Die Dünnern ist ein rund 36 km langer linker Nebenfluss der Aare im Schweizer Kanton Solothurn. Der Fluss ist das grösste Fliessgewässer, welches vollständig im Kanton Solothurn liegt. Die Dünnern entwässert einen Abschnitt des Solothurner Juras, namentlich das Thal und grosse Teile des Gäus. Das Einzugsgebiet der Dünnern hat eine Fläche von etwa 230 km².

Dünnern
Oberlaufname: Chaltbach

Karte

Daten
Gewässerkennzahl CH: 436
Lage Schweizer Jura

Schweiz Schweiz

Flusssystem Rhein
Abfluss über Aare → Rhein → Nordsee
Quelle zwischen der Weissensteinkette im Süden und der Walenmatt im Norden (Chaltbach)
47° 15′ 56″ N, 7° 29′ 22″ O
Quellhöhe ca. 760 m ü. M.[1]
Mündung bei Olten in die AareKoordinaten: 47° 20′ 57″ N, 7° 54′ 16″ O; CH1903: 635188 / 244357
47° 20′ 57″ N, 7° 54′ 16″ O
Mündungshöhe 389 m ü. M.[1]
Höhenunterschied ca. 371 m
Sohlgefälle ca. 10 ‰
Länge 36 km[1]
Einzugsgebiet 234 km²[2]
Abfluss[2]
AEo: 234 km²
an der Mündung
MQ
Mq
4,28 m³/s
18,3 l/(s km²)
Dünnern (Kanton Solothurn)
Dünnern (Kanton Solothurn)
Quelle
Mündung
Kanton Solothurn
Quelle und Mündung der Dünnern
Die Dünnern bei Herbetswil

Die Dünnern bei Herbetswil

Flussmündung in die Aare bei Olten

Flussmündung in die Aare bei Olten

Name Bearbeiten

Die erste schriftliche Erwähnung findet der Fluss im Jahr 1384 als Dunron. Der Name leitet sich vom ahd. Wort tuni für 'Dröhnen, Getöse' ab. Damit nimmt er Bezug auf Stellen, an denen die Dünnern aufgrund von Engstellen „lärmt“.[3]

Geographie Bearbeiten

Verlauf Bearbeiten

Das Quellgebiet der Dünnern (im obersten Teil Chaltbach genannt) befindet sich auf rund 760 m ü. M. beim Schafmatthof auf dem Gemeindeboden von Gänsbrunnen in der Synklinale zwischen der Weissensteinkette im Süden und der Walenmatt im Norden. Die Dünnern fliesst nun nach Ostnordosten durch die Talsenke von Welschenrohr und erhält dabei Zuflüsse von mehreren kleinen Bächen, die an den Hängen der umgebenden Jurahöhen entspringen und teilweise tiefe Erosionstäler in die harten Kalkschichten der Antiklinalen der Juraketten eingegraben haben.

 
Der Zusammenfluss von Augstbach und Dünnern in der Klus in Balsthal

Östlich von Welschenrohr strömt die Dünnern durch eine Talenge und überwindet auf einer Strecke von 2 km eine Höhendifferenz von ungefähr 100 m. Danach erreicht sie die weite Talebene des Balsthaler Tals (auch Dünnerntal genannt), des am weitesten im Osten gelegenen grossen Längstals im Faltenjura. Die Breite des flachen Talbodens variiert zwischen 0,5 und 1 km. Bei Balsthal mündet mit dem Augstbach der wichtigste Seitenbach der Dünnern, der den östlichen Teil des Balsthaler Tals entwässert.

Die Dünnern zeichnet bei Balsthal einen Bogen nach Südosten und durchbricht die erste Jurakette mit der Balsthaler Klus, einer charakteristischen Juraklus, in welcher die stratigraphische Struktur der Antiklinale mit weichen und harten Gesteinsschichten (markante Felswände) gut aufgeschlossen ist. Ein Vergleich der Höhenverhältnisse zeigt auf, dass die Balsthaler Klus nicht ausschliesslich aufgrund von Erosion der Dünnern entstanden sein kann: Die Höhenlinie 800 m ü. M. liegt hier höher als der Quellbereich von 760 Metern (siehe oben), was der Schwerkraft zuwiderläuft. Es ist vielmehr davon auszugehen, dass hier schon vor dem Wirken des Flüsschens eine geologische Störung in Form eines Einschnitts zwischen ca. 1000 m ü. M. und 700 m ü. M. bestand, der dann durch die Dünnern auf weniger als 500 m ü. M. vertieft wurde. Die ursprüngliche Störung ist auf die Jurafaltung zurückzuführen.

 
Sohlschwelle in der Dünnern bei Oensingen

Bei Oensingen öffnet sich die Klus, und die Dünnern tritt in das Schweizer Mittelland hinaus. Sie wendet sich hier wieder nach Ostnordosten und fliesst parallel zur Jurakette und zur Aare. Sie benutzt dabei die grundwasserreiche Schotterebene des Gäus. Dieser Abschnitt diente vor den Eiszeiten der Aare als Flusstal. Es wurde jedoch infolge von Geschiebe- und Moränenablagerungen der eiszeitlichen Gletscher moduliert, weswegen sich die Aare einen neuen Weg weiter ins Mittelland hinaus verschoben suchen musste.

Im Bereich von Hägendorf, wo der Cholersbach zufliesst, verengt sich die Ebene; die Dünnern wird in ihrem untersten Abschnitt im Norden von der Jurakette, im Süden vom Höhenrücken des Born flankiert.

Bei Olten fliesst die Dünnern über Stufen im Felsuntergrund von der Gäuebene zur Aareniederung hinunter; das beträchtliche Gefälle diente seit dem Mittelalter für den Antrieb von Wasserwerken mehrerer Gewerbebetriebe. Südlich der Altstadt von Olten mündet der Fluss auf 389 m ü. M. in die Aare.

Zuflüsse Bearbeiten

Zuflüsse der Dünnern ab 3 km Länge

Direkte Zuflüsse der Dünnern[Z 1]
Name GKZ Lage Länge
in km
EZG
in km²
MQ
in m³/s
Mündung
Koordinaten
Mündungs­höhe
in m
Bemerkungen
Mühlebach CH001273 links0 003,0000 0002,0100     bei Welschenrohr 67600000
Schofbach CH001272 rechts 003,2000 0001,6000     bei Welschenrohr 67300000
Wolfsbach CH001271 links0 003,5000 0003,1800     bei der Wolfsschlucht, zwischen Welschenrohr und Herbetswil 59700000
Büttengraben CH001270 links0 004,4000 0011,0800 0000,2100   bei Aedermannsdorf 50500000
Horngraben CH001269 rechts 002,6000 0001,9100     bei Matzendorf 50000000
Dorfbach CH001268 links0 004,4000 0003,7200     bei Matzendorf 49400000
Augstbach CH000435 links0 012,3000 0062,8200 0001,1100   bei Balsthal 47800000 Grösster Zufluss der Dünnern
Mülbach CH003024 links0 002,9000 0007,5900     bei Oberbuchsiten 43700000 Alternativname: Mülibach
Cholersbach CH001259 links0 003,3000 0005,4800 0000,1000   bei Hägendorf 42100000
Rickenbach CH001258 links0 004,1000 0004,8800 0000,0800   bei Rickenbach 41500000
Dünnern[Z 2] 035,8000 0233,7900 0004,2800 bei Olten 38900000 Mündet in die Aare

Anmerkungen zur Tabelle

  1. Vom Ursprung zur Mündung. Daten von Swisstopo (map.geo.admin.ch)
  2. Die Daten der Dünnern zum Vergleich

Hydrologie Bearbeiten

Im Mittel- und Unterlauf beträgt das Gefälle der Dünnern nur gerade 0,5 %. Die Dünnern ist durch ein pluviales Abflussregime geprägt, wobei sich die mittlere Abflussmenge bei Olten auf 3,9 m³/s beläuft. Hochwasserereignisse können im Frühjahr während der Schneeschmelze in Kombination mit ausgiebigem Regen oder bei langanhaltenden Niederschlägen im Einzugsgebiet auch in den anderen Jahreszeiten auftreten.

Der Lauf der Dünnern wurde von 1933 bis 1944 in einer grossangelegten Melioration im Gäu korrigiert, begradigt und in ein naturfremdes Kanalbett eingezwängt. Vorher wies der Flusslauf hier zahlreiche Mäander auf und trat des Öfteren über die Ufer. Auch der gesamte Mittellauf zwischen Herbetswil und Oensingen ist weitgehend kanalisiert und begradigt. In naturnahem bis natürlichem Zustand befinden sich nur noch wenige Abschnitte am Oberlauf auf dem Gemeindegebiet von Welschenrohr.

Nutzung Bearbeiten

Schon seit dem Mittelalter wurde die Wasserkraft der Dünnern an verschiedenen Orten für den Betrieb von Mühlen, Sägereien und Schmieden genutzt. In Olten entwickelte sich das wasserkraftabhängige Gewerbe (Mühlen und insbesondere Hammerschmieden) seit dem 14. Jahrhundert fast ausschliesslich entlang der Dünnern. Neuerdings gibt es Ideen der Firma Alpiq zur Nutzung des Dünnern-Gefälles für Kleinwasserkraftwerke. Schliesslich nahm am 14. Dezember 2015 das Kraftwerk der ADEV Energiegenossenschaft den Betrieb in Olten auf. Das neue 370 kW-Wasserkraftwerk wurde in einen bestehenden Betonkanal eingebaut, der gleichzeitig saniert wurde.[4]

Brücken Bearbeiten

 
Gedeckte Holzbrücke Gheidgraben (gebaut 2015), Olten SO

Auf ihrem Weg wird die Dünnern von rund 100 Brücken überquert. Viermal überspannt die Hauptstrasse 30 den Fluss im Bezirk Thal.

Literatur Bearbeiten

  • Urs Wiesli: Geographie des Kantons Solothurn. Kantonaler Lehrmittel-Verlag, Solothurn 1969.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Dünnern – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Geoserver der Schweizer Bundesverwaltung (Hinweise)
  2. a b Topographische Einzugsgebiete der Schweizer Gewässer: Gebietsauslässe. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 30. Mai 2019.@1@2Vorlage:Toter Link/api3.geo.admin.ch (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  3. Albrecht Greule: Deutsches Gewässernamenbuch. Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, Berlin/Boston 2014, ISBN 978-3-11-057891-1 „Dünnern“, Seite 106.
  4. Stadt-Kleinwasserkraftwerk in Olten am Netz! ADEV Energiegenossenschaft, 18. Dezember 2015, abgerufen am 5. März 2018.