Am Schauplatz ist eine Reportagereihe im ORF. Sie zeigt Sozialreportagen, ungewöhnliche Lebensgeschichten und Milieustudien aus dem Alltag. Die Sendung wurde von Peter Resetarits und Christian Schüller ins Leben gerufen und am 7. März 1995 zum ersten Mal ausgestrahlt.

Gestalter Bearbeiten

Zum aktuellen Schauplatz-Team gehören Moderator Peter Resetarits, Redaktionsleiter Klaus Dutzler, Produzentin Nina Scherlofsky und die Reporter Robert Gordon, Beate Haselmayer, Kim Kadlec, Gudrun Kampelmüller, Julia Kovarik, Tiba Marchetti, Alfred Schwarzenberger und Nora Zoglauer.[1]

Auszeichnungen Bearbeiten

Die Sendung und deren Gestalter wurden mehrmals mit Auszeichnungen geehrt:

  • 1995: Prof. Claus Gatterer-Preis für sozial engagierten Journalismus für Peter Resetarits, für die erste Am Schauplatz-Reportage Der Hausherr über die Machenschaften eines Wiener Immobilienhändlers
  • 1996: Fernsehpreis der Österreichischen Volksbildung für Peter Resetarits und Christian Schüller
  • 2000: Romy-Spezialpreis der Jury für Peter Resetarits
  • 2002: Concordia-Preis in der Kategorie Menschenrechte für Antonia Rados
  • 2003: Prof.-Claus-Gatterer-Preis für Robert Gordon (Am Schauplatz- bzw. Am Schauplatz nachgefragt-Reportagen Alles für die Firma. Die beiden Sendungen wurden am 2. April 2002 bzw. 14. Jänner 2003 ausgestrahlt und beschäftigten sich mit den Gefahren von Asbest, dem Eternit-Arbeiter in Vöcklabruck ausgesetzt waren)
  • 2004: Prälat-Leopold-Ungar-JournalistInnenpreis für Redakteur Ed Moschitz
  • 2004: Fernsehpreis der Österreichischen Erwachsenenbildung für Peter Liska (Reportage Helfer in Not)
  • 2005: Medienpreis Davos für Ed Moschitz (Reportage Restlesser)
  • 2010: Fernsehpreis der Österreichischen Erwachsenenbildung für Ed Moschitz (Reportage Am rechten Rand, s. u.)
  • 2011: Hilfswerk-Journalistenpreis für Julia Kovarik und Ed Moschitz (Reportage Die Angstmacher)
  • 2012: Hilfswerk-Journalistenpreis für Julia Kovarik (Reportage Ärger im Paradies)
  • 2015: Prälat-Leopold-Ungar-JournalistInnenpreis an Mirjam Unger für Armut ist kein Kinderspiel[2]
  • 2016: Dr.-Karl-Renner-Publizistikpreis für Julia Kovarik und Alexandra Augustin (Reportage Kampf im Park)
  • 2016: Prälat-Ungar-Anerkennungspreis für Robert Gordon Julia Kovarik (Die letzten Arbeiter)
  • 2017: Claus-Gatterer-Preis an Nora Zoglauer
  • 2017: WINFRA-Preis an Nina Horowitz (Voller Dreck)[3]
  • 2017: Dr.-Karl-Renner-Publizistikpreis in der Kategorie Fernsehen an Nina Horowitz (Voller Dreck)[4]
  • 2017 TV-Preis der Armutskonferenz für Kim Kadlec (Millionen mit dem Wohnen)
  • 2018 Preis der Österreichischen Ärztekammer an Tina-Schmidt-Labenbacher (Landarzt gesucht)
  • 2018: Fernsehpreis der Österreichischen Erwachsenenbildung 2017 an Sendungsverantwortliche Heidi Lackner[5]
  • 2018: Dr. Karl Renner-Preis an Kim Kadlec und Max Nichols (Chakra mit Gewerbeschein)
  • 2018 Fernsehpreis der Armutskonferenz an Beate Haselmayer (Besser als die Straße)
  • 2018 Österreichischer Umweltjournalismuspreis an Beate Haselmayer und Klaus Dutzler (Der hohe Preis vom Billigfleisch)

Kontroverse um Neonazi-Reportage Bearbeiten

Im März 2010 produzierte der ORF eine von Ed Moschitz geführte Schauplatz-Folge über zwei jugendliche Rechtsextremisten aus Wien-Favoriten. Im Rahmen der Dreharbeiten besuchten die Jugendlichen am 12. März 2010 in Wiener Neustadt die Endkundgebung zu den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 2010 des rechtspopulistischen FPÖ-Chefs Heinz-Christian Strache. Nachdem die Jugendlichen ein Autogramm von Strache erhalten hatten, soll laut Strache der Satz „Sieg Heil“ oder „Heil Hitler“ gefallen sein. Daraufhin zeigte Strache den ORF wegen Anstiftung zur nationalsozialistischen Wiederbetätigung an. Einige Tage später spielte der ORF das Original-Drehmaterial der Staatsanwaltschaft und einigen Pressevertretern vor. Die behaupteten Aussagen waren auf dem Material nicht zu hören.

Am 25. März 2010 strahlte der ORF die Sendung aus aktuellem Anlass aus. Anschließend war eine Spezialfolge von Club 2 zu sehen. Zu Gast waren unter anderem Heinz-Christian Strache, ORF-Redaktionschef Johannes Fischer, ÖVP-Klubobmann Karlheinz Kopf und der Verfassungsjurist Heinz Mayer. In der Diskussion warf Strache dem ORF vor, sein Drehmaterial manipuliert zu haben, indem die nationalsozialistischen Parolen entfernt worden seien. Er behauptete außerdem, dass die beiden Jugendlichen ausschließlich auf Wunsch des ORF bei seiner Veranstaltung gewesen seien, weil der Sender für seine Reportage gezielt eine Eskalation vor laufender Kamera inszenieren wollte. Dies belegte er mit Auszügen aus polizeilichen Vernehmungsprotokollen von einem der beiden rechtsradikalen Jugendlichen und einer Zeugin, in denen von einer Zahlung von 80 Euro pro rechtsextreme Parole die Rede war. ORF-Redaktionschef Fischer zitierte seinerseits das polizeiliche Vernehmungsprotokoll des zweiten Jugendlichen, der angab, nichts von derartigen Vereinbarungen zu wissen. In den darauffolgenden Tagen meldeten sich die Jugendlichen in mehreren Zeitungsinterviews zu Wort und behaupteten, dass die von Strache zitierten Aussagen durch starken psychischen Druck bei den Vernehmungen erzwungen worden waren. Des Weiteren wurde ein Video veröffentlicht, das einen der beiden bei einer Veranstaltung Straches im Jahr 2009 zeigte.[6][7][8][9][10]

Mittlerweile ist das Verfahren gegen Ed Moschitz wegen Anstiftung zur Wiederbetätigung eingestellt worden. Heinz-Christian Strache wurde wegen Falschaussage gegenüber der Staatsanwaltschaft angezeigt.[11]

Ableger Bearbeiten

Aus den klassischen Am Schauplatz-Reportagen entwickelten sich mehrere erfolgreiche Ableger:

  • Seit dem 21. März 1997 bietet Am Schauplatz extra in unregelmäßigen Abständen mit verlängerter Sendezeit die Möglichkeit für längere, tiefer gehende Reportagen.
  • In der Sendung Am Schauplatz Gericht, die am 3. Oktober 1997 startete,[12] begleiten Peter Resetarits und sein Team Prozesse und ihre Protagonisten mit der Kamera.
  • In Schauplatz – Nachgefragt werden Themen und Protagonisten vergangener Sendungen wieder aufgegriffen, um die aktuelle Situation oder Veränderungen zu zeigen.

Sender, Termine und Zuseherzahlen Bearbeiten

Der Schauplatz wurde ursprünglich immer dienstags nach der ZIB 2 gegen 22:30 Uhr auf ORF 2 ausgestrahlt. Anfang der 2000er wechselte der Sendeplatz auf Freitag 21:20 Uhr. Mit der Programmreform von Frau Zechner wanderte der Schauplatz am 17. Jänner 2013 auf Donnerstag abend, 21:05 Uhr. Vereinzelt werden Ausgaben in unregelmäßigen Abständen auf 3sat ausgestrahlt. Im Jahr 2018 sahen die Reportagesendung durchschnittlich 583.000 Menschen.

Liste der Folgen Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Am Schauplatz. In: ORF. Abgerufen am 2. November 2023.
  2. orf.at - Prälat-Leopold-Ungar-Preis an ORF.at-Journalisten. Artikel vom 5. November 2015, abgerufen am 5. November 2015.
  3. Nina Horowitz tritt in Spiras Fußstapfen. In: Wiener Zeitung. 17. Oktober 2019, abgerufen am 17. Oktober 2019.
  4. Karl-Renner-Publizistikpreis: Teletext gewinnt die Kategorie Online. In: ORF.at. 17. Oktober 2019, abgerufen am 18. Oktober 2019.
  5. orf.at: ORF-Siegeszug bei Fernsehpreis der Erwachsenenbildung. Artikel vom 21. Juni 2018, abgerufen am 21. Juni 2018.
  6. Skinhead entlastet ORF massiv. In: derStandard.at. 27. März 2010, abgerufen am 12. Dezember 2017.
  7. Grüne zeigen polizeiliche Ermittler an. In: derStandard.at. 28. März 2010, abgerufen am 12. Dezember 2017.
  8. "Das Gefühl, von Strache benutzt zu werden". In: derStandard.at. 25. März 2010, abgerufen am 12. Dezember 2017.
  9. "Schauplatz": Strache und Skins zum Nachhören. In: derStandard.at. 18. März 2010, abgerufen am 12. Dezember 2017.
  10. "Dem Herrn Strache sagen". In: derStandard.at. 18. März 2010, abgerufen am 12. Dezember 2017.
  11. Causa Skins: Verfahren gegen ORF-Redakteur eingestellt. In: derStandard.at. 27. Juni 2011, abgerufen am 12. Dezember 2017.
  12. ORF Kundendienst: Schauplatz Gericht (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive); abgerufen am 7. Sep. 2012