Finlaggan Castle
Die Ruinen von Finlaggan Castle

Die Ruinen von Finlaggan Castle

Staat Vereinigtes Königreich
Ort Loch Finlaggan,
nahe Ballygrant
Entstehungszeit 13.–16. Jahrhundert
Erhaltungszustand Ruine
Geographische Lage 55° 50′ N, 6° 10′ WKoordinaten: 55° 50′ 7″ N, 6° 10′ 21,8″ W
Eschenmoser/Finlaggan Castle (Argyll and Bute)
Eschenmoser/Finlaggan Castle (Argyll and Bute)

Die Anlage von Finlaggan befindet sich im Nordosten der schottischen Hebrideninsel Islay. Sie verteilt sich auf zwei kleine, ufernahe Inseln in dem Süßwassersee Loch Finlaggan, welche über Dämme mit dem Ufer beziehungsweise der Nachbarinsel verbunden sind.

Eilean Mor

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Spätere Besiedlung

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Nach dem Zusammenbruch des McDonald-Reiches im Jahre 1493 wurde Finlaggan Castle aufgegeben und verfiel. Bereits im 16. Jahrhundert nahmen jedoch neue Siedler − möglicherweise angezogen durch das dort verfügbare Baumaterial − die Inseln unter Beschlag. Die entstandene Siedlung beinhaltete verschiedene Gebäude, deren Zweck heute nicht mehr rekonstruiert werden kann. Man geht jedoch davon aus, dass neben Wohngebäuden noch Stallungen und Scheunen vorhanden waren, was aus der teilweise paarweisen Anordnung der Gebäude geschlossen werden kann. Sie bestanden aus Natursteinmauerwerk, das teils mit Lehm verfugt war.[1]

Eilean na Comhairle

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Eilean na Comhairle von Eilan Mor aus gesehen

Als Eilean na Comhairle (Insel des Rates) wird die 30 m durchmessende Insel südlich von Eilean Mor bezeichnet. Sie befindet sich etwa 50 m von ersterer entfernt und über einen Damm mit dieser verbunden, welcher heute jedoch nicht mehr erhalten ist.

Frühere Besiedlung

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Außerdem befand sich im Süden ein Bootsanleger. Da Eilean na Comhairle eine annähernd kreisrunde Form besitzt, besteht die Annahme, dass es sich um einen deutlich älteren Crannóg handeln könnte. Wurde dies bei einer Begehung im Jahre 1959 noch ausgeschlossen, wurde der Möglichkeit 1978 bereits eine gewisse Wahrscheinlichkeit eingeräumt.[2] Neuere Ausgrabungen förderten jedoch Indizien, dass es sich um keine natürliche Insel handelt.

Tiefere Grabungen auf der Insel zeigten, dass unterhalb der Ablagerungen aus dem Mittelalter weitere zwei Schichten existieren, die reich an organischem Material, insbesondere Holz, sind. Die untere der beiden Schichten befindet sich etwa auf Höhe des Seegrunds, sodass es sich um das Fundament einer künstlichen Insel handeln könnte, welche bis auf Höhe der zweiten Schicht aufgeschüttet und bewohnt wurde. Auf der Insel wurden die Überreste eines steinzeitlichen Duns oder Brochs freigelegt. Dieser war aus mächtigem Trockenmauerwerk gebaut und könnte zu seiner Zeit eine gewisse Bedeutung besessen haben. Dies wird gestützt durch den Fund einer eisenzeitlichen Axt. Wahrscheinlich war die Insel seit dem 3. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung bewohnt.[2][3]

Mittelalterliche Besiedlung

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Zu Zeiten von Finlaggan Castle befanden sich drei Gebäude auf Eilean na Comhairle, von welchen lediglich die Grundmauern bis heute erhalten sind. Wahrscheinlich wurden beim Bau bereits vorhandene Steine des Duns oder Brochs wiederverwendet, insbesondere aus dem südlichen und westlichen Bereich der Bauwerks. Anhand der vielfältigen Tonscherbenfunde und einem Münzfund konnte eine Nutzung der Insel zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert nachgewiesen werden. Das am weitesten südlich gelegene Gebäude maß 9 m × 5 m und diente als Ratsgebäude. Der Zweck des in unmittelbarer Nähe gelegenen 7,5 m × 5 m messenden Gebäudes sowie des östlichen Hauses sind nicht bekannt.[2][3]

Bootsanleger

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An Land, im Norden von Eilean Mor befindet sich eine Anlegestelle für Boote. Diese besteht aus einer Reihe kubischer Steine, die sich teils vollständig unterhalb der Wasseroberfläche befinden. Ein 65 cm hoher Stein mit einer Grundfläche von 1,45 m × 0,96 m zeigt auf der Oberseite die Inschrift „AI“. Da für das „I“ eine kleinere Schrift gewählt wurde, ist davon auszugehen, dass es als „1“ zu lesen ist. Ein zweiter Quarzitquader, der bei einer Grundfläche von 1,02 m × 0,67 m mindestens 48 cm in die Höhe ragt und oftmals vollständig von Wasser bedeckt ist, trägt die Inschrift „AII“, welche zweifelsfrei dem Herrscher Angus Og zugeordnet werden kann.[4]

Friedhof

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Nahe dem Ufer unweit des Bootsanlegers existiert ein Friedhof. Dieser ist von unregelmäßiger, annähernd ovaler Form und misst maximal 11 m × 7,5 m. Es wird davon ausgegangen, dass dort die Frauen, die viele Aufgaben auf Finlaggan Castle übernahmen, bestattet wurden. Die Frauen stammten wahrscheinlich von der Isle of Man. Oberflächlich sichtbare Grabsteine existieren nicht.[5]

Bedeutung

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Während das Reich der MacDonalds als Lords of the Isles und vor allem auch die Schiffsbewegungen auf den betroffenen Gewässern von strategisch platzierten Küstenfestungen wie etwa Dunyvaig Castle aus überwacht wurden, bildete Finlaggan Castle das administrative Zentrum. Von dort aus herrschten sie über ein Gebiet, das neben den Inseln der Inneren und Äußeren Hebriden auch die Halbinsel Kintyre und Teile der Highlands in den heutigen Council Areas Argyll and Bute und Highland umfasste. Auf Grund seiner zentralen Bedeutung war es auch Krönungsort der Lords of the Isles. Im Rahmen der Krönungszeremonie stieg der zuküntige Herrscher auf den Finlaggan Stone, der wahrscheinlich auf der Eilean na Cromhairle aufbewahrt wurde, in welchen Fußabdrücke eingraviert gewesen sein sollen. Der Stein ist heute verschollen.[6]


Einzelnachweise

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  1. C. Dalglish: Rural Society in the Age of Reason: An Archaeology of the Emergence of Modern Life in the Southern Scottish Highlands, 1. Auflage, Kluwer Academic Publishers, London, 2003, 98−103. ISBN 0-306-47725-4
  2. a b c Eintrag zu Eilean na Comhairle in Canmore, der Datenbank von Historic Environment Scotland (englisch)
  3. a b Eilean na Comhairle auf finlaggan.com
  4. Eintrag zu Finlaggan in Canmore, der Datenbank von Historic Environment Scotland (englisch)
  5. Eintrag zu Loch Finlaggan in Canmore, der Datenbank von Historic Environment Scotland (englisch)
  6. E. Fitzpatrick: Royal Inauguration in Gaelic Ireland C.1100-1600: A Cultural Landscape Study, Boydell Press, Woodbridge, 2005, 118−121. ISBN 1-843-83090-6
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