Auditoriengebäude
Das Auditoriengebäude ist ein Bauwerk der Georg-August-Universität Göttingen.
Geschichte
BearbeitenNachdem die wachsende Universität einen Mangel an Hörsälen festgestellt hatte, wurde 1862 bis 1865 das Gebäude nach Entwürfen des Universitätsbaumeisters Friedrich Doeltz am westlichen Rand des Botanischen Gartens errichtet. Dadurch entstand nach der Sternwarte und der Anatomie ein weiteres Universitätsgebäude außerhalb des Stadtwalls. Der letzte hannoversche König Georg V. weihte das Bauwerk 1865 ein.
Architektur und Bauplastik
BearbeitenDas Gebäude mit Werksteinfassaden weist drei Stockwerke auf und gliedert sich in drei Flügel. Damit griff der Architekt Friedrich Doeltz in der Konzeption auf das Künstlerhaus (Hannover) zurück. Ein Mittelrisalit bildet den Eingangsbereich, vor dem sich eine Freitreppe befindet. Der Sockel des Bauwerks ist aus Buntsandstein und Muschelkalk, der Hochbau aus Tuffstein. Der hannoversche Rundbogenstil kennzeichnet die Fassade. Rückseitig wurden 1901–1903 weitere Hörsäle angebaut.
Die Fassaden wurden mit Bauplastik dekoriert.[1] Besonders auffällig sind die an der südlichen Hauptfassade angebrachten Poträtfiguren und -köpfe. Die vier Standbilder am Mittelritalit unter gotisierenden Baldachinen sind Gründergestalten der Universität Göttingen sowie der ersten Welfen-Universität in Helmstedt.[2] Die neun Medaillons mit Kopfreliefs zwischen den Fenstern des ersten und zweiten Obergeschosses stellen berühmt gewordene Gelehrte der Universität Göttingen im 18. und 19. Jahrhundert dar.[3] Bildhauer der Figuren waren Wilhelm Engelhard, Friedrich Küsthardt und Carl Dopmeyer.[4]
- Statuen
- Büsten
Nutzung
BearbeitenDie Hörsäle des Auditoriumsgebäudes dienten der Universität als Lehrstätten.
Da die Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg zur Britischen Besatzungszone gehörte, wurde das Auditoriengebäude auf Anweisung der Britischen Rheinarmee repariert und von ihr bis 1949 zu Lehrzwecken betrieben.
Ab den 1970er Jahren verlagerte sich der Lehrbetrieb auf den Campus am Platz der Göttinger Sieben.
Heute wird der Bau für Veranstaltungen sowie als Bibliothek für Römisches Recht und für die Kunstsammlung der Universität Göttingen genutzt.
Ehrenmal
BearbeitenVor dem Gebäude steht seit 1924 das von Paul von Hindenburg eingeweihte Ehrenmal für die Gefallenen der Universität aus dem Ersten Weltkrieg. Der Entwurf stammt von dem Universitätszeichenlehrer Josef Kemmerich[5] und stellt eine Gruppe junger Männer dar, die einen gefallenen Kameraden auf den Schultern tragen. Auf dem Sockel sind die Namen der 748 gefallenen Universitätsangehörigen eingraviert. An derselben Stelle hatte zuvor 1890–1922 ein Denkmal mit dem von Ferdinand Hartzer geschaffenen Standbild für den Chemiker Friedrich Wöhler gestanden, das sich heute am anderen Ende der Göttinger Innenstadt an der Hospitalstraße befindet.
Literatur
Bearbeiten- Bärbel Schwager: Das Göttinger Auditoriengebäude von 1862/65. Ein Beitrag zur Universitätsarchitektur im 19. Jahrhundert und zur Hannoverschen Variante des Rundbogenstils. Peter Lang, Frankfurt am Main 1995 (Europäische Hochschulschriften, Reihe 37, Architektur, Bd. 16), ISBN 3-631-48702-9.
Weblinks
Bearbeiten- Das Auditorium am Weender Tor, auf uni-goettingen.de
- Auditorium der Universität Göttingen, auf denkmalatlas.niedersachsen.de
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Alfred Oberdiek: Göttinger Universitätsbauten. 250 Jahre Baugeschichte der Georg-August-Universität, Göttingen 2002, ISBN 978-3-924781-15-6, S. 57 ff.
- ↑ Bettina Kratz-Ritter: Das Auditorium am Weender Tor. Repräsentationsarchitektur an der Wallpromenade. Hrsg. Die Präsidentin der Universität Göttingen. Universitätsverlag Göttingen. Göttingen 2018 (Digitalisat auf uni-goettingen.de, abgerufen am 9. November 2023), S. 19.
- ↑ Bettina Kratz-Ritter: Das Auditorium am Weender Tor. Repräsentationsarchitektur an der Wallpromenade. Hrsg. Die Präsidentin der Universität Göttingen. Universitätsverlag Göttingen. Göttingen 2018 (Digitalisat auf uni-goettingen.de, abgerufen am 9. November 2023), S. 20.
- ↑ Bettina Kratz-Ritter: Das Auditorium am Weender Tor. Repräsentationsarchitektur an der Wallpromenade. Hrsg. Die Präsidentin der Universität Göttingen. Universitätsverlag Göttingen. Göttingen 2018 (Digitalisat auf uni-goettingen.de, abgerufen am 9. November 2023), S. 19 f.
- ↑ Bettina Kratz-Ritter: Das Auditorium am Weender Tor. Repräsentationsarchitektur an der Wallpromenade. Hrsg. Die Präsidentin der Universität Göttingen. Universitätsverlag Göttingen. Göttingen 2018 (Digitalisat auf uni-goettingen.de, abgerufen am 9. November 2023), S. 19.
Koordinaten: 51° 32′ 17,2″ N, 9° 56′ 5,1″ O