Die Familie Bagel[1] ist eine deutsche Unternehmerfamilie in Düsseldorf. Sie ist im Besitz der Bagel-Gruppe, deren Geschäftsbereiche derzeit im Verlagsgeschäft, Druckwesen und Dienstleistungs-Sektor (Finanzen, Einkauf, Immobilien, Personalverwaltung) liegen.

Geschichte Bearbeiten

Die Familie Bagel stammt von Hugenotten ab, die als Handwerker und Kleinhändler in Montauban, einer Hochburg der Calvinisten, gelebt hatten. Nach der Aufhebung des Edikts von Nantes durch König Ludwig XIV. im Jahre 1685 flohen die Bagels nach Genf und gelangten später zum linken Niederrhein, wo sie sich beruflich entfalten konnten. Sie sind Verleger und Druckereibesitzer.[2]

Johann Bagel (1775–1855) ließ sich 1800 als selbständiger Meister der Buchbinderei in Wesel nieder. Er gründete 1826 selbst eine Buchhandlung, mit deren Leitung der Sohn betraut wurde. 1831 richtete er eine Papiermühle bei Dorsten ein, die 1838 zu einer Papierfabrik umgebaut wurde. Aus diesen Geschäften ging die Buchdruckerei und Papierfabrik der Bagels hervor.

Sein Sohn Peter August Bagel (1809–1881) führte das Geschäft offiziell seit 1843, das Unternehmen wurde in „A. Bagel“ umbenannt. Da die Stadt Wesel für die angestrebte Ausdehnung der Bagelschen Betriebe zu klein war, wurde die Firma 1848 nach Düsseldorf verlegt. Peter August Bagel gründete die Papierfabrik Bagel in Eggerscheidt im Jahre 1855.[3] Sein Sohn August Bagel „der Jüngere“ übernahm nach dem Tod seines Vaters das Geschäft.[4] Der zweite Sohn Felix Bagel trennte sich von seinem Bruder und begründete mit einem Teil des Verlags ein eigenes Geschäft in Düsseldorf.

Julius Bagel (1826–1900), der um 17 Jahre jüngere Bruder von August Bagel „dem Älteren“, war bis 1854 Mitinhaber der Firma Julius Bagel & Cie. in Düsseldorf. Sein Sohn war der Verleger Julius Bagel junior (1861–1929). Dieser ließ die Villa Bagel in Mülheim an der Ruhr errichten.

Carl August Bagel (1902–1941) heiratete im Jahr 1929 in die Düsseldorfer Unternehmerfamilie Henkel ein. Seine Enkelin Simone Bagel-Trah ist Aufsichtsratsvorsitzende und Vorsitzende des Gesellschafterausschusses des Henkel-Konzerns.

Im Bereich des Druckwesens und weiteren Geschäftsbereichen existiert die Bagel-Gruppe bis heute. Sie wird in siebter Generation geführt.[5]

Genealogie Bearbeiten

 
Grabstätte Bagel auf dem Millionenhügel des Nordfriedhofs in Düsseldorf

I. Johann Peter Heinrich Bagel (1775–1855) ⚭ Susanne, geb. Scholl (1779–1852)

II.1. Peter August Bagel (* 2. März 1809; † 6. Januar 1881), „August Bagel der Ältere“, Kommerzienrat ⚭ Karoline Uhlenbruck
III.1. August Bagel (* 10. Februar 1838; † 20. Januar 1916), „August Bagel der Jüngere“[6], Geheimer Kommerzienrat, Unternehmer im Druckwesen, Kommunalpolitiker ⚭ Auguste von Laer (* 22. Dezember 1837; † 3. November 1918)[7]
IV.1 Fritz Bagel (* 1. Juni 1879; † 4. August 1936) ⚭ Helene, geb. Doerth (* 19. Dezember 1872; † 8. Dezember 1915)[8]
V.1. Else Bagel (* 21. März 1900 in Düsseldorf; † 4. Januar 1997 ebenda) ⚭ 1929 Carl August Loelgen († 1937)[9]
V.2. Carl August Bagel (* 9. Juni 1902 in Düsseldorf; † 13. Juli 1941 ebenda) ⚭ (10. September 1929 in Düsseldorf) Ilse Elisabeth Henkel (* 24. Juli 1908 in Düsseldorf; † 24. Oktober 1991 ebenda)[10]
VI.1. Ursula Fairchild geb. Bagel (* 29. Oktober 1930; † 1. Februar 2021)[11]
VI.2. Fritz Bagel (* 4. Januar 1933 in Düsseldorf; † 5. März 2021 in Unkel)[12][13] ⚭ (1. Ehe) Anja Bohlan (Ehename Bagel-Bohlan)
VII.1. Simone Bagel (* 10. Januar 1969 in Düsseldorf; Ehename Bagel-Trah)
VII.2. Friderike Bagel (* 1972, errechnet)[14]
V.3. Gerd Bagel (* 17. März 1914; † 6. Mai 1964) ⚭ Irmgard, geb. Scheidt (* 24. Oktober 1912; † 3. Oktober 1992)[15]
III.2. Karoline (Lina) Bagel (* 3. August 1836; † 28. Februar 1908) ⚭ Daniel Luyken (1833–1909), Fabrikant[16]
III.3. Mathilde Bagel (1842–1929) ⚭ 2. August 1862 Carl Lueg (1833–1905), Industriemanager
IV.1. Paul Lueg (1863–1933), Dr. phil., seit 1891 in der Gutehoffnungshütte tätig, seit 1908 stellvertretendes Vorstandsmitglied
III.4. Felix Bagel (* 7. November 1854; † 1910)
II.2. Julius Bagel (* 10. März 1826; † 1900) ⚭ 1856 Ferdinande, geb. Dreibholtz (1836–1891)
III.1. Caroline Christine Clara Bagel (1856–1918) ⚭ 1880 Joseph Thyssen (1844–1915), Industrieller der Unternehmerfamilie Thyssen
IV.1. Julius Thyssen (1881–1946)
IV.2. Johanna Thyssen (1883–1887)
IV.3. Hans Thyssen (1890–1943)
III.2. Johanna Wilhelmine Sophie Bagel (1858–1930) ⚭ Carl Roesch
III.3. Julius Bagel junior (1861–1929) ⚭ Helene, geb. Winkler
IV.1. Hermann Julius Bagel (1892–1961)
IV.2. Johanna Ferdinandine Anna Bagel (1893–1972)
III.4. Antoinette Auguste Bagel (1865–1945) ⚭ Carl Scholten

Literatur Bearbeiten

  • A. Bagel-Papierfabrik (Hrsg.): Wer wir sind. Ratingen 1952.
  • Christina Lubinski: „Was ich habe, bin ich“: psychologisches Eigentum und Gesellschafterkultur in dem Düsseldorfer Familienunternehmen Bagel; ca. 1960 bis 2005. In: Familienunternehmen im Rheinland im 19. und 20. Jahrhundert: Netzwerke – Nachfolge – soziales Kapital. (Der 1. Teil der Tagung fand am 12. und 13. Juni 2008 in Düsseldorf statt, der 2. Teil der Tagung folgte am 1. und 2. Oktober 2009 in Hagen.), Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv, Köln 2009, ISBN 978-3-933025-45-6, Seiten 238–251, bibliographische Informationen online.
  • Historische Kommission: Das Kaiserreich 1871–1918. Band 1, Teil 2, Walter de Gruyter, 2003, Seiten 115–116, online.
  • Daniel Mühlenfeld: Die Verleger von Hugos «Les Miserables» – Die Buchhändler und Zeitungsverlegerfamilie Bagel in Mülheim an der Ruhr. In: Horst A. Wessel (Hrsg.): Mülheimer Unternehmer: Pioniere der Wirtschaft. Unternehmergeschichte in der Stadt am Fluss seit dem Ende des 18. Jahrhunderts. Klartext Verlag, Essen 2006, S. 137–152.
  • Karl Friedrich PfauBagel. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 46, Duncker & Humblot, Leipzig 1902, S. 185 f.
  • Immortellen zur Erinnerung an A. Bagel. Düsseldorf 1884.
  • Sandra Zeumer: Die Nachfolge in Familienunternehmen: drei Fallbeispiele aus dem Bergischen Land im 19. und 20. Jahrhundert. Steiner, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-515-09940-0. Ein Inhaltsverzeichnis des Werks ist hier verfügbar. Kapitel 6 widmet sich der Familie Bagel, im Anhang auf Seite 357 ein Stammbaum der Familie.

Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten

  1. „Bagel“ ist französisch auszusprechen, siehe Karl Friedrich PfauBagel. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 46, Duncker & Humblot, Leipzig 1902, S. 185 f.
  2. Neue Deutsche Biographie (online (Memento des Originals vom 17. April 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.deutsche-biographie.de)
  3. Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 1. Berlin/Eberswalde 1902, S. 24–25. [1]
  4. Geschichte: Der Bagel Verlag (Memento des Originals vom 27. April 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/emuseum.duesseldorf.de, auf https://emuseum.duesseldorf.de, abgerufen am 27. April 2016
  5. Chronik des Unternehmens auf dessen Website
  6. „August Bagel der Jüngere“ war Kommerzienrat, Buchdruckbetreiber, Stadtverordneter in Düsseldorf von 1884 bis 1910, (Mit-)Finanzier der Oberkasseler Brücke und der Besiedelung von Oberkassel.
  7. Auguste von Laer geboren 22. Dezember 1838 in Ortsfamilienbuch Lingen, lt. Deutsches Geschlechterbuch Band 13, auf online-ofb.de, abgerufen am 7. September 2016
  8. Fritz Bagel, Verleger, Papierhersteller, Druckereibesitzer in Düsseldorf und Helene Bagel, geb Doerth aus Schwerte. Eine Tochter (ältestes Kind) und drei Söhne.
  9. Vita Else Loelgen, geb. Bagel, auf Frauen-Kultur-Archiv
  10. Ilse Henkel entstammt der Düsseldorfer Unternehmerfamilie Henkel. Sie war Enkelin des Unternehmensgründers Friedrich „Fritz“ Karl Henkel. Carl August Bagel wurde am 26. Juli 1938 Geschäftsführer von Henkel & Cie, den Sitz in der Geschäftsführung gab er krankheitsbedingt am 24. Oktober 1939 an seinen Schwager Willy Manchot ab. Siehe Chronik 130 Jahre Henkel. (PDF) Henkel KGaA, 25. September 2006, S. 50f, abgerufen am 22. August 2016.
  11. Traueranzeigen Ursula Fairchild geb. Bagel, Rheinische Post vom 10. Februar 2021
  12. Traueranzeige. In: trauer.ga.de. 20. März 2021, abgerufen am 1. Mai 2021.
  13. Fritz Bagels Ehe mit Anja Bohlan währte nicht lange, dessen zweiter Ehe entstammen drei weitere Kinder. Simone und Friderike wuchsen bei der Mutter auf. Wie bereits sein Großvater Fritz Henkel „junior“ (1875–1930), Ehrenbürger der Stadt Unkel, engagiert sich Fritz Bagel „junior“ in Unkel. Dafür wurde er im Januar 2016 mit der Ehrennadel der Stadt geehrt. Siehe Fritz Bagel erhält Ehrennadel. In: Blick aktuell. Krupp Verlags GmbH, 7. Januar 2016, abgerufen am 20. August 2016.
  14. Friderike Bagel, jüngere Schwester von Simone Bagel-Trah und Rechtsanwältin bei KPMG, übernahm im Jahr 2011 im Alter von 39 Jahren den Vorstands-Vorsitz der Gesellschaft von Freunden und Förderern der Kunstakademie Düsseldorf. Ihre Vorgängerin war Gabriele Henkel, die 39 Jahre lang dieses Amt ausübte. Das Amt blieb sozusagen „in der Familie“, denn beide, Gabriele Henkel und Friderike Bagel sind der Unternehmerfamilie Henkel zuzurechnen. Siehe Helga Meister: Stabwechsel bei den Freundinnen der Kunst. In: Westdeutsche Zeitung. 8. Februar 2011, abgerufen am 21. August 2016.
  15. Gerd Bagel und dessen Vater Carl-August Bagel führten das Bagel-Unternehmen zunächst gemeinsam bis zum Tod des Vaters im Jahr 1941. Während des Zweiten Weltkrieges erlebten sie, wie das Werk in Düsseldorf durch Bombenangriffe zerstört wurde. Nach dem Krieg baute Gerd Bagel den Betrieb wieder auf und diversifizierte die Unternehmens-Gruppe.
  16. Genealogie Luyken Family Association