Alsen (Zementhersteller)

ehemaliger Zementhersteller, heute Holcim

Das Unternehmen Alsen war ein Unternehmen zur Herstellung von Zement mit Stammsitz in Itzehoe. Nach Übernahmen, Fusionen und Namenwechseln firmiert das Unternehmen seit 2003 als „Holcim (Deutschland) AG“ erstmals ohne den Namensbestandteil „Alsen“.

Die ehemalige Itzehoer Zementfabrik Alsen um 1895
Die ehemalige Zementfabrik in Uetersen um 1900

Unternehmen Bearbeiten

Gegründet wurde das Unternehmen Ende 1863 von Gustav Alsen. Nach der Übernahme von Konkurrenten und deren Werken in Lägerdorf, Uetersen und Hemmoor fusionierte die „Alsen’sche Portland-Cement-Fabriken KG“ 1972 mit der „Breitenburger Portland-Cement-Fabrik AG“ zur „Alsen-Breitenburg Zement- und Kalkwerke GmbH“, die dann 1997 mit der „Nordcement AG“ zur „Alsen AG“ fusionierte, welche sich 2003 schließlich in „Holcim (Deutschland) AG“ umbenannte.[1]

Das Itzehoer Stammwerk von Alsen wurde bereits 1982 stillgelegt. Ein Großteil der ehemaligen Fabrikgebäude wurden später abgebrochen. Zu den Überresten gehören die Gebäude des heutigen Planet Alsen.

Bahnstrecke Itzehoe–Lägerdorf Bearbeiten

In Lägerdorf betreibt Holcim ein Zementwerk. Dieses wurde mit der am 19. November 1951 eröffneten 7,7 km langen Güterzugstrecke Itzehoe–Lägerdorf in Itzehoe an die Marschbahn angeschlossen. Diese Strecke zweigt am ehemaligen Bahnhof Alsen (heute Awanst.) von der Marschbahn ab und führt über den Güterbahnhof Lägerdorf direkt in den Werkbahnhof von Holcim. Von dort führt ein Anschlussgleis zu den Kreidewerken Dammann.[2] Der Baubeginn der Normalspurstrecke war am 11. Mai 1949.

Für den Betrieb wurde eigens die Bahnbetriebsgesellschaft Lägerdorf gegründet.[3] Nach dem Firmenzusammenschluss und die Umbenennung in Holcim erfolgte am 18. Mai 2010 die Verschmelzung der Gesellschaft mit der „Holcim (Deutschland) AG“.[4] Viele Jahre setzte die Gesellschaft auf der Strecke eigene Dampf- und Diesellokomotiven ein, die ab 1992 vom Lokverleih Kai Jensen angemietet wurden.[5]

Eigentümer / Management Bearbeiten

Gustav Alsen wurde am 17. Februar 1836 in Witzwort geboren und studierte an der Polytechnischen Schule Hannover Architektur bei Conrad Wilhelm Hase.[6] Er wurde dort 1854 Mitglied der Landsmannschaft Slesvico-Holsatia, des späteren Corps Slesvico-Holsatia.[7] Nach dem Studium betätigte er sich als Unternehmer und gründete Ende 1862 in Itzehoe die Alsen’sche Portland-Cement-Fabrik. Er verstarb 1868 in Brasilien.[6]

Von 1867 bis 1905 lenkte Heinrich Wessel als kaufmännischer Direktor die Expansion des Unternehmens.

Bedeutung Bearbeiten

Mit der Herstellung von Portlandzement erlebte das Unternehmen einen rasanten Aufstieg. Es lieferte lange Zeit auch nach Übersee, bis dortige Unternehmen ähnlich gute Zementqualität erzielen konnten.

Für Itzehoe und die Region Steinburg stellte das Unternehmen einen großen Wirtschaftsfaktor dar, der das Gebiet infrastrukturell (zum Beispiel Kleinbahnlinie, Drahtseilbahn (siehe unten), Breitenburger Kanal) und wegen des Ton- und Kreideabbaus bis heute auch landschaftlich prägte (siehe etwa Kreidegrube Saturn, Große Tonkuhle, Alsens Tongrube, Tongrube Muldsberg und Rensinger See).

Im Kreismuseum Prinzeßhof in Itzehoe ist ein Raum der Geschichte von Alsen gewidmet, dort steht auch ein Führerhaus eines Schiffes aus dem Breitenburger Kanal.

Drahtseilbahn Bearbeiten

In den Jahren 1907 und 1908 ließ das Unternehmen eine 13 km lange Drahtseilbahn bauen, die täglich ca. 400 t Ton aus Wacken, Agethorst und Nienbüttel zum Alsenwerk in Itzehoe transportierte. Die bis 1977 betriebene Seilbahn war nach Fertigstellung die längste Seilbahn Deutschlands und wurde von dem Unternehmen Adolf Bleichert & Co. erbaut.[8][9] Die Anlage ist heute größtenteils demontiert.

Literatur Bearbeiten

  • Hans-Dieter Kienitz, Carsten Brecht, Christopher Wulfgramm: Kreidebahnen und andere historische Transportmittel im Raum Lägerdorf. Arbeitsgemeinschaft Drehscheibe e. V., Köln 2014, ISBN 3-929082-33-0.
  • Holcim (Deutschland) AG (Hrsg.): Geschichte mit Zukunft. 150 Jahre Zementproduktion in Lägerdorf. Festschrift, Hamburg 2012; holcim.de (PDF; 5,1 MB).
  • Arbeitskreis Itzehoer Geschichte (Hrsg.): Alsen’sche Portland-Cement-Fabrik Itzehoe. Itzehoe 2011.
  • Jörg Benz: Von der Alsen AG bis zur Holcim (Deutschland) AG. Die Industriellen-Familie Alsen. In: Heimatverband Kreis Steinburg (Hrsg.): Geschichtliche und gegenwärtige Besonderheiten in Itzehoe. Itzehoe 2004, S. 42–46.
  • Sabine Jebens-Ibs: Die Alsen’sche Portland-Cement-Fabrik in Itzehoe 1863 bis 1918. In: Stadt Itzehoe (Hrsg.): Itzehoe. Geschichte einer Stadt in Schleswig-Holstein. Band 2, Itzehoe 1991, S. 194–238.
  • Reimer Wentorp: Lägerdorf wird zum Industriestandort. In: Gemeinde Lägerdorf (Hrsg.): Lägerdorfer Chronik. 2. Auflage, Lägerdorf 1986, S. 60–130.
  • Breitenburger Portland-Cement-Fabrik AG (Hrsg.): 100 Jahre Breitenburger Portland-Cement-Fabrik. Hamburg und Lägerdorf in Holstein. 15. März. 1884-1984. In: 100. Geschäftsbericht 1983. Hamburg / Lägerdorf 1983, S. 18–31.
  • Ernst Quedzuweit: Lägerdorf: Vom Bauerndorf zur Industriegemeinde. In: Steinburger Jahrbuch 1979. Itzehoe 1978, S. 79–97.
  • Hans Staack: Die Ahnen des Fabrikanten Otto Friedrich Alsen. In: Heimatverband Kreis Steinburg (Hrsg.): Steinburger Jahrbuch 1965. Itzehoe 1964, S. 122–136.
  • Alsen’sche Portland-Cement-Fabriken KG (Hrsg.): 1863-1963 100 Jahre Alsen. Festschrift, Hamburg 1963.
  • Reederei der Alsen’sche Portland-Cement-Fabriken KG Hamburg (Hrsg.): Neunzig Jahre Reederei der Alsen’sche Portland-Cement-Fabriken KG Hamburg 11. Ein Buch der Erinnerung zum 16. Juni 1958. Festschrift, Hamburg 1958.
  • Herbert Schnoor: Die heimische Zementindustrie, ihre Rohstoffe und deren Entstehung. In: Steinburger Jahrbuch 1957. Itzehoe 1956, S. 27–41.
  • Friedrich Hansen: Im Zeichen der Kreide. In: Heimatbuch-Kommission (Hrsg.): Heimatbuch des Kreises Steinburg. Band 2, Augustin, Glückstadt 1925, S. 366–377.
  • August Fröbe: Die Anfänge der Kreidegewinnung und -verarbeitung in Lägerdorf. In: Heimatbuch-Kommission (Hrsg.): Heimatbuch des Kreises Steinburg. Band 2, Augustin, Glückstadt 1925, S. 378–380.
  • Walter C. Bröcker: Die Industrie des Kreises Steinburg. In: Heimatbuch-Kommission (Hrsg.): Heimatbuch des Kreises Steinburg, Band 1, Glückstadt 1924, insbes. S. 207–210.
  • August Fröbe: Entstehung und Entwicklung der schleswig-holsteinischen Portlandzementindustrie. Inaugural-Dissertation, Göttingen 1923.
  • Paul Stephan: Die Drahtseilbahnen – Ihr Aufbau und ihre Verwendung. 2. Auflage. Springer, Berlin 1914; Textarchiv – Internet Archive.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Alsen (Itzehoe) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Unternehmensentwicklung größtenteils nach Die Gewässersysteme Itzehoes und Umgebung nördlich der Stör. (PDF; 2,9 MB) Fußnote 301.
  2. Bahnhof Alsen. Bilder des Bahnhofes. In: bahnhof-itzehoe.de. Abgerufen am 20. Januar 2017.
  3. Bahnhof Alsen. In: bahnhof-itzehoe.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. März 2016; abgerufen am 20. Januar 2017.
  4. Holcim: Bahnbetriebsgesellschaft Lägerdorf verschmolzen. eurailpress.de, 15. Juli 2010, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. Januar 2017; abgerufen am 20. Januar 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.eurailpress.de
  5. Stefan Meyer: Kreide, Kalk und Kohlenstaub – Die Anschlussbahn des Holcim-Zementwerks in Lägerdorf bei Itzehoe. In: Bahn-Report. Nr. 2, 2013 (bahn-report.de).
  6. a b Datensatz zu Gustav Alsen in der Datenbank Architekten und Künstler mit direktem Bezug zu Conrad Wilhelm Hase (1818–1902); abgerufen am 3. März 2013
  7. Corps Slesvico-Holsatia, Corpsliste, Wintersemester 1981/82, S. 12, Nr. 025
  8. Drahtseilbahn der Portlandzementfabrik Alsen Itzehoe. In: Die Drahtseilbahnen. S. 54 ff.; Textarchiv – Internet Archive.
  9. Die Agethorster Drahtseilbahn. agethorst.de, archiviert vom Original am 16. Oktober 2014; abgerufen am 22. März 2024.