Lauren Boebert

US-amerikanische Politikerin (Republikanische Partei)

Lauren Opal Boebert[1] (* 19. Dezember 1986 in Altamonte Springs, Florida) ist eine US-amerikanische Politikerin der Republikanischen Partei. Seit Januar 2021 vertritt sie den dritten Distrikt des Bundesstaats Colorado im Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten.

Lauren Boebert (2020)

Werdegang und Privatleben Bearbeiten

 
Boebert in ihrem Restaurant Shooters Grill (2020)

Lauren Boebert ist die Tochter von Shawna Bentz. Ihre Mutter behauptete jahrzehntelang, dass der Wrestling-Star „Sweet“ Stan Lane Laurens Vater sei.[2] Ein negativer Vaterschaftstest wurde aufgrund von Bestechungsvorwürfen gegen den damaligen Laborarbeiter lange angezweifelt. 2023 wurde die Frage mit einem zweiten negativen DNA-Test endgültig geklärt.[3]

Lauren Boebert besuchte die Rifle High School und verließ diese ohne Abschluss, um sich nach eigenen Angaben um ihr neugeborenes Kind zu kümmern.[4] Im Jahre 2020 bestand sie ihren General Educational Development Test.[5]

Boebert und ihr Ehemann eröffneten 2013 das Restaurant Shooters Grill in Rifle, Colorado, als ihr Ehemann arbeitslos wurde. Nachdem eine Person in einer nahe gelegenen Gasse angegriffen worden war, erhielt Boebert die Erlaubnis, eine Waffe verdeckt tragen zu dürfen, und ermutigte die Kellner im Restaurant, ebenfalls Waffen zu tragen. Sie wurde dadurch als Waffenrechtsaktivistin bekannt.[6] Sie lebt mit ihren vier Kindern im Westen von Colorado;[7] im Mai 2023 reichte sie die Scheidung von ihrem Ehemann Jayson ein.

Politik Bearbeiten

Im Dezember 2019 kündigte Boebert ihre Kandidatur für die Wahlen 2020 zu Colorados 3. Kongresswahlbezirk des Repräsentantenhauses der Vereinigten Staaten an. Dabei traf sie in der Primary (Vorwahl) der Republikanischen Partei auf den amtierenden Scott Tipton, den sie letztendlich besiegen konnte. Boebert gewann auch die Hauptwahl für den Sitz im November 2020 gegen die Demokratin Diane Mitsch Bush mit rund 51 %. Damit wurde sie die erste Frau, welche den 3. Wahlbezirk Colorados vertritt.[8] Die Vorwahl ihrer Partei für die Wahlen 2022 im Juni konnte sie mit rund 64 % gewinnen. Boebert gewann die Wahl am 8. November 2022 gegen Adam Frisch von der Demokratischen Partei, sowie drei weitere unabhängige Kandidaten[9] mit 50,06 % der Stimmen gegenüber 49,89 % für Frisch[10] und gehört damit auch dem 118. Kongress an.

Im Dezember 2023 kündigte Boebert an, sich bei der Wahl 2024 um den Sitz des ausscheidenden Abgeordneten Ken Buck in Colorados 4. Wahlbezirk zu bewerben und nicht erneut im 3. Wahlbezirk.[11]

Ausschüsse Bearbeiten

Sie ist aktuell Mitglied in folgenden Ausschüssen des Repräsentantenhauses[12]:

Politische Ansichten Bearbeiten

Im Wahlkampf hatte sie offensiv die Anliegen der Waffen-Lobby vertreten. Nach ihrer Wahl kündigte sie an, auch in Washington, D.C. und im Kongress eine geladene Waffe tragen zu wollen, woraufhin der Polizeichef der Stadt erklärte, dass für die Kongressabgeordnete dieselben Gesetze und Strafen wie für andere Einwohner auch zu gelten hätten – Kongressabgeordneten ist es zwar erlaubt, eine Waffe in ihrem Büro zu haben; diese darf jedoch nicht in geladenem Zustand durch die Stadt transportiert werden und muss bei den Behörden registriert sein.[13] Sie äußerte sich kritisch zu den Protesten gegen Polizeigewalt. Ihr zufolge ist es „die Linke“, die zur Gewalt aufgerufen habe und demnach zur Verantwortung gezogen gehöre. Darüber hinaus ist sie Sympathisantin der rechtsradikalen QAnon-Bewegung. Unter anderem äußerte sie, sie hoffe, dass all das, was sie von Q gehört habe, real sei, weil das hieße, dass Amerika dadurch besser und stärker werde und Menschen dadurch zu konservativen Werten zurückkehrten.[14]

Boebert gehörte zu den Mitgliedern des Repräsentantenhauses, die bei der Auszählung der Wahlmännerstimmen bei der Präsidentschaftswahl 2020 für die Anfechtung des Wahlergebnisses stimmten. Präsident Trump hatte wiederholt propagiert, dass es umfangreichen Wahlbetrug gegeben habe, so dass er sich als Sieger der Wahl sah.[15] Für diese Behauptungen wurden keinerlei glaubhafte Beweise eingebracht.[16] Der Supreme Court wies eine entsprechende Klage mit großer Mehrheit ab, wobei sich auch alle drei von Trump nominierten Richter gegen die Klage stellten.[17]

Boebert gehörte zu den 20 Mitgliedern des Hauses, die im Januar 2023 die Wahl des Republikaners Kevin McCarthy zum Sprecher des Repräsentantenhauses über 14 Wahlgänge hinweg blockierten. Zusammen mit Matt Gaetz stimmte sie noch im 14. Wahlgang gegen ihren Fraktionsführer und enthielt sich schließlich im 15. Wahlgang, was die Wahl McCarthys doch noch ermöglichte. Vor dem letzten Wahlgang soll sie von Donald Trump angerufen worden sein.[18][19]

Kontroversen Bearbeiten

Vor dem Sturm auf das Kapitol in Washington 2021 tweetete Boebert „Erinnert euch an die kommenden 48 Stunden“ und „Heute ist 1776“. Als die Abgeordneten dann während des Angriffs von den Sicherheitskräften ermahnt wurden, ihren Aufenthaltsort nicht zu verraten, tweetete Boebert diesen dennoch und darüber hinaus auch, dass die Sprecherin des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi dort nicht mehr anzutreffen sei.[20]

Anfang 2023 erregte sie öffentlich Kritik, nachdem sie in einer Predigt in einem Gottesdienst für den baldigen Tod des demokratischen US-Präsidenten Joe Biden gebetet hatte. Bereits im Juni 2022 hatte sie sich schon einmal ähnlich geäußert und auf den Psalm 109 verwiesen.[21]

Im September 2023 musste sie wegen ungebührlichen Verhaltens gemeinsam mit ihrem männlichen Begleiter die Aufführung des Musicals Beetlejuice im Buell-Theater in Denver nach Aufforderung durch das Ordnungspersonal verlassen. Andere Besucher hatten sich über ihr lautes Singen und das Filmen bzw. Fotografieren der Aufführung mit der Handykamera beschwert. In Videos von Überwachungskameras ist zudem unter anderem dokumentiert, wie Boebert in Gegenwart einer Schwangeren sich weigert, den Konsum einer E-Zigarette einzustellen, und auf dem Weg aus dem Theater den erhobenen Mittelfinger zeigt.[22] Boebert bestritt anfänglich, eine E-Zigarette im Theater benutzt zu haben, sah sich dann jedoch angesichts der Beweislage zu einer Entschuldigung genötigt.[23] Zusätzliche Brisanz erhielt der Vorfall durch den Umstand, dass es sich bei Boeberts Begleiter, mit dem sie während der Aufführung intime Handlungen vollzog,[24] um einen Unterstützer der Demokratischen Partei handelte.[25] Boebert gab einige Tage nach den Ereignissen bekannt, die Beziehung aus diesem Grund beendet zu haben.[26] In einer weiteren Konsequenz für ihr Verhalten strich sie der ultrakonservative Texas Youth Summit von der Rednerliste.[27] Vertreter der Republikaner ihres Wahlbezirks kündigten Bestrebungen an, sie von der Vorwahlliste der Partei für die Wahlen zum Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten 2024 zu entfernen.[28]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Lauren Boebert – Sammlung von Bildern und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Rep. Lauren Boebert. In: Biography from LegiStorm. Abgerufen am 8. Oktober 2022 (englisch).
  2. David Bixenspan:: The Strange Saga of Lauren Boebert’s Pro Wrestler Paternity Case. Abgerufen am 19. März 2021 (englisch).
  3. Zachary Petrizzo: DNA Test Proves Ex-Wrestler Not Lauren Boebert’s Father. In: The Daily Beast. 3. Juni 2023 (thedailybeast.com [abgerufen am 4. Juni 2023]).
  4. Durango Herald: Lauren Boebert discusses, defends her backstory during Durango visit. 16. September 2020, abgerufen am 17. August 2023 (amerikanisches Englisch).
  5. BOEBERT, Lauren. In: Biographical Directory of the United States Congress. Abgerufen am 8. Oktober 2022 (englisch).
  6. Carl Hulse: Lauren Boebert, Hard-Right Gun Activist, Wins in Colorado House District. In: The New York Times. 6. November 2020, abgerufen am 7. November 2020 (englisch).
  7. About. In: U.S. House of Representatives. Abgerufen am 8. Oktober 2022 (englisch).
  8. Representative Lauren Boebert. In: Library of Congress. Abgerufen am 8. Oktober 2022 (englisch).
  9. Lauren Boebert. In: Ballotpedia. Abgerufen am 8. Oktober 2022 (englisch).
  10. Wahlergebnis bei der N.Y.Times. In: N.Y.Times. Abgerufen am 22. Dezember 2022 (englisch).
  11. Boebert switches congressional districts, avoiding a Democratic opponent who has far outraised her, Politico vom 28. Dezember 2023.
  12. Lauren Boeber. In: Office of the Clerk, U.S. House of Representatives. Abgerufen am 8. Oktober 2022 (englisch).
  13. Republican Lauren Boebert vows to carry handgun to Congress. In: BBC News. 5. Januar 2021, abgerufen am 5. Januar 2021 (englisch).
  14. Joanna Walters: Who is Lauren Boebert, the QAnon sympathizer who won a Republican primary? In: The Guardian. 1. Juni 2020, abgerufen am 2. März 2022 (englisch).
  15. Harriet Alexander: Trump tweets Biden is ‘pretending he’s won’ and insisting he had a ‘landslide victory’. In: independent.co.uk. 15. Dezember 2020, abgerufen am 9. Januar 2021 (englisch).
  16. US election 2020: Fact-checking Trump team’s main fraud claims. In: BBC News. 23. November 2020, abgerufen am 9. Januar 2021 (englisch).
  17. Adam Liptak: Supreme Court Rejects Texas Suit Seeking to Subvert Election. In: The New York Times. 11. Dezember 2020, abgerufen am 9. Januar 2021 (englisch).
  18. Sofia Dreisbach: McCarthy gewinnt Wahl zum Sprecher des Repräsentantenhauses. 7. Januar 2023, abgerufen am 7. Januar 2023.
  19. The six Republican rebels who refused to vote for Kevin McCarthy. In: BBC News. 7. Januar 2023, abgerufen am 7. Januar 2023 (englisch).
  20. Jason Miciak: Americans Call for Full Investigation of GOP Rep. Lauren Boebert for Tweeting Pelosi’s Position During Riots. In: PoliticalFlare.com. 10. Januar 2021, abgerufen am 21. Mai 2022 (englisch).
  21. Lauren Boebert Says She Prays That Joe Biden’s “Days Be Few” in Texas Sermon. In: The New Republic, 7. Februar 2023. Abgerufen am 8. Februar 2023.
  22. Republikanische Abgeordnete bittet für Verhalten bei Musical um Verzeihung. In: Spiegel Online. 16. September 2023, abgerufen am 16. September 2023.
  23. Annie Karni: Boebert Apologizes for Vaping in a Denver Theater. In: The New York Times. 16. September 2023, abgerufen am 17. September 2023 (englisch).
  24. Charlie Nash: Lauren Boebert Caught on CCTV Seemingly Getting Extremely Handsy With Man at ‘Beetlejuice’ Performance She Was Booted From. In: mediaite.com. 15. September 2023, abgerufen am 17. September 2023 (englisch).
  25. Edward Helmore: Lauren Boebert apologizes again for ‘maybe overtly animated’ behavior at theater. In: The Guardian. 17. September 2023, abgerufen am 18. September 2023 (englisch).
  26. Martha McHardy: Lauren Boebert splits with Beetlejuice beau – because he’s a Democrat. In: The Independent. 19. September 2023, abgerufen am 19. September 2023 (englisch).
  27. Nikki Schwab: Lauren Boebert removed from Texas Youth Summit's speakers list after videos of her vaping and fondling beau Quinn Gallagher surfaced. In: Daily Mail. 18. September 2023, abgerufen am 19. September 2023 (englisch).
  28. Mark Harvey: Republicans are starting to see flaws in Boebert. In: Aspen Daily News. 21. September 2023, abgerufen am 22. September 2023 (englisch).