Beatrix Sassen

deutsche Bildhauerin, Bühnenbildnerin und Malerin

Beatrix Sassen (* 17. April 1945 in Vinsebeck) ist eine deutsche Bildhauerin, Bühnenbildnerin und Malerin. Sie lebt und arbeitet seit 2002 in der Künstlersiedlung Golzheim, Franz-Jürgens-Straße 6 in Düsseldorf.[1][2]

Leben Bearbeiten

 
Sassens Atelier in der Golzheimer Siedlung, Düsseldorf

Sassen interessierte sich bereits in Jugendjahren für die Bildhauerei. Vaterlos wuchs sie mit zwei Schwestern und ihrer Mutter, die eine Damenschneiderei betrieb, in Düsseldorf auf. Nach der Realschule wurde sie 1962 an der Kunstakademie Düsseldorf aufgenommen, wo zunächst Joseph Beuys ihr wichtigster Lehrer war und sie zu dessen erster Schülergeneration zählte.[3] 1965 brach sie das Studium ab. Sie lebte in einer Kommune,[4] heiratete und bekam drei Kinder. Unter Erwin Heerich nahm sie in den Jahren 1975 bis 1978 wieder das Studium an der Düsseldorfer Akademie auf. 1981 begann sie ihre Ausstellungen. Unter anderem schuf sie gegenständliche Figuren, oft Statuetten von Köpfen und Torsi, deren Formen zurückhaltend gestaltet sind und fragmentarisch wirken.[5] 2014 wurde sie vom Verein für die Veranstaltung von Kunstausstellungen Düsseldorf für ihre „jenseits aller Tendenzen in der Kunstszene“ gehaltene Bildsprache[6] mit dem Kunstpreis der Künstler geehrt.[7]

Kopfstreit Bearbeiten

Im sogenannten „Kopfstreit“[8][9][10] versuchte sie in den Jahren 2002/03, eine Urheberschaft an einer Kopfskulptur von Beuys gerichtlich durchzusetzen. Zum Sachverhalt trug sie Folgendes vor: Während des Sommersemesters 1963 hatte sie in der Kunstakademie Düsseldorf die Büste einer Bacchantin mit halblangem Haar und Früchtekranz aus Äpfeln und Birnen gefertigt. Von der Büste entfernte sie dann die Haare und den Früchtekranz. Außerdem trennte sie den Kopf ab, wodurch ein „männlicher Kopf“ entstanden sei. Beuys zeigte Interesse an diesem Resultat. In dessen Gestaltung griff er ein, indem er den Mund der Plastik etwas öffnete und die Mundwinkel des Kopfes leicht nach oben zog. Den Kopf hätte er schließlich an sich genommen und ihn in Form eines Gipsmodells und von Abgüssen für sein eigenes Schaffen weiterverwendet, insbesondere in den Installationen Straßenbahnhaltestelle[11][12] und Palazzo Regale. 1985 machte sie Norbert Tadeusz, ein ehemaliger Mitschüler, auf den Kopf aufmerksam. Daraufhin besuchte sie ein Exponat im Museum Abteiberg in Mönchengladbach und erkannte dort den Kopf wieder. 1992 wurde sie von Armin Zweite, damals Direktor der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, zur Entstehungsgeschichte des Objekts befragt.

In den Jahren 2002/03 verklagte sie Eva Beuys, die Witwe und Erbin des verstorbenen Künstlers, bei Ausstellungen, Veröffentlichungen, Stellungnahmen und Verkaufshandlungen zu dem Objekt ihre Urheberschaft bzw. Miturheberschaft ausdrücklich zu erwähnen. Sowohl in der ersten Instanz beim Landgericht Düsseldorf als auch in der zweiten Instanz beim Oberlandesgericht Düsseldorf scheiterte sie mit diesem Antrag, weil sie nicht beweisen konnte, wie der Kopf ursprünglich ausgesehen hatte. Somit konnte auch der maßgebliche schöpferische Beitrag der Klägerin nicht geklärt werden.[13][14]

Werke (Auswahl) Bearbeiten

 
Licht im Kopf – meine dunkle Schwester, 2000, Aluminiumskulptur, seit 2002 am Meeraner Platz, Lörrach, Foto 2012

Skulpturen Bearbeiten

  • zusammen mit Helmut Rhode: Marktbrunnen, Brunnen aus treppenförmig abgestuften, konzentrischen Steinkreisen, umgeben von einer vierteiligen Anlage aus Sitzbänken, Granit und Basaltlava, Düsseldorf-Benrath, 1981[15]
  • Paare, Holzskulptur, 1991
  • Geschwister, Außenskulptur, Museum Schloss Moyland, Bedburg-Hau, 1996
  • Torso, Außenskulptur, Coburg, 1998
  • Licht im Kopf – meine dunkle Schwester, Aluminiumskulptur, 2000, 2002 aufgestellt, Lörracher Skulpturenweg
  • Schreitendes Tor, Außenskulptur, Erholungspark Volkardey, Ratingen, 2002
  • Erde/Fuß, Bronze, 2002
  • Kopfbüste ohne Titel, Holz und Farbe, 2006

Bühnenbilder Bearbeiten

Malerei und Grafik Bearbeiten

  • Händchen, 1997, Bleistift und Asphaltlack
  • Zeit, 2005, Farbschichten auf Papier

Ausstellungen (Auswahl) Bearbeiten

Auszeichnungen Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Petra Richter: Mit, neben, gegen. Die Schüler von Joseph Beuys. Richter Verlag, Düsseldorf 2000, ISBN 978-3-93380-707-6
  • Adolf Smitmans (Hrsg.) Körperzeichen: Geurt van Dijk, Hans Rath, Beatrix Sassen, Sam Szembek, Marianne Timander-Korth. Veröffentlichungen der Städtischen Galerie Albstadt, Band 54, Albstadt 1988, ISBN 978-3-92364-423-0
  • Museum Moderner Kunst (Hrsg.): Werkstatt Kollerschlag präsentiert Tony Cragg, Felix Droese, Anselm Glück, Erwin Heerich, Jene Highstein, Matt Mullican, David Rabinowitch, Klaus Rinke, Beatrix Sassen. Verlag Museum Moderner Kunst Wörlen, Passau 1992
  • Beatrix Sassen: Skulpturen. Ausstellungskatalog der Städtischen Galerie „Villa Aichele“, Lörrach 2002, ISBN 978-3-87909-785-2

Weblinks Bearbeiten

Commons: Beatrix Sassen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Ute Rasch: Die einmalige Straße der Künstler (Memento des Originals vom 30. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.derwesten.de. Artikel vom 23. August 2010 im Portal derwesten.de, abgerufen am 30. Dezember 2015
  2. Corinna Gertz, Annette Leyener, Kris Scholz (Hrsg.), mit Texten von Stefanie Schäfers und Carl Friedrich Schröer: Künstler Tatorte. Künstlersiedlung Franz-Jürgens-Straße. Edition Braus, Heidelberg 2008, ISBN 978-3-89466-271-4
  3. Petra Richter: Mit, neben, gegen. Die Schüler von Joseph Beuys. Richter Verlag, Düsseldorf 2002, S. 92 ff.
  4. Körper und Köpfe: Beatrix Sassen und Hede Bühl in Kornelimünster. Artikel vom 9. September 2010 im Portal aachener-zeitung.de, abgerufen am 30. Dezember 2015
  5. Annette Bosetti: Im Atelier von Beuys-Schülerin Beatrix Sassen. Artikel vom 7. März 2014 im Portal rp-online.de, abgerufen am 30. Dezember 2015
  6. Claudia Rauth: „Kunstpreis der Künstler“ für Beatrix Sassen. Artikel im Portal kunstmarkt.com, abgerufen am 30. Dezember 2015
  7. Irmgard Ruhs-Woitschützke: Auszeichnung: Beatrix Sassen. In: rheinische ART, Heft 1/2014, abgerufen im Portal rheinische-art.de am 30. Dezember 2015
  8. Kopf-Streit: Angebliche Miturheberin von Beuys-Werken gescheitert. Artikel vom 21. Oktober 2003 im Portal ksta.de, abgerufen am 30. Dezember 2015
  9. Beuys-Kunstwerke beschäftigen Düsseldorfer Gericht. Artikel vom 24. Juni 2003 im Portal rp-online.de, abgerufen am 30. Dezember 2015
  10. Der Kopf gehört Beuys allein. Artikel vom 21. Oktober 2003 im Portal faz.net, abgerufen am 30. Dezember 2015
  11. Museum Kurhaus Kleve (Hrsg.): Joseph Beuys. „Straßenbahnhaltestelle“: ein Monument für die Zukunft. Schriftenreihe Museum Kurhaus, Band 11, Kleve 2000, S. 14, 47, 196
  12. Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Einblicke. Das 20. Jahrhundert in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf. Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2000, ISBN 978-3-92615-444-6, S. 371
  13. OLG Düsseldorf: Miturheberschaft an einer Kopfskulptur (Memento des Originals vom 30. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.telemedicus.info, Webseite im Portal telemedicus.info, abgerufen am 30. Dezember 2015
  14. OLG Düsseldorf, Urteil vom 21. Oktober 2003, Az. I-20 U 170/02. Webseite in der Datenbank openjur.de, abgerufen am 30. Dezember 2015
  15. Beatrix Sassen Marktbrunnen, 1981, Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf in der Deutschen Digitalen Bibliothek, abgerufen am 30. Dezember 2015
  16. Premierenkritik, tanznetz.de