Richard Katz (Schriftsteller)

deutsch-böhmischer Journalist und Reiseschriftsteller

Richard Katz (geboren 21. Oktober 1888 in Prag, Österreich-Ungarn; gestorben 8. November 1968 in Muralto, Tessin) war ein deutsch-brasilianischer Journalist und Reiseschriftsteller böhmischer Herkunft.

Richard Katz in den 1950er Jahren
Richard Katz und sein Papagei Rachele in der Villa Jorana in Locarno-Monti, in den 1950er Jahren
Schriftsteller Erich Maria Remarque (rechts) mit Richard Katz (links) in Porto Ronco bei Ascona, in den 1950er Jahren
Schriftsteller Erich Maria Remarque mit Richard Katz (Mitte) und Paulette Goddard in Porto Ronco bei Ascona
Schriftsteller Richard Katz in der Villa Jorana in Locarno-Monti, in den 1950er Jahren

Leben Bearbeiten

Nach der Matura studierte Katz Jura an der Deutschen Universität in Prag. Er wurde Mitglied der Saxonia Prag im Burschenbunds-Convent.[1] Bereits als Student begann er für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften zu schreiben. Die Vossische Zeitung engagierte Katz sofort nach seinem Studium für ihr Büro in Prag. Für diese Zeitung bereiste er auch als „reisender Reporter“ (Sonderberichterstatter) für weit über ein Jahr Ostasien. 1902 setzte Katz als Herausgeber das Sammelwerk Architektonische Charakterbilder fort.[2]

Nach dem Ersten Weltkrieg ging Katz 1919 nach Leipzig und avancierte dort 1924 zum Leiter der Leipziger Verlagsdruckerei. Diesen Posten hatte er zwei Jahre inne. In den Jahren 1928 bis 1930 war er als Prokurist für den Ullstein Verlag in Berlin tätig. Als solcher gründete Katz die Wochenzeitung Die Grüne Post, die schon nach sehr kurzer Zeit über eine Million Auflage erreichte.[3] Durch diesen finanziellen Erfolg konnte sich Katz ab 1930 als unabhängiger Schriftsteller etablieren. In der Zwischenkriegszeit war Katz neben Colin Ross und A. E. Johann einer der erfolgreichsten Reiseschriftsteller deutscher Sprache. Er hat fast die ganze Welt bereist und zeichnet sich durch einen einzigartigen, kritisch-humorvollen Stil aus.

1933 musste Katz in die Schweiz emigrieren, weil er jüdischer Abstammung war, von dort 1941 nach Brasilien, weil er Deutscher war. Er nahm die brasilianische Staatsbürgerschaft an, litt aber unter starkem Heimweh, was sich in den dort entstandenen Büchern äußerte, und kehrte darum 1956 zurück in die Schweiz. Mit den dort entstandenen Büchern konnte er zwar nicht ganz an seine früheren Erfolge mit Reiseliteratur anknüpfen, war aber mit den Tier- und Gartenbüchern, die in zahlreichen Auflagen als Taschenbücher erschienen, dennoch ein sehr populärer Schriftsteller seiner Zeit. Er starb 1968 in seiner Villa Locarno-Monti oberhalb von Locarno.

Werke Bearbeiten

Kriminalroman

  • Per Hills schwerster Fall 1956 (Rowohlt, rororo 198, Copyright Fretz & Wasmuth Zürich)

Reisebücher Bearbeiten

  • Ein Bummel um die Welt. 1927.
  • Heitere Tage mit braunen Menschen. 1929.
  • Funkelnder Ferner Osten. 1930.
  • Zickzack durch Südamerika. 1931.
  • Ernte. 1932.
  • Mein Inselbuch. Geschrieben 1941, Copyright Eugen Rentsch Verlag 1950.
  • Begegnungen in Rio. Geschrieben 1942, im zweiten Jahr seines Brasilienaufenthaltes, Copyright Eugen Rentsch Verlag 1945.
  • Seltsame Fahrten in Brasilien. Geschrieben Ende 1944, Copyright Eugen Rentsch Verlag 1947.
  • Auf dem Amazonas. 1961.
  • Weltreise in der Johannisnacht. 1953.

Tier- und Gartenbücher Bearbeiten

  • Einsames Leben. Ein Buch von Hunden und Pflanzen. Eugen Rentsch Verlag, 1936.
  • Von Hund zu Hund. Mit Federzeichnungen von Helmar Becker-Berke. Albert Müller Verlag, AG, Rüschlikon-Zürich, 1956.
  • Spaß mit Hunden. 1957.
  • Übern Gartenhag. Albert Müller Verlag, AG, Rüschlikon-Zürich, 1961.
  • Steckenpferde
  • Kleinode der Natur

Weltanschauliches Hauptwerk Bearbeiten

  • Drei Gesichter Luzifers. Lärm, Maschinen, Geschäft. 1934.

Fast autobiographisch Bearbeiten

  • Leid in der Stadt.1938.

Literatur Bearbeiten

  • Jeroen Dewulf: Brasilien mit Brüchen. Schweizer unter dem Kreuz des Südens. NZZ Verlag, Zürich 2007, ISBN 978-3-03823-349-7.
  • Izabela Maria Furtado Kestler: Die Exilliteratur und das Exil der deutschsprachigen Schriftsteller und Publizisten in Brasilien. Peter Lang, Frankfurt am Main, Berlin, Bern, New York, Paris, Wien 1992, ISBN 3-631-45160-1.
  • Katz, Richard. In: Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Band 13: Jaco–Kerr. Hrsg. vom Archiv Bibliographia Judaica. Saur, München 2005, ISBN 3-598-22693-4, S. 296–306.
  • Werner Röder, Herbert A. Strauss (Hrsg.): International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945. Band 2,1. Saur, München 1983, ISBN 3-598-10089-2, S. 602.
  • Klaus G. Saur: Katz, Richard. In: Karin Peter, Gabriele Bartelt-Kircher, Anita Schröder (Hrsg.): Zeitungen und andere Drucksachen. Die Bestände des Dortmunder Instituts für Zeitungsforschung als Quelle und Gegenstand der Forschung. Klartext-Verlag, Essen 2014, ISBN 978-3-8375-1015-7, S. 471.
  • Ursula Seeber (Hrsg.): Kleine Verbündete. Vertriebene österreichische Kinder- und Jugendliteratur. Picus, Wien 1998, ISBN 3-85452-276-2, S. 133.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Kurt Naumann: Verzeichnis der Mitglieder des Altherrenverbandes des BC München e. V. und aller anderen ehemaligen BCer sowie der Alten Herren des Wiener SC. Saarbrücken, Weihnachten 1962, S. 30.
  2. Nachweis
  3. Carl Jödicke: Als die Werbung noch Propaganda hieß. In: W. Joachim Freyburg (Hrsg.): Hundert Jahre Ullstein 1877–1977. Band 3. Ullstein, Berlin 1977, ISBN 3-550-07373-9, S. 119–150, hier S. 139.