Muralto

Gemeinde im Kanton Tessin in der Schweiz

Muralto, im lombardischen Ortsdialekt Müralt [myrˈɑlt],[5] ist eine politische Gemeinde im Kreis Locarno, Bezirk Locarno im schweizerischen Kanton Tessin.

Muralto
Wappen von Muralto
Wappen von Muralto
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Tessin Tessin (TI)
Bezirk: Bezirk Locarnow
Kreis: Kreis Locarno
BFS-Nr.: 5120i1f3f4
Postleitzahl: 6600
Koordinaten: 705285 / 114417Koordinaten: 46° 10′ 23″ N, 8° 48′ 7″ O; CH1903: 705285 / 114417
Höhe: 207 m ü. M.
Höhenbereich: 193–320 m ü. M.[1]
Fläche: 0,59 km²[2]
Einwohner: 2579 (31. Dezember 2022)[3]
Einwohnerdichte: 4371 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
29,0 %
(31. Dezember 2022)[4]
Gemeindepräsident: Stefano Gilardi
Website: www.muralto.ch
Muralto
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Muralto

Lage der Gemeinde
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Karte von Muralto
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Geographie Bearbeiten

Die Gemeinde ist mit dem benachbarten Locarno zusammengewachsen und liegt am Lago Maggiore am Ostrand des Maggia-Deltas. Die Nachbargemeinden sind Locarno, Minusio und Orselina.

Geschichte Bearbeiten

 
Luftbild aus 500 m von Walter Mittelholzer (1919)

Urkundlich erstmals erwähnt wird Muralto als de Muralto im Jahre 1235. Der Name geht auf lateinisch mūrus «Mauer» und altus «hoch» zurück und erinnert womöglich an Überreste aus römischer Zeit.[5]

Die Gegend war tatsächlich schon in der frühen Römerzeit bewohnt. Archäologisch erfasst sind ein Wohnviertel, ein Gewerbeviertel, eine Nekropole (mit bislang 300 bekannten Gräbern) sowie ein Truppenlager. Die Grösse des Vicus lässt auf intensive Handelsbeziehungen zwischen den Alpentälern und der Poebene schliessen.[6]

Der Vorgängerbau der heutigen Stiftskirche San Vittore, einem Bau von 1190/1300, war eine frühchristliche Basilika aus dem 5. oder 6. Jahrhundert. San Vittore war bis 1816 auch die Pfarrkirche von Locarno.[7] Die Burg, von der nur noch Ruinenreste stehen, war Stammsitz des Adelsgeschlechts von Muralt.[8]

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verlor Orselina-Muralto seine Bedeutung als regionales Zentrum an Locarno, das 1825/26 einen neuen Hafen baute. 1874 wurde Muralto an die Eisenbahn angeschlossen. Im Rahmen des touristischen Aufschwungs wurde 1874/76 das Grand Hôtel Locarno und 1886 das Hotel Reber erbaut, die beide 2006 geschlossen wurden. 1881 trennte sich die Fraktion Muralto von Orselina und bildet seither eine eigene politische Gemeinde. 1893 führte diese als erste der Region die elektrische Beleuchtung ein.[9]

Bevölkerung Bearbeiten

Bevölkerungsentwicklung
Jahr 1850 (mit Orselina)[10] 1888 1900 1950 1970 2000 2010 2020
Einwohner 782 1019 1502 2673 3090 2676 2769 2604

Wirtschaft Bearbeiten

Dienstleistungssektor Bearbeiten

Muralto ist heute ein bedeutender Tourismusort; das Mehrzweck-Kongresszentrum ist von regionaler Bedeutung. 2005 entfielen rund 95 % der Arbeitsplätze in der Gemeinde auf den Dienstleistungssektor.[11]

Verkehr Bearbeiten

In Muralto steht der Bahnhof Locarno, wo zwei Eisenbahnstrecken enden. Es ist die von der Gotthardbahn eröffnete, normalspurige SBB-Strecke von Bellinzona her, die das Gemeindegebiet von Locarno nicht tangiert, und die schmalspurige Centovallibahn (Ferrovie autolinee regionali ticinesi/SSIF) von Domodossola her. Beide Strecken enden in Kopfbahnhöfen, die SBB-Strecke im oberirdischen «Hauptbahnhof», die FART-Strecke seit 1990 in einem eigenen Tiefbahnhof innerhalb des SBB-Areals nördlich der SBB-Anlagen. Den Tiefbahnhof erreicht die FART über ihre Tunnelstrecke, die vor Locarno San Antonio beginnt und Locarno unterfährt.[12]

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Persönlichkeiten Bearbeiten

Aus Muralto stammt der nachmalige Bundesrat Flavio Cotti. Zahlreiche bekannte Personen liessen sich in der Gemeinde nieder, darunter der Künstler Paul Klee und der Psychoanalytiker Erich Fromm.

Abbildungen Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Kunstgeschichte

  • Virgilio Gilardoni: I monumenti d’arte e di storia del Canton Ticino, volume I: Locarno e il suo circolo (Locarno, Solduno, Muralto e Orselina) (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 60). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte SKG. Bern 1972, S. 339–408.
  • Kunstführer durch die Schweiz. Vollständig neu bearb. Ausgabe. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Band 2. GSK, Bern 2005, ISBN 3-906131-96-3, S. 587–590.
  • Simona Martinoli u. a.: Guida d’arte della Svizzera italiana. Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bellinzona 2007.
  • Johann Rudolf Rahn: I monumenti artistici del medio evo nel Cantone Ticino. Tipo-Litografia di Carlo Salvioni, Bellinzona 1894, S. 233–243.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Muralto – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  2. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023
  5. a b Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen. Hrsg. vom Centre de Dialectologie an der Universität Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol. Frauenfeld/Lausanne 2005, S. 631.
  6. Rodolfo Huber: Muralto. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2. September 2010.
  7. Kunstführer durch die Schweiz. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Band 2. Bern 2005, S. 587 f.
  8. Rodolfo Huber: Muralto. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2. Juli 2009.
  9. Rodolfo Huber: Muralto. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2. September 2010.
  10. Rodolfo Huber: Muralto. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2. September 2010.
  11. Rodolfo Huber: Muralto. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2. September 2010.
  12. Muralto auf de.lagomaggiore.net, abgerufen am 25. November 2015.
  13. a b c d e f g h i j k l m n Simona Martinoli und andere: Guida d’arte della Svizzera italiana. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, ISBN 978-88-7713-482-0, S. 170–173.
  14. Gilardoni, 1972, 345–347.
  15. Grand Hotel Locarno