Unsymmetrisches Lanczos-Verfahren

In der numerischen Mathematik ist das unsymmetrische Lanczos-Verfahren einerseits ein iteratives Verfahren zur näherungsweisen Bestimmung einiger Eigenwerte und evtl. derer Eigenvektoren einer Matrix. Andererseits ist es aber auch die Grundlage für einige Algorithmen zur näherungsweisen Lösung von Gleichungssystemen, namentlich vom Verfahren der bikonjugierten Gradienten, auch kurz BiCG-Verfahren genannt.

Die Projektion auf Tridiagonalgestalt Bearbeiten

Der Algorithmus erzeugt mittels einer kurzen Rekursion Matrizen   und  , deren Spalten zueinander biorthogonale Basen der Krylowräume   und   bilden.

Sei eine quadratische Matrix   gegeben. Nun werden noch zwei (unnormalisierte) Startvektoren   und   benötigt, meist existieren aus vorherigen Rechnungen gute Kandidaten oder es werden Zufallsvektoren gewählt.

Der Algorithmus lautet wie folgt:

  1. Setze  ,  
  2. for   do
  3.  
  4.  
  5.  
  6.  
  7.  
  8.  
  9.  
  10.  
  11. end for

Die schiefe Projektion   der Matrix   auf eine Tridiagonalmatrix   gebildet aus den Skalaren   hat die unsymmetrische Tridiagonal-Struktur

   .

Details der Implementation Bearbeiten

Der obige Algorithmus enthält Freiheit in der Wahl von   und  , da in Zeile drei nur das Produkt der beiden Größen eingeht. Häufige Wahlen sind

  •   und  
  •   und  .

Beide Optionen haben ihre Vor- und Nachteile.

Eigenwertnäherungen Bearbeiten

Die Eigenwerte   der Tridiagonalmatrix   werden dann als Näherungen für die Eigenwerte   von   herangezogen. Die Näherungen für Eigenvektoren sind durch die prolongierten Eigenvektoren   gegeben. Aufgrund der Verwandtschaft mit einer (schiefen) Galerkin-Projektion werden die Paare   auch im nichtsymmetrischen Fall häufig als Ritzpaare bezeichnet.

Verfeinerungen und Erweiterungen Bearbeiten

Dieses ursprüngliche, auf einer Dreitermrekursion beruhende Verfahren bricht zusammen, wenn   gilt. Falls (mindestens) einer der beiden Vektoren gleich Null ist,   oder  , so ist der zugehörige Krylow-Unterraum ein invarianter Unterraum von   und alle Eigenwerte von  , die Ritz-Werte, sind auch Eigenwerte von  . Falls aber   und   und  , kann das Verfahren nicht mehr mittels einer Dreitermrekursion weitergeführt werden.

Näherungsweise Lösung von Gleichungssystemen Bearbeiten

Im Kontext von Gleichungssystemen   wird als Startvektor das nullte Residuum   genommen.

QOR Bearbeiten

Die prolongierte Lösung   des tridiagonalen Systems  , wobei   den ersten Einheitsvektor der Länge   bezeichne, wird als Näherungslösung   genommen. Dieser Ansatz ist als quasi-orthogonaler Residualansatz, kurz QOR, bekannt. Wenn man den QOR Ansatz anwendet, kommt je nach Details eine Variante des bekannten BiCG-Verfahrens heraus.

QMR Bearbeiten

Ein zweiter Ansatz basiert auf einer erweiterten Tridiagonalmatrix und ist als quasi-minimaler Residualansatz, kurz QMR, bekannt. Wenn man den QMR Ansatz verwendet, kommt das bekannte gleichnamige Verfahren der quasi-minimalen Residuen, kurz QMR heraus.

LTPM Bearbeiten

Die Multiplikation mit   und   im ursprünglichen Algorithmus ist, insbesondere wenn   nur als Black-Box bekannt ist, zu teuer. Sonneveld gab als erster eine Implementation eines Verfahrens basierend auf der Lanczos-Rekursion, welches nur mit Multiplikationen mit   auskommt. Die Klasse dieser Verfahren ist im Englischen unter dem von Martin H. Gutknecht geprägten Namen Lanczos-type product methods, kurz LTPM, bekannt.

Das von Sonneveld angegebene Verfahren ist als Verfahren der quadrierten (bi)konjugierten Gradienten, im Englischen conjugate gradient squared, kurz CGS bekannt. Weitere Vertreter dieser Gruppe sind CGS2, shifted CGS, BiCGSTAB, BiCGSTAB(ell), GPBiCG, TFQMR und QMRCGSTAB.

Literatur Bearbeiten

  • Andreas Meister: Numerik linearer Gleichungssysteme. Eine Einführung in moderne Verfahren. 2. Aufl. Vieweg, Wiesbaden 2005, ISBN 3-528-13135-7 (mit MATLAB-Implementierungen von Christoph Vömel).