Dienstbahn der Internationalen Rheinregulierung

Bahnstrecke in Vorarlberg, Österreich und im Kanton St. Gallen, Schweiz

Die ehemalige Dienstbahn der Internationalen Rheinregulierung ist eine teilweise elektrifizierte Schmalspurbahn in Österreich und der Schweiz. Sie wurde für die Internationale Rheinregulierung (IRR) erbaut, wird seit 2008 vom Verein Rhein-Schauen betrieben und ist heute nur noch Museumsbahn.

Dienstbahn der Internationalen Rheinregulierung
Lokomotive Nummer 5 Höchst der Dienstbahn, um 1900
Lokomotive Nummer 5 Höchst der Dienstbahn, um 1900
Streckenlänge:25 km
Spurweite:750 mm (Schmalspur)
Stromsystem:750 V =
            
Mündung des Rheins in den Bodensee
            
Rheinmündung/Hohentwielsteg
            
Schleienlöcher
            
Lustenau Werkhof
            
Bahnstrecke St. Margrethen–Lauterach
            
Wiesenrainbrücke
            
Lustenau Wiesenrain
            
Steinbruch Unterklien
            
Widnau Habsburg
            
Rheinunternehmen Widnau
            
Straßenbahn Heerbrugg–Diepoldsau (bis 1956)
            
Kriessern
            
            
Steinbruch Kadelberg Koblach
            
Steinbruch Kolbenstein Montlingen
            

Geschichte Bearbeiten

Der Staatsvertrag von 1892 zwischen der Schweiz und Österreich über die Regulierung des Alpenrheins hatte 1895 die Errichtung einer Dienstbahn der Internationalen Rhein-Regulierungs-Kommission (IRRK) zur Folge. Als Spurweite wurde 750 Millimeter gewählt, um die Bahn kompatibel mit einer durch die sanktgallische Rheinkorrektion betriebenen Rollbahn zu machen. Die Strecke der Bahn hat sich im Laufe der fortschreitenden Regulierung des Rheins verändert, teilweise wurden auch alte Streckenteile abgebaut und das Gleismaterial zur Erschließung neuer Streckenabschnitte verwendet. Zuletzt führte die Strecke über circa 33 Kilometer vom Gelände des Steinbruches Kadelberg in Koblach (Österreich), wo das Material für Bau und Ausbesserung des Rheindammes gewonnen wurde, linksrheinisch über Widnau (Schweiz) und rechtsrheinisch über Lustenau (Österreich), wo sich der Werkhof der Rheinbauleitung befindet.

Die erste elektrische Lokomotive wurde 1946 in Dienst gestellt. Um 1950 war beinahe das gesamte Netz elektrifiziert. Die Dienstbahn bewältigte täglich eine Fördermenge von 400 Tonnen Steinbruchmaterial. Insgesamt wurden den Steinbrüchen der Internationalen Rheinregulierung zwei Millionen Tonnen Gestein entnommen und mit der Dienstbahn abtransportiert.

Am 1. Jänner 2008 übernahm der Verein Rhein-Schauen, der zuvor schon die Fahrten mit einer Museumsbahn auf der Strecke angeboten hatte, den gesamten Betrieb der Bahn.

Anfang 2012 wurden Teile der 1948 in Betrieb genommenen Rheinbrücke nahe dem Zollamt Kriessern (Nähe Mäder) demontiert. Seither ist der Streckenabschnitt zwischen der Rheinbrücke und dem Steinbruch Kadelberg (Koblach) vom übrigen Netz der Dienstbahn abgeschnitten. Ein diskutierter Wiederaufbau wurde zugunsten eines möglichst großen Querschnittes des Flussbettes verworfen. Im März 2020 hob eine Schweizer Firma die beiden den Strom überspannenden, jeweils 70 t schweren Stahlfachwerkträger mit einem auf der Schweizer Seite aufgebauten Raupenkran Liebherr LR 11000 von den Pfeilern, welche anschließend ebenfalls abgebaut wurden.[1]

Museumsbetrieb Bearbeiten

 
Dampflokomotive Widnau, stationiert in Lustenau beim Befüllen mit Wasser

Die Museumsbahn des Vereins Rheinschauen (Museum Rheinschauen in Lustenau)[2] wird mit Dampf- und Elektrolokomotiven der IRR und ehemaligen Personenwagen der Steyrtalbahn sowie Eigenbauten auf von Schmalspurbahnen der Steiermärkischen Landesbahnen stammenden Güterwagenfahrgestellen betrieben. Die Fahrten starten alle beim Museum in Lustenau und führen rechtsrheinisch zur Rheinmündung oder linksrheinisch nach Widnau beziehungsweise auf Bestellung bis Kriessern. Weiters werden Sonder- und Erlebnisfahrten kombiniert mit der Bodenseeschifffahrt angeboten.

Im Frühling 2021 wurden Pläne bekannt, den Rhein zu renaturieren und die aktuelle Anlage der Rheindämme maßgeblich anders zu gestalten. Da die Rheindämme die Trasse der Dienstbahn tragen, ist der Museumsbetrieb stark gefährdet.[3]

Fahrzeuge Bearbeiten

Der Fuhrpark umfasst heute fünf Diesellokomotiven (20 bis 100 PS), drei dieselelektrische Lokomotiven (zwei davon mit 90 PS Leistung, eine mit 53 PS Leistung) und zwei Dampflokomotiven für den Museumsbetrieb, die 1920 bei Maffei gebaute Liesl mit 90 PS und die 80 PS leistende Widnau, ehemals St. Gallen, Baujahr 1910, von der Arnold Jung Lokomotivfabrik.[4] Die ersten in Dienst gestellten Dampflokomotiven waren in den Jahren 1896 und 1897 Lokomotiven der Lokomotivfabrik Krauss & Comp. Die erste Benzin-Lokomotive war 1911 ein Fabrikat der Gasmotoren-Fabrik Deutz.

  • Elektro-Diesel-Lokomotive HEIDI, 1946 gebaut von Stadler / BBC, 90 PS, 13 t
  • Elektro-Diesel-Lokomotive ELFI, 1958 gebaut bei Gebus / IRR, 53 PS, 10 t
  • Diesellokomotive JUNO, Baujahr 1950, 42 PS, 7 t
  • Diesellokomotive MIKI, Baujahr 1951, 42 PS, 7 t
  • Auf der Basis einer Dampflokomotive entstand 1950 bei der IRR die Diesellok RHEIN: 45 PS, 4 t[4]
  • Im kleinen Museum des Werkhofs Lustenau steht die Diesellokomotive WALD, 1939 bei Orenstein & Koppel gebaut: 20 PS, 4 t
  • Die Diesellokomotive 2610 (Demag Typ ML100) wurde 1940 an die Vorarlberger Illwerke geliefert und kam 1997 zur IRR
 
Von der Trogenerbahn erworbener Personenwagen in oranger VST-Einheitslackierung, ehemals TL

Von der Trogenerbahn wurden die Personenwagen 11–13 übernommen. Die 1954/55 gebauten Fahrzeuge stammen ursprünglich von den Transports publics de la région lausannoise (TL), sie sind 13,54 m lang und weisen 32 Plätze auf. 2014 waren nach Umspurung zwei davon als B1 und B2 im Einsatz, der dritte stand im Umbau.[4]

Vorfälle und Unfälle Bearbeiten

Bei einer Probefahrt eines Personenzugs ohne Fahrgäste am 19. Mai 2018 entgleiste im Abschnitt zwischen ehemaliger Rheinbrücke und dem Steinbruch Kadelberg eine Garnitur der Bahn mitsamt zwei Wagen. Laut Polizei dürften unbekannte Täter im Laufe der Woche zuvor eine Weichenklammer der Gleisanlage bei Mäder entfernt haben.[5]

Literatur Bearbeiten

  • Anton Heer: Die Dienstbahn. In: Internationale Rheinregulierung (Hrsg.): Der Alpenrhein und seine Regulierung. Internationale Rheinregulierung 1892–1992. 2. Auflage, BuchsDruck, Rorschach 1993, ISBN 3-905222-65-5, S. 247–256.
  • Anton Heer, Ernst B. Leutwiler: Die Dienstbahn der „Internationalen Rheinregulierung“. 3. Auflage, Leutwiler, Zürich, ISBN 3-906681-10-6.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Dienstbahn der Internationalen Rheinregulierung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. https://www.vol.at/vorarlberg-kompletter-abbruch-der-rhein-bruecke-kriessern-maeder/6553994
  2. https://www.lustenau.at/de/rheinschauen
  3. Hochwasserschutzprojekt Rhesi. Abgerufen am 19. April 2021.
  4. a b c Dienstbahn der "Internationalen Rheinregulierung" (Memento des Originals vom 22. Dezember 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.eingestellte-bahnen.ch, abgerufen am 22. Dezember 2019
  5. Vandalen bringen „Rheinbähnle“ zum Entgleisen orf.at, 20. Mai 2018, abgerufen am 20. Mai 2018.

Koordinaten: 47° 26′ 52″ N, 9° 39′ 41″ O