Adler fängt Fisch
Adler fängt Fisch oder auch Adler fängt Ichthys ist ein Symbol, das die Ablehnung des Christentums versinnbildlicht. Dargestellt wird ein Adler, der einen als Zeichen für den christlichen Glauben verwendeten stilisierten Fisch in seinen Klauen hält. Es ist eine Bildmarke der völkischen Vereinigung Artgemeinschaft – Germanische Glaubens-Gemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung.
Verwendung
BearbeitenIm Juli 2002 wurde die Eintragung des Bildmotivs durch Jürgen Rieger, den Vorsitzenden der neonazistischen Vereinigung Die Artgemeinschaft – Germanische Glaubens-Gemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung e. V., als Bildmarke beim Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) beantragt und dort im Januar 2003 eingetragen.[1]
Das Zeichen wird variiert verwendet, und die Gestaltung kann in Details verschieden ausfallen. Eine Variante dieses Motivs zierte bei der in rechtsextremen Kreisen beliebten Kleidermarke Thor Steinar den Kapuzenpullover No Inquisition.[2] Auch der Ostara-Versand in Berlin und die Metal-Band XIV Dark Centuries verwenden das Symbol.
Durch das Verbot der Vereinigung Artgemeinschaft – GGG e. V. vom 27. September 2023[3] ist das Symbol nach § 86a StGB strafbar.
Beurteilungen
BearbeitenDie Kirchgemeinde Schneeberg-Neustädtel schreibt, dass in diesem Symbol „antisemitisches, rechtsextremistisches und kirchenfeindliches Gedankengut“ miteinander vermischt werden.[4] Der Evangelische Bund Sachsen und die Arbeitsstelle Weltanschauungs- und Sektenfragen der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens sehen antichristliche Symbolik. Eine eindeutige Zuordnung zur rechtsextremen Szene ließe sich daraus nicht erschließen.[5] Im Sommer 2013 stellte Andrea Röpke in Bezug auf die Artgemeinschaft fest: „Nachhaltig scheinen sich rassistische Tendenzen und eine radikale naturreligiöse Haltung innerhalb der gesamten braunen ‚Bewegung‘ auszubreiten. Immer mehr Neonazis verwenden das Adler-greift-Fisch-Symbol der Gruppe.“[6]
Aus kirchenrechtlicher Sicht wird das Symbol als sittenwidrig eingestuft, wodurch ein Markenschutz eigentlich nicht möglich sein dürfte. Kirchlicherseits wurde jedoch bisher kein Löschungsantrag gestellt.[7][8]
Nach Kontroversen um ein neues Wappen für den Landkreis Mecklenburgische Seenplatte im Jahre 2012 zog Landrat Heiko Kärger mit der Begründung „Wir machen nichts, was uns in Verbindung zu Nazis bringen könnte“ einen Entwurf zurück, der einen aus dem Wappen des Landkreises Müritz entnommenen Fischadler mit seiner Beute zeigte.[9][10][11]
Weblink
Bearbeiten- Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung: Odin statt Jesus, abgerufen am 12. Juli 2013.
Fußnoten
Bearbeiten- ↑ Registerauskunft des Deutschen Patent- und Markenamtes: Registernummer: 30238105
- ↑ Netz gegen Nazis: Die Thor-Steinar-Welt der Zufälle Teil II. 26. August 2008
- ↑ Bundesministerium der Justiz: BAnzAT27092023. In: Bekanntmachung Bundesanzeiger. 27. September 2023, abgerufen am 2. Oktober 2023.
- ↑ Kirchgemeinde Schneeberg-Neustädtel: Fisch und Adler = Kein Christliches Symbol – im Gegenteil! ( vom 10. Januar 2014 im Internet Archive) (PDF; 1,3 MB) 2007
- ↑ Confessio: Symbole: Adler statt Fisch ( vom 2. Januar 2016 im Internet Archive)
- ↑ Andrea Röpke: Gefährliche Heidentruppe. Auf der Website Blick nach Rechts, abgerufen am 16. September 2013.
- ↑ Philipp Lehmann: Die Evangelische Kirche und der Marken-, Kennzeichen und Namensschutz. ( vom 7. September 2012 im Internet Archive) In: Zeitschrift für evangelisches Kirchenrecht. 53. Band, 3. Heft, S. 304.
- ↑ Philipp Lehmann: Marken-, Kennzeichen- und Namensrecht im Bereich der Religionsgemeinschaften. Peter Lang GmbH, Internationaler Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main 2010, ISBN 978-3-631-60094-8, S. 126–128.
- ↑ Jörg Spreemann: Adler, Backstein, Welle: Wappen für Seenplatte (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2018. Suche in Webarchiven), Nordkurier vom 30. Juni 2012
- ↑ Ingmar Nehls, Marlies Steffen: Auf den Wappen-Adler fliegen auch die Neonazis (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2018. Suche in Webarchiven), auf nordkurier.de, 3. Juli 2012 (abgerufen am 16. September 2013)
- ↑ Jörg Spreemann, Ingmar Nehls: Komplett neue Entwürfe für Kreis-Wappen (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2018. Suche in Webarchiven), Nordkurier vom 4. Juli 2012