Christian Friedrich Voelkner

deutscher Orgelbauer
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Christian Friedrich Voelkner (selten C. F. Völkner; * 1831 in Dünnow, Hinterpommern; † 31. Juli 1905 in Dünnow) war ein deutscher Orgelbauer in Hinterpommern.

Manual in Pałowo (Alt Pahlow)

Leben und Wirken Bearbeiten

 
Spieltisch in Rusinowo

Christian Friedrich Voelkner stammte aus einer Familie, die seit 1734 als Lehrer, Organisten und Küster in Dünnow tätig war. Sein Vater war Bauer und Gemeindevorsteher. Bei dessen außerberuflichen Tischlerarbeiten sowie dem Stimmen von Klavieren ließ dieser seinen Sohn teilnehmen und erweckte so in ihm das Interesse an der Musik und an Instrumenten. So versuchte der Junge bereits in jungen Jahren eine Orgel zu bauen, deren Spiel und Technik er bei seinem Großvater, dem Schulmeister und Organisten Christian Voelkner, beobachtet hatte. Er ging später zu Carl August Buchholz nach Berlin in die Lehre als Orgelbauer (vor 1857).

 
Manuale in Pałowo

Im Jahre 1859 begründete Voelkner in Dünnow eine eigene Orgelbauwerkstatt. Seine erste Orgel – ein kleines Werk ohne Pedal – wurde in der Kirche des seinem Heimatdorf nahe gelegenen Ort Arnshagen aufgestellt. In der Werkstatt C. F. Voelkner Dünnow i. Pom. beschäftigte er anfangs drei Orgelbaugehilfen. Seine sorgfältig erstellten klangschönen Instrumente machten ihn bald über die Grenzen Pommerns hinaus bekannt. Es gelang ihm, aus kleinsten Anfängen den Betrieb zu einem größeren Unternehmen auszubauen. 1876 ließ er ein neues Fabrikgebäude bauen und schaffte 1877 die ersten Maschinen an. Im Jahre 1888 wurde in seiner Orgelbauanstalt das Opus 100 von Neu- und Umbauten gefeiert.

Voelkner baute zunächst Schleifladenorgeln, außerdem zuweilen eigene, mechanische oder pneumatische ausgesteuerte Hängeventillade. Er war als regelrechter Tüftler bekannt, von dem Erfindungen wie das Voelknersche Gebläse oder der Vorsänger (eine Melodiekoppel) stammten.

Um 1900 legte Orgelbaumeister Christian Friedrich Voelkner sein Lebenswerk in die Hände seines Sohnes Paul Voelkner. Im Jahre 1903 erlebte er noch, dass in zweihundert Kirchen bis nach Russland und Ostafrika Orgeln aus seiner Werkstatt gebaut oder umgebaut worden waren (Opus 200). Sein Tod infolge eines Schlaganfalls ersparte es ihm, mit ansehen zu müssen, wie ein halbes Jahr später seine Fabrik aufgrund von Brandstiftung ein Raub der Flammen wurde.

Orgeln (Auswahl) Bearbeiten

Die Orgelbau-Anstalt C. F. Voelkner Dünnow i. Pom. schuf etwa 170 Neu- und Umbauten bis 1900, vor allem in Hinterpommern, selten in Vorpommern und Brandenburg. Ein Werkverzeichnis ist nicht bekannt. Die Orgeln hatten bis zu 20 Register. Bei einigen gibt es nur ein Firmenschild ohne weitere Informationen zur Entstehung.[1] Orgeln ab 1900 sind bei Paul Voelkner verzeichnet. Nicht mehr vorhandene Instrumente sind kursiv gesetzt.

Jahr Ort Gebäude Bild Manuale Register Bemerkungen
um 1862 Arnshagen (Charnowo) Kirche I erste eigene Orgel, bereits früher begonnen, ohne Pedal, war 1946 erhalten, heute?
1869 Saleske (Zaleskie) Kirche
1870 (?) Alt Järshagen (Stary Jarosław) Kirche I/P 6 Zuschreibung, sehr schlechter Zustand[2]
1874 Freist (Wrzeście) Kirche
1874 Rützenhagen (Rusinowo) Ev. Kirche, heute Mariä-Geburt-Kirche   I/P 10 erhalten, in schlechtem Zustand[3]
1874–1875 Bütow (Bytow) St. Elisabethkirche, heute St. Katharina und Johannes der Täufer II/P 12 ersetzte Schulze-Orgel von 1854, 1945 zerstört[4]
1875 Groß Küdde (Gwda Wielka) Kirche, heute Kirche des Bischofs Stanisław II/P 11 erhalten[5]
1878 Dünnow (Duninowo) Kirche, jetzt Kirche der Muttergottes von Tschenstochau II/P 12 erhalten, in Voelkners Heimatort[6][7]
1879 Wendisch Silkow (Żelkowo) Kirche
um 1879? Alt Kugelwitz (Kowalewice) Ev. Kirche, jetzt Kirche Herz Jesu   I/P 9 erhalten, in schlechtem Zustand, ähnliche Bauart wie in Dünnow, daher zeitliche Vermutung, ungewöhnliches Firmenschild C.F. Völkner, Dünnow[8]
um 1880 Steglin (Szczeglino) Ev. Kirche, jetzt Kirche der Muttergottes vom Skapulier I/P 9 erhalten, in schlechtem Zustand[9][10]
1888 Stolpmünde (Ustka) Kirche St. Johannis und Nicolai, heute Erlöserkirche II/P 20? in neuer Kirche, heute II/P, 20[11][12]
1893 Stolpe, Vorpommern Wartislaw-Gedächtniskirche I/P 8 erhalten
1893 Glasow (Głazów), Neumark Kirche II/P 10 [13]
1893 Alt Pahlow (Pałowo) Ev. Kirche, jetzt Kirche Mariä Himmelfahrt   II/P 14 am 4. Januar 1894 abgenommen, pneumatische Traktur, wesentliche Beteiligung von Paul Voelkner[14]
1894 Mönkebude, Vorpommern Kirche I/P 7 (9) ursprünglich in Liebenberg in Brandenburg, 1984 umgesetzt[15]
um 1895 Brunn (Bezrzecze) Kirche, jetzt Kirche Maria Königin der Kirche I/P 4 erhalten, Opus 148 auf Firmenschild, pneumatische Registertraktur, z. Zt. Restaurierung
1896 Köslin (Koszalin) Katholische St.-Joseph-Kirche II/P 13 1930er Umbau W. Sauer im Stil der Orgelbewegung, 2003 Restaurierung durch Mollin[16]
1899 Rathsdamnitz (Dębnica Kaszubska) Kirche
um 1900 Lebehnke (Stara Łubianka) Kirche, heute Kirche der Kreuzerhöhung II/P 10 Opus 166, erhalten[17][18]
? Kölpin (Kiełpino, Borne) Kirche, heute St. Kasimir I/P 10 sehr schlechter Zustand[19]
? Grupenhagen (Krupy) Ev. Kirche, jetzt Kirche der Muttergottes vom Tor der Morgenröte   II/P 11 erhalten[20]
? Schlawin (Słowino) Ev. Kirche, jetzt Kirche der Kreuzerhöhung   I/P 10 erhalten in sehr schlechtem Zustand[21]
? Groß Brüskow (Bruskowo Wielkie) Kirche II/P 10 2008 restauriert[22]
? Zackenzin (Ciekocino) Kirche, heute Kirche St. Peter I/P 10 erhalten[23]
? Pollnow (Polanów) Heilig-Kreuz II/P 19 erhalten[24]
? Soltnitz (Żółtnica) Kirche, jetzt Kirche der Muttergottes Königin von Polen II/P 9 erhalten, schlechter Zustand[25]
? Alt Krakow (Stary Kraków) Kirche

Literatur Bearbeiten

  • Hans Boldt: Dünnow als ostpommersche Heimstätte deutscher Kirchenorgelbaukunst. In: Ostpommersche Heimat. 1937, Nr. 10. PDF
  • Hans Boldt: Kirchenorgel-Baukunst in Dünnow. In: Unser Pommerland. 1930, S. 57–59.
  • Karl-Heinz Pagel: Der Landkreis Stolp in Pommern. Zeugnisse seiner deutschen Vergangenheit. Lübeck 1989.
  • Hans Schreiber: Aus der Geschichte des Pfarrdorfes Dünnow im Kreise Stolp (Pommern) und seiner Umgebung. Manuskript aus dem Jahre 1950. Herausgegeben von Hans-Martin Schreiber, Wiesbaden 1996.
  • Christian Friedrich Voelkner. In: Uwe Pape, Wolfram Hackel, Christhard Kirchner: Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Band 4. Berlin, Brandenburg und Umgebung einschließlich Mecklenburg-Vorpommern. Pape Verlag, Berlin. S. 583f.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Jahreszahlen ohne angegebene Nachweise sind aus Wikipedia-Artikeln, und wahrscheinlich aus Bau- und Kunstdenkmäler.
  2. Stary Jarosław, Kościół Podwyższenia Krzyża Świętego MusicamSacram, mit Disposition (polnisch)
  3. Rusinowo, Kościól parafialny Narodzenia NMP MusicamSacram, mit Geschichte und Disposition.
  4. Bytów (Memento des Originals vom 21. Mai 2022 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.organy.pro organy.pro, mit Geschichte und Disposition (polnisch).
  5. Gwda Wielka, Kościół św. Stanisława Biskupa Musicam Sacram, mit Disposition.
  6. Duninowo, Kościół Matki Boskiej Częstochowskiej Musicam Sacram, mit ausführlicher Geschichte, Fotos und Disposition (polnisch)
  7. Duninowo, Kościół organy.pro, Wirtualne Centrum Organowe, Orgel mit Disposition (polnisch).
  8. Kowalewice, Kóściół Najświętego Serca Pana Jezusa MusicamSacram, mit Disposition.
  9. Szczeglino, Kościół Matki Bożej Szkaplerznej MusicamSacram, mit Disposition.
  10. Szczeligno organy.pro, mit Disposition.
  11. Ustka Kościół Najświetszego Zbawiciela MusicamSacram, mit aktueller Disposition (polnisch)
  12. Walter Dominick: Solpmünder Chronik, verfasst im Jahr 1936, zitiert in Organisten und Orgel in Stolp (Słupsk) (Memento des Originals vom 29. März 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.organ.slp.vectranet.pl (polnisch)
  13. Lexikon norddeutscher Orgelbauer, S. 584
  14. Zeitung für Hinterpommern von [Anfang Januar] 1894, zitiert in Hans Boldt: Dünnow als ostpommersche Heimstätte deutscher Kirchenorgelbaukunst. In: Ostpommersche Heimat. 1937, Nr. 10. PDF, keine Artikel bei Musicamsacram und Wirtualne Centrum Organowe
  15. Lexikon norddeutscher Orgelbauer, S. 584
  16. Orgel organy.pro, mit Disposition (polnisch)
  17. Stara Łubianka, Kirche der Kreuzerhöhung Musicam Sacram, mit Disposition (polnisch)
  18. Stara Łubianka, Kośćiół Podwyszenia Krzyża Wirtualne Centrum Organowe
  19. Orgel organy.pro, mit Disposition.
  20. Krupy, Kirche der Muttergottes vom Tor der Morgenröte MusicamSacram, mit Disposition (polnisch)
  21. Słowino, Kościół Podwyszenia Krzyża Świętego MusicamSacram, mit Disposition.
  22. Bruskowo Wielkie organy.pro, mit Disposition.
  23. Ciekocino organy.pro, mit Disposition.
  24. Orgel organy.pro,, mit Disposition.
  25. Żółtnica, Kościół Matki Krolowej Polski MusicamSacram, mit Disposition (polnisch)