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In dieser Liste sollen Wörter und Begrifflichkeiten gesammelt werden, die in der Regel nicht in einen Enzyklopädieartikel passen, weil sie überflüssig, unsinnig oder nicht neutral sind. Wie schreibe ich gute Artikel beschäftigt sich dagegen eher mit den inhaltlichen Aspekten.

Überflüssige Wörter

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Offensichtlich: Wenn etwas offensichtlich ist, muss es in einem Enzyklopädieartikel nicht erwähnt werden. Im anderen Fall sollte man den Leser nicht damit beleidigen, dass man von ihm erwartet, das fragliche Faktum bereits zu kennen. Die Wörter „offensichtlich“, „offenbar“ und „selbstverständlich“ kannst du in den meisten Fällen ersatzlos streichen.

Natürlich: Als Gegensatz zu „künstlich“ ist dieses Wort sinnvoll, zum Beispiel „Andere natürliche Vorkommen sind Kohle, Fossilien, und natürliche Gase“. In der Bedeutung „ohne Zweifel“ ist „natürlich“ dagegen überflüssig. Also nicht so: „Beständig im Wasser lebende Tiere können aber natürlich keine Geruchsempfindungen haben, welche denen der Lufttiere vollkommen entsprechen.“ (Volltextsuche)

Auch künstlich ist oft überflüssig. Eine Beatmung ist beispielsweise immer 'künstlich'.

Mehr Wörter, die du ohne Qualitätseinbußen, meist sogar mit Gewinn, weglassen kannst:

  • sozusagen, quasi, praktisch, nun, sehr, höchst, eigentlich, ohnehin, eh, halt, grundsätzlich, so genannt, letztendlich, im Grunde, im Endeffekt, prinzipiell, vom Prinzip her, gar, überhaupt, irgendwie, ja

Blähwörter, Fehler und schlechter Stil

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Aktuell & Co.: Ungenaue Zeitbezüge wie „aktuell“, „momentan“, „zur Zeit“, „heute“ sollten in Wikipedia nicht auftauchen. Wenn in einem Jahr jemand auf deinen Artikel stößt, ist das Schnee von gestern.

Aufgrund der Tatsache, dass lässt sich verlustlos durch „weil“ ersetzen.

Ob jemand bedeutend und wichtig ist, sollte durch den Inhalt klar werden. Wenn die Leistungen nicht beeindrucken, hilft auch ein vorangestelltes Adjektiv wenig. Gleiches gilt für den „besten, weltberühmten, größten, bekannten“.

Beinhalten (gesprochen „Be-inhalten“, nicht „Bein-halten“) lässt sich durch enthalten oder umfassen ersetzen – wenn das nicht geht, ist auch „beinhalten“ unangebracht, und der Satz sollte umformuliert werden.

-bereich folgt oft auf ein Substantiv, das genauso gut alleine stehen könnte, zum Beispiel „Im Technikbereich“ vs. „In der Technik“.

Brauchen ohne zu wird zwar in der Umgangssprache gerne verwandt, ist aber falsch. Beispiel: Das braucht man nicht (zu) machen. Das „zu“ ist in diesem Fall zwingender Bestandteil des Satzes. Denn wer brauchen ohne zu gebraucht, braucht brauchen erst gar nicht zu gebrauchen.

ehemalig erübrigt sich in den meisten Fällen, da i. d. R. gerade diese „Ehemaligkeit“, – sei es die eines Fußballers oder der DDR o. a. – enzyklopädisch zu vergegenwärtigen ist.

Lohnend kann wertend (s. u.), aber auch im wirtschaftlichen Sinne gemeint sein. („Lohnenswert“ siehe unten.)

Richtiger und optimalst: Manche Adjektive eignen sich wegen ihrer Bedeutung nicht zur Steigerung – in „keinster“ Weise und ohne eine „einzigste“ Ausnahme!

Leute und Sachen sind unpräzise Füllwörter, deren Urheber leider zu faul ist zu präzisieren was für Leute, Sachen, Dinge, etc. gemeint sind. Um einmal ein Zitat aus dem Artikel über Scheich zu nehmen: „Es ist ein volkstümlicher Titel für führende Leute des geistlichen oder geistigen Lebens.“ Hier sollte man „führende Leute“ durch „Persönlichkeiten“ ersetzen.

mal: Dieses Wort wird oft für einmal missbraucht. „Dieses Mal lasse ich dich davon kommen.“ ist hingegen korrekt.

nichtsdestotrotz, ursprünglich ein von Heinz Erhardt verballhorntes nichtsdestoweniger, ist nichtsdestotrotz in den Duden eingegangen, ist höchstens für spaßige Anmerkungen geeignet. Deutlicher ist „nichtsdestodennoch“. Alle „nichtsdesto“-Kreationen lassen sich durch „dennoch“ oder „trotzdem“ ersetzen.

  • „aktive Mitarbeit“ ist Mitarbeit, „aktive Teilnahme“ ist Beteiligung oder Teilnahme
  • etwas kommunizieren (richtig: mit jemandem kommunizieren, etwas mitteilen oder vermitteln)
  • „ganzheitlich(es Konzept)“ gibt es nicht und ist unscharf -> „gesamt“ oder z.B. „für den ganzen Körper“
  • hocheffizient: sehr wirtschaftlich, sehr rentabel
  • „nachhaltig“ wird meistens falsch für „dauerhaft“ oder „anhaltend“ verwendet
  • „offiziell“ im Zusammenhang mit Websites – oder schreibst du auch „offizielle Telefon-Nummer“?
  • „respektive“ ist meistens „oder“ und sonst „beziehungsweise“
  • technologisch / Technologie (meistens einfach: technisch / Technik; Technologie = die (abstrakte) Wissenschaft einer Technik, zum Beispiel der Herstellungsprozess von Halbleiterbauelementen)

Scheinbar und anscheinend bedeuten nicht dasselbe. Der Satz: „Der Schüler schläft scheinbar“ bedeutet, dass der Schüler nicht schläft, sondern das Schlafen nur vortäuscht, er schläft also nur zum Schein. Der Satz: „Der Schüler schläft anscheinend“ bedeutet, der Schüler schläft allem Anschein nach, er scheint zu schlafen. Ob der Schüler tatsächlich schläft, bleibt aber unbestimmt. Scheinbar heißt, dass etwas nicht so ist wie es erscheint. Anscheinend heißt, dass etwas einen bestimmten Anschein erweckt. Eine Aussage darüber, ob etwas so ist wie es scheint, wird aber damit nicht gemacht. Jemand, der diesen Unterschied nicht beachtet, meint vielleicht „anscheinend“, wenn er „scheinbar“ schreibt.

Kein Synonym zu „anscheinend“ ist das Wort „offenbar“. Es hängt mit „offenbaren“ = „offenlegen, sichtbar machen“ zusammen, bedeutete bei Luther noch „offensichtlich“, wird heute im Journalismus im Sinne von „anscheinend“ und sogar „vermutlich“ missbraucht und ist dadurch ganz unbrauchbar geworden.

Kein Synonym zu „unbeschädigt“ ist das Wort „unbeschadet“. Es ist vielmehr synonym zu der Konstruktion „ohne Schaden für“ oder „unabhängig von“ und wird immer mit dem Genitiv konstruiert, z.B. unbeschadet seines Rechtes oder seines Rechtes unbeschadet.

Kein Synonym zu „vermutlich“ ist das Wort „voraussichtlich“. Dieses bezieht sich immer auf die Zukunft (voraussehen), wird teilweise im Sinne von „vermutlich“ missbraucht.

-weise ist die Endung eines Adverbs und nicht eines Adjektivs. Nicht „Die tonnenweise Vernichtung von Nahrungsmitteln“, sondern „... vernichteten tonnenweise Nahrungsmittel“. So ist der Satz nicht nur korrekt, sondern auch lebendiger, da ein Substantiv durch ein Verb ersetzt wurde. Ein „teilweiser Rückzug“ kann nur ein (vollständiger) Rückzug sein, der nur zum Teil weise ist. – Volltextsuche nach „teilweisen“) und „schrittweisen“

strukturelle Übertragungsfehler

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Viele Fehler entstehen bei allzu wörtlichen Übersetzungen z.B. aus dem Englischen. Die Rangliste führen falsche Jahresangaben an: Statt „In 2005“ heißt es im Deutschen „Im Jahr 2005“ oder „2005". Ebenfalls beliebt ist die Übersetzung „Sinn machen“ für das englische „make sense“ – nur ergibt das im Deutschen keinen Sinn und ist auch nicht sinnvoll. Sinn lässt sich eben nicht herstellen, sondern wohnt einem Vorschlag inne oder nicht.

Aber auch deutsche Floskeln sind mitunter sinnfrei verändert worden, ein Beispiel: „Ich bitte um Entschuldigung“, „Entschuldigen Sie bitte“, „Ich entschuldige mich“ - für die meisten Leser alles inhaltlich das Selbe. Dabei sind nur die ersten beiden Floskeln inhaltlich sinnvoll, da nur der 'Gläubiger' den 'Schuldner' ent„schuld“igen kann, nicht dieser sich selber. Trotz dieses inhaltlichen Fehlers wird es häufig unreflektiert benutzt.

Umstrittene und wertende Formulierungen

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Leider und bedauerlicherweise enthalten eine Wertung und sollten, um die Neutralität zu wahren, nicht verwendet werden. Das Gleiche gilt für Wörter wie meisterhaft und lohnenswert (heißt wert, dass man es belohnt; gemeint ist meist lohnend; gedacht ist an lobenswert.)

Oft auch wertend: sogar, ziemlich, extra.

Angeblich enthält ebenfalls eine Wertung, falls es eine Aussage oder ein Ereignis in Frage stellt. Stattdessen sollten beide Standpunkte getrennt dargestellt werden. Statt: Ein Augenzeuge hat angeblich etwas gesehen. Besser: Der Augenzeuge berichtet, etwas gesehen zu haben. XYZ stellt dies in Frage.

Kult im Sinne von „Kultus, Riten, Religion, Sekte“ hat einen negativen Unterton und sollte vermieden werden. Auch mit dem Etikett „Kultfilm“ solltest du sparsam umgehen.

Amtskirchen wird hauptsächlich in kirchenkritischem Zusammenhang verwendet, oft von Freikirchen und Sekten, ist also eigentlich nicht neutral (überdies gibt es den Ausdruck nur für Deutschland, wo sie Körperschaften des öffentlichen Rechts sind; in der Schweiz sind das Landeskirchen). Neutral ist es, die Kirchen so zu bezeichnen, wie sie sich selbst nennen (die Evangelische Kirche in Deutschland oder im Rheinland, die Römisch-Katholische oder die Altkatholische Kirche ...).

Schulmedizin wird ähnlich benutzt, von Anhängern alternativer oder auch obskurer Heilmethoden.

Nazi, Sozi, Neo-Liberaler usw.: Diese Bezeichnungen sind nicht neutral und bezwecken, den so Bezeichneten bzw. die politische Einstellung, die er (oder sie) vertritt, zu diskreditieren. So werden diese Bezeichnungen auch nicht in etablierten, professionellen Lexika verwendet. Es sollten stets die offiziellen Bezeichnungen verwendet werden: Nationalsozialist, Nationaldemokrat, Sozialist, Sozialdemokrat, Freier Demokrat bzw. FDP-Anhänger usw.

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en:Wikipedia:Words to avoid fr:Wikipédia:Mots à éviter