Alraune, die Henkerstochter, genannt die rote Hanne

Film von Eugen Illés und Joseph Klein

Alraune, die Henkerstochter, genannt die rote Hanne lautet der Titel eines stummen Horror-Dramas, welches der ungarische Regisseur Eugen Illés 1918 für die Berliner Neutral-Film GmbH realisierte. Manchen Quellen zufolge war auch der Schauspieler Joseph Klein an der Regie beteiligt. Der Film wurde auch unter dem abgekürzten Titel Alraune gezeigt, was in der Folge zu vielerlei Verwechslungen Anlass gab. In Hauptrollen waren Max Auzinger und Hilde Wolter zu sehen, die in diesem Film ihr Debüt gab.

Film
Titel Alraune, die Henkerstochter, genannt die rote Hanne
Originaltitel Alternativtitel: Alraune
Produktionsland Deutschland
Originalsprache deutsch
Erscheinungsjahr 1919
Länge 6 Akte, 2138, nach Zensur 2024 Meter, bei 22 BpS 80 Minuten
Produktions­unternehmen Neutral-Film, Berlin
Stab
Regie Eugen Illés (ungar.: Illés Jenö), Josef Klein [?]
Drehbuch Carl Froelich und Georg Tatzelt
Kamera Eugen Illés
Besetzung

Handlung Bearbeiten

Das Kind einer unglücklich verheirateten Frau wird krank. Sie erfährt von der magischen Mandragora-Wurzel, welche die Kraft habe, das Kind gesund zu machen. Doch da erscheint ihr der Geist einer verstorbenen Vorfahrin, die einst in einer ähnlichen Lage war: auch ihr Kind war erkrankt und sie gab ihm Mandragora, um es zu heilen. Das Kind aber starb und sie wurde festgenommen und wegen Hexerei zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Die Frau fasst den Entschluss, sich über die Warnung hinwegzusetzen und verwendet die Wurzel. Das Kind wird gesund, ihr Ehemann kehrt zu ihr zurück, und alles endet gut.

Hintergrund Bearbeiten

Der Film war eine Produktion der Neutral-Film GmbH (Berlin). Die Filmbauten errichtete Artur Günther. Regisseur Eugen Illés besorgte auch die Photographie. Einige Quellen geben auch noch Joseph Klein, der im Film den Henker spielte, als Mitregisseur an.[1] Als Verfasser des Drehbuches nennen IMDb und en.wiki übereinstimmend Carl Froelich und Georg Tatzelt, als Produktionsfirma jedoch die Luna-Film GmbH Berlin. GECD #17351 und en.wiki nennen fälschlich Hanns Heinz Ewers als Autor der literarischen Vorlage. Die falsche Inhaltsangabe bei IMDb rührt von einer Verwechslung mit der “Alraune” (1918) von Mihály Kertész und Fritz Ödön her.

In Deutschland wurde der Film durch die Natural Film GmbH verliehen.[2]

Trotz des Titels hat die Film-Geschichte, die im Mittelalter und in der Gegenwart spielt,[3] jedoch nur die Mandragora-Wurzel und ihre Wirkung auf Menschen mit dem Roman von Hanns Heinz Ewers gemein.[4]

Rezeption Bearbeiten

Der Film wird besprochen in: Kinematograph No. 635, 1919

und ist registriert bei

  • Lamprecht Vol. 8 No. 245
  • Birett, Verzeichnis in Deutschland gelaufener Filme. München No. 272, 1919
  • Birett, Verzeichnis in Deutschland gelaufener Filme. München No. 449, 1919
  • Birett, Verzeichnis in Deutschland gelaufener Filme. München No. 560, 1919[5]

Alraune, die Henkerstochter, genannt die rote Hanne lag im Dezember 1918 zur Zensur vor und wurde in Deutschland am 26. Februar 1919[6] aufgeführt, auch unter dem Kurztitel Alraune.[7] 1921 wurde der Film nach Wiedereinführung der Reichsfilmzensur, durch diese von ursprünglich 2138 Metern um 114 Meter auf 2024 Meter gekürzt, erneut aufgeführt.

Sowohl die Polizeizensoren in München (Zensur-Nr. 30066-71) und in Berlin (Zensur-Nr. 42 668) als auch die Reichsfilmzensur (Nr. 718 vom 10. September 1921) belegten den Film mit Jugendverbot. Die 1921 zensierte Fassung erschien, vermutlich von einer Raubkopie, im amerikanischen Verleih unter dem Titel Sacrifice; als Verleiher trat eine Newtral Films auf, die nichts mit der deutschen Produktionsfirma Neutral-Film zu tun hatte.[8]

Eine 16 mm-Kopie des Films ist, wenngleich in unfertigem Zustand,[9] im George Eastman House in Rochester/USA erhalten.

Nicht ganz einfach ist die Zuordnung der überlieferten Kinoplakate, die nur den Titel Alraune tragen, da man so nicht sicher bestimmen kann, zu welchem der Alraune betitelten Filme sie gehören.[10]

Weblinks Bearbeiten

Artikel:

  • Blogger „Doctor Kiss“ (May 22, 2008) im Classic Horror Film Board bei tapatalk.com

Abbildung:

Literatur Bearbeiten

  • Rolf Aurich, Wolfgang Jacobsen, Gabriele Jatho (Hrsg.), Filmmuseum Berlin--Deutsche Kinemathek : Künstliche Menschen: manische Maschinen, kontrollierte Körper. Übersetzt von Bettina Femers, Hans-Joachim Schlegel. Verlag Jovis, 2000, ISBN 3-931321-71-1, S. 57 u. 62.
  • Herbert Birett: Verzeichnis in Deutschland gelaufener Filme. Entscheidungen d. Filmzensur Berlin, Hamburg, München, Stuttgart 1911–1920. K. G. Saur Verlag, München 1980, ISBN 3-921612-10-1.
  • Anjeana K. Hans: Gender and the Uncanny in Films of the Weimar Republic. Neuauflage. Wayne State University Press, 2014, ISBN 978-0-8143-3895-7, S. 218.
  • Heike Jestram: Mythen, Monster und Maschinen. Teiresias Verlag, 2000, ISBN 3-934305-14-8, S. 5, 46 u. 118.
  • Gerhard Lamprecht: Deutsche Stummfilme. Band 8, S. 902, Nr. 245.
  • Henry Nicolella, John T. Soister: Many Selves: The Horror and Fantasy Films of Paul Wegener. Verlag BearManor Media, 2013.
  • Christian Rogowski (Hrsg.): The Many Faces of Weimar Cinema: Rediscovering Germany's Filmic Legacy (= Screen cultures: German film and the visual). Neuauflage. Verlag Camden House, 2010, ISBN 978-1-57113-429-5, S. 209 u. Anm. 13, 233.
  • Michael Schaudig: Positionen deutscher Filmgeschichte (= Diskurs Film: Münchner Beiträge zur Filmphilologie. Band 8). Diskurs-Film-Verlag, 1996, ISBN 3-926372-07-9, S. 80.
  • Georges Sturm: Die Circe, der Pfau und das Halbblut: die Filme von Fritz Lang, 1916–1921 (= Filmgeschichte International: Schriftenreihe der Cinémathèque Municipale de Luxembourg. Band 8). Wissenschaftlicher Verlag, 2001, ISBN 3-88476-434-9, S. 95, 232.
  • Christy Wampole: Rootedness: The Ramifications of a Metaphor. Neuauflage. University of Chicago Press, 2016, ISBN 978-0-226-31779-3, S. 34, Anm. 46.
  • David Wingrove (Hrsg.): Science Fiction Film Source Book. Longman Group, Harlow 1985, ISBN 0-582-89239-2.
  • Friedrich von Zglinicki: Der Weg des Films. Die Geschichte der Kinematographie und ihrer Vorläufer. Rembrandt-Verlag, Berlin 1956, DNB 455810680.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. so z. B. IMDb und ein undatiertes Filmprogramm aus Dänemark zu “Alraune”, die hier Skarpretterens Datter (The Executioner's Daughter) heißt : Drama in 1 prologue and 5 acts by Carl Frøhlich and Georg Fatzfelt [sic]. Directed by Eugen Illes and Joseph Klein. Hier wird auch Josef (Joseph) Klein in der Rolle des Henkers bestätigt, vgl. user 'Melkes' (May 21, 2008) bei tapatalk.com
  2. vgl. IMDb/releaseinfo und en.wiki
  3. vgl. Aufschrift auf der lobby card bei wikimedia.org : „A fantastic modern and medieval mystery drama of love and tragedy“ sowie Jestram S. 118 und Hans S. 218.
  4. auf der lobby card bei wikimedia.org ist die menschenähnliche Wurzel über einem Wandbord zu sehen ; die Hauptdarstellerin Hilde Wolter, das Gemälde der als Hexe verbrannten Vorfahrin im Rücken, starrt sie entsetzt an.
  5. Angaben nach GECD #17351
  6. so GECD #17351
  7. so IMDb/releaseinfo und “Doctor Kiss” bei tapatalk.com
  8. Im Gegenteil war man bemüht, alle Hinweise auf den deutschen Ursprung des Filmmaterials zu verbergen, ja man gab sogar die Darsteller Hilde Wolter und Adolf Semmler als „internationale Stars“ aus. Vgl. lobby card bei wikimedia.org
  9. user “Phantom XCI” schrieb bei tapatalk.com : „I viewed the „long lost“ print of ALRAUNE at George Eastman House about 18 years ago. The print, which bears the English title SACRIFICE, is difficult to watch: it is 16 mm, and appears to have been a restoration abandoned in progress (some scenes are missing, others are out-of-sequence, there were long gaps of white leader in between many shots). Additionally (as has already been stated), the film is not based on the Hanns Heinz Ewers novel“ (May 21, 2008)
  10. eine Ausnahme macht das Plakat, welches der Graphikkünstler Josef Fenneker 1919 zur Erstaufführung von Mihály Kertész’ “Alraune” entwarf; es nennt nicht nur die Zahl der Filmakte, sondern namentlich das Uraufführungstheater Marmorhaus und seinen Direktor Siegbert Goldschmidt, vgl. imdb.com