Tabelle Bearbeiten

Differenzmaschinen
Erfinder Erbauer Name Maschine Baubegin Fertigstellung Differenzen Stellen Rechenwerk Stellen Drucker Einsatz Heutiger Standort Funktionsfähigkeit Quelle
Johann Helfrich Müller Beschreibung --- --- --- --- --- [1]
Charles Babbage Charles Babbage No. 0 funktionsfähig 1820 1822 2 6 --- Charles Babbage --- --- [2]:47[3][4][5]:15–32
Charles Babbage Joseph Clement No. 1 Demonstrator 1832 2 --- --- Science Museum, London Ja
Charles Babbage Roberto Guatelli No. 1 Demonstrator, Replikat ca. 1981 2 --- --- Canada Science and Technology Museum, Ottawa, Kanada Ja
Charles Babbage Doron Swade No. 2 funktionsfähig 1991/2000 7 15 Science Museum, London Ja
Charles Babbage Doron Swade No. 2 funktionsfähig 2008 7 15 Computer History Museum, Ca. Ja
George Scheutz Edvard Scheutz Demonstrator 1837 1843 3 5 --- --- Tekniska museet, Stockholm Nein
George Scheutz Edvard Scheutz, Johan Wilhelm Bergström Scheutz No. 1 funktionsfähig 1851 1853 4 8 15 Dudley Observatory, Schenectady, N.Y. National Museum of American History, Smithonian Institution, Washington D.C. Ja
George Scheutz Edvard Scheutz, Bryan Donkin Scheutz No. 2 funktionsfähig 1857 1859 4 8 15 Standesamt (General Register Office), Sommerset House, London Science Museum, London Ja
Martin Wiberg Martin Wiberg funktionsfähig 1860 4 15 Tekniska museet, Stockholm Ja [6]:32-33
Alfred Deacon Alfred Deacon funktionsfähig 1862 3 20 [2]:48,155[7]:136
George Barnard Grant George Barnard Grant Demonstrator 1870 1871 --- --- --- [8]
George Barnard Grant George Barnard Grant Grant’s Difference Engine bedingt funktionsfähig[7]:132–135 1874 1876 --- --- --- [8][7]:132–135
Christel Hamann Christel Hamann funktionsfähig 1909 2 16 Bauschinger, Peters --- --- [9]:XI–XV
T.C. Hudson Burroughs Adding Machine Company funktionsfähig 1912 2 [10]:450-451
Brunsviga Brunsviga Dupla funktionsfähig 1928 2 16 --- [10]
Hollerith Tabulating Machine funktionsfähig
Alexander John Thompson Alexander John Thompson, Triumphator Typ C funktionsfähig 1924–1950 4 13 --- Alexander John Thompson :liv–lvi

Rest Bearbeiten

Eine Differenzmaschine (englisch difference engine) ist ein Rechenwerk mit dem polynomiale Funktionen berechnet werden können. Die ersten Differenzmaschinen waren rein mechanische Umsetzungen eines ansonsten von Menschen durchgeführten Algorithmus, der hauptsächlich in der Berechnung und Erweiterung bestehender Tabellenwerke Anwendung fand. Erste Gedanken zu einer solchen Maschine fanden sich bereits im ausgehenden 18. Jahrhundert. Unabhängig davon wurde die Idee der Mechanisierung der Erstellung von Tabellenwerken 1812 von Charles Babbage aufgegriffen und 1820-1822 erstmalig umgesetzt. Die Versuche von Babbage eine nutzbare Maschine zu bauen, scheiterten. Die Veröffentlichungen über seine Maschine, insbesondere die von Dionysius Lardner,[11] erwiesen sich jedoch als sehr einflussreich und führten zu zahlreichen Maschinen (Scheutz, Wiberg, Deacon), die jeweils kurzzeitig eingesetzt wurden. Die 1910 von Julius Bauschinger und Johann Theodor Peters herausgegebenen 8-stelligen Logarithmentafeln,[9][12] waren das erste bedeutende, mit einer Differenzmaschine erstellte Tabellenwerk.[10]:451 Die von Christel Hamann für die Erstellung des Tabellenwerkes konstruierte Differenzmaschine wurde gestohlen und die Pläne galten bereits 1928 als untergegangen.[10]:450-451 Getragen von dem Erfolg dieser Maschine wurden zahlreiche kommerzielle Rechnenmaschinen so angepasst, dass sie auch als Differenzmaschinen nutzbar waren: 1912 entwickelte T. C. Hudson mit der Burroughs Adding Machine Company eine Maschine für zwei Differenzen. 1928 wurde die Brunsviga-Dupla vorgestellt, eine Rechenmaschine mit 2 Ergebnisregistern, die als Differenzmaschine genutzt werden konnte.[10] Für die Berechnung seiner 20-stelligen Logarithmentafel baute Alexander John Thompson 1950 eine Differenzmaschine in dem er vier Rechenmaschinen auf einem Holzträger fixierte und mechanisch koppelte.[13][14][7]:136–137


Da jede stetig differenzierbare Funktion durch ein Polynom angenähert werden kann (Approximation), sind Differenzmaschinen vielseitig einsetzbar, sowohl zur Interpolation wischen Tabelleneinträgen als auch zur Neuberechnung von Funktionswerten. Trotz dieser allgemein anerkannten Nützlichkeit vergingen fast 80 Jahre von der ersten Maschine bis zum systematischen Einsatz bei der Tabellenerstellung. Mit dem Aufkommen der Computer verschwanden erst die Differenzmaschienen und später die Logaritmentafeln.

Geschichte Bearbeiten

Johann Helfrich von Müller Bearbeiten

Nach Fertigstellung seiner Rechenmaschine[15] verfasste Johann Helfrich Müller 1786 ein Benutzerhandbuch, in dessen Anhang er einem Ausblick für zukünftige Verbesserungen darstellte.[1] Neben Andeutungen über die Nützlichkeit eines Druckwerks zur Dokumentation von Rechenergebnissen stellte er auch seine Gedanken über eine neuartige Maschine dar, die Zahlenreihen mittels der Methode der Differenzen berechnen können sollte.[1][16] Es gibt keinen Hinweis darauf, dass es sich bei der Beschreibung von Müller um mehr als ein Konzept handelte. Vielmehr ist die Beschreibung als Angebot zu sehen, bei entsprechender Finanzierung, eine solche Maschine, einschließlich eines Druckers, zu konstruieren und zu fertigen.[16][7]:124-126 Er stand deshalb unter andem mit dem Göttinger Mathematiker Albrecht Ludwig Friedrich Meister im Briefkontakt. Die erste schriftliche Erwähnung der Grundlegenden Prinzipien einer Differenzmaschine findet sich in einem Brief von Müller an Meister vom 10. September 1784. In der neueren Forschung wird hervorgehoben, dass der 'Gedanke' an den Bau einer solchen Differenzmaschine von Meister ausgegangen sei: Die Ausführungen von Müller belegen, das dieser von den Anwendungsmöglichkeiten einer solchen Maschine keine Vorstellung besaß.[16]:222

Charles Babbage Bearbeiten

Difference Engine No. 0 Bearbeiten

Die erste funktionsfähige Differenzmaschine wurde von Charles Babbage zwischen 1820 und 1822 gebaut.[17] Babbage kannte zu diesem Zeitpunkt, nach heutiger Lehrmeinung, die Überlegungen von Johann Helfrich von Müller nicht,[7]:126–127 diese wurden ihm erst später von seinem Freund John Herschel ins Englische übersetzt. Diese erste Differenzmaschine konnte mit 2 Differenzen bei einer Genauigkeit von 6 Stellen rechnen.[7]:127 Babbage sah die Maschine als Teil-Modell einer noch zu bauenden, größeren Differenzmaschine an. Das Modell hatte die Funktion einer Machbarkeitsstudie, um finanzielle Unterstützung für eine größere Maschine zu erhalten. Das Modell wurde vielfach vorgeführt, seine Rechengeschwindigkeit wurde in einem Brief an den Präsidenten der Royal Society, Sir Humphry Davy, mit 44 Ergebnissen pro Minute angegeben.[18] Auch wenn Babbage die Fertigung der Maschine als verbessungswürdig beschrieb,[18] so ist festzuhalten, das die Maschine vor allem aufgrund ihrer konservativen Auslegung hervorragend funktionierte.[3] Auch wenn es die einzige Rechenmaschine war, die Babbage zu Lebzeiten fertigstellte, so zeigt sie, dass er sehr wohl in der Lage war, die fertigungstechnischen Probleme und Ungenauigkeiten seiner Zeit durch ein entsprechendes Design zu kompensieren.[3] Die Maschine verfehlte ihre Wirkung nicht, ein Jahr nach ihrer Vorstellung wurden Babbage von der Regierung 1500 £ für die Entwicklung und Herstellung eine Differenzmaschine zur Verfügung gestellt.[7]:127

In der Fachliteratur wird das Modell als Differenzmaschine No. 0 bezeichnet.[3][4] Eine detaillierte Beschreibung einschließlich Funktionszeichnungen von Maschinenteilen finden sich in einem Manuskript von Babbage, das dieser zur Veröffentlichung seinem Freund H. W. Buxton gab.[19] Das Modell, eine zeitgenössische Darstellung des Modells oder dessen Baupläne existieren heute nicht mehr.

 
Von Charles Babbage 1832 erbauter Demonstrator der Differenzmaschine No. 1. (Science Museum, London).

Difference Engine No. 1 Bearbeiten

Mit der gesicherten finanziellen Unterstützung durch die Regierung beauftragte Babbage den Präzisions-Mechaniker Joseph Clement ihm beim Bau der Differenzmaschine No. 1 zu unterstützten. Clement war zu dem Zeitpunkt der beste Metallbearbeiter in London. Sein Perfektionismus erstreckte sich sowohl auf die Konstruktion, die Zeichnungen als auch die handwerkliche Ausführung. Mit Babbage und Clement trafen zwei Perfektionisten aus unterschiedlichen Gebieten aufeinander, die sich jedoch darin einig waren, das die Maschine eher von hervorragender Qualität, denn schnell fertig gestellt seien sollte.[7]:127 Babbage Auftraggeber in der Regierung hatten andere Ansichten, die im Jahr 1833 im Zerwürfnis von Babbage und Clement über die Bezahlung von dessen Diensten mündeten. Entsprechend der damaligen Rechtssprechung durfte Babbage nur die gefertigten Teile behalten, die Konstruktionspläne der Differenzmaschine und deren Einzelteile sowie die hergestellten Werkzeuge blieben bei Clement.[20] Zu diesem Zeitpunkt wurde aus den bis dahin von Clement gefertigten Teilen der Demonstrator der Differenzmaschine No.1 1 zusammengesetzt. Dieser Demonstrator wurde nie zu einer vollständigen Differenzmaschine ausgebaut, er ist heute im Science Museum in London zu besichtigen.[7]:127-128 Als Clement die Konstruktionszeichnungen an Babbage aushändigte war dessen Aufmerksamkeit ganz auf die Analytical Engine gerichtet, einer Maschine, die wenn sie fertig gestellt wäre, alle Differenzmaschinen vollständig ersetzen könnte.

Kurz nach dem Bau des Demonstrators veröffentlichte Dionysius Lardner 1834 in der Edinburgh Review einen Artikel über die Rechenmaschine von Charles Babbage.[11] Babbage lieferte die Details für den Artikel, die Lardner jedoch fast nach Belieben ausschmückte und veränderte.[7]:130 Ziel des Artikels war es, die Regierung von der Nützlichkeit der Maschine zu überzeugen und die weitere Finanzierung zu garantieren. Auch wenn er dieses Zeil verfehlte, so inspirierte er sowohl George Scheutz als auch Alfred Deacon eigene Differenzmaschinen zu Konstruieren und auch zu bauen.

Difference Engine No. 2 Bearbeiten

Im Jahr 1849 besann sich Babbage wieder auf seine Verpflichtungen der Regierung gegenüber und wandte sich von der weiteren Entwicklung der Analytical Engine ab, um seine Difference Engine No. 2 zu konstruieren. Es ging Babbage hierbei nur um die Anfertigung der Konstruktionszeichnungen, nicht um den eigentlichen Bau der Differenzmaschine. Durch die Erstellung der Konstruktionszeichnung wollte er seine Schuld gegenüber der Regierung für die nicht Fertigstellung der Differenzmaschine No. 1 begleichen.[7]:129 Der Satz der Konstruktionzeichnungen für die Differenzmaschine No. 2 sind der einzige vollständige Satz an Konstruktionzeichnungen für eine von Babbages Maschinen, alle anderen Maschinen wurden nur unvollständig dokumentiert.[7]:129 Die Konstruktion der Differenzmaschine No. 2 hatte eine Breite und Höhe von jeweils 3 Metern, bei einer Tiefe von 1,5 Metern. Die Maschine konnte mit 6 Differenzen bei jeweils 18 Stellen rechnen. Ein angebauter Drucker sollte die Rechenergebnisse direkt in eine Druckmatritze übertragen.

Fragmente aus Originalteilen Bearbeiten

Auch wenn die Differenzmaschine No. 2 und die Originalteile von Babbage heute im Science Museum in London die zentralen Ausstellungsstücke in der Mathematik- und Computer-Abteilung sind,[21]:47 zu seinen Lebzeiten wollte das Museum die Differenzmaschine, die Demonstratoren späterer Differenzmaschine oder Teile davon, nicht aufnehmen.[2]:148 1879, nach dem Tod von Babbage setzte sein jüngster Sohn, Henry Prevost Babbage, aus den vorgefundenen Originalteilen, die allesamt vor 1834 hergestellt wurden, 6 eigenständige Differenzmaschinen-Fragmente zusammen.[21]:Appendix 4

Georg und Edvard Scheutz Bearbeiten

 
Scheutz Prototyp von 1843, restauriert. Holzrahmen mit den beweglichen Teilen aus Metall. Antriebskurbel vorne links.
Maschine im Tekniska museet, Stockholm.

Scheutz No. 0 Bearbeiten

Im Rahmen seiner verlegerischen Tätigkeit kam Scheutz 1830 mit den Ausführungen von Charles Babbage über dessen Differenzmaschine in Berührung.[22]:98 Er war von der Idee eine Maschine zu bauen, die rechnen und das Ergebnis gleich auf Druckplatten festhalten konnte, fasziniert. Mit Hilfe einer detaillierten Funktionsbeschreibung in einer Übersichtsarbeit von Dionysius Lardner in der Edinburgh Review[23] konstruierte Georg Scheutz ein Modell aus Holz, Draht und Pappe, um sich von der Funktionsfähigkeit des Prinzips zu überzeugen.[22]:104f. Im Sommer 1837 erlaubte er seinem 16 jährigen Sohn, dem späteren Ingenieur Edvard Scheutz (1821-1881), ein größeres Modell aus Metall zu bauen. Georg Scheutz war von den Möglichkeiten dieses Modells derart begeistert, dass er es der Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften vorstellte und um finanzielle Unterstützung für die Herstellung einer vollständigen Differenzmaschine bat. Die Unterstützung wurde nicht gewährt.

Edvard Scheutz verfeinerte das Modell weiter: Eine Differenzmaschine mit 5 Stellen und einer Differenz war 1840 fertiggestellt, die Erweiterung auf 3 Differenzen 1843.

Das Modell von 1843 wurde nach dem Tod von Edvard Scheutz für 50 Kronen an das Nordiska Museet, Stockholm, verkauft.[22]:Appendix 1 Das Modell wurde im Dezember 1979 von Michael Lindgren, im Rahmen der Recherche für seine Dissertation, im Fundus des Museums wiederentdeckt und zusammen mit Per Westberg, dem Möbel-Restaurator des Museums, so weit wie möglich Restauriert. Da das Hauptantriebs-Zahnrad bereits vor Wiederentdeckung zahlreiche abgebrochene Zähne aufwies und dieses Zahnrad als zentrales Teil der Maschine im Rahmen der Restauration nicht ersetzt werden sollte, befindet sich die Maschine zur Zeit in einem nicht funktionsfähigen Zustand. Das Modell wird im Tekniska museet, Stockholm, ausgestellt.[24]

 
Scheutz Differenzamschine No. 1. (1853)
Maschine seit 1963 Teil der Smithsonian Institution, USA.

Scheutz No. 1 Bearbeiten

1844 suchte George Scheutz bei der schwedischen Krone um finanzielle Unterstützung für den Bau eines vollständigen Modells der Differenzmaschine nach. Erst 1851 wurde ihm ein Drittel des ursprünglichen Betrages für den Fall versprochen, dass er ein vollständig funktionierendes Modell vorführen könne. Mit technischer und logistischer Unterstützung durch Johan Wilhelm Bergström (1812-1881) konnten Georg und Edvard Scheutz im Oktober 1853 eine funktionsfähige, 15-stellige Differenzmaschine mit einer Tiefe von 4 Differenzen vorstellen, die ein 8-stelliges Ergebnis drucken konnte.[6]:13 Die Maschine wird auch als Scheutz No. 1 bezeichnet: Die erste vollständige Differenzmaschine der Scheutz. Manche Autoren bezeichnen die No. 1 auch als die zweite Maschine der Scheutz, sie sehen den Demonstrator von 1843 als erste Differenzmaschine der Scheutzers an.[22]

Im Herbst 1854 starteten die Scheutzers auf eine Werbereise für die Differenzmaschine nach England. Hier wurde ihnen am 13. April 1955 ein Patent (No. 2216 aus 1854) ersteilt. Die Maschine wurde u.a. in Somerset House der Royal Society ausgestellt und vorgeführt. Anschließend wurde die Maschine auf der Pariser Weltausstellung von 1855 gezeigt. Charles Babbage zeigte Interesse an der 'Maschine der Scheutzers' und unterstützte diese sowohl in London als auch in Paris bei ihren Verkaufsbemühungen, jedoch nicht ohne seinen Beitrag herauszustellen.[6]:20–21 Er versuchte vergeblich die Royal Society (London) davon zu überzeugen Georg Scheutz zum Mitglied zu ernennen.[6]:22

1856 veranlasste Benjamin A. Gould den Kauf der Differenzmaschine für 1000 £ für das Dudley Observatory in Schenectady, N.Y.[6]:25 Die Maschine wurde im April 1857 geliefert und im nachfolgenden Winter für zwei Monate[22]:282 in Betrieb genommen.[6]:26 Nach diesen zwei Monaten wurde Gould von seinen Aufgaben entbunden und die Maschine nicht weiter genutzt.[22]:282–283 Die Scheutz No. 1 wurde somit nie entsprechend ihrer eigentlichen Bestimmung, der direkten Erstellung von Druckvorlagen für Tabellenwerke, eingesetzt.[6]:42 1963 wurde die Differenzmaschine der Smithsonian Institution übereignet.[25]

 
Scheutz Differenmaschine No. 2. (1859)
Maschine im Science Museum, London.

Scheutz No. 2 Bearbeiten

Eine zweite Differenzmaschine (Scheutz No. 2), praktisch eine Kopie der ersten Maschine, baute Edvard Scheutzer im Auftrag des britischen Finanzministeriums zusammen mit Bryan Donkin in London, England, auf. Die Maschine wurde nach 19 Monaten Bauzeit am 5. Juli 1859 übergeben.[22]:223f. Das erste, mit Druckvorlagen aus der Maschine gedruckte Tabellen, waren die Barometertabellen von William Gravatt,[26] 1859.[22]:224 In den folgenden Jahren wurden u.a. die Sterbetafeln (London, 1864) mit Hilfe der Differenzmaschine berechnet.[22]:231 Die Maschine wurde 1914 ausgemustert und dem Science Museum, London, übereignet.[6]:32

Obwohl die Scheutzs nur zwei Differenzmaschinen bauten und diese Maschinen nicht fehlerfrei funktionierten,[6]:26,31 schafften sie es für diese beiden Maschinen eine Öffentlichkeit herzustellen.[6]:32 Neben den Ausstellungen führten die Scheutz ihre Maschine immer wieder vor. 1857 druckten die Scheutz eine 50-seitige Broschüre über die Möglichkeiten der Differenzmaschine, einschließlich einer 29-seitigen Logarithmentafel von 1 bis 10.000.[22]:207f. Das Buch wurde an alle möglichen Kauf-Interessenten einer Differenzmaschine verschickt.[22]:Appendix 2 Eine französische Ausgabe wurde 1858 fertig gestellt.[22]:380

 
Differenzmaschine von Christel Hamann.

Christel Hamann Bearbeiten

Als Julius Bauschinger und Johann Theodor Peters[7]:135 (1889–1941) ein Projekt zur Erstellung von 8-stelligen statt der bisherigen 7-stelligen Logarithmentafeln für die natürlichen Zahlen und der Trigonometrischen Funktionen begannen, wandten sie sich mit der Bitte um die Konstruktion einer Differenzmaschine an Christel Hamann (1870–1948).[7]:135–136 Hamann lieferte die Maschine 1909 aus. Eine detailierte Beschreibung der Maschine findet sich im Vorwort des ersten Bandes der Tafeln.[9]:xi-xv Es handelte sich um eine 16-stellige Maschine mit 2 Differenzen und eingebautem Papierdrucker. Die Differenzmaschine war sehr viel einfacher aufgebaut, als die bisherigen Konstruktionen: Nicht nur arbeitete sie mit nur 2 Differenzen, auch hatte sie keine Art von Automatik, d.h. der Nutzer musste selbst erst die zweite Differenz durch das Betätigen der einen Kurbel zu der ersten addieren, um dann mit der zweiten Kurbel die erste Differenz zum Funktionswert zu addieren. Trotz dieser Einschränkung konnte ein geübter Benutzer 36 Tabelleneinträge in 5 Minuten berechnen.[7]:136 Bauschinger und Peters planten ihr Tabellenwerk um eine Differenzmaschine mit nur 2 Differenzen, indem sie die Maschine nur zur Interpolation über kleine Intervalle nutzten.[7]:136 Die Maschine selbst ist untergegangen,[7]:135–136 ein Abbild findet sich in der Umschlagseite der 1910 herausgegebenen Tafeln.[9][12]

Quellen Bearbeiten

  1. a b c Johann Helfrich von Müller: Beschreibung seiner neu erfundenen Rechenmaschine. Nach ihrer Gestalt, ihrem Gebrauch und Nutzen. Hrsg.: Philipp Engel Klebstein. Varrentrapp Sohn und Wenner, Frankfurt 1786, OCLC 633555891, S. XII und 50 Seiten (Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Signatur: H 1594.).
  2. a b c Charle Babbage: Passages from the Life of a Philosopher. Longman, Green, Longman, Roberts & Green, London 1864 (archive.org [abgerufen am 15. August 2012]).
  3. a b c d Nicholas K. Taylor: Charles Babbage’s Mini-Computer. Difference Engine No. 0. In: Bulletin. The Institute of Mathematics and its Applications. Band 28, 6/7/8 (Juni/July/August). Southend-on-Sea, Essex 1992, S. 112–114.
  4. a b Garry John Tee: More about Charles Babbage’s Difference Engine No. 0. In: Bulletin. The Institute of Mathematics and its Applications. Band 30, 9/10 (September/Oktober). Southend-on-Sea, Essex 1994, S. 134–137.
  5. Charles Babbage, Martin Campbell-Kelly: The Works of Charles Babbage. Hrsg.: Martin Campbell-Kelly. Band 2: The Difference Engine and Table Making. William Pickering, London 1989, ISBN 1-85196-005-8.
  6. a b c d e f g h i j Uta C. Merzbach: Georg Scheutz and the first printing calculator. In: Smithsonian Studies in History and Technology. Band 36. Smithsonian Institution Press, City of Washington 1977, LCCN 76-015379 (sil.si.edu [PDF; abgerufen am 10. September 2012]).
  7. a b c d e f g h i j k l m n o p q r Martin Campbell-Kelly, Mary Croarken, R. Flood, Eleanor Robson (Hrsg.): The History of Mathematical Tables. From Sumer to Spreadsheets. Oxford University Press, Oxford 2003, ISBN 0-19-850841-7.
  8. a b George Bernard Grant: On a New Difference Engine. In: American Journal of Science. Third Series. August 1871, S. 113–117 (archive.org [PDF]).
  9. a b c d Julius Bauschinger, Jean Peters: Logarithmisch-Trigonometrische Tafeln mit acht Dezimalstellen. Die Logarithmen aller Zahlen von 1 bis 200000 und die Logarithmen der Trigonometrischen Funktionen für jede Sexagesimalsekunde des Quadranten. 1. Auflage. Band 1/2. Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig 1910 (archive.org [abgerufen am 17. September 2012] Mit Unterstützung der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaft in Berlin und der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaft in Wien (Treitlstiftung)).
  10. a b c d e Leslie John Comrie: On the Application of the Brunsviga-Dupla Calculating Machine to Double Summation with Finite Differences. In: Monthly Notices of the Royal Astronomical Society. Band 88, März 1928, S. 447–459, Tafeln 4 & 5 (articles.adsabs.harvard.edu [PDF; abgerufen am 29. August 2012]).
  11. a b Dionysius Lardner: Babbage’s calculating engine. In: The Edingurgh Review. Band 59, Juli 1834 (Auch verfügbar in Campbell-Kelly (1989), Seiten 118–186 und als deutsche Übersetzung in Dotzler (1996), Abschnitt 12.).
  12. a b Julius Bauschinger, Jean Peters: Logarithmisch-Trigonometrische Tafeln mit acht Dezimalstellen. Die Logarithmen aller Zahlen von 1 bis 200000 und die Logarithmen der Trigonometrischen Funktionen für jede Sexagesimalsekunde des Quadranten. 1. Auflage. Band 2/2. Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig 1910 (archive.org [abgerufen am 17. September 2012]).
  13. Alexander John Thompson: Logarithmetica britannica being a standard table of logarithms to twenty decimal places. Numbers 10,000 to 50,000 together with general introduction. Band 1/2. Cambridge 1952.
  14. Alexander John Thompson: Logarithmetica britannica being a standard table of logarithms to twenty decimal places. Numbers 50,000 to 100,000. Band 2/2. Cambridge 1952.
  15. Otto Weber: Ein Computer des 18. Jahrhunderts. Die Rechenmaschine des Landbaumeisters Müller. In: Photorin. Mitteilungen der Lichtenberg-Gesellschaft. Nr. 3, Dezember 1980, S. 13–23.
  16. a b c Ralph Bülow: Ein Entwurf für eine Differenzenmaschine aus dem Jahre 1784. In: Sudhoffs Archiv. Band 73, Nr. 2, 1989, S. 219–222.
  17. Charles Babbage: A Note Respecting the Application of Machinery to the Calculation of Astronomical Tables. In: Memoirs of the Astornomical Society. Band 1, 1822, S. 309 (Auch verfügbar in Campbell-Kelly (1989):3–4, sowie als deutsche Übersetzung in Bernhard Dotzler (1996):Aufsatz 7).
  18. a b Charles Babbage: On the Applications of Machinery to the Purpose of Calculating and Printing Mathematical Tables. In: Parliamentary Papers. Band 15, 1823, S. 9–14 (Ursprünglich Brief an Sir Humphry Davy, 1822. Auch verfügbar in Campbell-Kelly (1989):6–14, sowie als deutsche Übersetzung in Bernhard Dotzler (1996):Aufsatz 8).
  19. Charles Babbage: The science of number reduced to mechanism. (Zu Lebzeiten von Babbage unveröffentlicht. Abgedruckt in Campbell-Kelly (1989):15–32).
  20. Denis Roegel: Prototype Fragments from Babbage’s First Difference Engine. In: IEEE Annals of the History of Computing. Band 31, Nr. 2 (April–Juni), 2009, ISSN 1058-6180, S. 70–75, doi:10.1109/MAHC.2009.31 (ieeexplore.ieee.org [abgerufen am 12. August 2012]).
  21. a b Garry John Tee: The Heritage of Charles Babbage in Australasia. In: Annals of the History of Computing. Band 5, Nr. 1, 1983, S. 45–60, doi:10.1109/MAHC.1983.10006.
  22. a b c d e f g h i j k l Michael Lindgren: Glory and failure. The difference engines of Johann Müller, Charles Baggage and Georg and Edvard Scheutz (= Stockholm papers in history and philosophy of technology. Band 2017). 2. Auflage. MIT Press, 1990, ISBN 978-0-262-12146-0, S. 415 (Zugleich Dissertationsschrift Linköping Universität: Linköping studies in arts and science. Band 9, 1987).
  23. Dionysius Lardner: Babbage’s calculating engine. In: The Edingurgh Review. Band 59, Juli 1834.
    Dionysius Lardner: Babbage’s calculating engine. In: Martin Campbell-Kelly (Hrsg.): The Works of Charles Babbage. The Difference Engine and Table Making. Band 2. William Pickering, London 1989, ISBN 1-85196-005-8, S. 118–186 (Abdruck aus The Edingurgh Review von 1834).
  24. tekniskamuseet.se
  25. Edwards Park: What a difference the Difference Engine made. From Charles Babbage’s calculator emerged today’s computer. In: Smithsonian magazine. Februar 1996 (smithsonianmag.com [abgerufen am 5. August 2012]).
  26. William Gravatt, Companion to the Barometer, Mountain Barometer Tables; Calculated and Stereotyped by Messrs. Scheutz’s Calculating Machine No. 2 and Printed by Machinery, London, 1859.