Logo EWW an der Werkshalle entlang der Eisenbahnlinie Hannover-Hildesheim in Höhe des Bahnhofs Wülfel

Das Eisenwerk Wülfel in Hannover war ein Eisen- und stahlverarbeitendes Unternehmen und das größte Werk zur Herstellung von technischer Transmissionen in Europa. Firmeneigene Konstruktionen wie das „Wülfel Lager“ und die „Wülfel-Hill-Kupplungen“ erlangten Weltruf aufgrund ihrer hohen Energieeinsparungen und ihre lange Lebensdauer. Die vor allem im 20. Jahrhundert auf mehreren Kontinenten agierende Firma produzierte hauptsächlich im heute hannoverschen Stadtteil Wülfel auf einem Gelände, auf dem sich nach dem Konkurs ab 1975 ein Gewerbepark entwickelte.[1]

Geschichte Bearbeiten

Hannoversche Messing- und Eisenwerke Bearbeiten

 
Briefbogen der Hannoversche Messing- & Eisenwerke, „Abtheilung Maschinenfabrik, Eisen- und Metallgiesserei“;
beschrieben von Paul Troester am 24. März 1890; im Briefkopf die Medaille einer Ausstellung 1889 in Berlin
 
Transmissionsantrieb durch Zahnräder auf lederne Treibriemen;
Beispielbild aus anderer Firma

Das Eisenwerk Wülfel hatte seinen Ursprung in dem 1792 von Johann Friedrich Bernstorff zunächst als „Gürtlerei und Bronzewarenfabrik“ gegründeten Unternehmen, die spätere Firma C. Bernstorff & Eichwede. Diese wurde am 29. September 1882 in eine Aktiengesellschaft unter dem Namen Hannoversche Messing- und Eisenwerke AG umgewandelt. Das Fertigungsprogramm umfasste sehr verschiedene Produkte, insbesondere „Specialitäten“ wie Messinglöffel, eiserne Kohlenkästen und Dachfenster-Rahmen bis hin zu Dampfmaschinen. Hierfür wurden zahlreiche Patente erworben wie zum Beispiel das "Patent-Lorenz-Lager" oder die "Frictions-Kupplung, Patent Lorenz", was eine weitere Prosperität bewirkte. Für die „Abteilung Maschinenfabrik“ war jedoch bald eine räumliche Erweiterung notwendig, die in der Enge der Altstadt jedoch nicht möglich war. Daher wurde das gesamte Werk im November 1889 in das damalige Dorf "Wülfel vor Hannover" verlegt.[2]

Auch in Wülfel nahm die Produktion der überkommenen „Specialitäten“ anfangs noch breiten Raum ein, wodurch dem Wachstum des Unternehmens ein jähes Ende drohte.[2] 1892 wurde deshalb Wilhelm Ellmenreich mit der kaufmännischen Leitung betraut. Er stellte jedoch die Bedingung, der Ingenieur Carl Wundsch, mit dem ihn bereits ein langjährige Freundschaft aus gemeinsamer Arbeit verband, solle die technische Leitung übernehmen.[3]

Für die beiden Männer wurde das Werk nun zur Lebensaufgabe. Der Ingenieur Carl Wundsch drang von Anfang auf eine Reduzierung des Fertigungsprogramms. Da es in ganz Europa kein Unternehmen gab, das ausschließlich von der Transmission lebte, sollte diese Sparte nun alleiniges Programm werden. Hierfür forderte er sogar eine Änderung des Firmennamens.[3]

So wurden nun große Summen für den Umbau der Werksanlagen und die Erschließung des Transmissions-Marktes aufgewandt. Die primitiven, Kraft und Schmiermittel fressenden Transmissionen wurden durch betriebssichere und wirtschaftlichere ersetzt. Die Mehrkosten der besseren Qualität wurde durch rationellere Fertigung aufgewogen. Wundsch prägte den Grundsatz: "Das Beste zu liefern, was nach heutigen Stand der Technik herzustellen ist".[3]

Ein Netz von eigenen technischen Büros und Vertretungen wurde aufgebaut. Fachingenieure projektierten die neuen Anlagen beim Kunden, leiteten den Einbau durch eigene Monteure und überwachten den späteren Betrieb beim Kunden. So wurde ein ständiger Erfahrungsaustausch zwischen Kunden und dem Werk geschaffen.[3]

Eisenwerk Wülfel Bearbeiten

 
Blick in eine leergeräumte Halle des Eisenwerks
 
Erdölpumpe, sogenannte „Pferdekopf-Pumpe“, auf einem Feld bei Varrel

Literatur Bearbeiten

 
Übersichtsplan am heutigen Gewerbepark Am Eisenwerk


  • Paul Rademacher BDG, Dieter Baatz u.a.(Fotos, Ill.): Durch Qualitätsarbeit zur Weltfirma. 75 Jahre Eisenwerk Wülfel, Darmstadt: Hoppenstedt, 1957
  • Helmuth Plath, Herbert Mundhenke: Heimatchronik der Stadt Hannover, E. Brix, 1956, S363ff.
  • Fred Erhardt: Zwischen Masch und Maschinen. Vom Bauerndorf zum Industriestandort. Industriegeschichte und Arbeiterkultur in Hannover Wülfel. Bilder und Dokumente einer Entwicklung , Hannover: Tragwerk e. V., 1996, S. 32–42
  • Waldemar R. Röhrbein: Eisenwerk Wülfel, in: Stadtlexikon Hannover, S. 156f.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Eisenwerk Wülfel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Waldemar R. Röhrbein: Eisenwerk Wülfe, in: Stadtlexikon Hannover, S. 156–157
  2. a b N.N.: Durch Qualitätsarbeit zur Weltfirma. 75 Jahre Eisenwerk Wülfel, unter Mitwirkung von Paul Rademacher BDG (Ill.), Dieter Baatz et al.(Fotos), Darmstadt: Hoppenstedt, 1957 (ohne Seitennummerierung), Abschnitt Dampfmaschine und Gesamtantrieb
  3. a b c d N.N.: Durch Qualitätsarbeit ..., Abschnitt Zwei Männer mit neuem Ziel