André Sebastiani

deutscher Autor, Skeptiker und Podcaster

André Sebastiani (* 22. Februar 1977) ist ein deutscher Autor und Kritiker der Anthroposophie, insbesondere der Waldorfpädagogik, im deutschsprachigen Raum.

Leben Bearbeiten

Sebastiani ist geboren und aufgewachsen in Ennigerloh (Münsterland). Nach dem Abitur (1996) und der Ableistung des Wehrdienstes (1997) studierte er an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster Lehramt für die Primarstufe und schloss 2002 mit dem ersten Staatsexamen ab. Die zweite Staatsprüfung für das Lehramt an Grund-, Haupt- und Realschulen folgte 2004 nach einem Referendariat am Studienseminar Vechta (Niedersachsen).

Von 2004 bis 2020 war Sebastiani an der Schule In der Vahr (Bremen) zunächst im Sekundarschulbereich und ab 2010 im Grundschulbereich tätig. Seit 2020 ist er Referent für Mediendidaktik bei der Senatorin für Kinder und Bildung in Bremen.[1]

2019 erschien sein Buch „Anthroposophie – Eine kurze Kritik“. Seit Mai 2023 ist Sebastiani Mitglied des Vorstandes der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP).

Anthroposophiekritik Bearbeiten

Als ausgebildeter Lehrer kritisiert Sebastiani insbesondere die Waldorfpädagogik[2][3][4]. In diese, so Sebastiani, gingen die esoterischen Glaubensinhalte der Anthroposophie auch ohne direkten Bezug auf die Lehren Rudolf Steiners als Teil des Menschenbilds und der Unterrichtsmethoden ein – eine Kritik, die Jan Böhmermann in einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Thema aufgriff[5]. Die Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland bezeichnet André Sebastiani, neben Jutta Ditfurth, als „einschlägig bekannten Anthroposophie-Bekämpfer“.[6]

Im Jahr 2014 beteiligte Sebastiani sich an der öffentlichen Kritik an einem geplanten Schulversuch, bei dem Elemente der Waldorfpädagogik in einer staatlichen Schule in Hamburg-Wilhelmsburg erprobt werden sollten.[7][8][9][10][11] Der Schulversuch startete dennoch, scheiterte aber nach zweieinhalb Jahren.[12][13]

Sebastiani war als Experte in verschiedenen Podcasts zu Gast[14][15][16], schrieb einen Artikel für Materialien und Informationen zur Zeit[17] und wurde von der taz interviewt.[18]

Bei der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e.V. (GWUP)[19] befasst sich Sebastiani schwerpunktmäßig mit der Anthroposophie und ihren Praxisfeldern. Für die Zeitschrift Skeptiker der GWUP verfasste Sebastiani verschiedene Beiträge[20][21], so auch den Grundsatzbeitrag „Was ist Anthroposophie?“[22].

In seinem 2019 erschienenen Buch „Anthroposophie – Eine kurze Kritik“ kritisiert Sebastiani die Anthroposophie als Weltanschauung insgesamt als anti-aufklärerisch, zudem werde sie ihrer Selbstbeschreibung als Wissenschaft[23] nicht gerecht und weise vielmehr Merkmale einer Pseudowissenschaft auf. Weiterhin beschreibt Sebastiani das anthroposophische Welt- und Menschenbild kritisch und erneuert den Vorwurf des Rassismus und Antisemitismus gegenüber der Anthroposophie. Mit der Waldorfpädagogik, der anthroposophischen Medizin und der biologisch-dynamischen Landwirtschaft werden zudem die sogenannten Praxisfelder der Anthroposophie und ihre Auswirkungen auf die Verbreitung anthroposophischen Gedankenguts in der Allgemeinheit erörtert. Sebastianis Kritik wurde auch in anthroposophischen Publikationen, z. B. von Peter Selg besprochen[24].

Reaktionen und Kritik Bearbeiten

Der Kommunikationschef des Bundes der Freien Waldorfschulen Henning Kullak-Ublick kommentiert Sebastianis Ansichten im Deutschlandfunk mit: „Was der Herr Sebastiani da verbreitet – entschuldigen Sie! – das ist eine Karikatur der Waldorf-Pädagogik. Genauso, wie es eine Karikatur der Anthroposophie ist. Das sind irgendwelche aus dem Kontext herausgegriffenen Einzelsachen, die er zusammenmixt, dass daraus ein völlig krudes Gebräu entsteht. Das hat mit der eigentlichen Realität an Waldorf-Schulen überhaupt nichts zu tun. Es ist so, dass wir mit dem Schreibenlernen langsamer vorgehen als das an anderen Schulen der Fall ist. Aber das langsame Vorgehen beinhaltet, dass die eine ganze Fülle von Dingen eben gleichzeitig erarbeiten.“[25]

Schlaulicht-Podcast Bearbeiten

André Sebastiani produzierte zusammen mit Jörg Sartorius und Knut Junker den Kinder-Wissenspodcast Schlaulicht,[26] der 2017 den deutschen Podcastpreis gewann.[27] Er wird außer von den üblichen Podcastplattformen auch über die Website des Spektrum-Verlags ausgespielt. Im Juli 2022 gab das Podcast-Team nach 105 Episoden bekannt, vorerst keine weiteren Episoden produzieren zu wollen.

Veröffentlichungen Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Kontakt Bildungsmedien - Die Senatorin für Kinder und Bildung. Abgerufen am 21. November 2022.
  2. Christine Böhringer: Unsere kleine Waldorfschule. In: ZEIT ONLINE. DIE ZEIT, 12. Februar 2015, abgerufen am 21. November 2022.
  3. Bent Freiwald und Leoni Bender: Verzögert das System Waldorf die Aufklärung von Gewalttaten? In: Krautreporter. 18. November 2022, abgerufen am 21. November 2022.
  4. Julian Aé: Gefährliche Esoterik: „Waldorfschulen erziehen zum irrationalen Denken“. In: DIE WELT. 30. Mai 2022 (welt.de [abgerufen am 21. November 2022]).
  5. ZDF Magazin Royale vom 18. November 2022. Abgerufen am 21. November 2022.
  6. Umstrittene Studie: Anthroposophie als Quelle des „Querdenkertums“? Abgerufen am 21. November 2022.
  7. Kaija Kutter: Steiners Pädagogik in staatlicher Schule: „Ein bisschen Waldorf geht nicht“. In: Die Tageszeitung: taz. 25. November 2013, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 21. November 2022]).
  8. Süddeutsche Zeitung: Kritik an erster staatlicher Waldorfschule. Abgerufen am 21. November 2022.
  9. Bernd Kramer: Lehrer über Hamburger Schulversuch: „Waldorf ist unwissenschaftlich“. In: Die Tageszeitung: taz. 5. März 2013, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 21. November 2022]).
  10. Thomas Sulzyc: Hitziger Streit um Waldorfschule. In: Hamburger Abendblatt. 13. Juni 2014, abgerufen am 21. November 2022 (deutsch).
  11. deutschlandfunk.de: Widerstand gegen staatliche Waldorfschule in Hamburg. Abgerufen am 21. November 2022.
  12. Hamburg: Streit um Waldorf-Experiment im Problemviertel eskaliert. In: Der Spiegel. 8. Juli 2016, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 21. November 2022]).
  13. Kathrin Fromm: ZEIT ONLINE | Der gescheiterte Waldorf-Versuch Brennpunkt Hamburg-Wilhelmsburg: Das Ende eines Schulprojekts. In: ZEIT online. DIE ZEIT, 28. Juli 2016, abgerufen am 21. November 2022.
  14. Hoaxilla #107 – ‚Waldorf-Schule‘ – HOAXILLA®. Abgerufen am 21. November 2022.
  15. Hoaxilla #232 – „Kurze Kritik der Anthroposophie“ – HOAXILLA®. Abgerufen am 21. November 2022.
  16. NGF020-Thema: Anthroposophie und Waldorfpädagogik. Abgerufen am 21. November 2022 (deutsch).
  17. André Sebastiani: Waldorfschulen – Erfolgsmodell mit Schattenseiten. In: Materialien und Informationen zur Zeit. 1. Januar 2019, abgerufen am 3. Dezember 2022 (deutsch).
  18. Bernd Kramer: Lehrer über Hamburger Schulversuch: „Waldorf ist unwissenschaftlich“. In: Die Tageszeitung: taz. 5. März 2013, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 3. Dezember 2022]).
  19. GWUP - Die Skeptiker - André Sebastiani. In: GWUP - Die Skeptiker - Who is who. GWUP e.V., 18. November 2022, abgerufen am 21. November 2022.
  20. André Sebastiani: Waldorfpädagogik: Versteinerte Erziehung. GWUP - Die Skeptiker, 2011, abgerufen am 21. November 2022.
  21. GWUP - Die Skeptiker - Zeitschrift Skeptiker 03/2010. Abgerufen am 21. November 2022.
  22. GWUP - Die Skeptiker - Zeitschrift Skeptiker 2/2023. Abgerufen am 21. Juni 2023.
  23. Was ist Anthroposophie? In: Anthroposophische Gesellschaft Deutschland. Abgerufen am 21. November 2022.
  24. Redaktion: Thema: Rudolf Steiner. In: www.themen-der-zeit.de. 1. Oktober 2020, abgerufen am 21. November 2022 (deutsch).
  25. Axel Schröder: Widerstand gegen staatliche Waldorfschule in Hamburg DLF 8. Februar 2013
  26. Schlaulicht - Impressum. In: Der Podcast (nicht nur) für Kinder. 3. Dezember 2022, abgerufen am 3. Dezember 2022 (deutsch).
  27. PodcastPreis 2017. 3. Dezember 2022, abgerufen am 3. Dezember 2022 (deutsch).