Erste Schlacht von Marcellae (756)
BearbeitenZweite Schlacht von Marcellae (792)
BearbeitenAls vorrangiges Ziel verfolgte Konstantin V. die Sicherung der byzantinischen Macht im Südwesten Makedoniens und die vollständige Unterwerfung der dortigen slawischen Bevölkerung, da diese mit dem slawiswchen Bulgarenreich sympathisierten. Bevor also Konstantin V. wieder byzantinische Truppen gegen die Bulgaren schickte, richtete er seine militärischen Aktivitäten gegen die Slawen in Makedonien, unterwarf sie und nahm viele Gefangene. Winech blieb während der byzantinische Feldzüge gegen Makedonien tatenlos, ganz im Gegensatz zu seinen Vorgängern, den bulgarischen Herrschern Asparuch und Terwel.
Unmittelbar nach den Feldzügen in Makedonien wandten sich die byzantinischen Truppen, angeführt vom byzantinischen Kaiser, gegen das Bulgarenreich. Sie versuchten über das Balkangebirge nach Norden ins Zentrum des Bulgarenreiches vorzustoßen, unterlagen jedoch am Balkanpass in der Schlacht am Rischkipass (759). Die Bulgaren dezimierten dort die von Konstantin angeführten byzantinischen Truppen stark. Dabei kamen auch wichtige Kommandeure des Kaisers um, so der Kommandeur (Strategos) der thrakischen Truppen und einer der ersten Minister (Finazminister; Logothetes dromos; griech. δημόσιος δρόμος). Die Byzantiner verloren auch viele ihrer Waffen. Sie mussten umkehren.
Terwel nutze aber den Sieg nicht, um nach Süden über das Balkangebirge nach Thrakien vorzustoßen. Die unzufriedenen Fürsten (Führungsschicht/Bojaren; damals eigentlich mit dem Adelstitel )Boil) unternahmen einen Aufstand gegen Winech, über dessen Gründe nur spekuliert werden kann. Winech wurde 761 ermordet, neben vielen anderen hochgestellten Adligen, die im Rang über den Aufständischen standen. Die Aufständischen wählten Telez zu ihrem Herrscher, der damals 30 Jahre alt war. Die gewaltsame Beseitigung von Winech war auch Ausdruck eines Dynastiestreits im Bulgarenreich. Sein Nachfolger Telez und die Leute, die ihn gewählt hatten, war nun aus der Dynastie Ugain. Nach Dulo und Wokil war Ugain die dritte Herrscherdynastie im Ersten Bulgarischen Reich.
Khan Telez, der von 760 bis 763 herrschte, wollte die Fehler seines Vorgängers Winech korrigieren, der die Verteidigung bevorzugte, und ging zum aktiven Angriff gegen das byzantinische Reich vor. Die bulgarischen Truppen drangen nun nach Süden über das östliche Balkangebirge nach Thrakien vor.
Um seine Niederlage am Rischkipass (759) auszugleichen bereitetes sich Konstantin V. auf einen neuen, großen Feldzug gegen Bulgarien vor. Im Frühjahr 763 schickte er 800 Schiffe über das Schwarze Meer zur Donau, die unter anderem auch Kavallerie transportierte, während er selber mit seinen Truppen Richtung Anchialo (griech. Αγχίαλος; eine antike Siedlung bei Pomorie) zog, um von Dort in das Bulgarenreich einzudringen.
Die Bulgaren waren vorgewarnt. Sie bezogen an den Ausläufern des Balkangebirges, in der Nähe von Anchialos Stellung. Telez beging jedoch den fatalen Fehler seine Truppen zum Angriff in die Ebene vorzuschicken, statt in den günstigen Stellungen an den Berghängen das Näherrücken der Byzantiner abzuwarten. So erlitten die Bulgaren nach einem ganztägigen Kampf in der Schlacht von Anchialos (763) ein Niederlage, wobei auch die byzantinischen Truppen große Verluste erlitten. Die bulgarischen Truppen wurden aufgerieben. Telez konnte sich nur noch mit einem Teil seiner Truppen retten. Konstantin kehrte triumphal nach Konstantinopel zurück, wobei er die gefangenen Bulgaren mit sich führte. Nach den Feierllichkeiten ordnete er an, dass die gefangenen Bulgaren außerhalb des Goldenen Tores getötet werden. Unter der Beute befanden sich auch zwei goldene Waschgefäße, die in Sizilien gefertigt waren, und von denen jeder 800 Liter Gold wog.
Die Niederlage von Telez bei Anchialos besiegelte dessen Schicksal. Die Boljaren machten ihn für die erneute bulgarische Niederlage verantwortlich. Aufständische Bulgaren erschlugen Telez und seine Heerführer (Woiwoden) 763 oder etwas später. Die genauen Umstände sind heute unbekannt. Sein Nachfolger wurde Khan Sabin (Bulgarien), der wieder aus der Dynastie Wokil stammte und ein Schwiegersohn von Kormesij war.
Während Sabin den Frieden im Land sichern wollte, holte Konstantin V. zum vernichtenden Schlag gegen Bulgarien aus. Er bereitete eine Flotte von 26000 Schiffen vor, belud sie mit Ruppen und schickte sie nach Mesembria und Anchialos (heute bei Pomorie). Dort sollten die Truppen entladen werden und nach Bulgarien vordrigen. Der Kaiser zog mit einer zweiten Streitmacht durch Thrakien und schlug vor dem Warbiza-Pass sein Lager auf. Beeindruckt von der übermächtigen Truppenstärke der Byzantiner baten die Bulgaren um Frieden, was Konstantin V. ablehnte. Ein Unwetter mit ungünstigen Winden ließ jedoch die Schiffe der Landungsflotte an der felsigen Küste, die keine Häfen hatte, zerschellen, wobei viele ertranken. Dieses Unglück erreichte die byzantinischen Truppen im Sommer 765. Das militärische Vorgehen gegen Bulgarien musste abgebrochen werden. Konstantin kehrte mit seinen restlichen Truppen nach Konstantinopel zurück.
Die innerlich zerstrittenen Bulgaren konnten jedoch keinen Vorteil aus der Situation ziehen. Sabin sah einen guten Zeitpunkt, um Frieden mit Byzanz zu schließen. Er schickt deshalb Unterhändler nach Konstantinopel, erregte damit jedoch den Unmut seiner Boilen. Sie riefen eine Volksversammlung zusammen, auf der er beschuldigt wurde Bulgariens Untergang hervorzurufen. Um sich vor den Verschwörern zu retten floh Sabin nach Mesembria, von wo aus er sich nach Konstantinopel, in den Schutz des byzantinischen Kaisers begab. Das geschah wahrscheinlich im Jahr 766.
Als seinen Nachfolger setzte Sabin Umor ein, der auch aus der Dynastie der Wokil war. Umor wollte den politischen Kurs seines Vorgängers fortsetzen, erhielt jedoch keine Unterstützung durch die Boilen und wurde nach nur 40 Tagen Herrschaft abgesetzt.
Danach setzen die Boilen Toktu auf den Herrscherstuhl. Ob er auch aus der Dynastie der Wokil war ist nicht ganz sicher. Auch er hielt sich nur ein Jahr. Von Anfang an stießt er auf den Widerstand eines Teils der Boilen. Zu dieser Zeit landete eine byzantinische Flotte in Nordostbulgarien. Toktu und die ihn unterstützenden Boilen zogen sich Richtung Ludogorie oder Dobrudscha zurück, wo sie jedoch von den Byzantinern ereilt und getötet wurden.
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