Wout van Aert

belgischer Radrennfahrer

Wout van Aert (* 15. September 1994 in Herentals) ist ein belgischer Radrennfahrer, der Cyclocross- und Straßenrennen bestreitet.

Wout van Aert
Wout van Aert (2022)
Wout van Aert (2022)
Zur Person
UCI-Id 10007585986
Geburtsdatum 15. September 1994 (29 Jahre)
Geburtsort Herentals
Nation Belgien Belgien
Disziplin Cyclocross, Straße
Fahrertyp Allrounder
Körpergröße 1,90 m
Renngewicht 78 kg
Zum Team
Aktuelles Team Visma-Lease a Bike
Funktion Fahrer
Internationale Team(s)
2013–02/2014
03/2014–2016
2017–2018
2019–
Telenet-Fidea
Vastgoedservice / Crelan
Vérandas Willems-Crelan
Jumbo-Visma
Wichtigste Erfolge

Straße

Olympische Spiele 2020 – Straßenrennen
Punktewertung Tour de France 2022
neun Etappen Tour de France 2019–2022
Mailand–Sanremo 2020
Strade Bianche 2020
Gent–Wevelgem 2021
Amstel Gold Race 2021
Omloop Het Nieuwsblad 2022
Bretagne Classic Ouest-France 2022
E3 Harelbeke 2022, 2023

Cyclocross

Regenbogentrikot Cross-Weltmeister 2016, 2017, 2018
Letzte Aktualisierung: 26. Februar 2024

Werdegang Bearbeiten

Wout van Aert wurde in Belgien als Sohn niederländischer Eltern geboren. Sein Name enthält deshalb, anders als in Belgien üblich, wie in den Niederlanden ein kleingeschriebenes „van“ anstelle eines großgeschriebenen „Van“.[1]

Van Aert gewann 2012 die Silbermedaille in der Juniorenklasse bei den Weltmeisterschaften im Cyclocross und belegte ein Jahr später Platz drei in der Klasse U23. Im Jahr 2014 wurde er in dieser Klasse Welt- und Europameister. Im selben Jahr siegte er auch beim Duinencross Koksijde, womit er sein erstes Weltcup-Rennen in der Eliteklasse für sich entschied.

Im Jahr 2016 wurde er Eliteweltmeister im Cyclocross im belgischen Zolder vor dem Niederländer Lars van der Haar und seinem Landsmann Kevin Pauwels. Diesen Erfolg wiederholte er in den Jahren 2017 und 2018.

In der Straßensaison 2018 konzentrierte sich van Aert auf die klassischen Eintagesrennen.[2] Bei den Strade Bianche wurde er Dritter, bei Gent–Wevelgem Zehnter und bei der Flandern-Rundfahrt Neunter. Sein Debüt bei Paris–Roubaix, das er als 13. beendete, wurde vom Tod seines Teamkollegen Michael Goolaerts überschattet.[3]

Nachdem seine Straßenmannschaft Vérandas Willems-Crelan zur Saison 2019 mit dem Team Roompot-Nederlandse Loterij fusioniert hatte, verließ er diese trotz laufenden Vertrages, was ihm durch die Union Cycliste Internationale freigestellt wurde. Zwischen den Beteiligten blieb diese Frage vor einem belgischen Gericht Gegenstand eines Rechtsstreits,[4] bei dem Teammanager Nick Nuyens vor einem Arbeitsgericht in Mechelen Schadensersatz in Höhe von 1.150.000 Euro einklagte. Die Klage wurde November 2019 abgewiesen.[5]

Van Aert schloss sich 2019 dem UCI WorldTeam Jumbo-Visma an.[6] In seiner ersten Saison für Jumbo-Visma belegte er bei den Klassikern Mailand–San Remo den sechsten, der Flandern-Rundfahrt den 14. und bei Paris–Roubaix den 22. Rang. Er gewann beim Critérium du Dauphiné ein Einzelzeitfahren sowie eine Massenstartetappe im Sprint und damit seine ersten Rennen der UCI WorldTour. Bei seinem Tour-de-France-Debüt wurde er Sprintsieger der 10. Etappe,[7] musste die Rundfahrt allerdings nach einem Sturz im Einzelzeitfahren der 13. Etappe aufgeben.[8]

Nach einer Attacke aus einer fünfköpfigen Spitzengruppe 13 Kilometer vor dem Ziel gewann van Aert 2020 das infolge der COVID-19-Pandemie in den Sommer verlegte WorldTour-Rennen Strade Bianche.[9] Eine Woche später gewann er mit der ebenfalls verlegten Austragung von Mailand–Sanremo erstmals eines der Monumente des Radsports im Zweiersprint vor Julian Alaphilippe.[10] Bei der Flandern-Rundfahrt 2020 wurde er von seinem Fluchtbegleiter Mathieu van der Poel im Zweiersprint geschlagen.[11]

In der anschließenden Crosssaison 2020/21 gewann van Aert den Gesamtweltcup[12] und die Silbermedaille bei der Cyclocross-Weltmeisterschaft.

 
Van Aert beim Koppenbergcross 2015

In der Straßensaison 2021 gewann van Aert die WorldTour-Rennen Gent–Wevelgem und Amstel Gold Race. Bei der Tour de France 2021 gelangen ihm drei Etappensiege: Er gewann die bergige 11. Etappe als Solist, das zweite Zeitfahren der 20. Etappe und im Massensprint des Pelotons die Schlussetappe. Nur wenige Tage nach dem Ende der Tour de France konnte van Aert auch bei den Olympischen Sommerspielen 2020 überzeugen, als er im Straßenrennen die Silbermedaille gewann.

In die Straßenradsaison 2022 startete van Aert am Openingsweekend mit dem Sieg beim Omloop Het Nieuwsblad.[13] In der Folge gewann van Aert das Einzelzeitfahren von Paris–Nizza. Im Verlauf der Klassikersaison 2022 siegte er beim E3 Saxo Bank Classic und belegte die Plätze zwei und drei bei Paris–Roubaix und Liège-Bastogne-Liège. Beim Critérium du Dauphiné gewann er zwei Etappen und die Punktewertung. Er gewann während der Tour de France als Solist die 4. Etappe, im Sprint des Vorderfelds die 8. Etappe und das Einzelzeitfahren der 20. Etappe sowie erstmals die Punktewertung. Er trug vier Etappen das Gelbe Trikot des Gesamtführenden, war einer der wichtigsten Helfer des Gesamtsiegers Jonas Vingegaard[14] und wurde mit der Roten Rückennummer als kämpferischster Fahrer der Rundfahrt ausgezeichnet.

In der Cyclocross-Saison 2022/2023 gewann van Aert zwei Weltcup-Rennen und wurde bei den UCI-Cyclocross-Weltmeisterschaften 2023 hinter van der Poel Vizeweltmeister.

Zu Beginn der Straßensaison 2023 wurde van Aert Dritter bei Mailand–Sanremo und gewann das WorldTour-Rennen E3 Saxo Bank Classic im Sprint gegen van der Poel und Pogačar.[15] Die Flandern-Rundfahrt beendete er als Vierter und stand bei Paris-Roubaix als dritter auf dem Podest. Nachdem er zum dritten Mal belgischer Meister im Einzelzeitfahren wurde, bestritt er die Tour de France als Helfer von Jonas Vingegaard, belegte jeweils zwei zweite und dritte Etappenplätze und verließ das Rennen vor dem Start der 18. Etappe aufgrund der Geburt seines zweiten Kindes.[16] Bei den Straßenweltmeisterschaften gewann er die Silbermedaille im Straßenrennen. In Vorbereitung auf die Gravel-Weltmeisterschaft bestritt er mit dem Houffa Gravel ein Rennen der WorldSeries, das er mit neun Minuten Vorsprung für sich entschied.[17] Nachdem er anschließend auf der Straße die Tour of Britain und die Coppa Bernocchi gewonnen hatte, belegte er bei der Gravelweltmeisterschaft beeinträchtigt durch Stürze und Defekte den achten Rang.[18]

In der Cylocross Saison 2023/2024 bestritt Wout van Aert neun Wettkämpfe, wobei er drei Rennen gewinnen konnte. Gegenüber seinem Kontrahenten Mathieu van der Poel hatte er jedoch meist das Nachsehen und konnte diesen nur bei der letzten Station des Weltcups in Benidorm besiegen, nachdem dieser in der letzten Runde zu Sturz gekommen war.[19] Die Weltmeisterschaften im tschechischen Tábor ließ Van Aert aus, um sich auf die Straßensaison vorzubereiten.[20] Seinen ersten Saisonsieg auf der Straße sicherte sich Wout van Aert im Februar bei der Algarve-Rundfahrt. Im Anschluss nahm er am Opening Weekend in Belgien teil und wurde Dritter des Omloop Het Nieuwsblad, ehe er tags drauf Kuurne–Brüssel–Kuurne gewann.

Am 28. März 2024 stürzte van Aert beim Rennen Dwars door Vlaanderen und erlitt einen Schlüsselbein- sowie mehrere Rippenbrüche. Wegen dieser Verletzungen konnte er nicht bei der Flandern-Rundfahrt, Paris–Roubaix und beim Amstel Gold Race an den Start gehen.[21]

Erfolge Bearbeiten

Straße Bearbeiten

2016
2017
2018
2019
2020
2021
2022
2023
2024

Cyclocross Bearbeiten

2011/12

  •   Weltmeisterschaft (Junioren)

2012/13

  •   Weltmeisterschaft (U23)

2013/14

  •   Weltmeister (U23)

2014/15

2015/16

2016/2017

2017/2018

2018/2019

2020/21

2021/22

2022/23

2023/24

Wichtige Platzierungen (Straße) Bearbeiten

 
Van Aert im Grünen Trikot bei der Tour de France 2022
 
Wout van Aert bei Paris–Roubaix 2023 auf der Kopfsteinpflaster-Passage bei Saint-Python
Grand Tour201820192020202120222023
  Giro d’ItaliaGiro
  Tour de FranceTourDNF201921DNF
  Vuelta a EspañaVuelta
Legende: DNF: did not finish, aufgegeben oder wegen Zeitüberschreitung aus dem Rennen genommen.
Monument2018201920202021202220232024
Mailand–Sanremo61383
Flandern-Rundfahrt914264
Paris–Roubaix1322723
Lüttich–Bastogne–Lüttich3
Lombardei-Rundfahrt

Ehrungen Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Wout van Aert – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Jos van Nierop: Wout van Aert is een Nederlander. In: hetiskoers.nl. 13. Oktober 2017, abgerufen am 16. Januar 2021 (niederländisch).
  2. Van Aert will sich 2018 bei den großen Klassikern probieren. In: radsport-news.com. Abgerufen am 18. April 2018.
  3. Van Aert: Rennen stark, Ergebnis enttäuschend und beides ist egal. In: radsport-news.com. 17. April 2018, abgerufen am 18. April 2018.
  4. Nuyens: New Roompot-Charles team is 'different without Van Aert'. In: cyclingnews.com. 30. November 2018, abgerufen am 30. November 2018 (englisch).
  5. Van Aert muss keine Millionen-Entschädigung zahlen. In: radsport-news.com. 1. März 2019, abgerufen am 26. November 2019.
  6. Jumbo - Visma verpflichtet Van Aert vorzeitig zur Saison 2019. In: radsport-news.com. 18. Dezember 2018, abgerufen am 18. Dezember 2018.
  7. Van Aert: „Das geht über alles Bisherige hinaus“. In: radsport-news.com. 15. Juli 2019, abgerufen am 19. Juli 2019.
  8. Schlimmer Sturz im Tour-Zeitfahren: Van Aert im Krankenhaus. In: radsport-news.com. 19. Juli 2019, abgerufen am 19. Juli 2019.
  9. Van Aert stürmt durch Hitze und Staub zum Solosieg. In: radsport-news.com. 1. August 2020, abgerufen am 2. August 2020.
  10. Van Aert holt sich die Sommer-Primavera. In: radsport-news.com. 8. August 2020, abgerufen am 4. Oktober 2020.
  11. Eine Reifenstärke reicht van der Poel zum Ronde-Triumph. In: radsport-news.com. 24. Januar 2021, abgerufen am 24. Januar 2021.
  12. Van Aert holt sich mit Sieg in Overijse den Gesamt-Weltcup. In: radsport-news.com. 24. Januar 2021, abgerufen am 24. Januar 2021.
  13. Van Aert beim Omloop zu stark für alle seine Gegner. radsport-news.com, 26. Februar 2022, abgerufen am 26. Februar 2022.
  14. Alleskönner Van Aert imponiert auch in den Pyrenäen. In: radsport-news.com. 21. Juli 2022, abgerufen am 24. Juli 2022.
  15. Van Aert schlägt in Harelbeke van der Poel und Pogacar. In: radsport-news.com. 24. März 2023, abgerufen am 25. März 2023.
  16. Tour de France: Wout Van Aert steigt vor 18. Etappe aus Frankreich-Rundfahrt aus - Geburt des zweiten Kindes. In: eurosport.de. 20. Juli 2023, abgerufen am 20. Juli 2023.
  17. Jackie Tyson: Wout van Aert and Pauliena Rooijakkers win Houffa Gravel. In: cyclingnews.com. 27. August 2023, abgerufen am 12. September 2023 (englisch).
  18. Van Aert ohne Pech schneller als Mohoric? In: radsport-news.com. 9. Oktober 2023, abgerufen am 15. Oktober 2023.
  19. Van Aert schlägt van der Poel trotz verpatztem Start und Sturz | radsport-news.com. Abgerufen am 16. Februar 2024.
  20. Van Aert fährt kürzeres Cross-Programm und verzichtet auf WM | radsport-news.com. Abgerufen am 16. Februar 2024.
  21. sportschau.de: Mehrere Knochenbrüche: Radprofi van Aert bei Eintagesrennen schwer gestürzt. In: sportschau.de. 27. März 2024, abgerufen am 27. März 2024.
  22. Vor dem Tour-Sieg kommen für Van Aert viele andere Ziele. In: radsport-news.com. 12. November 2020, abgerufen am 14. November 2020.