Liste der Stolpersteine in Estenfeld

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Diese Liste der Stolpersteine in Estenfeld enthält die Stolpersteine, die im Rahmen des gleichnamigen Kunstprojekts von Gunter Demnig in der unterfränkischen Gemeinde Estenfeld verlegt wurden. Auf der Oberseite der Betonquader mit zehn Zentimeter Kantenlänge ist eine Messingtafel verankert, die Auskunft über Namen, Geburtsjahr und Schicksal der Personen gibt, derer gedacht werden soll. Die Steine sind in den Bürgersteig vor den ehemaligen Wohnhäusern der Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft eingelassen. Mit ihnen soll Opfern des Nationalsozialismus gedacht werden, die in Estenfeld lebten und wirkten. Die elf Stolpersteine in Estenfeld wurden am 23. September 2007 gesetzt. Dieses Datum ist angelehnt an den 65. Jahrestag der letzten Deportation aus Würzburg, bei der Estenfelder Juden beteiligt waren.

Gedenktafel für die ehemalige jüdische Kultusgemeinde
Gedenkstele für die deportierten Familien

Gedenkarbeit in Estenfeld Bearbeiten

Die Verlegung der Stolpersteine erfolgte zusammen mit der Enthüllung einer Gedenkstele für die aus Estenfeld deportierten Angehörigen der jüdischen Familien Birn, Löwenthal und Meyer. Über den Namen der Familien sind drei Köpfe in einer vergitterten Fensterluke eines Deportationstransportwagens zu sehen, darunter ist ein zerbrochener siebenarmiger Leuchter dargestellt. Den Anstoß für die Errichtung der Gedenkstele am Platz der ehemaligen Synagoge hatte der ehemalige Gemeinderat Christian Will, von 1970 bis 1994 Mitglied des Bayerischen Landtags, gegeben.[1] Die Kürnachtal-Hauptschule in Estenfeld, speziell die 8. Klasse, beschloss, die Stolpersteinverlegung als einen Beitrag zum Gedenken an die ermordeten jüdischen Mitbürger mitzugestalten.[2] Durch unregelmäßige Veröffentlichungen in lokalen Medien wird die Erinnerung an das Schicksal der jüdischen Familien, die in Estenfeld ansässig waren, wach gehalten.[3]

Bei den Recherchen zu den Stolpersteinen in Estenfeld kam es zu einzelnen Fehlern. Nach Forschungen von Elisabeth Böhrer hat Ida Jette Birn, geborene Rosenthal am 29. März 1897 in Konstanz, am 23. Februar 1942 ihren Mann Siegfried geheiratet und zu keiner Zeit in Estenfeld gelebt. Siegfried Birn war am 21. November 1940 vom jüdischen Krankenhaus in Mannheim nach Konstanz zugezogen. Das Ehepaar wurde am 24. April 1942 in das Ghetto von Izbica deportiert. Ein Stolperstein wurde für Ida Jette Birn geb. Rosenthal in Konstanz verlegt.[1] Babette Meyer geb. Ernstthal (geb. 1892) starb eines natürlichen Todes in Würzburg und wurde nicht in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Ursache für die Verwechslung kam wohl durch Übertragung der Lebensdaten einer anderen Frau Babette Mayer (geb. 1892, ohne Geburtsname) zustande.[1]

Verlegte Stolpersteine Bearbeiten

In Estenfeld wurden elf Stolpersteine an drei Anschriften verlegt.

Stolperstein Inschrift Verlegeort Name, Leben
  HIER WOHNTE
HANNA BAYER
GEB. BIRN
JG. 1864
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 1942 IN
AUSCHWITZ
Zinnergasse 2
 
Hanna Bayer geb. Birn
Biographische Angaben[4]
  HIER WOHNTE
CARRY BIRN
GEB. SONDHEIM
JG. 1880
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 1942 IN
AUSCHWITZ
Zinnergasse 2
 
Carry Birn geb. Sondhelm
Biographische Angaben:[5]
  HIER WOHNTE
ISAAC BIRN
JG. 1859
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 1942 IN
AUSCHWITZ
Zinnergasse 2
 
Isaac Birn
Biographische Angaben:[6]
  HIER WOHNTE
JOSEF BIRN
JG. 1873
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 1942 IN
AUSCHWITZ
Zinnergasse 2
 
Josef Birn
Biographische Angaben:[7]
  HIER WOHNTE
SIEGFRIED BIRN
JG. 1877
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 1942 IN
AUSCHWITZ
Zinnergasse 2
 
Siegfried Birn
  HIER WOHNTE
IDA JETTE
GEB. ROSENTHAL
JG. 1897
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 1942 IN
AUSCHWITZ
Zinnergasse 2
 
Ida Jette
  HIER WOHNTE
EMMA LÖWENTHAL
GEB. STEINHARDT
JG. 1891
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 23.9.1942
ungeklärt[8]
Emma Löwenthal
Biographische Angaben:[9]
  HIER WOHNTE
LEO LÖWENTHAL
JG. 1876
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 23.9.1942
ungeklärt[10]
Leo Löwenthal
Biographische Angaben:[11]
  HIER WOHNTE
BABETTE MEYER
GEB. ERNSTTHAL
JG. 1892
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 1942 IN
AUSCHWITZ
Bäckerstraße 14
Standort
Babette Meyer geb. Ernstthal
  HIER WOHNTE
EMMA MEYER
JG. 1866
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 1942 IN
AUSCHWITZ
Bäckerstraße 14
Standort
Emma Meyer
  HIER WOHNTE
MAX MEYER
JG. 1898
VERHAFTET 14.2.1936
KZ BUCHENWALD
ERMORDET 24.3.1940
Bäckerstraße 14
Standort
Max Meyer

Verlegungen Bearbeiten

  • 23. September 2007

Typische Verlegungssituationen:

Weblinks Bearbeiten

Commons: Stolpersteine in Estenfeld – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Stolpersteine. Kürnachtal-Hauptschule Estenfeld, abgerufen am 10. April 2018 (archiviert bei archive.is).
  • Gunter Demnig: Stolpersteine – Website des Projekts

Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten

  1. a b c Estenfeld (Kreis Würzburg) – Jüdische Geschichte / Synagoge. Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum, 12. Juni 2015, abgerufen am 20. März 2018.
  2. Stolpersteine für Estenfeld. Main-Post, 24. Februar 2007, abgerufen am 20. März 2018.
  3. Die Ermordeten waren unsere Mitbürger. (PDF, 10,9 MB) In: Estenfelder Mitteilungsblatt: Ausgabe Nr. 5 – Mai 2016. 29. April 2016, S. 22, 23, abgerufen am 10. April 2018.
  4. Bayer, Hanna geb. Birn. Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken e. V., abgerufen am 20. März 2018.
  5. Birn, Carry geb. Sondhelm. Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken e. V., abgerufen am 20. März 2018.
  6. Birn, Isaak. Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken e. V., abgerufen am 20. März 2018.
  7. Birn, Josef. Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken e. V., abgerufen am 20. März 2018.
  8. Die Webseite zur Stolpersteinverlegung der Kürnachtal-Hauptschule, siehe Weblinks, nennt als Adresse die Schweinfurter Straße 122, jedoch ist (Stand 2018) in Estenfeld keine Straße dieses Namens zu finden, als weiterer Bezugspunkt wird die ehemalige Raiffeisenbankfiliale angegeben.
  9. Löwenthal, Emma geb. Steinhardt. Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken e. V., abgerufen am 20. März 2018.
  10. Die Webseite zur Stolpersteinverlegung der Kürnachtal-Hauptschule, siehe Weblinks, nennt als Adresse die Schweinfurter Straße 122, jedoch ist (Stand 2018) in Estenfeld keine Straße dieses Namens zu finden, als weiterer Bezugspunkt wird die ehemalige Raiffeisenbankfiliale angegeben.
  11. Löwenthal, Leo. Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken e. V., abgerufen am 20. März 2018.