Gerhard Fugmann (*30. September 1940 in Oberweimar) ist ein deutscher Fachjournalist, Kunstwissenschaftler und Publizist.

Gerhard Fugmann [1] wurde 1940 in Oberweimar geboren. Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges verlor die Familie ihr Haus an die sowjetische Besetzungsmacht. Wohnungslos geworden, nahm die mittelständische Großmutter die Familie in Gera/Thüringen auf. Für das fünfte und letzte Kind erfolgte die Einschulung im Herbst 1947. In den oberen Klassen betätigte er sich als Schüler-Korrespondent der „Volkswacht“, ein SED-Partei-Blatt. Zugleich schloss er sich in seinem nahen Lebensumfeld einer Arbeitsgemeinschaft „Junge Heimatforscher“ an. Dem Schulabschluss folgte die Berufsausbildung als Kleiderstoff- und Buntweber. Danach verließ er seine Heimatstadt Gera und qualifizierte sich im Großkraftwerk Trattendorf/Spremberg zum Kraftwerksmaschinisten und Heizer. Noch nicht zwanzig Jahre alt, fuhr er die damals in der DDR größten 25- und 50-Mega-Watt-Turbinen aus der Produktion des Berliner Energiemaschinenbauers Bergmann-Borsig. Parallel dazu bereitete er sich auf ein mehrjähriges Energie-Studium in Zittau vor, besann sich dann jedoch auf sein ursprüngliches Bildungs-Interesse Kultur und Kunst. Er verließ das Jugendkraftwerk in der Lausitz und absolvierte einen sechsmonatigen kunstgeprägten Fachlehrgang des DDR-Ministeriums für Kultur. Anfang der sechziger Jahre wurde er redaktioneller Mitarbeiter der Abteilung Kultur der Lausitzer Rundschau in Cottbus. Ein spezielles Journalistik-Studium an der Karl-Marx-Universität Leipzig vermittelte ihm journalistische Grundkenntnisse. Anschließend studierte er im Fachbereich Ästhetik der Karl-Marx-Universität Kunst- und Kulturwissenschaften und schloss dies nach fünf Jahre mit einem akademischen Diplom ab.

Zu seinen ehrenamtlichen Tätigkeiten gehörte es, innerhalb des Verbreitungsgebietes der Tageszeitung eine resonanzstarke Aktion „Brennpunkt Straße“ zu etablieren. Zum alljährlichen Pressefest der Lausitzer Rundschau gestaltete er Bühnen-Unterhaltungs-Programme, die von über hunderttausend Lesern angenommen wurden. Als verantwortlicher Redakteur der Wochenendbeilage der Lausitzer Rundschau rubrizierte er in den siebziger Jahren neue Themen wie Verkehrssicherheit, internationale Mobilitätstendenzen, medizinische und Weltraum-Forschung.

Stagnation und Revolution

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Seine journalistische Tätigkeit schloss einen systematischen Aufstieg in der Leitungspyramide der „Lausitzer Rundschau“ kategorisch aus. Sein Vater saß als Waldheim-Verurteilter wegen „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ bis zu einer Amnestie des DDR-Staatspräsidenten im Zuchthaus Brandenburg. Das begründete permanentes Misstrauen dem Sohn gegenüber, er könne gegen damals geltende „Sozialistischen Normen“ verstoßen. Solche Ängste bestätigte Gerhard Fugmann, als ein heimlich von ihm erarbeitetes Essay über die „Leiden eines jungen Journalisten“ bekannt wurde. Von einer Kollegin denunziert, verlor er seinen Arbeitsplatz in der Lausitzer Rundschau. Permanenter Fachkräftemangel endete seine Arbeitslosigkeit mit probeweiser Anstellung in der Kreisredaktion Spremberg. Da jedoch die Cottbuser Kulturredaktion unbesetzt geblieben war, kehrte er bald mit einem „Kommissarischen Status“ an seinen ursprünglichen Arbeitsplatz zurück. In den achtziger Jahren spitzten sich die politischen Konflikte auch innerhalb der Redaktion zu. Gerhard Fugmann trat der Chefredaktion mit einem Leitungs-Konzept entgegen, das die Lausitzer Rundschau als „Heimatzeitung“ profilieren sollte. Solche Konzepte schrieb jedoch die Propaganda-Abteilung des Zentralkomitees der SED in Berlin. Folglich blieb ihm und seinen verbündeten Kollegen nur die Absetzung der Chefredaktion. Das westdeutsche Magazin „ Der Spiegel“ kommentierte die Vorgänge gewohnt zynisch. Der Initiator manövrierte sich dagegen in gefährliche Nähe einer Haft in Bautzen. Noch existiere die DDR. Unbeeindruckt davon verhandelte er mit dem Geschäftsführer einer in Saarbrücken erscheinenden Tageszeitung, um dessen Medienerfahrungen für die rasche Umwandlung der Lausitzer Rundschau in ein – wie der „Spiegel“ beobachtet hatte – in ein „unabhängigen Blattes“ zu nutzen. Nicht autorisierte Kollegen der Lausitzer Rundschau hatten parallel ähnliche Kontakte aufgenommen, wurden aber nicht ernst genommen. Der Chef aus Saarbrücken kam als Berater nach Cottbus und nahm die Zeitung schließlich für den Holtzbrinck-Konzern in Besitz.

Die Zäsur

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Wochen davor hatte Gerhard Fugmann die Wahl als Chefredakteur nicht angenommen. Dafür schlug er einen anderen Mitarbeiter vor, den er damals für kompetenter hielt, der allerdings später vom neuen Eigner aus diesem Amt entfernt wurde. Gerhard Fugmann übernahm die Funktion eines Stellvertreters. Ihm lag daran, zunehmend Kollegen und Volontäre aus dem Westen ins Haus zu holen, bis er selber kündigte. Aber erst nach Perioden diskriminierender Arbeitslosigkeit und Ein-Euro-Jobs konnte er sich wieder journalistisch für regionale Medien betätigen. Danach arbeitete er etwa 25 Jahre als „Freier“ Theater- und Kunstkritiker für die Sächsische Zeitung Dresden, sowie ebenfalls 25 Jahre als Chef des in Brandenburg erscheinenden Magazins „Haidemühler Hefte“ und in Schleife/Sachsen des Magazins „STRUGA[2] sowie anderer Publikationen. 1992 gründet er mit einem erfahrenen Cottbuser „Finanz-Beamten“ und weiteren Unternehmern den Fernsehsender „Lausitz TV[3] . Sein 2022 gefeiertes dreißigjähriges Jubiläum bestätigt den Heimatsender als unverzichtbares TV-Medium.

Als Auto-Journalist testete er jahrzehntelang international neu aufgelegte Personenkraftfahrzeuge auf Europas Straßen. Dies geschah zunehmend mit einer sich profilierenden Fachfrau. Inzwischen konzentriert sich Gerhard Fugmann journalistisch auf die Nachfrage als Theaterkritiker, Kunstwissenschaftler und sozialwissenschaftlicher Publizist. Die seit 1991 und 2005 bis 2022 erschienen 17 Chronik- und Bildbände Gerhard Fugmanns gelten ihres sozialwissenschaftlichen Inhalts wegen mit Präsentationen auf der Leipziger Buchmesse als bemerkenswerte Publikationen zur Geschichte der Sorben in der Lausitz.



Publikationen

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Bücher, Buchbeiträge, Bildbände

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Die von Autor Gerhard Fugmann publizierten Chroniken und Bildbände von Dörfern der Lausitz ergründen deren ursprünglich sorbische Siedlungs-, Sozial- und Kulturgeschichte. Bis auf die Gemeinde Welzow als eine Idee des Welzower Heimatvereins erfolgte die Auswahl der Gemeinden Haidemühl und Horno bei Forst sowie der sächsischen Dörfer des Kirchspiels Schleife in Abstimmung mit dem bergbaubetreibenden Unternehmen LAUBAG und dem schwedischen Staatskonzern Vattenfall Europe. Ihrer Nähe wegen zu den Braunkohle-Tagebauen Nochten und Jänschwalde sowie zu moderner Braunkohlekraftwerken drohte den Bewohnern teilweise oder überhaupt die Umsiedlung an neue, nahegelegene Standorte. Zwar wenden sich die Schriften weniger dem spektakulären oder leisen Widerstand gegen die Braunkohle, charakterisieren aber gesellschaftlich Aspekte einer fatalen Energiepolitik nach der politischen Wende in Deutschland

Bücher

Welzow“, 1991

Ein ursprünglich von Umsiedlung bedrohter ursorbischer Ort mit Glas- und Keramik-Manufakturen, später vom Braunkohle-Bergbau geprägte Gemeinde / Zweigeteilte Text- und Bildausgabe Getragen vom Heimatverein

Haidemühl“, 2007

Chronik einer bis 2007 komplett umgesiedelten Industriegemeinde, mit ehemals national bedeutenden Glas- und Bergbau-Traditionen. Nach der politischen Eingliederung der DDR in die westdeutsche BRD nur noch eine sozial modern ausgestattete Wohnsiedlung.

Rogow“, 2008  

HORNO Chronik eines umgesiedelten Dorfes nach jahrelang anhaltenden spektakulären Protesten.

Mühlrose“, 2011

Chronik des ursprünglich sorbischen Dorfes Miloraz an der Spree. Deren Bewohner bestanden auf Umsiedlung ihres Dorfes an einen von ihnen ausgesuchten neuen Standort im Kirchspiel Schleife.

Eine Hundertjährige“, 2012

Die erzählte Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr als in der Geschichte des Dorfes Groß Düben verwurzelt.

TRJEBIN – Trebendorf“, 2013

Chronik einer deutsch-sorbischen Gemeinde im Kirchspiel Schleife mit gegenüber der Natur nachhaltig verpflichteten Bewohnern.

Celno – Tzschelln“, 2015

Chronik mit Erinnerungen einstiger Bewohner an ihr „sozialistisches“, der Kohle wegen rücksichtslos getilgten Dorfes im Kirchspiel Schleife.

Slepo – Schleife“, 2017

Chronik einer der ältesten zentralen deutsch-sorbischen Gemeinde im Kirchspiel Schleife.

(ISBN 978-3-00-057130-5)???

Rowne“. 2018

Rohne I Gefeierte 80 Jahre Freiwillige Feuerwehr Rohne          

Rowne - Rohne II", 2022

Chronik eines  ursprünglich sorbischen Dorfes im Kirchspiel Schleife, zur einstigen Grundherrschaft Muskau gehörig    

Trijrebin (ISBN 978-3-9824743-0-04)


Bildbände

ANSICHTEN“, 2010

…vom Tierpark Trebendorf - einer regionalen Kulturlandschaft – in Postkartenformat /Fotos mit Texten von Edith und Christian Penk

TREBENDORF

Alltagsleben einer deutsch-sorbischen Gemeinde nach ihrer Rückkehr in die kapitalistische Gesellschaft

Peter Mäkelburg

Porträt eines Bürgermeisters in großen Umbruchzeiten

DIE NEUE SCHULE

Ein deutsch-sorbischer Schulkomplex im Kirchspiel Schleife

Die Dörfer Mühlrose an der Spree, Trebendorf, Rohne, Groß Düben und Tzschelln gehörten oder gehören zum Kirchspiel Schleife, deren Geschichte aus Anlass ursprünglich geplanter, jedoch nur teilweise realisierter Umsiedlungen, vorwiegend vom schwedischen Bergbauunternehmen Vattenfall Europe und dem Nachfolge-Unternehmen LEAG zum Gegenstand soziologischer Forschung erklärt und als Buchreihe finanziert wurden.

Haidemühler Hefte“, 2000  - 2006

Das Magazin für die Bürger von Haidemühl, Landkreis Spree-Neiße

Herausgeber Vattenfall Europe Mining AG, Verantwortlicher Redakteur Gerhard Fugmann, Druckzone GmbH & Co. KG. Cottbus,

STRUGA“, 2007 - 2013

Das MAGAZIN für die Bürger der Region Schleife, Landkreis Görlitz

Herausgeber Vattenfall Europe Mining AG, Verantwortlicher Redakteur Gerhard Fugmann, Druckzone GmbH & Co. KG. Cottbus

  1. Gerhard Fugmann: Gerhard Fugmann Fachjournalist. 20. Januar 2021, abgerufen am 19. Februar 2023.
  2. Struga & Gerhard Fugmann. Mai 2018, abgerufen am 19. Februar 2023.
  3. Company Hozse Gerhard Fugmann