Das Evangelische Zentralarchiv in Berlin (EZA) ist das Archiv der Evangelischen Kirche in Deutschland und wird von der EKD und der EKU/UEK gemeinsam unterhalten. Es verwahrt die Unterlagen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Union der Evangelischen Kirchen (UEK) sowie ihrer Rechts- und Funktionsvorgänger. Das EZA befindet sich seit 2000 in dem Kirchlichen Archivbau in Berlin-Kreuzberg.

Zuständigkeit Bearbeiten

In Abgrenzung zu den Landeskirchlichen Archiven verwahrt das EZA die Unterlagen der zentralen kirchlichen Einrichtungen und Leitungsorgane[1], unter anderem folgender Institutionen:

  • Kirchenamt der EKD
  • Kirchenkanzlei der EKD
  • Beauftragte des Rates der EKD
  • Archivamt der EKD
  • Kirchengericht der EKD

Das EZA ist außerdem zuständig für das Archivgut und die Kirchenbücher aus den ehemaligen deutschen Gemeinden der Preußischen Landeskirche und ehemaligen deutschen Siedlungsgebieten sowie Auslandsgemeinden.

Überdies sammelt das EZA auch die Nachlässe bedeutender evangelischer Persönlichkeiten sowie Archivgut überregionaler Institutionen und Vereine, wie zum Beispiel:

  • Deutscher Evangelischer Kirchentag
  • Evangelischer Kirchentag in der DDR
  • Gustav-Adolf-Werk
  • Evangelische Studentengemeinde
  • Aktion Sühnezeichen und weitere Friedensdienste
  • Kirchenkampf und darin involvierte Persönlichkeiten

Benutzung Bearbeiten

 

Auf Antrag können Interessierte die verwahrten Unterlagen im EZA einsehen. Die Bestände sind durch analoge Findmittel erschlossen, außerdem gibt es die Online-Datenbank Query, welche bereits eine Anzahl an Beständen führt und stetig erweitert wird. Wie in der Gebührenordnung für die Benutzung des Kirchlichen Archivzentrums Berlin(Archivgebührenordnung)[2] nachzulesen, können Gebühren für die Nutzung anfallen. Die Höhe der Gebühren kann einer Gebührentafel auf der Homepage des EZA entnommen werden[3]. Die Benutzung des Archivs unterliegt dem Kirchengesetz über die Sicherung und Nutzung von Archivgut der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD-Archiv-Gesetz)[4] und der Ordnung für die Benutzung des Kirchlichen Archivzentrums Berlin (Archivbenutzungsordnung)[5].

Arbeitsbereiche/Abteilungen Bearbeiten

Kirchenbuchstelle Bearbeiten

Die Kirchenbuchstelle ist für die Verwahrung und Bereitstellung der Kirchenbücher der Auslands- und ehemaligen deutschen Gemeinden der Preußischen Landeskirche zuständig. Die Kirchenbuchstelle stellt Personen, die aus den ehemaligen Ostprovinzen kommen, bei vorhandenen Kirchenbüchern Ersatzdokumente aus. Diese dienen als rechtskräftige Nachweise zur Anlegung von Familienbüchern sowie bei Renten- und Erbschaftsangelegenheiten. In begrenztem Umfang können genealogische Suchanfragen von der Kirchenbuchstelle bearbeitet werden, es besteht jedoch auch die Möglichkeit selber im Benutzersaal des Archivs tätig zu werden.

Die ehemaligen Ostgebiete teilen sich in 6 Kirchenprovinzen, für welche jeweils ein Sachbearbeiter zuständig ist. Die Kirchenprovinz Brandenburg stellt dabei einen Sonderfall dar: Das Zentralarchiv ist nur m Besitz der Kirchenbücher östlich der Oder, Kirchenbücher aus dem Gebiet des heutigen Bundeslandes Brandenburg liegen im dafür zuständigen Archiv des Landeskirchlichen Archives in Berlin/ELAB. Dieses befindet sich ebenfalls im Kirchlichen Archivzentrum in Berlin-Kreuzberg. Insgesamt verwahrt die Kirchenbuchstelle:

 

Diese Gebiete gehören heute zu Polen, Russland und Litauen, deutsche evangelische Gemeinden gibt es dort nicht mehr.

  • ca. 750 Militärkirchenbücher der ehemaligen preußischen Armee und der deutschen Wehrmacht.
  • ca. 70 Auslandskirchenbücher aus deutschsprachigen evangelischen Gemeinden im Ausland
  • Personenstandsunterlagen aus dänischen Flüchtlingslagern (nur zur amtlichen Benutzung)

Aus konservatorischen Gründen erfolgt die Einsicht nur noch in Form von Mikrofiches. Das Evangelische Zentralarchiv hat damit begonnen, die Kirchenbücher zu digitalisieren und die Digitalisate im Kirchenbuchportal Archion online bereitzustellen.[6]

Bibliotheksstelle Bearbeiten

Die Bibliothek des Evangelischen Zentralarchivs ist eine Spezialbibliothek mit dem Sammelschwerpunkt Geschichte der evangelischen Kirche in Deutschland ab dem 19. Jahrhundert. Sie umfasst ca. 80.000 Bände sowie ca. 3.000 Zeitschriftentitel. Darunter sowohl Monographien mit aktuellen Forschungsergebnissen als auch seltene, nicht kommerziell verlegte Publikationen aus dem 19. und 20. Jahrhundert ("graue Literatur") zu den Themenschwerpunkten:

  • Kirchenkampf (1933–1945)
  • Geschichte der evangelischen Kirche in der DDR
  • Geschichte der ökumenischen Bewegung
  • Deutsche Auslandsgemeinden
  • Christliche Friedensbewegung
  • Evangelische Kirche in den ehemaligen deutschen Ostgebieten
  • Settlementbewegung
  • Quäker

Alle Publikationen sind online über einen OPAC [7] recherchierbar. Einzelne Veröffentlichungen sind digitalisiert und im Lesesaal abrufbar.

Publikationen Bearbeiten

Das EZA hat diverse Publikationen veröffentlicht, deren Titel auf der Homepage des Archivs aufgeführt werden[8].

Geschichte Bearbeiten

Das Archiv der EKD (1939–1979) Bearbeiten

Im Jahr 1939 wurde als erstes Archiv für die gemeinsamen Einrichtungen der Evangelischen Kirchen das „Archiv der Evangelischen Kirche“ bei der Kirchenkanzlei der DEK in Berlin eingerichtet. Das verwahrte Archivgut überstand den Zweiten Weltkrieg unbeschadet und wurde 1960 nach Hannover und 1972 von dort nach Soest verlegt. 1974 kehrte das Archiv wieder nach Berlin in das Gebäude der Kirchenkanzlei der Evangelischen Kirche der Union zurück. Zunächst als eigene Einrichtung geführt, wurde es 1979 mit dem Archiv der EKU im EZA vereinigt. Gleichzeitig gelangte mit dem Archiv der EKD das Ökumenische Archiv in das EZA. 1959 von Friedrich Siegmund-Schultze in Soest eingerichtet, wurde es 1972 von der EKD übernommen. Das Archiv sollte ein Dokumentations- und Forschungszentrum zur Geschichte der ökumenischen Bewegung und der christlichen Friedensbewegung seit ihren Anfängen sein. Darüber hinaus umfasst das ökumenische Archiv Nachlässe und Sammelmaterial von anderen Persönlichkeiten der Ökumene und der christlichen Friedensbewegung, die im Laufe der Zeit von Siegmund-Schultze zusammengetragen worden sind. Viele der Provenienzen sind nicht mehr festzustellen. Außerdem beinhaltete das Archiv eine umfangreiche Bibliothek.

Das Archiv der Evangelischen Kirche der Union (1945–1979) Bearbeiten

Die ersten archivarischen Aufgaben nahm 1945–1954 für die Evangelische Kirche der Union, der Nachfolgeorganisation der Kirche der Altpreußischen Union, das Konsistorium der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg wahr. Zehn Jahre später, 1964, wurde ein Hauptamtlicher Archivar von der EKU berufen und ein eigenes Archiv gegründet. Dieses Archiv umfasste die Altregistratur des Evangelischen Oberkirchenrats und der Kirchenkanzlei der EKU als der Nachfolgebehörde des EOK. Außerdem verwahrte das Archiv die Archivalien der ehemaligen östlichen Kirchenprovinzen sowie die Kirchenbücher der selbigen. Schließlich wurde dem Archiv der EKU das „Archiv für die Geschichte des Kirchenkampfes“, welches von Prof. Dr. Günther Harder zusammengestellt wurde, durch die Kirchliche Hochschule Berlin im Jahr 1976 übergeben.

 

Gemeinsames Archiv von Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR – Evangelische Kirche der Union – Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg Bearbeiten

Die Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg, der 1969 gegründete Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR (BEK) und der seit 1972 durch Teilung der EKU entstandene Bereich DDR der EKU errichteten 1987 ein gemeinsames Archiv in Berlin-Mitte. 1992 kamen diese Bestände in das Evangelische Zentralarchiv in Berlin. Auf Grund der Größe des Bestandes musste ein Teil der Archivalien in das Dietrich-Bonhoeffer-Haus (DBH) in Berlin-Mitte überführt werden. Das DBH verwahrt vor allem Material zur Geschichte der EKiBB, ergänzt wird dieser Bestand durch eine Spezialbibliothek zu diesem Forschungsbereich mit ca. 15.000 Bänden.

Das Evangelische Zentralarchiv Berlin Bearbeiten

Das Evangelische Zentralarchiv in Berlin wurde 1979 geschaffen und setzt sich aus den ehemaligen Archiven der EKD und der EKU zusammen. Als am 30.06.1992 der Vertrag über das Geheime Archiv von Bund, EKU und EKiBB auslief, wurden die Bestände des BEK und der EKU mit denen des EZA vereinigt. Seit dem Jahr 2000 ist das Archiv im Kirchlichen Archivzentrum Berlin, einem Archivzweckbau, untergebracht. In dem Gebäude befinden sich auch das Archiv der evangelischen Landeskirche in Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz, das Diözesenarchiv Berlin und das Archiv des Berliner Missionswerkes. Vor dem Umzug befand sich das EZA im Gebäude des Evangelischen Oberkirchenrates in der Jebensstraße 3 in Berlin-Charlottenburg. Heute befindet sich dort das Evangelische Kirchenamt für die Bundeswehr.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. http://www.ezab.de/service/ueber.html
  2. http://www.ezab.de/download/EZAGebuehrenordnung.pdf
  3. http://www.ezab.de/download/EZAGebuehrentafel.pdf
  4. http://www.ezab.de/download/eza_ekd_archivgesetz.pdf
  5. http://www.ezab.de/download/EZAArchivbenutzungsordnung.pdf
  6. https://www.archion.de/de/archive/berlinbrandenburg/evangelisches-zentralarchiv-in-berlin/
  7. http://opac.ezab.de/index.asp?DB=web_biblio/
  8. http://www.ezab.de/service/23881.html/

Literatur Bearbeiten

  • Christa Stache: Das Evangelische Zentralarchiv in Berlin und seine Bestände (= Veröffentlichungen des Evangelischen Zentralarchivs in Berlin. Band 5). Alektor-Verlag, Berlin 1992, ISBN 3-88425-055-8.

Weblinks Bearbeiten

Berlin Kategorie:Archiv (Berlin) Kategorie:Evangelische Kirche in Deutschland Kategorie:Protestantismus in Berlin Kategorie:Gegründet 1979