Das adaptive Testen kommt besonders bei computerbasierten psychologischen Tests zum Einsatz. Während der Testung werden dem Probanden dabei nicht alle Fragen oder Aufgaben gestellt, sondern nur diejenigen, die seinem Niveau entsprechen. Dadurch ist man in der Lage, in kürzerer Zeit ausreichend Informationen zu sammeln, um den Probanden bezüglich des interessierenden Merkmals zu verorten. Dies steigert die Testökonomie. Zur Konstruktion eines adaptiven Tests wird die Item-Response-Theorie (auch probabilistische Testtheorie) verwendet.

Theoretischer Hintergrund Bearbeiten

Die Grundidee des adaptiven Testens ist, nur die Fragen zu verwenden, die am meisten Information darüber liefern, wie stark das interessierende Merkmal bei dem Probanden ausgeprägt ist. So liefert ein zu leichtes Item für den entsprechenden Probanden keine Information, weil diese Frage von fast jedem Probanden mit ähnlicher Merkmalsausprägung positiv beantwortet würde. Ebenso haben zu schwere Fragen auch keinen Informationsbeitrag, da auch diese Fragen von den meisten Probanden mit ähnlicher Merkmalsausprägung nicht beantwortet würden. Nur Fragen, die für den Probanden eine mittlere Aufgabenschwierigkeit besitzen, sind trennscharf, d. h. in der Lage zwischen Personen mit ähnlich ausgeprägter Merkmalsausprägung zu unterscheiden.

Die Wahrscheinlichkeit, ein Item zu lösen, verändert sich in Abhängigkeit von der Merkmalsausprägung einer Person. Die Merkmalsausprägung der Versuchsperson nennt man Personenparameter. Versuchspersonen mit niedrigem Personenparameter (z. B. niedrigem IQ) haben eine geringere Wahrscheinlichkeit eine Frage zu lösen, als Versuchspersonen mit hohem Personenparameter, bei denen die Lösungswahrscheinlichkeit größer wäre. Dass eine Person eine Aufgabe löst, ist demnach niemals 100 % sicher, aber auch nie mit 0 % unwahrscheinlich. Die einzelnen Lösungswahrscheinlichkeiten je nach Personenparameter werden deshalb in einer sogenannten itemcharakteristischen Funktion abgetragen.

Es werden zwei Formen des adaptiven Testens unterschieden:[1]

  • Branched Testing (von engl. to branch: verzweigen) Bei dieser Testform wird ausgehend von der erfolgreichen oder nicht erfolgreichen Bearbeitung einer Aufgabengruppe anhand von festgelegten Verzweigungsregeln laut Manual entschieden, ob dem Probanden als Nächstes eine schwierigere oder leichtere Aufgabengruppe gestellt wird (vgl. Kubinger, 2009, Seite 107) (Beispiel: Adaptives Intelligenz Diagnostikum AID von Kubinger & Wurst, 1991)
  • Tailored Testing (von engl. to tailor: maßschneidern): Bei dieser Testform wird das theoretische Fähigkeitsniveau eines Probanden, der sogenannte Personenparameter, mit jeder gelösten Aufgabe neu errechnet, was die Auswahl „maßgeschneiderter“ Aufgaben erlaubt. Diese Form des adaptiven Testens kann aufgrund des Rechenaufwands nur bei computerbasierten Verfahren zum Einsatz kommen, so z. B. dem Frankfurter Adaptiven Konzentrations-Leistungstests (FAKT) von Moosbrugger & Heiden, 1997.

Siehe auch Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Amelang, M. & Schmidt-Atzert, L. (2006). Psychologische Diagnostik und Intervention (S. 81). Springer: Heidelberg.