Birgit Lahann liest Am Todespunkt auf der Frankfurter Buchmesse 2014

Birgit Lahann (* 1940 in Hamburg[1]) ist eine deutsche Journalistin und Autorin. Sie wurde vor allem bekannt durch ihre journalistische Arbeit beim Stern und ihre zahlreichen kultur-geschichtlichen Werke.

Leben Bearbeiten

Birgit Lahann wuchs auf in Hamburg. Nach ihrem Abitur studierte sie Germanistik und Theaterwissenschaften, was sie nach eigenen Aussagen mehrfach unterbrach, um eine berufliche Laufbahn zu beginnen und zu Anfang der 1960er Jahre als Regieassistentin am Bremer Theater mit Peter Zadeck zu arbeiten.[2] Ihre journalistische Karriere startete, nachdem sie ihr Studium endgültig abbrach, als Reporterin beim Südwestfunk Baden-Baden. Anschließend war Birgit Lahann für verschiedene Zeitungen tätig, unter anderem für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die Frankfurter Rundschau, und Die Welt.[2]

Lahann ging 1979 zum Stern, wo sie 25 Jahre ihre journalistische Arbeit fortführte.[3][1] In den 1980er Jahren veröffentlichte sie mehrere kulturgeschichtliche Bücher zu Themen wie Abitur oder Hochzeit. Seit den 1990ern kamen von ihr Biografien unter anderem von Hermann Hesse, Friedrich Schiller und Sigmund Freud auf den Buchmarkt. Die kulturwissenschaftliche Linie nahm sie wieder auf mit Am Todespunkt, das 18 Porträts prominenter suizidaler Maler und Schriftsteller der letzten hundert Jahre enthält.[4] Das Buch erschien 2014 im Dietz Verlag.

Während der 30 Jahre, in denen Birgit Lahann immer wieder durch die DDR reiste und sich mit Menschen beschäftigte, traf sie auf politische Konflikte. 1994 beschäftigte sich Birgit Lahann auch mit Schülern der damaligen DDR.[5] In ihrem Buch Als endete an der Grenze die Welt (2020) setzte sie ihre journalistische Auseinandersetzung mit Menschen fort, da sie über deren Schicksale im Zusammenhang mit der DDR schrieb.[6] Hauptsächlich wählte sie dabei Prominente und Politiker, um sich auf die politische Entwicklung der DDR zu konzentrieren.[6] Einige Male begegnete sie politischen Radikalen, sodass sie in Als endete an der Grenze die Welt auch den Nationalsozialismus und den Faschismus thematisiert. Außerdem stieß Lahann auf gesellschaftliche Konflikte wie das Frauenbild der DDR.[6]

Lahann war verheiratet mit dem ehemaligen Fußballspieler Gerhard Krug und Stiefmutter für Krugs Söhne Christian und Matthias Krug.[7]

Ehrungen und Auszeichnungen Bearbeiten

 
Birgit Lahann, 2014 Bild: Martin Kraft (photo.martinkraft.com) Lizenz: CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

Wirken Bearbeiten

Am Todespunkt Bearbeiten

2014 veröffentlichte Birgit Lahann das Buch „Am Todespunkt“[10]. Aufgrund der gesellschaftlichen Ignoranz gegenüber dem Selbstmord, beschäftigte sich die Autorin vielseitig gerade mit diesem genannten Thema. Neben der Zusammenarbeit mit Menschen der Öffentlichkeit nutzte Birgit Lahann eine Vielzahl an Literaturquellen. Beginnend mit allgemeinen psychologischen Ansichten und Hintergründen suizidaler Gedanken setzt sich Birgit Lahann in ihrem Werk speziell mit Schriftstellern und Malern auseinander und erstellt dabei 18 biografische Porträts berühmter Selbstmörder.[10]

Die erfahrene Autorin legt den Schwerpunkt auf die Ursachen für die Suizide, die sich grob auf familiäre Hintergründe oder auch auf „politische Zeitumstände des 20. Jahrhunderts“ zurückführen lassen. Beispielsweise beschäftigt sie sich in ihrem Werk von kultur-geschichtlicher Bedeutung auch mit dem berühmten Maler Vincent van Gogh, dessen Suizid sich mit ständiger Unzufriedenheit mit seiner familiären Situation begründen lässt. Weiterhin führt sie unter anderem den bekannten deutschen Schriftsteller und linkssozialistischen Revolutionär Ernst Toller an. Dieser wählte den Selbstmord, um der politischen Situation des zweiten Weltkrieges zu entfliehen. Auch die Schriftstellerin Inge Müller führten die Kriegserfahrungen, traumatische Erinnerungen sowie die Politik der DDR in den Freitod.[10]

Als endete an der Grenze die Welt Bearbeiten

Eines ihrer neuesten Werke veröffentlichte Birgit Lahann 2020 unter dem Dietz Verlag mit dem Titel „Als endete an der Grenze die Welt“[6]. In Erinnerung an den Mauerfall fasst sie ihre Auseinandersetzung mit der DDR zum 30-jährigen Jubiläum dieses Ereignisses zusammen. Seit dem Mauerfall im Jahr 1989 hatte sich Birgit Lahann innerhalb von 30 Jahren immer wieder in die ehemalige DDR begeben, um von unterschiedlichsten Persönlichkeiten und ihrem Schicksal zu erfahren. Wie in allen ihren Werken versucht Lahann in ihrem Buch „Als endete an der Grenze die Welt“[6] diese Geschichten in Zusammenarbeit mit einzelnen betroffenen Menschen formlos zu veranschaulichen und es dem Leser so zu ermöglichen, die damaligen Umstände selbst zu empfinden. Hauptsächlich wählt sie dabei Prominente und Politiker, um Einblicke in die politische Entwicklung und die fremde Weltanschauung der ehemaligen DDR zu erhalten.[6]

Werke Bearbeiten

  • Als endete an der Grenze die Welt. Dietz, Bonn 2020, ISBN 978-3-8012-0576-8
  • Hochhuth Der Störenfried Verlag Dietz 2016
  • Am Todespunkt. Verlag J.H.W. Dietz Nachf. 2014, ISBN 978-3-8012-0460-0.
  • Als Psyche auf die Couch kam – die rätselvolle Geschichte des Sigmund Freud. Aufbau, Berlin 2006, ISBN 3-351-02631-5.
  • Schiller. Dt. Verlag-Anst., München 2005, ISBN 3-421-05856-3.
  • Hermann Hesse. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-518-39978-0.
  • Auf Goethes Spuren – eine Bildreise. Ellert und Richter, Hamburg 1999, ISBN 3-89234-759-X.
  • Auf Bertolt Brechts Spuren – eine Bildreise. Ellert und Richter, Hamburg 1999, ISBN 3-89234-898-7.
  • Geliebte Zone. Geschichten aus dem neuen Deutschland. Dt. Verlag-Anst., Stuttgart 1997, ISBN 3-421-05097-X.
  • Genosse Judas, die zwei Leben des Ibrahim Böhme. Rowohlt, Berlin 1992, ISBN 3-87134-046-4.
  • Hochzeit – eine Sittengeschichte von Marie Antoinette bis Henry Miller. Gruner u. Jahr, Hamburg 1987, ISBN 3-570-00724-3.
  • Hausbesuche – zu Gast bei Künstlern, Stars und Literaten. Engelhorn-Verlag, Stuttgart 1985, ISBN 3-87203-005-1.
  • Abitur. 150 Jahre Zeitgeschichte in Aufsätzen prominenter Deutscher. Gruner und Jahr, Hamburg 1982, ISBN 3-570-07025-5.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Basschre/Birgit Lahann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Lahann, Birgit - Verlag J.H.W. Dietz Nachf., Bonn. Abgerufen am 17. Dezember 2022.
  2. a b Vera Klischmann: Birgit Lahann – ein großer Name mitten unter uns in Blankenese. In: blankenese.de. 27. Januar 2021, abgerufen am 17. Dezember 2022.
  3. Impressum. In: Stern. Archiviert vom Original am 15. Dezember 20005; abgerufen am 3. Januar 2023.
  4. Literatur: Klaus Mann, van Gogh und Hemingway: „Am Todespunkt“. In: Focus Online. 18. November 2014, abgerufen am 4. Dezember 2015.
  5. Birgit Lahann: Als endete an der Grenze die Welt: nach der Wende - Geschichten einer untergegangenen Gesellschaft. Dietz Verlag, Bonn 2020, ISBN 978-3-8012-0576-8, S. 109.
  6. a b c d e f Birgit Lahann: Als endete an der Grenze die Welt: nach der Wende - Geschichten einer untergegangenen Gesellschaft. Dietz Verlag, Bonn 2020, ISBN 978-3-8012-0576-8.
  7. Simone Schellhammer: Neuer "Stern"-Chefredakteur: Christian Krug - Der Netzwerker. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 17. Dezember 2022]).
  8. Preisträger der Jahre 1962 bis 1997. Theodor-Wolff-Preis, archiviert vom Original am 8. Dezember 2015; abgerufen am 3. Januar 2023.
  9. 1977-2004: Alle Preisträger im Überblick - Bücher. In: stern.de. 1. Juli 2003, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. Mai 2015; abgerufen am 4. Dezember 2015.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stern.de
  10. a b c Birgit Lahann: Am Todespunkt. Dietz Verlag, Bonn 2014, ISBN 978-3-8012-0460-0.