Eine Lynching Postcard (in etwa: Postkarte einer Lynchjustiz) ist eine Postkarte, welche zeigt, wie ein einzelner oder eine Gruppe von Menschen gelyncht werden. Bei Lynchjustiz handelt es sich um extrajudizielle Tötungen von Menschen, meistens durch eine aufgebrachte Menschenmenge. Wie von anderen Ereignissen auch, wurden von diesen Lynchings Postkarten erstellt. Diese wurden dann entweder versandt, gesammelt oder als Erinnerungsstücke behalten. Da ein Großteil der Lynchmorde durch Rassenhass motiviert war, enthielten diese Postkarten auch Texte oder Gedichte rassistischen Inhalts. Über 50 Jahre waren solche Postkarten in den Vereinigten Staaten verbreitet. Im Jahr 1908 wurde dem US Postal Service verboten, sie zu verbreiten.

Handgefärbte Postkarte der Lynchjustiz an Virgil, Robert und Thomas Jones, sowie an Joseph Riley vom 31. Juli 1908, in Russellville, Kentucky
Laura Nelson und ihr Sohn, Opfer der Lynchjustiz 1911 in Okemah, Oklahoma. Sie waren inhaftiert, weil sie an der Ermordung eines Hilfssheriffs beteiligt gewesen sein sollen und wurden von einem Mob aus dem Gefängnis geholt und gelyncht. Berichten zufolge wurde Nelson vergewaltigt. Ihre kleine Tochter blieb verschont.

Beschreibung Bearbeiten

Die als Instrument der Überlegenheit der weißen Rasse eingesetzte Lynchjustiz erreichte ihren Höhepunkt in den Jahren zwischen 1880 und 1940 und wurde noch bis in die 1970er Jahre angewandt. Vor allem in den Südstaaten diente sie dazu, Afroamerikaner einzuschüchtern, die nach dem Bürgerkrieg mehr Rechte zugesprochen bekommen hatten.[1] Später wurden Lynchmorde auch gegen Wähler und Sympathisanten der Bürgerrechtsbewegung eingesetzt, ungeachtet deren Abstammung.[2] Betroffen waren vor allem Schwarze, die aktivistisch auftraten oder wirtschaftlich besonders erfolgreich waren.[3] Es war gängige Praxis, sie aus ihren Häusern oder Gefängnissen zu holen,[4] irgendwelcher Straftaten zu bezichtigen und dann, ohne Gerichtsprozess oder Unschuldsvermutung, durch einen vorwiegend weißen Mob zu Tode kommen zu lassen.

Die Zuschauer verkauften einander Souvenirs, inklusive Postkarten. Diejenigen, welche die Opfer umbrachten, machten auch oft Fotos von den Opfern. Diese Fotos dienten als Vorlage für die Postkarte.

Auf einer typischen Postkarte erscheint das Opfer groß in der Bildmitte, während lächelnde Zuschauer, oft mit Kindern, die Ränder des Bildes füllen.

Film Bearbeiten

Der Film Lynching Postcards: ’Token of A Great Day’ des Streaming-Dienstes Paramount+ thematisiert das Phänomen.[5]

Literatur Bearbeiten

  • James Allen, John Littlefield: Without Sanctuary: Lynching Photography in America. Twin Palms Publishers, 2000, ISBN 0-944092-69-1 (archive.org).
  • Dora Apel: Imagery of Lynching: Black Men, White Women, and the Mob. Rutgers University Press, New Brunswick, N.J.; London 2004, ISBN 0-8135-3459-3 (archive.org).
  • Linda Kim: A Law of Unintended Consequences: United States Postal Censorship of Lynching Photographs. In: Visual Resources. Band 28, Nr. 2. Taylor & Francis, 2012, S. 171–193, doi:10.1080/01973762.2012.678812.
  • Steve Oney: And the Dead Shall Rise: The Murder of Mary Phagan and the Lynching of Leo Frank. Vintage Books, New York 2004, ISBN 0-679-76423-2 (archive.org).
  • Ashraf H. A. Rushdy: The End of American Lynching. Rutgers University Press, New Brunswick; London 2012, ISBN 978-0-8135-5292-7.
  • Wendy Wolters: Without Sanctuary: Bearing Witness, Bearing Whiteness. In: Jac. Band 24, Nr. 2, 2004, S. 399–425 (jaconlinejournal.com [PDF]).
  • Amy Louise Wood: Lynching Photography and the Visual Reproduction of White Supremacy. In: American Nineteenth Century History. Lynching Reconsidered: New Perspectives in the Study of Mob Violence. Band 6, Nr. 3. Taylor & Francis, 2005, S. 373–399, doi:10.1080/14664650500381090.
  • Harvey Young: The Black Body as Souvenir in American Lynching. In: Theatre Journal. Band 57, Nr. 4, 2005, S. 639–657, doi:10.1353/tj.2006.0054.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Lynching postcards – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Lynching in America: Confronting the Legacy of Racial Terror, Equal Justice Initiative, 2017. Abgerufen am 15. Juni 2020 (englisch). 
  2. Jaweed Kaleem: They dared to register blacks to vote, and the KKK killed them: A 52-year-old case is closed – unsolved In: Los Angeles Times, 21. Juni 2016. Abgerufen am 15. Juni 2020 (englisch). 
  3. Readers React: How lynching was used by whites to destroy competition from black business owners In: Los Angeles Times, 28. April 2018. Abgerufen am 15. Juni 2020 (englisch). 
  4. Jamiles Lartey, Sam Morris: How white Americans used lynchings to terrorize and control black people In: The Guardian, 26. April 2018. Abgerufen am 15. Juni 2020 (englisch). 
  5. Lynching Postcards: 'Token of A Great Day' bei IMDb