Olivér Mihók

ungarischer Schachspieler

Olivér Mihók (* 23. Juni 1993 in Budapest) ist ein ungarischer Schachgroßmeister, der in seiner Kindheit dem deutschen Nachwuchskader angehörte.

Olivér Mihók, Mitropapokal 2019
Verband Deutschland Deutschland (2003 bis 2005)
Ungarn Ungarn (ab 2005)
Geboren 23. Juni 1993
Budapest
Titel Internationaler Meister (2010)
Großmeister (2015)
Aktuelle Elo‑Zahl 2544 (April 2024)
Beste Elo‑Zahl 2567 (Dezember 2019)
Karteikarte bei der FIDE (englisch)

Werdegang Bearbeiten

Im Jahre 1998 lernte Olivér Mihók im Alter von vier Jahren das Schachspiel von seinem Vater László Mihók, der im Schach den Titel eines FIDE-Meisters trägt und bereits viele Jahre im ungarischen Schachnachwuchsbereich als Trainer fungierte. Olivér lebte zu dieser Zeit mit seinen Eltern in Neuruppin, da sein Vater als Bauingenieur in Brandenburg arbeitete. Gleich zu Beginn zeigte sich Olivérs schachliche Begabung und László Mihók entschloss sich, seinen Sohn zu trainieren. Noch im gleichen Jahr nahm Olivér an seinem ersten Schachturnier in Berlin teil, wo er den 14. Platz unter 31 Teilnehmern erreichte.[1]

Einen ersten größeren Erfolg erzielte Olivér Mihók, als er 2001 die erste inoffizielle deutsche U8-Meisterschaft gewann, die vom Sächsischen Landesverband ausgetragen wurde.[2] Zu dieser Zeit gehörte er dem Berliner Schachclub (BSC) Rehberge an, für den auch sein Vater spielte.[1] 2002 gewann er die Berliner U10-Meisterschaft.[3]

Wegen der besseren Jugendförderung wechselte Olivér Mihók anschließend zum Brandenburger Schachverein SV Glück auf Rüdersdorf.[1] 2003 wurde er Zweiter bei den deutschen U10-Einzelmeisterschaften[4] und qualifizierte sich damit für die Jugendschacheuropameisterschaften in Budva/Montenegro, wo er einen guten 8. Platz erreichte.[5] Zu Beginn des folgenden Jahres, im Februar 2004, belegte der zehnjährige Olivér Mihók beim Zuzmara-Open im nordungarischen Aggtelek den 14. Platz und schlug dabei in der ersten Runde mit Andras Meszaros zum ersten Mal einen Internationaler Meister.[6] Im Sommer 2004 belegte er in Willingen bei den deutschen Jugend-Einzelmeisterschaften in der Klasse U12 den 15. Platz.[7] Noch im gleichen Jahr gewann er im österreichischen Mureck die U12 Altersklasse der European Union Youth Championship[8], erreichte bei den Jugendweltmeisterschaften in Chersonissos/Kreta in der Altersklasse U12 einen geteilten 7.–15. Platz, zusammen mit Spielern wie Fabiano Caruana und Wesley So[9], und kehrte mit seinen Eltern nach Budapest zurück.

In den Jahren 2005[10] und 2006[11] gewann er die ungarischen Einzelmeisterschaften in den Altersklassen U12 und U14. 2007 holte er mit der ungarischen Mannschaft in der Altersklasse U16 bei der Jugendschacholympiade in Singapur die Silbermedaille.[12] Im gleichen Jahr wurde ihm im Alter von 14 Jahren der FIDE-Meistertitel verliehen.[13] Bei den Mannschaftseuropameisterschaften der U18 2008 und 2009 gewann er als Mitglied der zweiten bzw. ersten ungarischen Mannschaft eine Bronze- und eine Goldmedaille.[14] Nach zwei erreichten IM-Normen – eine beim First Saturday April IM B – Turnier 2007 in Budapest und eine bei den Schacheuropameisterschaften 2010 in Rijeka – und dem Überschreiten der 2400 Elo-Marke wurde Olivér Mihók 2010 der Titel eines Internationalen Meisters verliehen.[15]

Bei seinem Sieg beim First Saturday-Turnier 1. Borloy Androvitzky Karoly Memorial GM Aug 2010 mit 8,5 Punten aus 11 Partien[16] erfüllte Olivér Mihók seine erste Großmeisternorm. Seine zweite Großmeisternorm erreichte er 2014, als er im 31. Internationalen Böblinger Open mit 7 von möglichen 9 Punkten den ersten Platz belegte.[17] Die dritte und letzte Normerfüllung gelang ihm mit dem Sieg beim Turnier Chess in Kecskemet im August 2015 mit wiederum 7 Punkten aus 9 Partien.[18] Basierend auf diesen Ergebnissen wurde ihm beim 86. Internationalen FIDE-Kongress im September 2015 in Abu Dhabi der Großmeistertitel verliehen.[19]

Seit 2021 ist Mihók mit Barbara Mihók-Juhász (geb. Juhász) verheiratet, die den Titel einer Internationalen Meisterin der Frauen (WIM) trägt.

Mannschaftswettkämpfe Bearbeiten

 
Ungarn gewinnt Mitropapokal 2019

In der höchsten ungarischen Spielklasse, der NB I. Szabó László csoport, spielte Mihók in der Saison 2006/07 für Csuti Antal SK Zalaegerszeg, in der Saison 2007/08 für Aquaprofit NTSK und gehört seit 2008 der Mannschaft von Makói Spartacus Vasas Sportegyesület an. Olivér Mihók spielte bisher zwei Spielzeiten in der 1. deutschen Schachbundesliga: In der Saison 2011/2012 erreichte er mit den Schachfreunden Berlin 1903 einen Mittelfeldplatz, wurde aber insgesamt nur in zwei Begegnungen eingesetzt. In der Saison 2015/2016 spielte er für den Aufsteiger Erfurter SK und holte dabei 3,5 Punkte aus 11 Partien.[20] In der österreichischen Bundesliga spielte er in den Saisons 2009/10 und 2012/13 für den SK Husek Wien, in der slowakischen Extraliga in der Saison 2012/13 für NŠK Nitra und seit 2017 für den ŠK AQUAMARIN Podhájska. In der belgischen Interclubs spielte Mihók in der Saison 2019/20 für den KSK Rochade Eupen-Kelmis.

Im Juni 2019 gewann er zusammen mit seinem ungarischen Team den Mitropapokal in Radenci.

Liste der Turnierergebnisse Bearbeiten

Turnier Jahr Ort Ergebnis/Punktezahl Rang Anmerkung
Deutsche Jugend-Einzelmeisterschaften U10 2003 Willingen 9/11 (+8 =2 −1) 2. Platz[4]
European Union Youth Championship U10 2003 Budva 6/9 (+5 =2 −2) 8. Platz[5]
Landesmeisterschaften Brandenburg 2003 Guben 0/3 (+0 =0 −3)* 21. Platz[21] * nur Partien gegen Spieler mit FIDE-Rating
Deutsche Jugend-Einzelmeisterschaften U12 2004 Willingen 7/11 (+5 =4 −2) 2. Platz[7]
European Union Youth Championship U12 2004 Mureck 7,5/9 (+7 =1 −1) 1. Platz[8]
World Youth Chess Championships 2004 U12 2004 Chersonissos 7,5/11 (+7 =1 −3) 15. Platz[9]
First Saturday April IM B 2007 Budapest 7,5/9 (+6 =3 −0) 1. Platz[22] 1. IM-Norm
11th European Individual Chess Championship 2010 Rijeka 5,5/11 (+5 =1 −5) 227. Platz[23] 2. IM-Norm
First Saturday - 1st Borloy Androvitzky Karoly Memorial GM Aug 2010 Budapest 8,5/11 (+7 =3 −1) 1. Platz[16] 1. GM-Norm
31. Internationales Böblinger Open 2014 Böblingen 7/9 (+5 =4 −0) 1. Platz[17] 2. GM-Norm
Chess in Kecskemet GM Aug 2015 Kecskemét 7/9 (+5 =4 −0) 1. Platz[18] 3. GM-Norm
Budapest Spring Festival 2017 Budapest 6/9 (+4 =4 −1) 20. Platz[24]
12. Internationales Bad Ragazer Oster-Open 2017 Bad Ragaz 6/7 (+5 =2 −0) 2. Platz[25]
Gyula Sax Memorial - 36th Zalakaros Chess Festival 2017 Zalakaros 5,5/9 (+4 =3 −2)* 20. Platz[26] * Ein Sieg kampflos in der ersten Runde

Werke Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Olivér Mihók – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Raymund Stolze: Spielen und Siegen. (PDF) SV Glück auf Rüdersdorf, 27. März 2004, abgerufen am 18. November 2017.
  2. I. Inoffizielle Meisterschaft U8 Sebnitz 2001. SG 1871 Loeberitz, 19. Oktober 2001, abgerufen am 18. November 2017.
  3. Frank Hoppe: Oliver Mihok gewinnt First Saturday. Berliner Schachverband e. V., 14. Juni 2011, abgerufen am 18. November 2017.
  4. a b DEM U10/U10w 07.–15.06.2003 in Willingen. Deutsche Schachjugend, abgerufen am 18. November 2017.
  5. a b Jugend-Europameisterschaft U10 bis U18. Ergebnisse der für Deutschland spielenden Jugendlichen. In: TeleSchach. Gerhard Hund, 29. Dezember 2004, abgerufen am 18. November 2017.
  6. Oliver Mihok besiegt IM. SV Glück auf Rüdersdorf, 16. Februar 2004, abgerufen am 28. November 2017.
  7. a b DEM U12/U12w 29.05.–06.06.2004 in Willingen. Deutsche Schachjugend, abgerufen am 18. November 2017.
  8. a b U12 European Union Youth Championship. In: chess-results.com. 2. September 2004, abgerufen am 18. November 2017 (englisch).
  9. a b World Youth Chess Championships 2004 Boys U12 under the auspices of FIDE, Greek Chess Federation and OAA Heraklio Chess Club. In: chess-results.com. 13. November 2004, abgerufen am 2. Dezember 2017 (englisch).
  10. HUN Nat.Ch.Boys U-12. In: Archive. Tournament report October 2005. World Chess Federation, abgerufen am 18. November 2017 (englisch).
  11. HUN Ch.Boys U14. In: Archive. Tournament report October 2006. World Chess Federation, abgerufen am 18. November 2017 (englisch).
  12. 6th World Youth U16 Chess Olympiad Singapore 2007: Hungary (HUN). In: OlimpBase. Abgerufen am 18. November 2017 (englisch).
  13. FIDE Chess Profile: Olivér Mihók. World Chess Federation, abgerufen am 18. November 2017 (englisch).
  14. EUROPEAN BOYS' U18 TEAM CHESS CHAMPIONSHIP: Olivér Mihók. In: OlimpBase. Abgerufen am 18. November 2017 (englisch).
  15. FIDE Title Applications: IM Olivér Mihók. World Chess Federation, abgerufen am 18. November 2017 (englisch).
  16. a b First Saturday - 1st Borloy Androvitzky Karoly Memorial GM Aug 2010. In: Archive. Tournament report September 2010. World Chess Federation, abgerufen am 18. November 2017 (englisch).
  17. a b 31. Internationales Böblinger Open 2014 A-Turnier. Schachclub Böblingen 1975 e. V., abgerufen am 18. November 2017.
  18. a b Chess in Kecskemet GM Aug 2015. In: Archive. Tournament report September 2015. World Chess Federation, abgerufen am 18. November 2017 (englisch).
  19. FIDE Title Applications: GM Olivér Mihók. World Chess Federation, abgerufen am 18. November 2017 (englisch).
  20. Olivér Mihók. Schachbundesliga e. V., abgerufen am 27. November 2017.
  21. Landesmeisterschaften Brandenburg 2003. In: Archive. Tournament report January 2004. World Chess Federation, abgerufen am 27. November 2017 (englisch).
  22. First Saturday April IM B. In: Archive. Tournament report July 2007. World Chess Federation, abgerufen am 2. Dezember 2017 (englisch).
  23. 11th European Individual Chess Championship. In: chess-results.com. 3. April 2010, abgerufen am 2. Dezember 2017.
  24. Budapest Spring Festival 2017. In: chess-results.com. 26. März 2017, abgerufen am 28. November 2017.
  25. Markus Angst: Oster-Open in Bad Ragaz: IM Branko Filipovic vor GM Oliver Mihok und GM Dejan Pikula – Heinz Wirz bester Schweizer. Schweizerischer Schachbund, 17. April 2017, abgerufen am 28. November 2017.
  26. 36th Zalakaros Chess Festival Sax Gyula Memorial. In: chess-results.com. 27. Mai 2017, abgerufen am 28. November 2017.