Die Sitter ist der weitaus grösste Nebenfluss der Thur und fliesst durch die vier Schweizer Kantone Appenzell Innerrhoden, Appenzell Ausserrhoden, St. Gallen und Thurgau.

Sitter

Karte

Daten
Gewässerkennzahl CH: 296
Lage Schweizer Mittelland

Schweiz Schweiz

Flusssystem Rhein
Abfluss über Thur → Rhein → Nordsee
Beginn als Sitter Zusammenfluss von Wissbach, Schwendibach und Brühlbach bei Weissbad
47° 18′ 44″ N, 9° 26′ 3″ O
Quellhöhe 810 m ü. M.[1]
Mündung bei Bischofszell in die ThurKoordinaten: 47° 29′ 52″ N, 9° 13′ 55″ O; CH1903: 735113 / 262313
47° 29′ 52″ N, 9° 13′ 55″ O
Mündungshöhe 460 m ü. M.[1]
Höhenunterschied 350 m
Sohlgefälle 7,2 ‰
Länge Sitter (Namensstrang): 48,9 km[2] 

Sitter mit Weissbach:
 58,74 km

Einzugsgebiet 340 km²[3]
Abfluss am Pegel St. Gallen, Bruggen Au[4]
AEo: 261 km²
Lage: 10,6 km oberhalb der Mündung
NNQ (September 1991)
MNQ 1981–2016
MQ 1981–2016
Mq 1981–2016
MHQ 1981–2016
HHQ (Juni 2013)
590 l/s
6,98 m³/s
10,2 m³/s
39,1 l/(s km²)
14,2 m³/s
608 m³/s
Abfluss[3]
AEo: 340 km²
MQ
Mq
11,89 m³/s
35 l/(s km²)
Gemeinden Appenzell Innerrhoden: Rüte, Schwende, Appenzell, Gonten, Schlatt-Haslen
Appenzell Ausserrhoden: Stein, Teufen
St. Gallen: Stadt St. Gallen, Gaiserwald, Wittenbach, Waldkirch, Häggenschwil
Thurgau: Hauptwil-Gottshaus, Zihlschlacht-Sitterdorf, Bischofszell
Sitter bei St. Gallen mit Kraftwerk Kubel und Viadukt der Südostbahn

Sitter bei St. Gallen mit Kraftwerk Kubel und Viadukt der Südostbahn

Name Bearbeiten

Der Name Sitter entstand aus Sidrona und geht wohl auf illyrische Einflüsse in der Frühzeit der Besiedelung des Appenzellerlandes zurück.[5]

Geographie Bearbeiten

Quellbäche Bearbeiten

Die Sitter entsteht bei der im Kanton Appenzell Innerrhoden liegenden Ortschaft Weissbad auf einer Höhe von 810 m ü. M. aus dem Zusammenfluss von Weissbach und Schwendibach.

Schwendibach Bearbeiten

Der Schwendibach ist der 6,1 km lange, südliche und rechte Quellbach der Sitter.

Er hat ein Einzugsgebiet von 34,94 km² und einen mittleren Abfluss von 1,79 m³/s. Er ist zwar kürzer als der Weissbach, hat aber ein grösseres Einzugsgebiet und einen stärkeren mittleren Abfluss (MQ) und ist somit der hydrologische Hauptstrang des Flusssystems Sitter.

Er entspringt im östlichen Bereich des Alpsteins.

Weissbach Bearbeiten

Der Weissbach, auch Wissbach genannt, ist der 9,8 km lange, südwestliche und linke Quellbach der Sitter.

Er hat ein Einzugsgebiet von 26,52 km² und einen mittleren Abfluss von 1,35 m³/s und entsteht nördlich der Böhlhütte auf einer Höhe von 1004,7 m ü. M. aus dem Zusammenfluss des Seckbachs mit dem Fallbach.

Weiterer Verlauf Bearbeiten

Die Sitter hat von der Vereinigung ihrer Quellbäche bis zur Einmündung in die Thur bei Bischofszell eine Länge von 49 Kilometern. Die Sitter entwickelt sich dabei vom Gebirgsbach zu einem Fluss mit einer mittleren Wasserführung von fast 12 m³/s.[6]

Einzugsgebiet Bearbeiten

Das 339.94 km² grosse Einzugsgebiet der Sitter erstreckt sich von den Appenzeller Alpen bis in das Schweizer Mittelland und wird durch sie über die Thur und den Rhein zur Nordsee entwässert.

Das Einzugsgebiet besteht zu 29,7 % aus bestockter Fläche, zu 55,8 % aus Landwirtschaftsfläche, zu 9,3 % aus Siedlungsfläche und zu 5,2 % aus unproduktiven Flächen.

Die Flächenverteilung

Die mittlere Höhe des Einzugsgebietes beträgt 941,7 m ü. M., die minimale Höhe liegt bei 441 m ü. M. und die maximale Höhe bei 2427 m ü. M.[7]

Zuflüsse Bearbeiten

Hauptzuflüsse sind der Rotbach und die Urnäsch.

Quellbäche und Zuflüsse der Sitter ab 5 km Länge

Quellbäche und Zuflüsse der Sitter[Z 1]
Name GKZ Lage Länge
in km
EZG
in km²
MQ
in m³/s
Mündung
Koordinaten
Mündungs­höhe
in m
Bemerkungen
Schwendibach CH000413 rechts 006,1000 0034,9400 0001,7900   bei Weissbad 809,900000 Hauptquellbach
Alternativname: Schwendebach
Weissbach CH000412 links0 009,8000 0026,5200 0001,3500   bei Weissbad 809,900000 Nebenquellbach
Alternativname: Wissbach
Ibach CH002204 rechts 003,1000 0002,0100     bei Waflen, Weissbad 805,800000
Pöppelbach AI470179 rechts 003,2000 0001,5800     bei Appenzell Steinegg 789,300000
Rödelbach CH002203 rechts 004,1000 0003,0600     bei Appenzeller Badi, Appenzell 782,800000
Chlosbach AI470147 links0 002,5000 0001,7100     beim Brauereiplatz, Appenzell 771,500000
Bleichenwäldlibach CH002202 rechts 003,4000     bei Unteres Ziel, Appenzell 766,200000
Lauftenbach AI470282 rechts 003,0000 0001,5800     bei Chlepfes, Appenzell 764,500000
Steintobelbach AI470159 links0 002,4000 0001,7300     bei Mettlen, Appenzell 756,700000
Kaubach CH002200 links0 005,9000 0008,5200 0000,3900   bei Münzmühle, Appenzell 750.500000
Zungbach CH002199 rechts 002,8000 0002,5800     bei Lank, Appenzell 741,000000 Alternativname: Tablatbach
Sägibach CH005572 rechts 003,0000 0002,1500     bei Sefi, Haslen 709,900000 Alternativname: Sägebach
Görtenbach CH002198 links0 003,2000 0001,3300     bei Enggenhütten, Haslen 708,300000
Haslenbach CH002197 rechts 002,4000 0001,0800     bei Hinterhaslen, Haslen 654,200000
Rotbach CH000326 rechts 015,5000 0039,1800 0001,4100   bei Badeplatz Strom, Stein 633,500000
Wattbach CH002194 rechts 005,3000 0005,9500 0000,1800   bei Zweibruggen, im St. Galler Quartier Bruggen 599,500000
Urnäsch CH000339 links0 018,5000 0093,6100 0003,8900   Im Kubel, Stein 587,800000
Gübsenseeabfluss CH013696 links0 001,8000 0000,7600     bei St. Gallen Winkeln 587,000000 Abfluss vom See durch Stollen
Chräzerenbach CH491772 links0 002,3000 0002,9200     bei Chräzeren, St. Gallen 582,200000
Wisenbach CH002180 links0 003,9000 0005,4900 0000,0900   bei Sittertobel, St. Gallen 564,700000
Tüfentobelbach CH005574 links0 004,3000 0004,4000 0000,0700   bei Spisegg, Engelburg 562,100000 Alternativname: Tüfenbach
Rütibach SG491524 links0 001,0000 0000,6300     bei Au, Engelburg 553,100000
Silberbach SG491605 links0 001,3000     bei Silberbach, Engelburg 551,600000
Josrütibach CH002116 rechts 001,3000     bei Joosrüti, St. Gallen 551,300000 Alternativname: Holzbach
Gatterbach SG491610 rechts 001,5000 0000,8400     bei Lässerhof, Wittenbach 544,800000
Grenzbach SG491608 links0 002,5000 0001,3500     bei Erlenhof, Bernhardzell 538,300000
Grüttbach SG492074 links0 002,5000 0000,8100     bei Wannenholz, Bernhardzell 537,100000
Wilenbach CH002115 rechts 001,6000     bei Erlacker, Wittenbach 536,300000
Grimmbach SG491638 rechts 001,4000     bei Grimm, Wittenbach 535,400000
Widenbach SG491641 rechts 002,4000 0001,0600     bei Bächitobel, Wittenbach 533,700000
Altmülibach SG492105 rechts 001,4000 0001,7700     bei Chapfmüli, Wittenbach 528,500000
Rötistobelbach CH002114 links0 003,1000 0002,5000     bei Wannen, Bernhardzell 521,300000
Kirchtobelbach SG492073 links0 002,9000 0001,6100     bei Hinterchirch, Bernhardzell 513,200000
Giessbach CH002113 links0 004,7000 0004,9700     bei Winterburg, Waldkirch 505,000000
Gerenbach CH002112 links0 004,2000     bei Thürlewang, St. Pelagiberg 500,800000
Finkenbach CH012082 rechts 001,7000 0001,5200     bei Tannenhof, Häggenschwil 499,400000
Lauftenbach CH000314 links0 005,4000 0008,2800 0000,1300   bei Tobelmühle, Hauptwil-Gottshaus 482,600000
Rötelbach CH002103 rechts 006,0000 0010,9700 0000,1300   bei Sitterdorf, Zihlschlacht-Sitterdorf 467,100000 Alternativname: Hudelmoosbach
Sitter[Z 2] 048,9000 0339,9400 0011,8900 bei Bischofszell 46000000 Mündet in die Thur

Anmerkungen zur Tabelle

  1. Von der Quelle zur Mündung. Daten von Swisstopo (map.geo.admin.ch)
  2. Die Daten der Sitter zum Vergleich

Hydrologie Bearbeiten

Bei der Mündung der Sitter in die Thur beträgt ihre modellierte mittlere Abflussmenge (MQ) 11,89 m³/s. Ihr Abflussregimetyp ist nivo-pluvial préalpin[8] und ihre Abflussvariabilität[9] beträgt 20.

Der modellierte monatliche mittlere Abfluss (MQ) der Sitter in m³/s[10]

Wirtschaft und Verkehr Bearbeiten

Nutzung Bearbeiten

Sowohl der Hauptfluss als auch die Zuflüsse werden streckenweise vielseitig genutzt, andere Abschnitte sind vom Menschen nahezu unberührt.

Die Sitter und ihre Talaue dienen

Wasserkraft Bearbeiten

Ursprünglich wurde entlang der Sitter in elf Wasserkraftwerken elektrische Energie gewonnen. Heute sind noch deren sieben in Betrieb. Der grösste Anteil (87 %) entfällt dabei auf das Kubelkraftwerk der St. Gallisch-Appenzellischen Kraftwerke AG (SAK). Dabei dient der Gübsensee am Rande der Stadt St. Gallen als Wasserspeicher.

Schifffahrt und Fähren Bearbeiten

Seit 1975 wird jährlich (normalerweise am Muttertag) auf einer Strecke über Sitter und Thur das Mammut-Flossrennen mit selbstgebauten Schwimmkörpern vor Tausenden von Zuschauern ausgetragen. Neben der Geschwindigkeit zählt dabei die Originalität der Flösse.

Die Fähre Gertau–Degenau verbindet die Gemeinden Hauptwil-Gottshaus und Zihlschlacht-Sitterdorf.

Brücken Bearbeiten

 
Die Mettlenbrücke von 1751, gedeckte Holzbrücke über die Sitter.

Auf ihrem Weg wird die Sitter von 50 Brücken überspannt. Die meisten Brücken des St. Galler Brückenweges führen über die Sitter.

1949 hat die Schweizerische Post eine Fünf-Rappen-Briefmarke der Sitterbrücken bei St. Gallen herausgegeben.[11]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Sitter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Geoserver der Schweizer Bundesverwaltung (Hinweise)
  2. Bundesamt für Landestopografie, Bundesamt für Umwelt: Geoportal der Schweiz ( Geokatalog – Natur und Umwelt – Flussordnung)
  3. a b Topographische Einzugsgebiete der Schweizer Gewässer: Teileinzugsgebiete 2 km². Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 2. Juni 2019.@1@2Vorlage:Toter Link/api3.geo.admin.ch (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  4. Messstation St. Gallen, Bruggen Au 1981–2016 (PDF) Bundesamt für Umwelt BAFU
  5. Rainald Fischer, Walter Schläpfer, Frank Stark: Appenzeller Geschichte, Bd. 1. 2. Auflage. Regierungen der beiden Appenzeller Halbkantone: Appenzell/Herisau 1976, S. 10.
  6. Hydrologischer Atlas der Schweiz des Bundesamtes für Umwelt BAFU, Tafel_54
  7. Topographische Einzugsgebiete Schweizer Gewässer: Sitter
  8. Martin Pfaundler, Rolf Weingartner, Robert Diezig: „Versteckt hinter den Mittelwerten“ – die Variabilität des Abflussregimes. In: Hydrologie und Wasserbewirtschaftung (HyWa). Jg. 50, Heft 3, 2006, S. 116–123, hier Tabelle auf S. 119 (Download [PDF; 3,2 MB; abgerufen am 31. August 2020]). Abrufbar unter Gesamtes HyWa Heft 3, 2006..
  9. Die Abflussvariabilität beschreibt das Ausmass der Schwankungen des mittleren Abflusses einzelner Jahre um den langjährigen mittleren Abflusswert.
  10. Mittlere Abflüsse und Abflussregimetyp für das Gewässernetz der Schweiz: Sitter, Bundesamt für Umwelt (BAFU)
  11. Schweizer Briefmarken - Sitterbrücken bei St. Gallen. In: ok24.ch. Abgerufen am 19. Februar 2024.