Adventhaus

Kirchen- oder Kapellengebäude der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten

Adventhaus oder Adventkapelle, aber auch Haus der Adventhoffnung, ist die im deutschen Sprachraum zum Teil bis heute übliche Bezeichnung eines Kirchen- oder Kapellengebäudes sowie religiöser Gemeindezentren der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Die Bezeichnung ist abgeleitet vom lateinischen adventus, was soviel wie „Ankunft“ bedeutet und eine Anspielung auf die Parusie (Wiederkunft Christi) darstellen soll. Die einfache Bezeichnung „Haus“ folgt in der Regel der bis etwa in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stark gepflegten bewussten sprachliche Absetzung zum Begriff „Kirche“ oder „Kapelle“.

ehem. Adventkapelle (Solingen), geweiht 1913, Donaustraße 21 in Solingen, Zustand im Jahr 2011

Zur Erklärung Bearbeiten

Wie die meisten Sakralbauten der Adventisten in Europa sind Adventhäuser in der Regel sehr schlicht, sowohl in der Bauweise als auch in der Innenausstattung. Kirchtürme oder gar Glockentürme sind selten zu finden, zum Beispiel im bayerischen Penzberg und Bad Aibling. Lediglich ein Kreuz ohne Korpus als Symbol für den Kreuzestod Jesu Christi ist üblicherweise im Gebäude angebracht, oft auch außen.

Bei der Gestaltung der Kapelle der Theologischen Hochschule Friedensau, die 1902 erbaut wurde und eine der ältesten Adventkapellen in Deutschland ist, wurde bewusst auf jegliches Kreuzsymbol verzichtet. Stattdessen befindet sich an der Stirnseite ein Rosettenfenster mit sieben Metern Durchmesser, in dessen Mittelpunkt ausdrucksstark ein Christusmonogramm integriert ist. Die Erbauer wollten damit eine Tradition aufgreifen, die noch älter als die der Kreuzsymbolik ist.

In Freiburg im Breisgau (ehem. St. Georg und BonifatiusAnglikanische Kirche), Görlitz (Katholisch-Apostolische Gemeinde) oder Tübingen (ehemals Neuapostolische Kirche) beispielsweise nutzen die Adventgemeinden klassische Kirchen als Gotteshäuser, die von anderen Denominationen übernommen wurden. Genutzt werden aber auch Betsäle und Gemeindehäuser kirchlicher Gemeinschaften zum Beispiel in Bad Kösen (ehemals Landeskirchliche Gemeinschaft) und Zeitz (ehemals Baptisten). Vereinzelt kommen auch simultan und gemeinschaftlich genutzte Sakralbauten vor, so zum Beispiel in Halle (Saale) (mit FeG), Mühlhausen (Haus der Kirche – Annenkapelle), Darmstadt (Heidelberger Straße 16), Plauen (mit Apostolische Gemeinschaft) oder Filderstadt (Methodisten).

In Österreich sind nur die größten Kirchgemeinden in Wien, Salzburg und Innsbruck als Adventhäuser bekannt. Das österreichische Adventhaus schlechthin ist das Gebäude in der Wiener Nußdorfer Straße, dessen großer Gemeindesaal ursprünglich ein Theater war. In der Schweiz wird das Gemeindehaus in Basel am Rümelinbachweg als Adventhaus bezeichnet.

Da in Adventgemeinden keine Kindertaufe, sondern eine Taufe von Jugendlichen und Erwachsenen durch Untertauchen durchgeführt wird, haben viele Adventhäuser ein großes Taufbecken im Gebäude integriert. Es befindet sich in der Regel im Boden eingelassen, vorne unter oder neben dem Abendmahlstisch, ist aber zumeist unauffällig abgedeckt.

Gebäudebeispiele Bearbeiten

Adventhaus (Auswahl) Bearbeiten

Deutschland Bearbeiten

Österreich Bearbeiten

Schweiz Bearbeiten

Polen Bearbeiten

Tschechien Bearbeiten

Adventkapelle (Auswahl) Bearbeiten

Deutschland Bearbeiten

  • Adventkapelle (Berlin-Köpenick), Parrisiusstraße 27
  • Adventkapelle (Berlin-Reinickendorf), Am Schäfersee 3
  • Adventkapelle (Freiburg im Breisgau), Turnseestraße 59 (ehem. anglikanisch: St. Georg und Bonifatius)
  • Adventkapelle (Friedensau), Gemeinde Möckern, An der Ihre 5, im Ludwig-Conradi-Haus, sog. Alte Schule
  • Adventkapelle (Gelenau), Straße der Einheit 317
  • Adventkapelle (Kirchdorf), auf der Insel Poel
  • Adventkapelle (Lindscheid). Nümbrecht, Lindscheid 38
  • Adventkapelle (Magdeburg), Beethovenstraße 8
  • Adventkapelle (Neuanhagen), Kleiststraße 19
  • Adventkapelle (Plauen), Engelstraße 15, errichtet nach 1950 auf dem Grundstück der von Fitz Landauer entworfenen Synagoge.
  • ehem. Adventkapelle (Solingen), Donaustraße 21
  • Adventkapelle (Waldenburg), Am Rotenberg 1

Ungarn Bearbeiten

Haus der Adventhoffnung (Auswahl) Bearbeiten

Deutschland Bearbeiten

  • Haus der Adventhoffnung (Wuppertal-Barmen), Mühlenweg 3–5[11]
  • Haus der Adventhoffnung (Bautzen), Martin-Hoop-Str. 19a
  • Haus der Adventhoffnung (Essen), Hohenzollernstraße 63
  • Haus der Adventhoffnung (Hamburg-Harburg), Denickestraße 14[4]
  • Haus der Adventhoffnung (Würzburg), Martin-Luther-Str. 2a[12]

USA Bearbeiten

Bildergalerie Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Irmgard Simon: Die Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten in volkskundlicher Sicht bei Bruno Schier / Martha Bringemeier (Herausgeber) in Schriften der Volkskundlichen Kommission des Landschaftsverbandes Westfalen Westfalen-Lippe, Heft 16, Verlag Aschendorff, Münster 1965

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. G. Rönisch: Kapellenweihe in Charlottenburg. In: Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland [BRD+ Westberlin] (Hrsg.): Der Adventbote Gemeindeblatt der Siebenten-Tags-Adventisten. Band 51, Nr. 10. Advent-Verlag, Hamburg 15. Mai 1952, S. 157.
  2. Unser Gemeindehaus in Dresden-Striesen. In: adventhaus-dresden.de. Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Sachsen K.d.ö.R., abgerufen am 19. Februar 2022.
  3. Stefan Adam, Saskia Fuchs, Michael Teichrib (Redaktionsteam): 100 Jahre Siebenten-Tags-Adventisten in Dortmund [Festschrift]. Hrsg.: Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Nordrhein-Westfalen K.d.ö.R. - Adventgemeinde Dortmund. Metro-Druck, Bonn, Dortmund 11. Oktober 2003.
  4. a b Paulus Langhoff: Zwei neue Gotteshäuser in Hamburg. In: Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland [BRD+ Westberlin] (Hrsg.): Der Adventbote Gemeindeblatt der Siebenten-Tags-Adventisten. Band 53, Nr. 5. Advent-Verlag, Hamburg 1. März 1954, S. 75 f.
  5. Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Nordrhein-Westfalen K. d.ö.R. - Adventgemeinde Köln (Hrsg.): 100 Jahre Siebenten-Tags-Adventisten in Köln [Festschrift]. Metro-Druck / Bonn, Köln 2002, S. 17 ff.
  6. Hella Schneider, Johannes Wilde, Arbeitskreis "Geschichte der Adventgemeinde Leipzig": Gemeinde-Chronik Adventgemeinde Leipzig [Festschrift]. Hrsg.: Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Sachsen K.d.ö.R. - Adventgemeinde Leipzig. Leipzig 2000, S. 24 ff.
  7. Adventgemeinde. In: Salzburg-Wiki / salzburgwiki.at. Salzburger Nachrichten, abgerufen am 19. Februar 2022.
  8. Christian Schäffler: Das Adventhaus am Rümelinbachweg wird 90. In: architekturbasel.ch. Architektur Basel, 14. November 2021, abgerufen am 19. Februar 2022.
  9. Ernst Rychnovsky: Vorträge. In: Rudolf Keller (Hrsg.): Prager Tageblatt. 56. Jahrgang, Nr. 273. Verlag Heinrich Mercy Sohn, Praha 24. November 1931, S. 6.
  10. Theodor Friedrich: Lokalnachrichten. In: Joséf Vészl (Hrsg.): Pester Lloyd Morgenblatt. 72. Jahrgang, Nr. 252. Pester Lloyd Gesellschaft, Budapest 7. November 1925, S. 9.
  11. Cesare Lazaros Borgia: Adventhaus [Barmen, Mühlenweg 3-5]. In: Sigrid Lekebusch, Florian Speer (Hrsg.): Kirchen und Gottesdienststätten in Wuppertal (Kirchen und Gottesdienststätten in Barmen, Bd. 2), Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde des Wuppertals. 43 (Bergischen Geschichtsverein e. V. (BGV) in Wuppertal). Verlagsdruckerei Schmidt GmbH / Neustadt an der Aisch, Wuppertal 2008, ISBN 978-3-87707-721-4, S. 251 ff.
  12. Hans-Joachim Vollrath: 100 Jahre Adventgemeinde Würzberg 1910–2010 Chronik [Festschrift]. (PDF) In: adventgemeinde-wuerzburg.de. Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Bayern K. d.ö.R. - Adventgemeinde Würzburg, 2010, abgerufen am 19. Februar 2022.
  13. Gerhard Suckert: Durch persönliche Opfer zum Ziel. In: Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland [BRD+Westberlin] (Hrsg.): Der Adventbote Gemeindeblatt der Siebenten-Tags-Adventisten. Band 57, Nr. 5. Advent-Verlag, Hamburg 1. März 1958, S. 77 f.