Afrikanischer Hilfsverein
Der Afrikanische Hilfsverein (AH) war der erste gesamtdeutsche Verein zur Interessenvertretung Schwarzer Menschen in Deutschland mit Sitz in Hamburg. Sein Hauptzweck war die Fürsorge und Rechtsberatung aller Menschen afrikanischer Herkunft in Deutschland.[1]
Afrikanischer Hilfsverein (AH) | |
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Gründung | 1918 |
Sitz | Hamburg |
Auflösung | ca. 1925 |
Zweck | Fürsorge und Rechtsberatung für alle Menschen afrikanischer Herkunft. Ersatz für die Stammesgemeinschaft und Familie in der Heimat. Abbau von Rassismus, Diskriminierung und Vorurteilen. |
Der Afrikanische Hilfsverein wurde 1918 als Zusammenschluss von Menschen afrikanischer Herkunft von 32 hauptsächlich aus dem heutigen Kamerun stammenden Schwarzen Menschen gegründet. Er sollte „das Gefühl der Vereinsamung inmitten der weißen Bevölkerung... nehmen“ und „für alle in Deutschland lebenden Afrikaner eine Zentralstelle... schaffen, die, soweit es überhaupt möglich ist, die Stammesgemeinschaft und die Familie der Heimat ersetzt“.[1][2]
Obwohl der Afrikanische Hilfsverein laut Statuten kein politischer Verein war, diente er seinen Mitgliedern als Plattform zum politischen Engagement. So formierten sich im Kreise des AH um Martin Dibobe Unterstützer für dessen Petition an die Weimarer Nationalversammlung zur Neuverhandlung der nachkolonialen deutsch-kamerunischen Beziehungen – Forderungen, die Reichstagsmitglied Hermann Molkenbuhr aufgriff.[3]
Nachdem der AH sich Mitte der 1920er Jahre aufgelöst hatte, organisierten sich einige seiner ehemaligen Mitglieder ab 1929 politisch in der deutschen Sektion der Liga zur Verteidigung der Negerrasse.
Bekannte Mitglieder
Bearbeiten- Mpundu Akwa, Gründungsmitglied
- Alfred Bell, Gründungsmitglied
- Joseph Bilé[4] (um 1892–1959), kamerunischer Bauingenieur, Kommunist und Panafrikanist
- Louis Brody, Gründungsmitglied sowie Bühnen- und Filmschauspieler, Sänger, Schau-Kämpfer und Polit-Aktivist
- Martin Dibobe (1876–nach 1922), Initiator der Petition an die Weimarer Nationalversammlung zur Neuverhandlung der nachkolonialen deutsch-kamerunischen Beziehungen.[3]
Literatur
Bearbeiten- Robbie Aitken und Eve Rosenhaft: Black Germany. The Making and Unmaking of a Diaspora Community 1884–1960. Cambridge University Press, Cambridge 2013, ISBN 978-1-107-59539-2.
- Robbie Aitken: Schwarz und Deutsch. BLACK GERMANY. Zur Entstehung einer Schwarzen Community in Deutschland. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. Nr. 12, 2022 ([1] [PDF; abgerufen am 23. März 2022]).
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b Statut des Afrikanischen Hilfsvereins, Staatsarchiv Hamburg 331–333, SA 2819
- ↑ Marianne Bechhaus-Gerst, M. / Klein-Arendt, R (Hrsg.): Die (koloniale) Begegnung. AfrikanerInnen in Deutschland 1880 - 1945. Deutsche in Afrika 1880 - 1918 Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main 2003
- ↑ a b Stefan Gerbing: Afrodeutscher Aktivismus. Interventionen von Kolonisierten am Wendepunkt der Dekolonisation Deutschlands 1919. Peter Lang, Frankfurt am Main 2010, S. 49.
- ↑ Sigrid Kneist: Als die Revolution nach Schöneberg kam. In: Der Tagesspiegel. 12. August 2018, abgerufen am 23. März 2022.