Allgemeine jüdische Rundschau

deutschsprachige jüdische Wochenzeitung

Die Allgemeine jüdische Rundschau war eine deutschsprachige jüdische Wochenzeitung, die von 1907 bis 1911 in Budapest im Königreich Ungarn in der Habsburgermonarchie erschienen ist. Die von Leopold Lebowitsch und später von Konrad Holländer herausgegebene Zeitung vertrat eine konservativ-traditionelle und zionistische Position und lehnte somit die Assimilation der europäischen Juden ab, grenzte sich jedoch vom Chassidismus ab.[1] Thematisiert wurden die zeitgenössische Religions- und Konfessionspolitik sowie jüdische Kultur und Religion mit einem besonderen Schwerpunkt auf der Auslandsrundschau und der Palästina-Frage.[2] Die teils überaus freimütig formulierten, nicht selten polemischen Leitartikel verleihen der Allgemeinen jüdischen Rundschau einen besonderen historischen Wert als Quelle zu zeitgenössischen innerjüdischen Debatten und Kontroversen.

Allgemeine jüdische Rundschau

Allgemeine jüdische Rundschau, Titelseite der Erstausgabe vom 4. Januar 1907
Beschreibung deutschsprachige jüdische Wochenzeitung
Hauptsitz Budapest
Erstausgabe 4. Jan. 1907
Einstellung 19. Mai 1911
Erscheinungsweise wöchentlich, später zweimal monatlich
Herausgeber Leopold Lebowitsch; Konrad Holländer
Artikelarchiv 1907–1911
ZDB 545962-X

„Es ist nicht lange her, da haben noch jüdische Demagogen, Laien und "Priester", den Abfall propagiert, indem sie verkündet, dass nur die väterliche Religion in ererbter Reinheit die Verwirklichung der ersehnten Menschenverbrüderung hemmt und aufhält. (...) Sie waren falsche Propheten, die so prophezeiten. (...) Es werden viele Heilmittel gepriesen gegen den Verfall unseres Volkes. Wir denken aber, nur eins kann uns helfen: die vollständige Rückkehr zum alten Judentum. (...) Aber wir denken daran, dass selbst den verständigen Teil der gesetzes- und traditionstreuen Judenheit mit Recht der Vorwurf trifft, dass aus seinem Bewusstsein einer der wichtigsten Gedanken des Judentums, der Gedanke der jüdischen Zusammengehörigkeit, fast verschwunden ist. Die stürmende und drängende Epoche der Emanzipation und des "Fortschritts", mit ihren schädlichen Begleiterscheinungen, den Reform- und Assimilationsbestrebungen haben es bewirkt, dass der in Gesetz und Tradition begründete Gedanke der Volkszusammengehörigkeit in den zersprengten Resten des jüdischen Volkes erblasst ist.“

„Die Wiederaufrichtung des traditionellen Judentums“, Allgemeine jüdische Rundschau vom 4. Januar 1907.

Literatur

Bearbeiten
  • Heinrich Réz: Deutsche Zeitungen und Zeitschriften in Ungarn von Beginn bis 1918. München 1935, S. 45.
  • Mária Rózsa: Deutschsprachige Presse in Ungarn 1850–1920. 1. Teil: Zeitschriften und Fachblätter. In: Berichte und Forschungen Band 9 (2001), S. 7–199 (Online-Publikation).
  • Albert Weber: Bibliographie deutschsprachiger Periodika aus dem östlichen Europa. Teil 1: Zeitungen und Zeitschriften. Regensburg 2013, S. 405 (Online-Publikation); Teil 4: Jüdische Periodika. Regensburg 2017, S. 19 (Online-Publikation).
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Allgemeine jüdische Rundschau. 4. Januar 1907, abgerufen am 20. Oktober 2021.
  2. Allgemeine jüdische Rundschau (Budapest, 1907–1911). Kurzbeschreibung. Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung, abgerufen am 30. März 2023.