Katrin Beierl

österreichische Bobfahrerin

Katrin Beierl (* 16. August 1993 in Mödling) ist eine österreichische Bobsportlerin. Seit 2014 gehört sie als Zweierbob-Pilotin zum Nationalkader und nahm 2018 an den Olympischen Winterspielen teil. Gemeinsam mit Anschieberin Jennifer Onasanya gewann sie 2019 und 2021 zwei Europameisterschafts-Bronzemedaillen und erreichte ab 2020 mehrere Podiumsergebnisse im Weltcup. Dort entschied sie im Winter 2020/21 als erste Österreicherin die Zweierbob-Gesamtwertung für sich.

Katrin Beierl
Nation Osterreich Österreich
Geburtstag 16. August 1993 (30 Jahre)
Geburtsort MödlingÖsterreich
Größe 171 cm
Gewicht 73 kg
Karriere
Position Pilotin
Verein BSC Himberg
Nationalkader seit 2014
Medaillenspiegel
EM-Medaillen 0 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 2 × Bronzemedaille
 Bob-Europameisterschaften
Bronze 2019 Königssee Zweierbob
Bronze 2021 Winterberg Zweierbob
Platzierungen im Bob-Weltcup
 Debüt im Weltcup 5. Dezember 2015
 Gesamtweltcup Zweier 1. (2020/21)
 Podiumsplatzierungen 1. 2. 3.
 Zweierbob 0 1 2
letzte Änderung: 17. Mai 2021

Werdegang Bearbeiten

Anfänge, erste Weltcuprennen und Olympiateilnahme (bis 2018) Bearbeiten

Beierls Eltern waren beide aktiv im Leistungssport: Ihre Mutter Ulrike Kleindl vertrat Österreich bei den Olympischen Sommerspielen 1988 als Weitspringerin, ihr Vater Michael Beierl war Militärweltmeister im Hammerwurf und für kurze Zeit Anschieber im Bob von Gerhard Rainer. Katrin Beierl wuchs in Himberg im Wiener Becken auf und feierte in ihrer Jugend ebenfalls Erfolge als Leichtathletin im Hürdensprint, wo sie mit 14 Jahren österreichische Schülermeisterin über 80 Meter wurde.[1]

Nach ihrem Schulabschluss zog Beierl für ihr Jus-Studium 2012 nach Innsbruck[2] und kam dort auf der Eisbahn Igls erstmals mit dem Bobsport in Kontakt.[3] Schnell übernahm sie die Position als Pilotin im Zweierbob.[1] Im Jänner 2014 absolvierte sie ihre ersten Wettkämpfe im Bob-Europacup, wo sie 2014/15 den dritten Rang in der Gesamtwertung belegte. Mit Karlien Sleper als Anschieberin debütierte sie im Dezember 2015 in Winterberg im Weltcup. Zum Saisonende nahmen Beierl und Sleper an der Bob-Weltmeisterschaft 2016 teil und erreichten unter 18 Bobs den 14. Rang.[4] In den folgenden Jahren fuhr Beierl abwechselnd im Europacup und im Weltcup und etablierte sich als zweitstärkste österreichische Bobpilotin hinter Christina Hengster.[1]

Von den ersten fünf Rennen des Europacups 2017/18 gewann Beierl vier, nun mit der Niederländerin Jennifer Onasanya als Anschieberin. Außerdem erreichte sie im Dezember 2017 mit einem fünften Rang beim Weltcup in Winterberg ihr bis dahin bestes Ergebnis in der höchsten internationalen Wettkampfserie. Sie qualifizierte sich für die Olympischen Winterspiele 2018 in Pyeongchang, wo sie mit Victoria Hahn[5] im Zweierbobrennen auf dem 17. Platz einkam. Im Rahmen der Olympiavorbereitung stellte der Österreichische Bob- und Skeletonverband Beierl einen neuen Zweierbob zur Verfügung, der ihr „ein ganz anderes Fahren“ ermöglichte.[3]

Aufstieg in die Weltspitze (seit 2018) Bearbeiten

 
Beierl mit Jennifer Onasanya am Start der WM 2020 in Altenberg

Nach dem Rücktritt Christina Hengsters 2018 stiegen Beierl und Onasanya zur ersten Vertretung Österreichs im Weltcup auf und belegten im Winter 2018/19 mit regelmäßigen Top-Ten-Ergebnissen den achten Rang in der Gesamtwertung der Serie. Auf der Kunsteisbahn Königssee wurden sie am 12. Jänner 2019 Vierte des Weltcuprennens. Der Wettkampf zählte zugleich als Europameisterschaft, in deren Wertung die zweitplatzierte US-Amerikanerin Elana Meyers Taylor nicht einging, sodass Beierl/Onasanya hinter den deutschen Duos Jamanka/Drazek und Schneider/Strack die EM-Bronzemedaille gewann.[6] An gleicher Stelle am Königssee errang Beierl – die im Alter von 25 Jahren in dieser Saison zum letzten Mal als Juniorin startberechtigt war – drei Wochen später mit Onasanya den Titel als Juniorenweltmeisterin. Sie hatte nach zwei Läufen eine Hundertstelsekunde Vorsprung auf die zweitplatzierte Andreea Grecu.[7] Die Österreicherinnen beendeten die Saison als Vierte im WM-Zweierbob-Rennen. Im dritten von vier Läufen fuhren sie dabei die zweitschnellste Zeit hinter den Siegerinnen Jamanka und Drazek.[8]

In der Weltcupsaison 2019/20 platzierte sich Beierl auf dem sechsten Rang des Gesamtklassements. Einige Rennen des Winters bestritt sie mit Selina Loibner an der Stelle von Jennifer Onasanya als Anschieberin, um mit Blick auf die Olympischen Winterspiele 2022 eine neue Konstellation zu erproben.[9] Beim Weltcupauftakt der darauffolgenden Saison fuhren Beierl und Onasanya am 21. November 2020 in Sigulda auf den zweiten Platz und hatten 0,13 Sekunden Rückstand auf Mariama Jamanka und Vanessa Mark. Im auf neun Bobs ausgedünnten Teilnehmerfeld – wegen der COVID-19-Pandemie und den damit verbundenen Reisebeschränkungen fehlten etwa die nordamerikanischen Sportler – waren die Österreicherinnen im zweiten Durchgang zeitgleich mit Jamanka und Mark Laufschnellste.[10] Im weiteren Saisonverlauf 2020/21 erreichten Beierl und Onasanya, die mittlerweile die österreichische Staatsbürgerschaft erhalten hatte, weitere Podestergebnisse im Weltcup. Obwohl sie kein Rennen an erster Stelle beendeten, gewannen sie als erste Österreicherinnen den Gesamtweltcup vor den deutschen Teams von Kim Kalicki und Mariama Jamanka. Als eine von nur zwei Pilotinnen bestritt Beierl jedes Weltcuprennen und erklärte in einem Interview, sie habe die „Auflage verwertet“, die sich aus den Begleitumständen der Saison – dem verspäteten Saisoneinstieg der Nordamerikanerinnen und dem Auslassen einzelner Rennen seitens der deutschen Athletinnen – ergeben hätte.[11] Im Folgewinter 2021/22 kamen Beierl und Onasanya in vier Weltcuprennen unter die ersten Zwölf und belegten beim olympischen Zweierbob-Wettkampf den zehnten Platz. Das Monobob-Rennen beendete Beierl bei der olympischen Premiere der Disziplin auf Position 14.

Persönliches Bearbeiten

2017 gründete Beierls Vater den Bob- und Skeletonsportclub Himberg (BSC Himberg), dem sowohl Beierl als auch Jennifer Onasanya angehören und dessen Ziel die Unterstützung des Bobsports in Niederösterreich ist.[1][12] Bis August 2020 war Beierl Heeressportlerin,[13] zum September 2020 stellte sie die Landespolizeidirektion Tirol für eine vierjährige Grundausbildung als Polizeispitzensportlerin (Vertragsbedienstete mit Sondervertrag im Rahmen der Förderung des Spitzensports) ein.[14]

Im August 2022 auf Urlaubsreise in Peru erlitt Beierl einen Schlaganfall, der ihr starken Kopfschmerz verursachte und erst nach einem vorzeitigen Rückflug nach Österreich diagnostiziert wurde. Die Durchblutungsstörung schränkte ihr Sehfeld im linken Auge ein, woran sie mithilfe einer Virtual-Reality-Brille arbeitete. Wenige Wochen nach dem Schlaganfall stieg sie wieder ins Training ein.[15]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Katrin Beierl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d APA: Bob-Pilotin Katrin Beierl bekam Olympia-Tipps von der Mama. In: Salzburger Nachrichten. 19. Februar 2018.
  2. Kevin Kada: Mit Tempo 100 auf Medaillenjagd. In: Kurier. 8. Februar 2019, S. 2–3. Abgerufen via Archiv des BSC Himberg.
  3. a b Christoph Geiler: Bob: Die Eis-Eilige aus dem Wiener Becken. In: Kurier. 15. Dezember 2017.
  4. Ergebnisliste vom Zweierbob der Frauen bei der Weltmeisterschaft 2016 auf ibsf.org. 13. Februar 2016.
  5. Als Niederländerin war Jennifer Onasanya bei Olympia nicht für ein österreichisches Team startberechtigt, vgl. Christoph Geiler: Die schwierige Suche nach einem neuen Star im Austrobob. In: Kurier. 15. Mai 2019, S. 12. Abgerufen via Archiv des BSC Himberg.
  6. Raimund Novak: Verschnupfte Beierl erobert EM-Bronze. In: NÖN.at. 16. Jänner 2019.
  7. Raimund Novak: Onasanya/Beierl: Ein Hundertstel wird lang gefeiert. In: NÖN.at. 6. Februar 2019.
  8. Ergebnisliste vom Zweierbob der Frauen bei der Weltmeisterschaft 2019 auf ibsf.org. 3. März 2019.
  9. Christoph Geiler: Mit frischen Kräften auf die Ideallinie. In: Kurier. 8. November 2019, S. 13. Abgerufen via Archiv des BSC Himberg.
  10. SNapa: Bobpilotin Katrin Beierl erstmals auf dem Podest In: Salzburger Nachrichten. 21. November 2020.
  11. Philip Bauer: Bob-Pilotin Beierl: Aus dem Wiener Becken zum Gesamtweltcup. In: Der Standard. 5. Februar 2021.
  12. Website des BSC Himberg, abgerufen am 24. November 2020.
  13. Ken Childs: Getting to Know…Kati Beierl auf slidingonice.com. 13. Juli 2020.
  14. Neuaufnahmen bei der Tiroler Polizei polizei.gv.at, 3. September 2020.
  15. Wolfgang Wallner: Katrin Beierl am Weg zurück ins Sportlerleben auf noen.at, Niederösterreichische Nachrichten, 27. Oktober 2022, abgerufen am 11. November 2022.