Arminianismus

Theologische Bewegung im protestantischen Christentum
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Arminianismus ist eine gemäßigte Richtung des reformierten Protestantismus, deren Anhänger auch als Remonstranten bezeichnet werden. Sie wurde gegründet durch den niederländischen Theologen Jacob Hermann (1560–1609), der unter der latinisierten Form seines Namens Jacobus Arminius bekannt war. Obwohl er anfänglich von Jean Calvin und seinem Nachfolger Théodore de Bèze beeinflusst war, lehnte er ab 1590 die calvinistische Prädestinationslehre ab und befürwortete den freien Willen des Menschen zur Annahme der Erlösung durch Jesus Christus im Glauben. Seine theologischen Ansichten wurden nach seinem Tod auf der reformierten Dordrechter Synode 1618 bis 1619 verurteilt.[1]

Jacob Herman, genannt Jacobus Arminius, der Begründer des Arminianismus

Die heutige Akzeptanz des Arminianismus erstreckt sich auf einen großen Teil des landeskirchlichen Protestantismus, der methodistischen Kirchen, einen großen Teil der Pfingstbewegung und der amerikanischen Baptistenkirchen (American Baptist Churches USA).[2]

Die Logik von Arminius, jedoch weniger seine Theologie, ist vom Ramismus geprägt (Petrus Ramus).[3]

Der Arminianismus vertritt die folgenden Lehren:

  • Die Menschen sind von Natur aus nicht fähig, etwas für ihre Erlösung zu tun.
  • Die Erlösung ist nur durch Gottes Gnade (Sola gratia) möglich.
  • Menschliche Werke können die Erlösung nicht bewirken und nicht dazu beitragen.
  • Erwählung durch Gott hängt vom Glauben an Jesus Christus ab.
  • Die Erlösung durch Christus gilt allen Menschen.
  • Gott lässt zu, dass die, die nicht glauben wollen, seiner vorauseilenden Gnade widerstehen.
  • Die Erlösung kann wieder verloren werden, da sie vom fortgesetzten Glauben an Jesus Christus abhängt.

Innerhalb des Arminianismus gibt es zwei Hauptvarianten:

  • klassischer Arminianismus nach Arminius, vertreten beispielsweise von den Remonstranten
  • wesleyanischer Arminianismus nach John Wesley, vertreten von den methodistischen und wesleyanischen Kirchen und oft als Synonym für Methodismus verwendet.

Durch Aufnahme unterschiedlicher, z. B. sozinianischer Elemente entstanden verschiedene Spaltungen, z. B. die antitrinitarischen Arminianer. Die bedeutendste Fraktion waren die rein independentistischen Kollegianten.[4]

Einige calvinistische Kritiker unterstellen dem Arminianismus Pelagianismus, was jedoch von den Anhängern beider Varianten energisch abgelehnt wird.

Kirchengeschichtlich ist der Arminianismus am nächsten mit dem Calvinismus verwandt, von dem er auch abstammt, und die beiden Richtungen haben sowohl die Geschichte als auch einen großen Teil der Lehren gemeinsam. Dennoch werden Arminianismus und Calvinismus im konservativen Protestantismus oft als Erzrivalen gesehen, da sie bezüglich Prädestination und Erlösung unterschiedliche Lehren vertreten.

Siehe auch

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Literatur

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Deutsch

  • Walter Klaiber, Manfred Marquardt: Gelebte Gnade. Grundriss einer Theologie der Evangelisch-methodistischen Kirche. 2. Auflage, Edition Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 3-7675-9497-8 (Veröffentlichungen der Evangelisch-methodistischen Kirche).
  • Walter Klaiber, Wolfgang Thönissen (Hrsg.): Rechtfertigung in freikirchlicher und römisch-katholischer Sicht. Edition Anker u. a., Stuttgart u. a. 2004, ISBN 3-7675-7071-8.
  • Wilfried Plock: Warum ich weder Calvinist noch Arminianer bin. Verbindende Gedanken zu einem trennenden Thema. CMD, Hünfeld 2017, ISBN 978-3-945973-09-7.

Englisch

  • Leroy F. Forlines: The Quest for Truth. Answering Life’s Inescapable Questions. Randall House Publications, Nashville TN 2001, ISBN 0-89265-962-9.
  • Roger Forster, V. Paul Marston: God’s Strategy in Human History. Expanded new-millennium edition. Wipf and Stock Publishers, Eugene OR 2000, ISBN 1-57910-273-5.
  • Herbert McGonigle: Sufficient Saving Grace. John Wesley’s evangelical Arminianism. Paternoster Press, Carlisle u. a. 2001, ISBN 1-84227-045-1 (Paternoster Biblical and Theological Monographs – Studies in Evangelical History and Thought).
  • Roger E. Olson: Arminian Theology. Myths and Realities. Intervarsity Press, Downers Grove IL 2006, ISBN 0-8308-2841-9.
  • David Pawson: Once Saved, Always Saved? A Study in Perseverance and Inheritance. Hodder & Staughton, London 1996, ISBN 0-340-61066-2.
  • Robert Picirilli: Grace, Faith, Free Will. Contrasting Views of Salvation. Calvinism and Arminianism. Randall House Publications, Nashville TN 2002, ISBN 0-89265-648-4.
  • J. Matthew Pinson u. a. (Hrsg.): Four Views on Eternal Security. Zondervan, Grand Rapids MI 2002, ISBN 0-310-23439-5 (Counterpoints).
  • Robert Shank: Elect in the Son. Bethany House Publishers, Minneapolis MI 1989, ISBN 1-55661-092-0.
  • Jerry L. Walls, Joseph R. Dongell: Why I Am Not a Calvinist. InterVarsity Press, Downers Grove IL 2004, ISBN 0-8308-3249-1 (Walls und Dongell bringen ihre Gründe gegen den Calvinismus aus Bibel und Philosophie vor, dabei beziehen sie sich vornehmlich auf die Fragen der menschlichen Freiheit, der Souveränität Gottes, die Beständigkeit des Selbst und das christliche Leben).
  • John Wesley: The Question: „What Is an Arminian?“ Answered by a Lover of Free Grace.
  • Steve Witski: Free Grace or Forced Grace? In: The Arminian Magazine, 19, 1, Spring 2001.
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Commons: Arminianismus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Wilhelm Gaß: Arminius, Jakob. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 1, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 536–540.
  2. S. Sweitzer: Christian Theology: 5 Christian Denominations That Follow Arminianism. In: Newsmax, 2016; newsmax.com
  3. David George Mullan: Scottish Puritanism 1590–1638. Oxford University Press, 2000.
  4. Arminĭaner. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 1: A–Astigmatismus. Bibliographisches Institut, Leipzig / Wien 1905, S. 791–792 (Digitalisat. zeno.org).