Bavaria Yachtbau

Luxusyachten

Die Bavaria Yachtbau GmbH betreibt die größte Sportboot-Werft für Segel- und Motorboote in Deutschland in Giebelstadt, Bayern. Auf einer Grundfläche der Werft von 200.000 m² mit einer überdachten Hallenfläche für die Produktion von 70.000 m² können jährlich bis zu 1200 Motor- und Segelboote gefertigt werden. Seit 2018 ist die Werft Teil des Berliner Finanzinvestors CMP Capital Management Partners.

Bavaria Yachtbau Holding GmbH

Rechtsform GmbH
Gründung 1978
Sitz Frankfurt am Main, Deutschland
Leitung Marc Diening
Mitarbeiterzahl 711[1]
Umsatz 95,0 Mio. EUR[1][A 1]
Branche Schiffsbau
Website www.bavariayachts.com
Stand: 31. Juli 2019

UnternehmensgeschichteBearbeiten

Das Unternehmen wurde 1978 vom Fensterfabrikanten Winfried Herrmann und dem Yachtcharter-Vermittler Josef Meltl gegründet. Im Jahr 2006 beschäftigte es 600 Mitarbeiter und produzierte rund 3500 Segel- und Motoryachten. Damit war die Bavaria Yachtbau eines der größten Yachtbauunternehmen Europas und die größte Serienwerft Deutschlands. Im Bereich Yachten von 30 bis 55 Fuß zählt das Unternehmen zu den drei Weltmarktführern.[2]

Im Juni 2007 übernahm der US-Finanzinvestor Bain Capital das Unternehmen von den Gründern. Über den Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht, laut Presseberichten lag er bei 1,1 bis 1,3 Milliarden Euro und wurde zu Lasten des Unternehmens weitgehend fremdfinanziert. Im Zuge der Wirtschaftskrise ging der Umsatz des Unternehmens in den Jahren 2008 und 2009 von über 250 Millionen Euro auf rund 90 Millionen Euro zurück. Bain Capital gab im Oktober 2009 nach einem Entschuldungsschnitt die Kontrolle an die US-Hedgefonds Anchorage Advisors und Oaktree Capital Management ab, die jeweils 45 Prozent der Anteile übernahmen.[3]

Im Dezember 2010 wurde ein Vertrag zur Übernahme der italienischen Werft Cantiere del Pardo mit den beiden Marken Dufour und Grand Soleil unterzeichnet. Dies sollte zusätzliche Standbeine in Italien und Frankreich schaffen.[4] Trotz neuer Modelle war die Produktionskapazität zu diesem Zeitpunkt nur zu 30 Prozent ausgelastet, als Jahresziel wurde eine Fertigung von 1200 Booten angegeben. Angekündigt wurde auch, die zwei Jahre zuvor übernommene Marke Grand Soleil wieder zu verkaufen.[5] Im Juli 2014 übernahm Bavaria Yachtbau den französischen Katamaranhersteller Nautitech Catamarans. Damit erweiterte der heute zweitgrößte Hersteller der Welt für Segel- und Motoryachten Bavaria sein Produktportfolio von Einrumpf-Yachten auf den wachsenden Markt für Katamarane.[6]

Am 20. April 2018 beantragte das Unternehmen die Insolvenz, wobei die Produktion zunächst im Rahmen einer vorläufigen Eigenverwaltung weiter geführt wurde.[7][8] Im Oktober 2018 übernahm Capital Management-Partners GmbH (CMP) offiziell als neuer Finanzinvestor Bavaria.[9] Seit April 2018 hatte der Insolvenzverwalter einen neuen Investor für die Bavaria Yachtbau GmbH und Bavaria Catamarans Srl. (Rochefort / Frankreich) gesucht. Erst im letzten Moment vor dem endgültigen Aus für die Werft wurden Mitte September 2018 der Kaufvertrag mit CMP unterschrieben.[10] Nach der Übernahme hat der Investor CMP den Sitz des Unternehmens nach Frankfurt am Main verlegt.

Im Januar 2021 wurde die Bavaria C42 zur Europäischen Yacht des Jahres gewählt. Die internationale Jury von Fachjournalisten lobten besonders den hohen Komfort und die perfekten Segeleigenschaften der Bavaria C42.[11]

Marc Diening löste zum August 2021 Michael Müller als Geschäftsführer der Bavaria Holding und Yachtbau GmbH ab. Diening wechselte vom traditionsreichen Brandschutzspezialisten Magirus nach Giebelstadt.[12]

ModellprogrammBearbeiten

Das Modellprogramm umfasst sowohl Segelyachten, Motorboote als auch seit dem Jahr 2014 Katamarane. Die Katamarane werden unter dem Namen Nautitech in Rochfort/Frankreich produziert[13]. Obwohl Bavaria Yachtbau als Segelboothersteller begonnen hat, sind heute auch die Motorboote verbreitet. Bavariayachten sind als typische Charteryachten im Segment der Mittelklasse[14] und des kostengünstigen Bereitstellungspreises für Fahrtensegler verbreitet.

Aktuelle ModelleBearbeiten

Designpartner der Bavaria sind oder waren Farr Yacht Design, die BMW-Tochter DesignworksUSA und Design Unlimited. Die Virtess 420, die erste Flybridge von Bavaria[15], wurde in Kooperation mit dem italienischen Designerteam Too Design entwickelt. Neben Segelyachten für Fahrtensegeln stellte Bavaria auch ein One Design Sportboot her, den Daysailer B/One.[16]

Modell Typ Rumpflänge
Easy 9.7 Segelyacht 33 ft (10 m)
Bavaria Cruiser 33 Segelyacht 33 ft (10 m)
Bavaria Cruiser 37 Segelyacht 37 ft (11 m)
Bavaria Cruiser 41 Segelyacht 41 ft (12 m)
Bavaria Cruiser 41s Segelyacht 41 ft (12 m)
Bavaria Cruiser 46 Segelyacht 46 ft (14 m)
Bavaria Cruiser 50 Segelyacht 51 ft (16 m)
Bavaria Cruiser 56 Segelyacht 56 ft (17 m)
Bavaria Vision 42 Segelyacht 42 ft (13 m)
Bavaria Vision 46 Segelyacht 46 ft (14 m)
Sport 29 Motorboot 29 ft (9 m)
Sport 32 Motorboot 32 ft (10 m)
New Sport 300 Motorboot 30 ft (9 m)
New Sport 360 Motorboot 36 ft (11 m)
New Sport 400 Motorboot 40 ft (12 m)
New Sport 450 Motorboot 45 ft (14 m)
Virtess 420 Motorboot 42 ft (13 m)
Nautitech Open 40 Segelkatamaran 40 ft (12 m)
Bavaria C57 Segelyacht 54,9 ft (17 m)

Kielverlust einer Bavaria Match 42Bearbeiten

Im Jahr 2005 verlor eine Bavaria Match 42 in der Adria den Kiel. Dabei kam eine Person ums Leben. Über die technische Ursache des Unfalls herrscht bis heute Unklarheit. Bavaria Yachtbau ging gegen Teile der Berichterstattung über den Vorfall im Magazin Der Spiegel und in der Fachzeitschrift Yacht gerichtlich vor. Die entsprechenden Verfahren konnte die Werft aber nur zum Teil für sich entscheiden. Zusätzlich wurde die Zeitschrift Yacht mit einem Anzeigenboykott der Werft belegt.[17]

Im Nachgang wurde bei Schiffen des gleichen Typs auf Initiative und Kosten der Werft die Konstruktion der Kielaufhängung verstärkt.

WeblinksBearbeiten

Commons: Bavaria Yachten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

AnmerkungenBearbeiten

  1. Anmerkung: Die Umsatzerlöse betreffen das Rumpfgeschäftsjahr vom 1. September 2018 bis zum 31. Juli 2019, die Umsatzzahlen erfassen also nur elf Monate

EinzelnachweiseBearbeiten

  1. a b Konzernabschluss zum 31. Juli 2019 im elektronischen Bundesanzeiger
  2. Florian Langenscheidt, Bernd Venohr (Hrsg.): Lexikon der deutschen Weltmarktführer. Die Königsklasse deutscher Unternehmen in Wort und Bild. Deutsche Standards Editionen, Köln 2010, ISBN 978-3-86936-221-2.
  3. Millionenverzicht: US-Hedge-Fonds entschulden Bavaria Yacht. Presseartikel vom 4. Oktober 2009. FTD, archiviert vom Original am 6. Oktober 2009; abgerufen am 18. April 2013.
  4. Bavaria Yachtbau übernimmt Dufour und Grand Soleil; motorboot24.com, 8. Dezember 2010
  5. Dieter Wanke / Walter Wille: Viel investiert, kräftig verspekuliert, FAZ.net vom 17. August 2013.
  6. Bavaria & Nautitech, yacht.de, 28. Juli 2014.
  7. http://www.yacht.de/aktuell/panorama/bavaria-yachtbau-vor-dem-aus/a116720.html
  8. Fränkischer Bootsbauer Bavaria Yachts beantragt Insolvenz. In: Süddeutsche Zeitung. 20. April 2018, abgerufen am 7. September 2020.
  9. Die neue Linie bei Bavaria. Abgerufen am 12. Februar 2019.
  10. Insolvenz ist abgewendet. Abgerufen am 16. September 2018.Vorlage:Cite web/temporär
  11. Bavaria 42 ist Europas Yacht des Jahres 2021 auf www.bavariayachts.com, abgerufen am 12. April 2021
  12. Michael Müller übergibt Chefposten bei Bavaria Yachts an Marc Diening, abgerufen am 2. August 2021
  13. Webseite von Nautitech
  14. Testbericht zur Bavaria 50. (pdf) In: Seglerzeitung 4/2005. Archiviert vom Original am 29. September 2007; abgerufen am 18. November 2015.
  15. Peter Lässig: Bavaria Virtess 420 Fly. In: Boote. 12. Mai 2013, abgerufen am 18. Februar 2016.
  16. Ruessel Racer von Bavaria, Yacht.de, 24. Januar 2012.
  17. Bavaria nimmt Stellung zum Kielverlust. 6. Mai 2005, abgerufen am 14. Januar 2017.