Angolanische Sportwagenserie

Automobilsportserie

Die angolanische Sportwagenserie (portugiesisch Temporada Internacional de Angola, auch: Temporada Angolana[1]) war eine Automobilsportserie, die 1973 und 1974 in den drei größten Städten Angolas abgehalten wurde. In jedem Jahr fanden drei Rennen statt. Die Serie wurde 1975, mit Beginn des angolanischen Bürgerkrieges, nicht mehr fortgesetzt.

Geschichte Bearbeiten

Bereits in den 1960er-Jahren hatte es in Angola vereinzelte Sportwagenrennen gegeben. Sie wurden vielfach auf provisorischen Strecken, teilweise aber auch auf kleinen Rundkursen wie dem Circuito da Praia Morena in Benguela durchgeführt. Die Idee einer aus mehreren zusammenhängenden Rennen bestehenden „Temporada Angolana“ (angolanischen Saison) entstand 1972; Initiator war der private Automobilclub Tuku Tuku. Die angolanischen Rennen waren als Teil einer international angelegten Sportwagenserie gedacht, die im Frühjahr in Portugal beginnen, im Sommer mit drei Rennen in Angola fortgesetzt und später in Südafrika beendet werden sollte.[2] Hierfür wurden ab 1972 zwei neue Rennstrecken in angolanischen Städten errichtet. Verantwortlicher Organisator war der portugiesische Rennfahrer Antonio Peixinho.

Die Angolanische Sportwagenserie bestand nur zwei Jahre lang. 1973 und 1974 wurden im Rahmen der Serie jeweils drei Rennen in Angola durchgeführt;[3] die geplante Einbettung in portugiesische und südafrikanische Motorsportveranstaltungen ließ sich allerdings nicht realisieren. Mit Ablauf des Jahres 1974 kamen die Motorsportaktivitäten in Angola zum Erliegen, das betraf auch die angolanische Sportwagenserie. Nachdem im Frühjahr 1974 Portugal als Folge der Nelkenrevolution angekündigt hatte, Angola kurzfristig in die Unabhängigkeit zu entlassen, zog sich der weit überwiegende Teil der europäischstämmigen Bevölkerungsgruppe, die bislang den Motorsport in Angola getragen hatte, innerhalb weniger Monate ins Mutterland zurück.[4][5] Der Angolanische Bürgerkrieg, der 1975 ausbrach, lähmte das Land zusätzlich,[6] sodass für die nächsten Jahrzehnte keine Motorsportveranstaltungen mehr stattfanden.[7]

Reglement Bearbeiten

 
Siegerauto des ersten Rennens der Serie: Chevron B21

Die angolanische Sportwagenserie stand Fahrzeugen diverser Klassen offen. Neben Rennsportwagen der Gruppe 6 wie dem Chevron B23, March 74S, dem Lola T294 traten auch seriennahe Tourenwagen an. Zu den gemeldeten Fahrzeugen gehörten De Tomaso Pantera, mehrere Chevrolet Camaro und einige Opel Commodore.

Die Wettbewerber rekrutierten sich überwiegend aus britischen und portugiesischen Rennfahrern; daneben traten auch Piloten aus Südafrika an. Viele Piloten waren reine Privatfahrer; einige von ihnen meldeten sich unter Pseudonymen. Die internationalen Fahrer erhielten ein Antrittsgeld.

Austragungsorte Bearbeiten

Die Rennen der Sportwagenserie fanden in den drei größten Städten des Landes statt.

In den frühen 1970er-Jahren entstanden in Angola zwei neue Rennstrecken, die in das Programm der Sportwagenserie integriert wurden. Hierbei handelte es sich um das Autódromo de Luanda in der angolanischen Hauptstadt sowie um das Autodrom in der Küstenstadt Benguela, die im Abstand von einer Woche im Mai 1972 eröffnet wurden. Anders verhielt es sich in Huambo, der zweitgrößten Stadt Angolas, die in der Kolonialzeit den Namen Neu-Lissabon trug: Hier wurden die Rennen auf öffentlichen Straßen im Stadtgebiet gefahren.[8]

Veranstaltungen Bearbeiten

1973 Bearbeiten

Nr. Datum Rennen Ort Rennstrecke Sieger Fahrzeug
01 29. Juli 1973 3 Horas de Luanda Luanda Autódromo de Luanda Vereinigtes Konigreich  Roger Heavens
Sudafrika  Guy Tunmer
Chevron B21
02 5. August 1973 6 Horas de Nova Lisboa 1973 Neu-Lissabon Vereinigtes Konigreich  Andrew Fletcher[9]
Vereinigtes Konigreich  William Tuckett[9]
Chevron B21[9]
03 19. August 1973 500-km-Rennen von Benguela 1973 Benguela Autódromo de Benguela Portugal  Mário de Araújo Cabral
Portugal  Antonío Peixinho
Lola T292

1974 Bearbeiten

Nr. Datum Rennen Ort Rennstrecke Sieger Fahrzeug
01 28. Juli 1974 6-Stunden-Rennen von Neu-Lissabon 1974 Neu-Lissabon Portugal  Mabílio de Albuquerque
Portugal  Antonio Peixinho
Lola T292
02 4. August 1974 500-km-Rennen von Benguela 1974 Benguela Autódromo de Benguela Vereinigtes Konigreich  Tony Birchenhough
Vereinigtes Konigreich  Roger Heavens
Lola T294
03 18. August 1974 2-Stunden-Rennen von Luanda 1974 Luanda Autódromo de Luanda Vereinigtes Konigreich  John Sabourin
Portugal  "Larama" (Manuel Amaral)
March 74S

Literatur Bearbeiten

  • Ken Stewart, Norman Reich: Sun On The Grid. Grand Prix and Endurance Racing in Southern Africa. London 1998. ISBN 1-870519-49-3.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten

  1. Zu den Begrifflichkeiten vgl. die Geschichte der Serie auf der Internetseite www.sportscarclassic.com (Memento vom 27. August 2012 im Internet Archive) (abgerufen am 3. Dezember 2012)
  2. Zur Geschichte vgl. eine zeitgenössische Dokumentation zum 500-Kilometer-Rennen von Benguela auf der Internetseite www.motorsportinangola.blogspot.de (abgerufen am 3. Dezember 2012).
  3. Daneben fanden 1973 in Angola einige weitere Motorsportveranstaltungen statt, die nicht Bestandteil der Angolanischen Sportwagenserie waren. Dazu gehörte unter anderem das Sportwagenrennen auf dem Circuito do Novo Redondo in Sumbe im September 1973. Vgl. dazu Rennbericht auf der Internetseite sportscarportugal2.com (Memento vom 28. Juli 2012 im Internet Archive) (abgerufen am 3. Dezember 2012).
  4. The Economist, Ausgabe vom 16. August 1975.
  5. Das Magazin Time sprach im Januar 1975 von einem Exodus.
  6. Zur Geschichte Angolas vgl. Großes Modernes Lexikon in 12 Bänden, Bertelsmann Lexikothek 1985; Band 1 S: 256.
  7. Lediglich für das Autódromo de Benguela sind noch einzelne privat organisierte Automobilrennen im Jahr 1976 belegt.
  8. Bilder vom 6-Stunden-Rennen von Neu-Lissabon 1973
  9. a b c Angaben zu den Siegern auf der Internetseite www.motorsportinangola.blogspot.de. Der Eintrag auf der Internetseite www.racingsportscars.com führt dagegen Mário de Araújo Cabral und Antonío Peixinho als Gesamtsieger auf.