Larreule (Pyrénées-Atlantiques)

Gemeinde im Département Pyrénées-Atlantiques, Frankreich

Larreule ist eine französische Gemeinde mit 189 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Pyrénées-Atlantiques in der Region Nouvelle-Aquitaine. Die Gemeinde gehört zum Arrondissement Pau und zum Kanton Artix et Pays de Soubestre (bis 2015: Kanton Arzacq-Arraziguet).

Larreule
Larreule (Frankreich)
Larreule (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Nouvelle-Aquitaine
Département (Nr.) Pyrénées-Atlantiques (64)
Arrondissement Pau
Kanton Artix et Pays de Soubestre
Gemeindeverband Luys en Béarn
Koordinaten 43° 29′ N, 0° 28′ WKoordinaten: 43° 29′ N, 0° 28′ W
Höhe 104–230 m
Fläche 10,05 km²
Einwohner 189 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 19 Einw./km²
Postleitzahl 64410
INSEE-Code

Die Einwohner werden Larreulais und Larreulaises genannt.[1]

Geographie Bearbeiten

Larreule liegt ca. 20 km nördlich von Pau in der historischen Provinz Béarn am nördlichen Rand des Départements.

Umgeben wird Larreule von den Nachbargemeinden:

Garos Fichous-Riumayou
Uzan   Lonçon
Mazerolles Momas

Larreule liegt im Einzugsgebiet des Flusses Adour. Der Luy de Béarn fließt durch das nördliche Gemeindegebiet zusammen mit seinen Nebenflüssen Gez und Uzan.[2]

Geschichte Bearbeiten

An einem Standort, der Barbapodium genannt wurde, ist am Ende des 10. Jahrhunderts nach der Einigung zwischen Wilhelm II., Graf der Gascogne, Centulle III., Vicomte von Béarn, Arcius Raca, Bischof von Lescar, und Garcie-Loup, Vicomte von Louvigny eine Benediktinerabtei mit dem Namen Sanctus Petrus de Regula errichtet worden. Gleichzeitig wurde den Mönchen erlaubt, das umliegende Waldland zu erschließen. Es sollte eines der drei wichtigsten Abteien des Béarn werden. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts unterhielt das sehr florierende Kloster ein ansehnliches Landgut und konnte als einziges den gewünschten örtlichen Zehnt eintreiben. Am Ende des 13. Jahrhunderts gründeten die Benediktiner leicht unterhalb des Klosters, rund 100 m entfernt, eine Bastide, aus der sich schrittweise die Gemeinde entwickelte. Die geografische Lage war ideal, lag die Bastide an einer Strecke von Pilgern auf ihrem Weg nach Santiago de Compostela. In der Volkszählung des Béarn im Jahre 1385 wurden in Larreule 32 Haushalte gezählt und die Zugehörigkeit der Bastide zur Bailliage von Pau festgehalten. Das 15. Jahrhundert markiert den Beginn des Niedergangs der Abtei. In den Hugenottenkriegen wurde die Abtei im Sommer des Jahres 1569 nach einem Angriff von protestantischen Truppen unter Gabriel de Lorges, Graf von Montgomery, zerstört. Eine Anordnung kündigte am 2. Oktober 1569 die Beschlagnahme der kirchlichen Güter an. 1620 wurde die katholische Religion wieder eingeführt, aber die Abtei konnte nie wieder an ihre vormalige Blütezeit anknüpfen. Eine neue Kirche ist in der Folge auf den Trümmern errichtet worden. 1773 wurde die Abtei aufgelöst, ihre Archive wurden nach Lescar und alle sonstigen Güter in das Priesterseminar nach Pau verbracht. In den Wirren der Französischen Revolution wurden 1789 und 1790 alle Gebäude der ehemaligen Abtei außer der Kirche zerstört und die Steine verkauft. Die Archive wurden ebenfalls in dieser Zeit vernichtet.[1][3][4]

Toponyme und Erwähnungen von Larreule waren:

  • Barbapodium, Liserat und Regula (10. Jahrhundert, laut Pierre de Marcas Buch Histoire de Béarn, S. 267),
  • Conventus Reulœ Silvestrensis (1291, Gascognische Rollen, Archiv der englischen Verwaltung der Gascogne),
  • Le mostier de Larreule de Saubeste (1343, Manuskript von 1343, Blatt 33),
  • La Reule (1385, Volkszählung im Béarn),
  • La Reula (1538, Manuskriptsammlung des 16. bis 18. Jahrhunderts),
  • La Reulle (1750, Karte von Cassini) und
  • Lareulle (1793 und 1801, Notice Communale bzw. Bulletin des lois).[4][5][6]

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Nach einem ersten Höchststand von rund 500 Einwohnern in der Mitte des 19. Jahrhunderts fiel die Einwohnerzahl mit kurzen Erholungsphasen bis zu den 1950er Jahren auf ein Niveau von rund 175 Einwohnern zurück, das bis heute gehalten wird.

Jahr 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2006 2009 2021
Einwohner 193 186 156 157 160 187 159 157 189
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Ab 1962 offizielle Zahlen ohne Einwohner mit Zweitwohnsitz
Quellen: EHESS/Cassini bis 2006,[6] INSEE ab 2009[7]

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Pfarrkirche Saint-Pierre von Larreule Bearbeiten

Die heutige Pfarrkirche ist dem Apostel Simon Petrus geweiht. Das ursprüngliche Gotteshaus war Teil der Abtei von Larreule und ist im 12. Jahrhundert errichtet worden. In den Hugenottenkriegen wurden im Jahre 1569 das Langhaus, die südliche der drei Apsidiolen und der Kreuzgang zerstört. In der zweiten Hälfte wurde eine Sakristei anstelle der südlichen Apsidiole gebaut, am Ende des gleichen Jahrhunderts wurde die westliche Wand der Kirche errichtet. Das romanische Langhaus wurde nicht wiederhergestellt, und von dieser Zeit an dient das ehemalige Querschiff als Hauptschiff. Hiermit bekam die Kirche eine Nord-Süd-Ausrichtung mit einem flach abgeschlossenen Chor im Norden. Die ursprüngliche Apsis ist heute eine Kapelle, die Maria, der Mutter Jesu Christi gewidmet ist, die ehemalige nördliche Apsidiole eine Kapelle zu Ehren des heiligen Josefs. Beide Kapellen sind mit einem Kesselgewölbe versehen. Nach der Aufgabe der Abtei 1773 wurde die frühere Abteikirche die Pfarrkirche von Larreule. Viele heutige Ausstattungsgegenstände stammen aus dem 12. bis 20. Jahrhundert und sind als nationale Kulturgüter registriert.[8][9]

Am Ende des 19. Jahrhunderts wurde der viereckige Glockenturm gebaut, der auf der südlichen Fassade herausragt. Er besitzt eine Wandöffnung in Rundbogenform an jeder Seite und ist mit einem mit Schiefer gedeckten Helm versehen. Der rechte von zwei Strebewerken trägt eine Inschrift, die schwierig zu entschlüsseln ist. Die neun Buchstaben könnten auf den vierten Abt der Abtei mit dem Vornamen „Richard“ und dem Zunamen „Squirs“, dem Namen der Abtei, die Larreule im 11. Jahrhundert entgegenwirkte.[10]

Drei Säulenkapitelle auf den Eingangsbögen der Kapellen sind Überbleibsel der ursprünglichen Kirche aus dem 12. Jahrhundert. Das Kapitell der Marienkapelle zeigt zwei Personen in einem dichten Flechtwerk, die mit kurzen Tuniken bekleidet sind. Auf einem der beiden anderen Kapitelle sind zwei Szenen aus dem Martyrium des Johannes des Täufers dargestellt, Salome, den Kopf des Heiligen tragend, und die Himmelfahrt des Johannes, fortgetragen von zwei Engeln. Der Abakus des Kapitells auf der rechten Seite ist verziert mit einem Flechtwerk und einem Dämonenkopf auf der Ecke. Das Kapitell selbst ist ausgeschmückt mit Blättern und Blattwerk, die Figuren umschlingen.[11]

Im Chor der Kirche befindet sich der Hauptaltar mit einem Gemälde des Malers Chavauty aus dem 19. Jahrhundert, der Mariä Aufnahme in den Himmel darstellt. Der Schrein des Tabernakels aus dem 18. Jahrhundert wird von zwei Pilastern an den Seiten und oberhalb einem Geländer eingerahmt. Die beiden Seitenteile werden an den Enden mit Schlangensäulen abgeschlossen. Das Dekor der Tür und der Seitenteile ist mit Flachreliefs ausgearbeitet. Auf der Tür ist eine Monstranz abgebildet, auf dem linken Seitenteil Marias Himmelfahrt und auf dem rechten Seitenteil ein Engel.[12][13]

Auf dem Seitenaltar der Kirche fällt der Blick auf ein Gemälde aus 18. Jahrhundert, das den gekreuzigten Christus darstellt. An der Spitze des Retabels erscheinen die Heiligen Petrus und Paulus mit ihren Attributen Hahn bzw. Helm. Dazwischen schaut Gottvater herunter, mit einem Globus in seiner linken Hand. Das Retabel ist generell reich verziert mit Blumen, Voluten, geriffelten Säulen, Zierstreifen.[13][14]

Die Kirche bewahrt seit dem 17. Jahrhundert eine Statue des heiligen Lupus, der zur Heilung von Krankheiten, wie Geschwüre, Kropf oder Lepra angerufen wurde. Die 1,20 m große Figur trägt eine Mitra. Seine rechte Hand scheint ursprünglich einen Krummstab oder einen Stab gehalten zu haben, der heute verloren gegangen ist. In der linken Hand hält er ein Buch, das seine Aufmerksamkeit auszulösen scheint. Die Statue war so verehrt, dass vor ihrer Restaurierung der Mantel des Heiligen in einem schlechten Zustand gewesen war, weil die Gläubigen ihre Taschentücher an ihm gerieben hatten, bevor sie diese an die Kranken aufgetragen haben. Unterhalb der Kirche befindet sich eine Quelle, die dem heiligen Lupus gewidmet ist. Eine Legende besagt, dass sie im 11. Jahrhundert an der Stelle entsprang, als ein Bischof namens Ezzelin kurz zuvor seinen Stab dort in die Erde gestoßen hatte. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts war Larreule das Ziel von Wallfahrten, um für die Heilung von Krankheiten zu bitten.[13][15]

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

Die Landwirtschaft ist traditionell der wichtigste Wirtschaftsfaktor der Gemeinde.

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Aktive Arbeitsstätten nach Branchen am 31. Dezember 2014[16]
Gesamt = 27
 
Logo des Jakobswegs

Sport und Freizeit Bearbeiten

Der Fernwanderweg „GR 65“ von Genf nach Roncesvalles führt durch das Gemeindegebiet. Er folgt ab Le Puy-en-Velay der Via Podiensis, einem der vier historischen Jakobswege in Frankreich.[17][18]

Ein 9,1 km langer und ein weiterer 10,2 km langer Rundweg führt von Larreule durch die umliegenden Wälder und Felder mit Gelegenheit zum Picknick am Ufer des Uzan.[19]

Verkehr Bearbeiten

Larreule wird durchquert von den Routes départementales 32 und 262.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Larreule – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Conseil régional d’Aquitaine: Larreule. Visites en Aquitaine, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 15. Juli 2017 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/visites.aquitaine.fr (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  2. Ma commune : Larreule. Système d’Information sur l’Eau du Bassin Adour Garonne, abgerufen am 15. Juli 2017 (französisch).
  3. Larreule. (PDF) Communauté de Communes du Canton d’Arzacq, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 15. Juli 2017 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/www.cc-arzacq.fr (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  4. a b Paul Raymond: Dictionnaire topographique du département des Basses-Pyrénées. In: Dictionnaire topographique de la France. Imprimerie nationale, 1863, S. 95, abgerufen am 15. Juli 2017 (französisch).
  5. David Rumsey Historical Map Collection France 1750. David Rumsey Map Collection: Cartography Associates, abgerufen am 15. Juli 2017 (englisch).
  6. a b Notice Communale Larreule. EHESS, abgerufen am 15. Juli 2017 (französisch).
  7. Populations légales 2014 Commune de Larreule (64318). INSEE, abgerufen am 15. Juli 2017 (französisch).
  8. Église Saint-Pierre de Larreule. Visites en Aquitaine, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 15. Juli 2017 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/visites.aquitaine.fr (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  9. abbaye de bénédictins, église paroissiale Saint-Pierre. Ministerium für Kultur und Kommunikation, abgerufen am 15. Juli 2017 (französisch).
  10. Clocher de l’église Saint-Pierre de Larreule. Visites en Aquitaine, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 15. Juli 2017 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/visites.aquitaine.fr (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  11. Trois chapiteaux de l’église Saint-pierre de Larreule. Visites en Aquitaine, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 15. Juli 2017 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/visites.aquitaine.fr (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  12. Maître-autel de l’église Saint-Pierre de Larreule. Visites en Aquitaine, archiviert vom Original am 3. August 2017; abgerufen am 15. Juli 2017 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/visites.aquitaine.fr
  13. a b c Le mobilier de l’abbaye, église paroissiale Saint-Pierre. Ministerium für Kultur und Kommunikation, abgerufen am 15. Juli 2017 (französisch).
  14. Autel secondaire de l’église Saint-Pierre de Larreule. Visites en Aquitaine, archiviert vom Original am 3. August 2017; abgerufen am 15. Juli 2017 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/visites.aquitaine.fr
  15. Statue de saint Loup de l’église Saint-Pierre de Larreule. Visites en Aquitaine, archiviert vom Original am 31. Juli 2017; abgerufen am 15. Juli 2017 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/visites.aquitaine.fr
  16. Caractéristiques des établissements en 2014 Commune de Larreule (64318). INSEE, abgerufen am 15. Juli 2017 (französisch).
  17. Bettina Forst: Französischer Jakobsweg. Von Le Puy-en-Velay nach Roncesvalles. Alle Etappen – mit Varianten und Höhenprofilen. Bergverlag Rother, München (recte: Ottobrunn) 2007, ISBN 978-3-7633-4350-8 (Rother Wanderführer). S. 155
  18. GR® 65, le chemin de Compostelle via le Puy. Fédération française de la randonnée pédestre, abgerufen am 28. August 2017 (französisch).
  19. Randonnées pédestres. Tourismusbüro Arzacq-Morlanne en terre de Soubestre, abgerufen am 15. Juli 2017 (französisch).