Stary Jarosław

Siedlung in Polen

Stary Jarosław (deutsch Alt Järshagen, früher Jershagen), abgekürzt Str. Jarosław, ist ein Dorf im Poviat Sławno der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Es gehört zur Landgemeinde (Gmina wiejska) Darłowo.

Geographische Lage Bearbeiten

Alt Järshagen liegt in Hinterpommern, etwa neun Kilometer östlich der Stadt Darłowo (Rügenwalde).

Geschichte Bearbeiten

 
Järshagen nordwestlich von Schlawe und östlich von Rügenwalde auf einer Landkarte von 1794
 
Pfarrkirche, bis 1945 evangelisch

Die Namensschreibweise ist in früherer Zeit verschieden: Jarslafshagen, Gerslaweshagen, Jerestzlaceshaghen oder Jarslaffshagen. Der Name bedeutet „Zu den Gehegen“ des Jareslaus oder Jaroslaw bzw. Jerslaf. Die Vorsilbe „Alt“ kam erst nach der Anlage von Neu Järshagen zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf.

Die im Mittelalter gegründete Ansiedlung gehörte ursprünglich zur Kastellanei Dirlow (Rügenwalde); die Grenzen der Gemarkung Järshagen wurden von dem jeweiligen regierenden Burgherrn festgelegt, so um 1333 wohl von Jesko von Rügenwalde.[1] Später gehörte sie zum Rügenwalder Amt. Nachdem der Pachtvertrag des Domänenpächters für das Vorwerk Järshagen im Jahr 1804 ausgelaufen war, wurde es später dem Pächter gegen Zahlung einer einmaligen Erbstands-Gebühr in Höhe von 8300 Talern in Erbpacht überlassen.[2] Zwischen 1900 und 1945 lag die Anzahl ihrer Einwohner stets unter 800. Die Dorfbewohner lebten in erster Linie vom Ackerbau, von der Viehzucht und von der Forstwirtschaft.

Bis 1945 gehörte Alt Järshagen zum Landkreis Schlawe i. Pom. im Regierungsbezirk Köslin der Provinz Pommern.

Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Alt Järshagen am 7. März 1945 von der Roten Armee besetzt. Nach Kriegsende wurde der Ort – wie ganz Hinterpommern – unter polnische Verwaltung gestellt. Es begann nun die Zuwanderung polnischer und ukrainischer Zivilisten, die anfangs vorwiegend aus Gebieten östlich der Curzon-Linie kamen und die sich der Häuser und Höfe bemächtigten. Ab Sommer 1945 wurde die einheimische Bevölkerung von der kommunistischen polnischen Verwaltungsbehörde in Richtung Westen vertrieben. Alt Järshagen wurde in Stary Jarosław umbenannt.

Demographie Bearbeiten

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1818 502 Kirchdorf, in königlichem Besitz[3]
1852 758 [4]
1864 806 am 3. Dezember, auf einer Fläche von 3957 Morgen[5]
1867 778 am 3. Dezember[6]
1871 758 am 1. Dezember, ausnahmslos Evangelische[6]
1910 660 am 1. Dezember[7][8]
1925 676 [9]
1933 689 [9]
1939 667 [9]

Amtsbezirk Järshagen Bearbeiten

Bis 1945 bildeten die Gemeinden Alt Järshagen, Alt Kugelwitz (heute polnisch: Kowalewice), Grupenhagen (Krupy), Neu Järshagen (Nowy Jarosław), Neu Kugelwitz (Kowalewiczki), Schöningswalde (Sińczyca) und Sellen (Zielnowo) den Amtsbezirk Järshagen im Landkreis Schlawe i. Pom. im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern. Er hatte seinen Sitz in Alt Järshagen.

Ebenso hatte in Alt Järshagen das Standesamt, das für alle genannten Gemeinden zuständig war, seinen Standort. Das zuständige Amtsgericht war das in Rügenwalde (Darłowo).

Kirche Bearbeiten

Pfarrkirche Bearbeiten

Die Kirche mit Westturm und beidseitigen Anbauten ist ein Ziegelbau und stammt aus gotischer Zeit um 1400. Der Altartisch ist aufgemauert und stammt aus der Zeit um 1700.[10] Der Hauptteil ist ein geschnitztes Abendmahlsbild, von vier Säulen eingeschlossen, zwischen denen Petrus und Paulus sowie Adam und Eva dargestellt sind. Die Orgel stammt von Christian Friedrich Völkner aus Dünnow (Duninowo) bei Stolpmünde (Ustka) und wurde 1870 erbaut.

Seit der Reformation war die Kirche evangelisches Gotteshaus. 1945 wurde es zugunsten der römisch-katholischen Kirche enteignet. Am 4. September 1946 erhielt das Gebäude eine erneute Weihe und den Namen Kościół Podwyższenia Krzyża Świętego (Kirche zur Erhöhung des Heiligen Kreuzes).

Kirchspiel bzw. Pfarrei Bearbeiten

Vor 1945 war die Einwohnerschaft von Alt Järshagen fast ausnahmslos evangelischer Konfession. Der Ort war seit alters her Sitz eines Pfarrers, zu dessen Kirchspiel bis 1945 auch die Orte Neu Järshagen und Neu Kugelwitz gehörten, verbunden mit der Filialkirche in Alt Kugelwitz. Es lag im Kirchenkreis Rügenwalde der Kirchenprovinz Pommern der Kirche der Altpreußischen Union. Im Jahre 1940 zählte das Kirchspiel 1590 Gemeindeglieder.

Seit 1945 ist die Bevölkerung von Stary Jarosław überwiegend katholischer Konfession. Am 15. Januar 1974 errichtete die Römisch-katholische Kirche in Polen hier eine Pfarrei (Parafia), der die Filialkirche Kowalewice (Alt Kugelwitz) – wie auch vor 1945 – und die vor 1945 selbständige Kirche in Krupy (Grupenhagen) beigegeben wurden. Die Pfarrei, die zum Dekanat Darłowo im Bistum Köslin-Kolberg gehört, zählt heute 1690 Pfarrkinder.

Heute hier lebende evangelische Kirchenglieder gehören zum Kirchspiel Koszalin (Köslin) in der Diözese Pommern-Großpolen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen.

Pfarrer Bearbeiten

Seit der Reformation waren in Järshagen 19 Geistliche tätig, von denen 15 deutsch-evangelisch und 4 polnisch-katholisch waren:

  1. Joachim Treder sen. (1591)
  2. Joachim Treder jun., (1594)
  3. Philipp Halvepape, 1600–1639
  4. Andreas Palow (Palovius), 1639–?
  5. David Müller
  6. Martin Schlutius
  7. Martin Mischius, ?–1714
  8. Johann Christian Panthenius, 1715–1743
  9. Johann Heinrich Westphal, 1743–1781
  10. Johann Gottfried Immanuel Panthenius, 1782–1820
  11. Heinrich Christian Gotthilf Schumann, 1821–1857
  12. Karl Friedrich Birkenfeld, 1857–1883
  13. Paul Philipp Krockow, 1883–1910
  14. Ernst Adam, 1911–1928
  15. Johannes Heberlein, 1928–1945 (von Grupenhagen aus)
Katholische Pfarrer seit 1945
  1. Sebastian Sojkowski, 1974
  2. Bolesław Czapor, 1974–1985
  3. Władysław Bartkowiak, 1985–1993
  4. Andrzej Wróblewski, seit 1993

Söhne und Töchter des Ortes Bearbeiten

Verkehr Bearbeiten

Alt Järshagen liegt auf halbem Wege der Woiwodschaftsstraße 205, die von Sławno (deutsch Schlawe) nach Darłowo (Rügenwalde) an der Ostsee führt[11]. Die nächste Bahnstation befindet sich in 2 km Entfernung bei dem Nachbarort Nowy Jarosław (Neu Järshagen).

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. II. Teil, 2. Band (S. 461–1120): Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Cößlin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 852, Ziffer (8) Järshagen oder Jarffslaffshagen.
  • Der Kreis Schlawe (M. Vollack, Hrsg.), Husum 1986/89, zwei Bände, insbesondere Band 2, S. 803–806.
  • Ernst Müller, Die Evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis zur Gegenwart, Teil 2, Stettin, 1912

Weblinks Bearbeiten

Fußnoten Bearbeiten

  1. L. Quandt: Ostpommern, seine Fürsten, fürstlichen Landesteilungen und Districte. In: Baltische Studien. 16. Jahrgang, Heft 1, Stettin 1856, S. 97–156, insbesondere S. 113 und Fußnote 55.
  2. Leopold Krug: Das Amt Rügenwalde. Bruchstück aus der zu erwartenden Geschichte der staatswirthschaftlichen Gesetzgebung im preußischen Staate. in: Annalen der Ackerbaues, Band 6, Berlin 1807, S. 430–450, insbesondere S. 440.
  3. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 2: G–Ko, Halle 1821, S. 236, Ziffer 145.
  4. Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats (Kraatz, Hrsg.). Berlin 1856, S. 262.
  5. Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Köslin (9. Kreis Schlawe). Berlin 1866, S. 10–17, Ziffer 70.
  6. a b Preußisches Statistisches Landesamt: Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preußischen Staates und ihre Bevölkerung (VIII. Kreis Schlawe). Berlin 1873, S. 132–133, Ziffer 43.
  7. Alt Järshagen, Kreis Schlawe, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Alt Järshagen)
  8. Kreis Schlawe - gemeindeverzeichnis.de (U. Schubert, 2021)
  9. a b c Michael Rademacher: Schlawe. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  10. Ludwig Böttger: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungs-Bezirks Köslin (Gesellschaft für pommersche Geschichte und Altertumskunde, Hrsg.), Band I, Heft III: Kreis Schlawe, Stettin 1892, S. 38–40 (Digitalisat).
  11. Straßenkarte Hinterpommern: Köslin – Stolp – Danzig, 9. Auflage, Höfer Verlag, Dietzenbach 2005, ISBN 978-3931-103-14-9.

Koordinaten: 54° 24′ N, 16° 33′ O