Ammosaurus

Gattung der Ordnung Echsenbeckensaurier

Ammosaurus ist eine basale (ursprüngliche) Gattung der sauropodomorphen Dinosaurier. Sie lebte im Unterjura Nordamerikas und ist von vier unvollständigen, schädellosen Skeletten bekannt, die in Connecticut aus den Schichten der Portland-Formation (Newark-Supergruppe) geborgen wurden. Weiteres, möglicherweise zu dieser Gattung gehörendes Material stammt aus Nova Scotia und Arizona, obwohl das Arizona-Material auch zu Massospondylus gehören könnte.[2] Verschiedene aktuelle Studien kommen zu dem Ergebnis, dass Ammosaurus identisch mit Anchisaurus ist; der Name Ammosaurus wäre in diesem Fall ungültig.[3][4]

Ammosaurus

Fußskelett von Ammosaurus (Zeichnung von Marsh 1889).

Zeitliches Auftreten
Unterjura (Pliensbachium oder Toarcium)[1]
190,8 bis 174,1 Mio. Jahre
Fundorte
Systematik
Echsenbeckensaurier (Saurischia)
Sauropodomorpha
Anchisauria
Anchisauridae
Ammosaurus
Wissenschaftlicher Name
Ammosaurus
Marsh, 1891
Art
  • Ammosaurus major

Die einzige gültige Art ist Ammosaurus major. Der Name Ammosaurus bedeutet so viel wie „Sandechse“ (gr. ammos – „Sand“, sauros – „Echse“).

Merkmale Bearbeiten

Ammosaurus war ein kleiner Vertreter der Sauropodomorpha; so lässt das Holotyp-Skelett auf ein Tier schließen, das zwischen 1,8 und 2,4 Meter lang gewesen war[5]. Galton und Upchurch (2004) geben drei Merkmale an, welche Ammosaurus von Anchisaurus abgrenzen sollen.[2] Yates (2010) kommt jedoch zu dem Ergebnis, dass zwei Merkmale an den Beckenknochen Artefakte schlechter Erhaltung gewesen sein könnten und damit nicht für die Systematik verwendbar sind, während das dritte Merkmal, die verhältnismäßig kleine Halluxkralle von Anchisaurus, zu geringfügig für eine Trennung beider Gattungen ist. Folglich beschreibt Yates Ammosaurus als ein Synonym von Anchisaurus.[4]

Systematik Bearbeiten

Zusammen mit Anchisaurus bildet Ammosaurus die Familie Anchisauridae.[6] Diese Formen zählen zu den klassischen Prosauropoden, eine Gruppe, die heute jedoch als ungültig (da paraphyletisch) betrachtet und kaum noch verwendet wird.[7]

Forschungsgeschichte Bearbeiten

Das erste gefundene Skelett (Holotyp, Exemplarnummer YPM 208) wurde 1884 von dem berühmten Paläontologen Othniel Charles Marsh im Tal des Connecticut River in der Nähe von Manchester ausgegraben. Obwohl dieses Skelett scheinbar vollständig erhalten war, barg Marsh lediglich den hinteren Abschnitt des Skeletts, bestehend aus drei präsakralen Wirbeln, dem Sacrum (Kreuzbein), dem Becken sowie beiden Hinterbeinen. Anfangs beschrieb Marsh diesen Fund als neue Art von Anchisaurus (Marsh 1889);[8] zwei Jahre später stellte er die neue Gattung Ammosaurus auf[9].[5]

Marsh schrieb Ammosaurus den Coelurosauria zu, einer Gruppe innerhalb der Theropoden. Friedrich von Huene (1914) stellte eine neue Familie auf, die Ammosauridae, die er für die primitivste Gruppe der Coelurosaurier hielt. Erst eine Neuuntersuchung der Gattung durch Galton (1971) konnte zeigen, dass Ammosaurus kein Theropode war, sondern vielmehr ein Prosauropode. Er ordnete diese Gattung zuerst innerhalb der Anchisauridae ein; in einer späteren Veröffentlichung (Galton, 1990) schrieb er sie jedoch der Plateosauridae zu.[10][5]

Marsh beschrieb eine zweite Art, Ammosaurus solus, auf Basis von Becken- und Fußknochen, die im gleichen Steinbruch gefunden wurden, aus dem das Holotyp-Exemplar stammt. Heute gilt diese Art jedoch als identisch mit Ammosaurus major.[5]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Gregory S. Paul: The Princeton Field Guide To Dinosaurs. Princeton University Press, Princeton NJ u. a. 2010, ISBN 978-0-691-13720-9, S. 164.
  2. a b Peter Galton, Paul Upchurch: Prosauropoda. In: David B. Weishampel, Peter Dodson, Halszka Osmólska (Hrsg.): The Dinosauria. 2nd edition. University of California Press, Berkeley CA u. a. 2004, ISBN 0-520-24209-2, S. 232–258.
  3. Paul Sereno: Anchisauridae. In: Taxon Search. Archiviert vom Original am 23. März 2012; abgerufen am 19. Januar 2021.
  4. a b Adam M. Yates: A revision of the problematic sauropodomorph dinosaurs from Manchester, Connecticut and the status of Anchisaurus Marsh. In: Palaeontology. Bd. 53, Nr. 4, 2010, ISSN 0031-0239, S. 739–752, doi:10.1111/j.1475-4983.2010.00952.x.
  5. a b c d Donald F. Glut: Dinosaurs. The Encyclopedia. McFarland & Co, Jefferson NC u. a. 1997, ISBN 0-89950-917-7.
  6. Othniel C. Marsh: Names of extinct reptiles. In: American Journal of Science. Bd. 129 = Series 3, Bd. 29, Nr. 170, 1885, S. 169, Digitalisat.
  7. Adam M. Yates, Matthew F. Bonnan, Johann Neveling, Anusuya Chinsamy, Marc G. Blackbeard: A new transitional sauropodomorph dinosaur from the Early Jurassic of South Africa and the evolution of sauropod feeding and quadrupedalism. In: Proceedings of the Royal Society. Series B: Biological Sciences. Bd. 277, Nr. 1682, 2010, ISSN 0950-1193, S. 787–794, doi:10.1098/rspb.2009.1440.
  8. Othniel C. Marsh: Notice of new American dinosaurs. In: American Journal of Science. Bd. 137 = Series 3, Bd. 37, Nr. 220, Article 35, 1889, S. 331–336, Digitalisat.
  9. Othniel C. Marsh: Notice of new vertebrate fossils. In: American Journal of Science. Bd. 142 = Series 3, Bd. 42, Nr. 249, Article 26, 1891, S. 265–269, Digitalisat.
  10. Peter M. Galton: The prosauropod dinosaur Ammosaurus, the crocodile Protosuchus, and their bearing on the age of the Navajo sandstone of northeastern Arizona. In: Journal of Paleontology. Bd. 45, Nr. 5, 1971, ISSN 0022-3360, S. 781–795.