de, 1696-1750. S. 241
  11. Libretto Hubertusburg 1747 (nur Italienisch); Libretto Braunschweig 1748 (Italienisch und Deutsch; ohne Rocchetti)
  12. [ http://corago.unibo.it/opera/0000094859 Dokumentation bei Corago]; Libretto Dresden 1750 (Italienisch und Deutsch)
  13. [http://corago.unibo.it/evento/0000297702 Corago
  14. Überliefert anhand des Kostümbildes im Vestiario dell'opera Ipermestra aus der Sammlung der Deutschen Fotothek / SLUB Dresden.
  15. Fürstenau, S. 282-285
  16. Gehalt nach Moritz Fürstenau: Zur Geschichte der Musik und des Theaters am Hofe der Kurfürsten von Sachsen und Könige von Polen Friedrich August I. (August II.) und Friedrich August II. (August III.). Dresden: Kuntze 1862, S. 239. Rocchetti war damit einer der höherbezahlten Sänger. Der ein Jahr vor ihm engagierte Bassist Biaggio Campagnari erhielt 1000 Taler, der 1743 eingestellte Sopranist Salvatore Pacifico 600 Taler, Giovanni Bindi musste sich von 1100 Talern Einstiegsgehalt über 1500 Taler 1740 auf 2000 Taler im Jahre 1743 "hocharbeiten".
  17. Damit liegt Rocchetti im unteren Mittelfeld der Kastraten. Zum Vergleich: Nach Fürstenau verdienten die Anderen Sänger folgende Gehälter: der Kastrat Domenico Annibali - 2000 Taler, sein Kastratenkollege Pasquale Bruscolini - 3000, die Sopranistinnen Caterina Pillaja (2000) sowie Teresa Albuzzi-Todeschini und Faustina Bordoni - jeweils 3000 Taler. Den Spitzenplatz nahm 1756 der Kastrat Angelo Maria Monticelli mit 4000 Talern ein. Vgl. Moritz Fürstenau: Zur Geschichte der Musik und des Theaters am Hofe zu Dresden. Theil 2, Zur Geschichte der Musik und des Theaters am Hofe der Kurfürsten von Sachsen und Könige von Polen, Friedrich August I. (August II.) und Friedrich August II. (August III.). Dresden: Kuntze 1862, S. 394
  18. Eleanor Selfridge-Field: A New Chronology of Venetian Opera and Related Genres, 1660-1760, S. 485
  19. Dokumentation bei Corago; Libretto Rom 1741
  20. Dokumentation bei Corago; Libretto Rom 1741
  21. Eleanor Selfridge-Field: A New Chronology of Venetian Opera and Related Genres, 1660-1760, S. 485
  22. Eleanor Selfridge-Field: A New Chronology of Venetian Opera and Related Genres, 1660-1760, S. 486 wurde die Wiederaufnahme in Venedig "with universal applause" aufgenommen.
  23. Libretto Venedig 1744
  24. Dokumentation bei Corago
  25. Dokumentation bei Corago, zusammen mit Amorevoli, Tesi und Monticelli
  26. [http://corago.unibo.it/evento/0000849042 Corago
  27. [www.sbn.it/opacsbn/opaclib?db=solr_iccu&select_db=solr_iccu&Invia=Cerca&saveparams=false&resultForward=opac%2Ficcu%2Ffull.jsp&searchForm=opac%2Ficcu%2Ffree.jsp&do_cmd=search_show_cmd&nentries=1&rpnlabel=+Tutti+i+campi+%3D+Il+Siroe&rpnquery=%2540attrset%2Bbib-1%2B%2B%2540attr%2B1%253D1016%2B%2540attr%2B4%253D6%2B%2522Siroe%252C%2BDramma%2Bper%2BMusica%2Bda%2BRappresentarsi%2BNel%2BNuovo%2BPrivilegiato%2522&&fname=none&from=1 Dokumentation bei Corago]; Libretto Wien 1748
  28. [http://corago.unibo.it/evento/SST0000719 Corago
  29. Im Verzeichnis Die Königl. Capell- und Cammermusik zu Dresden 1756. In: Marburg: Historisch-kritische Beyträge zur Aufnahme der Musik. Bd. 2, S. 475 ist Rocchetti noch verzeichnet. 1o Jahre später berichtet Hiller in seinem Verzeichnis der Churfürstlich Sächsischen Capellmusik zu Dreßden 1766. Viertes Stück. Wöchentliche Nachrichten und Anmerkungen die Musik betreffend. Bd. 1 (1766): S. 25: "Ventura Rocchetti und Giovanni Belli haben beyde ihr Leben zu Neapel beschlossen. so wie Angelo Maria Monticelli zu Dreßden. Herr Bartolomeo Putini aber stehet noch jetzt zu St. Petersburg in Russisch-Kaiserl. Diensten. Pasqualino Bruscolini hält sich in Italien auf.".