Sorino (russisch Зорино, deutsch Poppendorf) ist ein Ort im Rajon Gwardeisk in der russischen Oblast Kaliningrad und gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Gwardeisk.

Siedlung
Sorino
Poppendorf

Зорино
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Gwardeisk
Gegründet 1355
Frühere Namen Poppendorf (bis 1947)
Bevölkerung 413 Einwohner
(Stand: 1. Okt. 2021)[1]
Zeitzone UTC+2
Telefonvorwahl (+7) 40159
Postleitzahl 238213
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 206 000 022
Geographische Lage
Koordinaten 54° 39′ N, 21° 13′ OKoordinaten: 54° 39′ 30″ N, 21° 13′ 0″ O
Sorino (Kaliningrad) (Europäisches Russland)
Sorino (Kaliningrad) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Sorino (Kaliningrad) (Oblast Kaliningrad)
Sorino (Kaliningrad) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Geographische Lage Bearbeiten

Sorino liegt fünf Kilometer nördlich der einstigen Kreisstadt Snamensk (Wehlau)an der russischen Fernstraße R 514. Von Westen aus Ratnoje (Freudenberg) und der erloschenen Ortsstelle von Krasnaja Gorka (Grünhayn) kommend endet innerorts eine Nebenstraße. Die nächste Bahnstation ist Snamensk an der Bahnstrecke Kaliningrad–Nesterow (Königsberg–Stallupönen/Ebenrode) der ehemaligen Preußischen Ostbahn.

Geschichte Bearbeiten

Der bis 1946 Poppendorf[2] genannte Ort erhielt 1355 die Handfeste. Von 1874 bis 1945 war das Dorf in den Amtsbezirk Grünlinde[3] (heute russisch: Jerschowo) eingegliedert, der zum Kreis Wehlau im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen gehörte.

Im Jahre 1910 waren in Poppendorf 323 Einwohner registriert[4]. Ihre Zahl stieg bis 1933 auf 426 und belief sich 1939 auf 412[5].

Im Jahre 1945 kam Poppendorf in Folge des Zweiten Weltkrieges mit dem nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion und erhielt 1947 die russische Bezeichnung Sorino.[6] Von 1947 bis 2005 war Sorino zentraler Ort eines Dorfsowjets bzw. Dorfbezirks. Von 2005 bis 2014 war der Ort namensgebend für eine Landgemeinde mit Sitz in Talpaki. Seither gehört Sorino zum Stadtkreis Gwardeisk.

Dorfsowjet/Dorfbezirk Sorino 1947–2005 Bearbeiten

Der Dorfsowjet Sorino (ru. Зоринский сельский Совет) wurde im Juni 1947 eingerichtet.[6] Nach dem Zerfall der Sowjetunion bestand die Verwaltungseinheit als Dorfbezirk Sorino (ru. Зоринский сельский округ). Im Jahr 2005 wurden im Rahmen der kommunalen Selbstverwaltung die verbliebenen Orte des Dorfbezirks in die neu gebildete Landgemeinde Sorino übernommen.

Ortsname Name bis 1947/50 Bemerkungen
Detskoje (Детское) Götzendorf Der Ort wurde 1950 umbenannt.
Dunajewka (Дунаевка) Miguschen Der Ort wurde 1947 umbenannt und vermutlich vor 1988 an den Ort Ratnoje angeschlossen.
Istrowka (Истровка) Schaberau und Zargen[7] Der Ort wurde 1947 umbenannt.
Jerschowo (Ершово) Grünlinde Der Ort wurde 1947 umbenannt.
Krasnaja Gorka (Красная Горка) Grünhayn Der Ort wurde 1947 umbenannt und in den 1960er Jahren bei Filmaufnahmen zerstört.
Krasnojarskoje (Красноярское) Schenken Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Lunino (Лунино) Sanditten Der Ort wurde 1947 umbenannt.
Nikolskoje (Никольское) Leipen Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Nowoselskoje (Новосельское) Reipen Der Ort wurde 1947 umbenannt und vermutlich vor 1975 an den Ort Ratnoje angeschlossen.
Prigorki (Пригорки) Oppen Der Ort wurde 1947 umbenannt und vermutlich vor 1975 an den Ort Prudnoje angeschlossen.
Prudnoje (Прудное) Alt Wehlau Der Ort wurde 1947 umbenannt.
Ratnoje (Ратное) Freudenberg Der Ort wurde 1950 umbenannt.
Sobolewo (Соболево) Groß Michelau Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Soldatowo (Солдатово) Friedrichsthal Der Ort wurde 1947 umbenannt.
Sorino (Зорино) Poppendorf Verwaltungssitz
Strelnikowo (Стрельниково) Nickelsdorf Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Wyborgskoje (Выборгское) Pelohnen Der Ort wurde 1947 umbenannt und vermutlich vor 1975 an den Ort Lunino angeschlossen.

Landgemeinde Sorino 2005–2014 Bearbeiten

 
Die Lage der Landgemeinde Sorinskoje selskoje posselenije im Nordosten des Rajons Gwardeisk

Die Landgemeinde Sorino (ru. Зоринское сельское поселение) wurde im Jahr 2005 eingerichtet.[8] Die Siedlung Sorino war lediglich namensgebend für die Gemeinde, deren Verwaltungssitz die Siedlung Talpaki war. Das Gemeindegebiet umschloss eine Fläche von 187 km² mit 16 jeweils „Siedlung“ (possjolok) genannten Ortschaften und einer Zahl von 3.351 Einwohnern.

Zur Sorinskoje selskoje posselenije gehörten 16 Siedlungen, die sich vorher in den Dorfbezirken Sorino und Kuibyschewskoje befanden. Im Jahr 2014 wurden diese Orte in den Stadtkreis Gwardeisk eingegliedert.

Name deutscher Name Name deutscher Name
Bolschije Gorki (Большие Горки) (Groß) Weißensee Liwny (Ливны) Stobingen
Dalneje (Дальнее) (Groß) Schirrau Lunino (Лунино) Sanditten
Detskoje (Детское) Götzendorf Olchowka (Ольховка) Köllmisch Damerau und
Kawerninken/Kawernicken
Diwnoje (Дивное) Alt Ilischken Prudnoje (Прудное) Alt Wehlau
Istrowka (Истровка) Schaberau
und Zargen
Ratnoje (Ратное) Freudenberg
Jerschowo (Ершово) Grünlinde Soldatowo (Солдатово) Friedrichsthal
Krasny Jar (Красный Яр) Parnehnen Sorino (Зорино) Poppendorf
Kuibyschewskoje (Куйбышевское) Petersdorf Talpaki (Талпаки) Taplacken

Kirche Bearbeiten

Die Bevölkerung Poppendorfs war vor 1945 fast ausnahmslos evangelischer Konfession und in das Kirchspiel der Kirche Grünhayn (Ostpreußen) eingepfarrt. Dieses war Teil des Kirchenkreises Wehlau (heute russisch: Snamensk) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Heute liegt Sorino im Einzugsbereich der in den 1990er Jahren neu entstandenen evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde in Bolschaja Poljana (Paterswalde), einer Filialgemeinde der Auferstehungskirche in Kaliningrad (Königsberg) innerhalb der Propstei Kaliningrad[9] der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.

Persönlichkeiten des Ortes Bearbeiten

  • Horst Horrmann (* 3. Mai 1941 in Poppendorf), deutscher Pädagoge und Politiker (CDU)

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
  2. D. Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005):Poppendorf
  3. Rolf Jehke, Amtsbezirk Grünlinde
  4. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Wehlau
  5. Michael Rademacher: Landkreis Wehlau (russ. Snamensk). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  6. a b Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 июня 1947 г.«Об образовании сельских советов, городов и рабочих поселков в Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 17. Juni 1947: Über die Bildung von Dorfsowjets, Städten und Arbeitersiedlungen in der Oblast Kaliningrad)
  7. Umbenannt wurde nur Schaberau
  8. Durch das Закон Калининградской области от 24 февраля 2005 г. № 502 «О наделении муниципального образования «Гвардейский район» статусом муниципального района и об установлении границ и наделении соответствующим статусом муниципальных образований, находящихся на его территории» (Gesetz der Oblast Kaliningrad vom 24. Februar 2005, Nr. 502: Über das Ausstatten der munizipalen Bildung "Rajon Gwardeisk" mit dem Status eines munizipalen Rajons und über das Festlegen der Grenzen und das Ausstatten mit dem entsprechenden Status der munizipalen Bildungen, die sich auf seinem Gebiet befinden)
  9. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento vom 29. August 2011 im Internet Archive)