Leben Bearbeiten

Kindheit und Jugend - Ein umögliches Mädchen Bearbeiten

Jiang Qing wurde als Li Shumeng (李淑蒙, Lǐ Shúméng) in Zhucheng, in der Provinz Shandong geboren. Ihre Mutter war zu diesem Zeitpunkt 30 Jahre und ihr Vater, Li Dewen, 60 Jahre alt. [1] Über die Mutter ist sehr wenig bekannt, Jiang Qing hat sich selbst kaum zu ihr geäußert. Die Mutter, deren Name unbekannt ist, war vermutlich die Nebenfrau Lis, der ein kleines Handwerksunternehmen besaß. Jiangs Vater war ein Trinker, der sich kaum um Frau und Tochter kümmerte. Als Li Shumeng 5 Jahre alt war, verstieß der Vater seine Nebenfrau und die Tochter. Die Mutter schlug sich als Bedienstete in Haushalten Wohlhabender durch, wobei sexuelle Dienstleistungen wohl mit einbegriffen waren. Diese prekären Lebensumstände dienten später zur offiziellen Einschätzung von Jiang Qings Mutter als unmoralischer Frau. [2]

Li Shumeng besuchte, mit Unterbrechungen, zwei Grundschulen in Zhucheng. Ihr Verhalten stimmte nicht immer mit den Erwartungen überein, die man an ein Mädchen stellte. Sie war eher eine Außenseiterin, die, wenn herausgefordert, Auseinandersetzungen nicht aus dem Weg ging. Mitte der 1920er Jahre wandte sich ihre Mutter an ihre eigene Familie in Jinan und bat um Unterstützung für sich und die Tochter. Die Eltern waren dazu bereit, so dass Li Shumeng in die Obhut der materiell abgesicherten und sozial anerkannten Großeltern kam. Von ihnen erhielt sie auch ihren neuen Namen, Li Yunhe (李云鹤, Lǐ Yúnhè). Ihr Leben bewegte sich nun in ruhigeren Bahnen. Der Großvater ermöglichte ihr den Besuch der Mittelschule. 1926/27 nahm ihre Mutter sie dann mit nach Tianjin zu einer deutlich älteren Halbschwester des Mädchens. Li Yunhe besuchte in dieser Zeit keine Schule, sondern half widerwillig im Haushalt der Halbschwester. 1928 kehrte Li Yunhe nach Jinan zu den Großeltern zurück. Die Mutter heiratete vermutlich erneut und spielte im Leben ihrer 14-Jährigen Tochter ab diesem Zeitpunkt keine größere Rolle mehr. [3]

Das Mädchen wird für mehrere Monate das Mitglied einer wenig seriösen Vorstadttheatergruppe, wobei unklar ist, ob sie dies freiwillig tat. Sie kehrt aber auf Veranlassung des Großvaters, der sie freikaufen muss, wieder nach Hause zurück. Wenig später bewirbt sie sich an der auf Provinzebene neu gegründeten Akademie für experimentelles Theater (山东省立实验剧院, Shāndōng shěnglì shíyàn jùyuàn) und wird zu ihrer und der Familie Überraschung angenommen.[4] Als eines von nur drei Mädchen ihres Jahrgangs studiert sie bis zur Schließung der Schule Ende 1930. Neben dem Unterricht in traditionellen Theaterformen erhielten die Studenten auch die Möglichkeit, westliche Musikinstrumente zu erlernen und neue schauspielerische Ausdrucksformen wie das moderne Sprechtheater zu studieren. [5]

Schauspielerische und politische Ambitionen Bearbeiten

1929 immatrikulierte sich die erst 15-jährige Li He am Shandonger Provinztheater für Experimentelle Kunst. Bereits 1931 ging sie nach Qingdao, wurde Studentin und Wanderschauspielerin.[6] Außerdem trat Li He der „Liga linker Dramatiker“ und der „Liga linker Schriftsteller“ bei, 1932 schloss sie sich überdies der Antiimperialistischen Liga an. Indem sie so Vertrauen gewann, arbeitete sie auf das Ziel der kommunistischen Parteimitgliedschaft hin.[7] Sie trat schließlich 1933 der Kommunistischen Partei Chinas in Qingdao bei. Noch im selben Jahr zog Jiang Qing nach Shanghai. Dort trat sie mit der Shanghaier Werk-Studiums-Truppe als Schauspielerin auf, während sie gleichzeitig sie an einer Abendschule für Arbeiter unterrichtete und versuchte, mit der im Untergrund arbeitenden Kommunistischen Partei in Shanghai Kontakt aufzunehmen. Infolge dieser Bemühungen kam es zu einer Festnahme durch die Guomindang. Nach ihrer Freilassung nahm Jiang Qing ihre Karriere als Schauspielerin wieder auf und wirkte zwei Jahre lang in linksgerichteten Filmen mit.[8] Ihr Künstlername als Filmschauspielerin war Lan Ping (蓝苹 = blauer Apfel) – sie spielte unter anderem 1935 in Dushi fengguang von Yuan Muzhi. In diesen Jahren wandte sie sich auch verstärkt der Politik zu und spielte in einem proletarischen Theaterverband, der „progressive“ Stücke für die Landbevölkerung aufführte. Während ihrer Zeit als Schauspielerin führte Jiang Qing Beziehungen bzw. Ehen mit verschiedenen Männern, unter anderem mit Tang Na, einem linken Autor und Propagandist proletarischer Literatur. Dieser unternahm, angeblich als er von einer möglichen Affäre seiner Frau erfuhr, einen erfolglosen Selbstmordversuch, was später der Parteiführung als einer der Gründe dafür dienen sollte, die Beziehung zwischen Jiang Qing und Mao entschieden abzulehnen.[9]

Yan'an - die vierte Ehefrau des Vorsitzenden Bearbeiten

1937 gelangte die inzwischen 23-jährige Schauspielerin nach Yan'an, um an der Akademie für dramatische Kunst zu arbeiten. Nach einer sechsmonatigen militärischen Grundausbildung studierte sie an der Lu-Xun-Akademie, an der Mao gelegentlich über Philosophie und Literatur sprach.[10] Um sich der Namen Li Yunhe und Lan Ping und der damit verknüpften unseligen Erinnerungen an Shanghai zu entledigen, nahm sie, wie viele andere, mit ihrem neuen kommunistischen Leben auch einen neuen Namen an - Jiang Qing.[11]

1939 begann sie ihre Liaison mit dem fast 20 Jahre älteren Anführer des Langen Marsches, Mao Zedong. Da Jiang Qing bereits mehrere eheähnliche Verbindungen hinter sich hatte, in Shanghai mit einigen Skandalen in Verbindung gebracht worden war und überdies Maos vorherige Ehefrau Hè Zǐzhēn (贺子珍) verdrängte, die sich großer Beliebtheit erfreute, war die Parteiführung von Maos Wahl nicht erfreut. Es wird vermutet, dass Jiang Qing infolgedessen sogar dazu verpflichtet wurde, zunächst nicht öffentlich mit Mao aufzutreten, sich nicht in der Partei zu engagieren oder selbst politische Ämter anzutreten.[12] Womöglich deshalb betätigte sich Jiang Qing in den ersten acht Jahren ihrer Ehe vor allem als Maos Sekretärin.

Anfang der 50er Jahren versuchte Jiang Qing immer wieder, sich auch politisch zu engagieren, nahm beispielsweise 1950/51 an der Bodenreform in Ostchina sowie an der Reform des Eherechts in der Umgebung von Wuhan teil. 1954 brachte sie eine ideologische Diskussion über den Roman „Traum der roten Kammer“ in Gang. Allerdings waren diese Versuche nicht von großem Erfolg gekrönt: Jiang Qing wurde genötigt, ihr Engagement geheim zu halten und musste Ende 1951 ihren Posten als Leiterin des Allgemeinen Büros im Zentralkomitee der Partei zurücktreten. Sie wurde also erneut Maos Sekretärin und blieb auch die gesamten 50er Jahre in diesem Amt.[13] In dieser Zeit litt Jiang Qing an diversen Krankheiten – man geht davon aus, dass es sich überwiegend um psychosomatische Beschwerden handelte – infolge derer sie sich auch einige Male zur Behandlung in der Sowjetunion aufhielt.[14] In Jiang Qings eigenen Erinnerungen waren die 50er Jahre von physischer und politischer Belastung geprägt, Krankheit und Genesung, Rückzug aus politischen Ämtern und Wiederaufnahme früherer Positionen wechselten sich ab.[15]

Aufstieg zur Macht Bearbeiten

Niederlage im Machtkampf Bearbeiten

Perspektiven auf eine umstrittene Person Bearbeiten

Quellenlage Bearbeiten

Offene Punkte Bearbeiten

  • Hexe, Heilige, Maos Hund oder was? - von vielerlei Perspektiven und Absichten
    • eigene Darstellung Jiang Qings
      • öffentliche Inszenierung während der Kulturrevolution
      • als Interviewpartnerin Witkes
      • als Angeklagte vor dem Tribunal
    • mediale Darstellung nach ihrer Festnahme
      • Absichten der Gruppe um Deng
      • Verbindung mit Cixi
      • Möglichkeit der Verdammung von Politik unter Mao ohne Maos Integrität zu erschüttern
    • eine Frau mit dem Willen zur Macht und die Mechanismen zur Verunglimpfung dieses Machtwillens
      • "talentlose/erfolglose" Schauspielerin = loses Mädchen
      • Diskussion und Herausstellung "unweiblicher" Eigenschaften
      • Ehebrecherin, zu der Mao nicht nein sagen konnte - Ehe mit ihr als menschlicher Fehler Maos
      • Topos der Bösen Frau als Wurzel allen Übels


  • problematische Quellenlage
  1. Terrill:1999, S.15.
  2. Terrill:1999, S.19.
  3. Terrill:1999, S.22.
  4. Terrill:1999, S.25.
  5. Terrill:1999, S.27.
  6. Roxane Witke: Genossin Tschiang Tsching. Die Gefährtin Maos erzählt ihr Leben, München/Zürich 1977, S. 519.
  7. Roxane Witke: Genossin Tschiang Tsching. Die Gefährtin Maos erzählt ihr Leben, München/Zürich 1977, S. 78.
  8. Witke, Roxane: Genossin Tschiang Tsching. Die Gefährtin Maos erzählt ihr Leben, München/Zürich 1977, S. 519f.
  9. Vgl.: Chen-Ping Hsien: The Rise and Fall of Comrade Chiang Ch’ing, in: Asian Affairs. An American Review 5, 1978, S. 148 – 164, hier S. 151f.
  10. Chen-Ping Hsien: The Rise and Fall of Comrade Chiang Ch’ing, in: Asian Affairs. An American Review 5, 1978, S. 148 – 164, hier S. 152f.
  11. Vgl. Roxane Witke: Genossin Tschiang Tsching. Die Gefährtin Maos erzählt ihr Leben, München/Zürich 1977, S. 169.
  12. Chen-Ping Hsien: The Rise and Fall of Comrade Chiang Ch’ing, in: Asian Affairs. An American Review 5, 1978, S. 148 – 164, hier S. 153; anders bei: Lillian Craig Harris: Comrade Dowager Chiang Ch‘ing, in: Asian Affairs. An American Review 9, 1982, S. 163 – 173, hier S. 165.
  13. Roxane Witke: Genossin Tschiang Tsching. Die Gefährtin Maos erzählt ihr Leben, München/Zürich 1977, S. 521.
  14. Lillian Craig Harris: Comrade Dowager Chiang Ch‘ing, in: Asian Affairs. An American Review 9, 1982, S. 163 – 173, hier S. 167.
  15. Roxane Witke: Genossin Tschiang Tsching. Die Gefährtin Maos erzählt ihr Leben, München/Zürich 1977, S. 241.