Aeham Ahmad

palästinensisch-syrischer Pianist

Aeham Ahmad (arabisch أيهم أحمد, DMG Ayham Aḥmad; auch: Aeham Al Ahmad, Aiham Ahmed; * 1988 in Jarmuk, Syrien[1]) ist ein palästinensisch-syrischer Pianist. Internationale Bekanntheit erlangte er 2014/2015 durch seine öffentlichen Auftritte im Flüchtlingslager Jarmuk – als „Pianist in den Trümmern“ – während des Bürgerkriegs in Syrien. Inzwischen lebt Ahmad als Flüchtling in Deutschland.

Aeham Ahmad im Januar 2016 in Köln
 
Rudolstadt-Festival 2018

Aeham Ahmad wuchs als palästinensischer Flüchtling im syrischen Flüchtlingslager Jarmuk in Damaskus auf. Seit seinem fünften Lebensjahr lernte er Klavier spielen, zunächst im Konservatorium in Damaskus, von 2006 bis 2011[2] studierte er an der musikalischen Fakultät der Baath-Universität in Homs.[3] Jarmuk war seit 2013 von verschiedenen Parteien des Bürgerkriegs umkämpft. Im Laufe von Kriegshandlungen, Belagerung und Hunger dezimierte sich die Einwohnerzahl von vorher 150.000 auf 16.000 Menschen im Jahr 2015.[3] Während dieser Zeit transportierte Ahmad sein Klavier auf einem Anhänger oder Pick-Up und trat auf Straßen und öffentlichen Plätzen auf. Videos von diesen Auftritten, häufig vor allem mit Kindern als Publikum, wurden in sozialen Netzwerken geteilt und seine Geschichte erfuhr international Medienberichterstattung.[4]

Nachdem das Flüchtlingslager im April 2015 von den Kämpfern des „Islamischen Staates“ eingenommen worden war, zerstörten diese bei einer Kontrolle sein Klavier. In dieser Situation entschied er sich, seine Heimat zu verlassen. Am 2. August floh er aus Jarmuk und kam über Izmir, Lesbos und die Balkanroute im September 2015 als Flüchtling nach Deutschland, wo er zunächst in einer Außenstelle der Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Hessen in Kirchheim lebte.[5]

 
Das Ahmad-Knecht-Trio auf dem Rudolstadt-Festival 2018

2015 erhielt er in Bonn den erstmals verliehenen Internationalen Beethovenpreis für Menschenrechte, Frieden, Freiheit, Armutsbekämpfung und Inklusion – der Preis sollte ursprünglich erst 2016 zum ersten Mal verliehen werden, die Verleihung wurde aber aufgrund des „überragenden Einsatzes“ von Ahmad auf 2015 vorgezogen.[6] Erste Auftritte in Deutschland hatte er bei einem Konzert für Flüchtlinge und ehrenamtliche Helfer in München im Oktober 2015[7] sowie einem Benefizkonzert zugunsten der Bochumer Flüchtlingshilfe zusammen mit den Bochumer Symphonikern.[8] Durch einen Granatsplitter in seiner linken Hand wird ihm eine weitere Karriere als klassischer Pianist voraussichtlich versperrt bleiben.[9][6]

Seit 2017 spielt er gemeinsam mit dem Edgar-Knecht-TrioEdgar Knecht (Klavier), Rolf Denecke (Kontrabass) und Tobias Schulte (Schlagzeug). Sie entwickelten zusammen das 2017 erschienene Album Keys to Friendship, auf dem sie u. a. deutsche und arabische Volkslieder in Jazz-Arrangements interpretieren. 2017 gewannen sie den Creole – Global Music Contest.[10]

Ahmad ist verheiratet und hat zwei Söhne. Seine Familie konnte im August 2016 nach Deutschland nachziehen.[11]

Publikationen

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Diskographie

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  • Aeham Ahmad und Edgar Knecht: keys to friendship (o-tone music, 2017)
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Commons: Aeham Ahmad – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Sonja Zekri: Palästinensischer Pianist Aiham Ahmed. Mit Bach, Chopin und Jazz gegen den Terror. In: sueddeutsche.de. 10. April 2015, abgerufen am 16. Januar 2016.
  2. Angaben auf der Aeham Ahmads Facebook-Seite
  3. a b Sonja Zekri: Der Pianist im Flüchtlingslager. In: tagesanzeiger.ch. 28. Oktober 2014.
  4. Anne Barnard: From Syrian Rubble to German Concert Halls With a Piano, a Mission and Survivor’s Guilt. In: The New York Times. 6. August 2016, abgerufen am 1. Dezember 2016.
  5. Joachim Frank: Islamisten zündeten sein Klavier an. In: ksta.de. 27. November 2015.
  6. a b Die Johannes-Wasmuth-Gesellschaft unterstützt die Ehrung von Aeham Ahmed durch viele namhafte Künstler. Preis im Geiste Beethovens an Aeham Ahmad, Musiker aus Syrien. (Memento vom 16. September 2017 im Internet Archive) Pressemitteilung vom 25. Oktober 2015. Abgerufen am 7. April 2024.
  7. Danke-Konzert für Flüchtlinge. München friert und tanzt. In: sueddeutsche.de. 11. Oktober 2015, abgerufen am 16. Januar 2016.
  8. Verena Halten: Aeham Ahmad spielt. Bochumer Symphoniker mit Flüchtling am Flügel. (Memento des Originals vom 16. September 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ruhrnachrichten.de In: ruhrnachrichten.de. 17. Dezember 2015, abgerufen am 16. Januar 2016.
  9. Jürgen Boebers-Süssmann: Benefizkonzert. „Pianist der Hoffnung“ gastiert in Bochum. (Memento des Originals vom 16. September 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.derwesten.de In: derwesten.de. 16. Dezember 2015, abgerufen am 16. Januar 2016.
  10. Pressemitteilung des creole festival vom 14. November 2017 (Memento vom 15. Juli 2018 im Internet Archive) PDF. Abgerufen am 7. April 2024.
  11. Birgitta Lamparth: Happy End für Pianist Ahmad: Familie entrinnt Gefahr in Syrien und kommt in Wiesbaden an. In: Wiesbadener Kurier. 4. August 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Dezember 2016; abgerufen am 1. Dezember 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wiesbadener-kurier.de