Großer Preis von Argentinien 1956

Formel-1-Rennen

Der Große Preis von Argentinien 1956 (offiziell IV Gran Premio de la Republica Argentina) fand am 22. Januar auf dem Autódromo Municipal Ciudad de Buenos Aires in Buenos Aires statt und war das erste Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1956.

 Großer Preis von Argentinien 1956
Renndaten
1. von 8 Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1956
Streckenprofil
Name: IV Gran Premio de la Republica Argentina
Datum: 22. Januar 1956
Ort: Buenos Aires, Argentinien
Kurs: Autódromo Municipal Ciudad de Buenos Aires
Länge: 383,376 km in 98 Runden à 3,912 km

Wetter: bewölkt, trocken
Pole-Position
Fahrer: Argentinien Juan Manuel Fangio Italien Ferrari
Zeit: 1:42,5 min
Schnellste Runde
Fahrer: Argentinien Juan Manuel Fangio Italien Ferrari
Zeit: 1:45,3 min
Podium
Erster: Argentinien Juan Manuel Fangio
Italien Luigi Musso
Italien Ferrari
Zweiter: Frankreich Jean Behra Italien Maserati
Dritter: Vereinigtes Konigreich Mike Hawthorn Italien Maserati

Bericht Bearbeiten

Hintergrund Bearbeiten

Nachdem sich Mercedes nach der Saison 1955 aus der Formel 1 zurückgezogen hatten, gingen beim Saisonauftakt, dem Großen Preis von Argentinien, nur italienische Wagen an den Start. Ferrari und Maserati nahmen als einzige Werksteams am Rennen teil, zwei andere Teams mit privaten Maserati-Fahrzeugen.

Ferrari setzte in diesem Rennen Wagen für fünf Fahrer ein, ein Großteil davon waren der neue Ferrari D50, der auf dem Lancia D50 aufbaute, dessen Team seine Wagen 1955 an Ferrari verkaufte. Der amtierende Weltmeister Juan Manuel Fangio wechselte zu Ferrari. Außerdem verstärkte sich Ferrari mit Luigi Musso, Peter Collins und dem Formel-1-Debütanten Olivier Gendebien. Von den Vorjahresfahrern behielt Ferrari lediglich Eugenio Castellotti.

Maserati setzte in diesem Grand Prix sieben Wagen ein. Stirling Moss wechselte zum Team. Außerdem fuhren für Maserati wie im Vorjahr Carlos Menditéguy und Jean Behra. Die Italiener Luigi Piotti und Gerino Gerini fuhren auf Maserati ihr Formel-1-Debüt, der Brasilianer Chico Landi bestritt seinen letzten Grand Prix.

Mike Hawthorn ging für die Owen Racing Organisation in einem privaten Maserati an den Start. Dieses Team ging anfangs der Saison noch mit diesem Wagen in die Rennen, entwickelte später in der Saison einen eigenen Wagen, der unter dem Namen BRM vor allem in den 1960er-Jahren Erfolge feierte.

Ebenfalls einen privaten Maserati teilten sich Óscar González und Alberto Uria. Für beide war es das letzte Formel-1-Rennen ihrer Karrieren, für González zudem das einzige.

Für das Rennen waren nur 13 Fahrzeuge gemeldet, von denen im Rennen sieben ausfielen und sechs Wagen das Ziel erreichten.

Mit Fangio (zweimal) trat ein ehemaliger Sieger zu diesem Grand Prix an.

Training Bearbeiten

Im Training zeigte sich die Überlegenheit der Ferrari D50. Fangio sicherte sich die Pole-Position mit über zwei Sekunden Vorsprung auf den zweitplatzierten Castellotti. Musso im dritten Ferrari D50 qualifizierte sich auf Platz drei. Ferrari sicherte sich damit nach einem Jahr wieder die Pole-Position, nachdem mit José Froilán González beim Großen Preis von Argentinien 1955 letztmals ein Ferrari vom ersten Platz ins Rennen gegangen war.

Hinter den Ferrari starteten fünf Maserati, vier des Werksteams mit den Fahrern Behra, González, Menditeguy und Moss und der private Maserati von Hawthorn. Die Ferrari 555 waren im Vergleich zu den D50 nicht konkurrenzfähig, wodurch Collins und Gendebien sich mit mehr als fünf Sekunden Rückstand auf Fangio lediglich auf Position neun und zehn qualifizierten.

Uria erzielte im Training keine Zeit, nahm jedoch in Anbetracht der geringen Anzahl teilnehmender Teams und Wagen trotzdem am Rennen teil.

Rennen Bearbeiten

Die Überlegenheit der Ferrari im Training wurde anfangs im Rennen nicht bestätigt. Die Maserati von Moss und Menditéguy starteten gut, überholten die Ferrari und gingen in Führung. Menditéguy kam im teaminternen Duell gegen Moss auf Platz eins und führte in den ersten Rennrunden seines Heimrennens.

Für Fangio, den Gewinner der beiden letzten Argentinien-Grands-Prix, war das Rennen in Runde 22 vorzeitig beendet, sein Wagen hatte Probleme mit der Kraftstoffpumpe. Das Team entschied daraufhin, dass Musso seinen Wagen an Fangio abgeben musste, sodass Fangio das Rennen fortzusetzen konnte. Beim Großen Preis von Italien 1956 später in der Saison lag Musso in Führung und wurde ebenfalls aufgefordert seinen Wagen an Fangio zu übergeben. Bei diesem Rennen weigerte er sich jedoch und schied kurz vor Rennende aus.

Fangio übernahm Mussos Wagen in Runde 30 und arbeitete sich anschließend an die vorderen Plätze heran. Er überholte Behra, beging aber einen Fahrfehler und drehte sich ins Streckenaus. Fangio steckte fest und war nicht in der Lage, sich aus der Situation zu befreien. Streckenposten schoben ihn an und Fangio setzte das Rennen hinter Behra liegend fort. Nach dem Rennen legte Maserati einen offiziellen Protest ein und forderte eine Disqualifikation von Fangio wegen des Anschiebens. Der Protest wurde von den Rennstewarts und der FIA jedoch abgelehnt.[1]

Fangio kämpfte sich nach seinem Dreher wieder an Behra heran und überholte ihn, als vor ihm mehrere Fahrer ab der Runde 40 technische Schwierigkeiten mit ihren Wagen bekamen. Erst fiel Castellotti auf Platz drei liegend mit einem Getriebeschaden aus, dann brach zwei Runden später die Halbwelle des führenden Menditéguy, der 42 Runden des Rennens den ersten Platz innehatte. Daraufhin übernahm Moss diese Position vor Fangio und Behra, als auch bei ihm Rauch aus dem Motor aufstieg. Er setzte das Rennen noch mehrere Runden fort, verlor allerdings an Geschwindigkeit und wurde von Fangio und Behra überholt. Im Mittelfeld arbeitete sich Piotti mehrere Positionen nach vorn, bis er knapp hinter der Spitzengruppe lag. Bei einem Überholmanöver gegen Collins führte ein Missverständnis zwischen den beiden zu einem Unfall, der mit dem Ausscheiden beider Fahrer endete.

Moss gab das Rennen wegen des Motorschadens seines Maseratis in der 81. Runde auf, sodass Fangio und Behra sich um den Sieg duellierten. Dabei leistete sich Behra wie Fangio zuvor einen Fahrfehler und drehte sich. Daraufhin fuhr Fangio ungefährdet den Sieg ins Ziel, während Behra den zweiten Platz erreichte. Nur die beiden Fahrer waren in der Führungsrunde, Hawthorn auf Platz drei hatte bereits zwei Runden Rückstand. Auf Position vier erreichte Gerini das Ziel, der sich den Wagen mit Landi teilte, auf Platz fünf erzielte Gendebien seine ersten Punkte.

Da Fangio sich den Wagen mit Musso teilte, gewannen beide Fahrer das Rennen. Für Musso war es der einzige Sieg seiner Formel-1-Karriere. Fangio gewann das dritte von vier Rennen in Folge bei seinem Heimrennen in Argentinien, für Ferrari war es der zweite von insgesamt drei Siegen beim Großen Preis von Argentinien.

Fangio und Musso teilten sich die erreichten Punkte für den Sieg, Fangio erhielt einen zusätzlichen für die schnellste Rennrunde. Behra ging das erste Mal in seiner Karriere in der Fahrerwertung in Führung, da er für Platz zwei sechs Punkte erhielt.

Meldeliste Bearbeiten

Team Nr. Fahrer Chassis Motor Reifen
Italien  Officine Alfieri Maserati 02 Vereinigtes Konigreich  Stirling Moss Maserati 250F Maserati 2.5 L6 P
04 Frankreich  Jean Behra
06 Argentinien  Carlos Menditéguy
08 Italien  Luigi Piotti
10 Brasilien 1889  Chico Landi[# 1]
Italien  Gerino Gerini
12 Argentinien  José Froilán González
Vereinigtes Konigreich  Owen Racing Organisation 14 Vereinigtes Konigreich  Mike Hawthorn Maserati 250F Maserati 2.5 L6 D
Uruguay  Alberto Uria 16 Uruguay  Óscar González[# 2] Maserati A6GCM/Maserati 250F Maserati 2.5 L6
Uruguay  Alberto Uria
Italien  Scuderia Ferrari 30 Argentinien  Juan Manuel Fangio Ferrari D50 Ferrari 2.5 V8 E
32 Italien  Eugenio Castellotti
34 Italien  Luigi Musso[# 3]
Argentinien  Juan Manuel Fangio
36 Vereinigtes Konigreich  Peter Collins Ferrari 555 Supersqualo
38 Belgien  Olivier Gendebien Ferrari 555 Supersqualo/Ferrari D50

Anmerkungen

  1. Chico Landi und Gerino Gerini fuhren den Wagen jeweils 46 Runden.
  2. Óscar González und Alberto Uria fuhren den Wagen jeweils 44 Runden.
  3. Luigi Musso fuhr den Wagen 30 Runden, Juan Manuel Fangio 68 Runden.

Klassifikationen Bearbeiten

Startaufstellung Bearbeiten

Pos. Fahrer Konstrukteur Zeit Ø-Geschwindigkeit Start
01 Argentinien  Juan Manuel Fangio Italien  Ferrari 1:42,5 137,40 km/h 01
02 Italien  Eugenio Castellotti Italien  Ferrari 1:44,7 134,51 km/h 02
03 Italien  Luigi Musso Italien  Ferrari 1:44,7 134,51 km/h 03
04 Frankreich  Jean Behra Italien  Maserati 1:45,1 134,00 km/h 04
05 Argentinien  José Froilán González Italien  Maserati 1:45,2 133,87 km/h 05
06 Argentinien  Carlos Menditéguy Italien  Maserati 1:45,6 133,36 km/h 06
07 Vereinigtes Konigreich  Stirling Moss Italien  Maserati 1:45,9 132,99 km/h 07
08 Vereinigtes Konigreich  Mike Hawthorn Italien  Maserati 1:47,4 131,12 km/h 08
09 Vereinigtes Konigreich  Peter Collins Italien  Ferrari 1:47,7 130,76 km/h 09
10 Belgien  Olivier Gendebien Italien  Ferrari 1:50,4 127,57 km/h 10
11 Brasilien 1889  Chico Landi Italien  Maserati 1:52,1 125,63 km/h 11
12 Italien  Luigi Piotti Italien  Maserati 1:57,9 119,45 km/h 12
13 Uruguay  Alberto Uria Italien  Ferrari keine Zeit 13

Rennen Bearbeiten

Pos. Fahrer Konstrukteur Runden Stopps Zeit Start Schnellste Runde
01 Italien  Luigi Musso Italien  Ferrari 98 3:00:03,7 03
Argentinien  Juan Manuel Fangio 1:45,3
02 Frankreich  Jean Behra Italien  Maserati 98 + 24,4 04
03 Vereinigtes Konigreich  Mike Hawthorn Italien  Maserati 96 + 2 Runden 08
04 Brasilien 1889  Chico Landi Italien  Maserati 92 + 6 Runden 11
Italien  Gerino Gerini
05 Belgien  Olivier Gendebien Italien  Ferrari 91 + 7 Runden 10
06 Uruguay  Óscar González Italien  Maserati 88 + 10 Runden 13
Uruguay  Alberto Uria
Vereinigtes Konigreich  Stirling Moss Italien  Maserati 81 DNF 07
Vereinigtes Konigreich  Peter Collins Italien  Ferrari 58 DNF 09
Italien  Luigi Piotti Italien  Maserati 57 DNF 12
Argentinien  Carlos Menditéguy Italien  Maserati 42 DNF 06
Italien  Eugenio Castellotti Italien  Ferrari 40 DNF 02
Argentinien  José Froilán González Italien  Maserati 24 DNF 05
Argentinien  Juan Manuel Fangio Italien  Ferrari 22 DNF 01

WM-Stand nach dem Rennen Bearbeiten

Die ersten fünf bekamen 8, 6, 4, 3 bzw. 2 Punkte; einen Punkt gab es für die schnellste Runde. Es zählten nur die fünf besten Ergebnisse aus acht Rennen.

Fahrerwertung Bearbeiten

Pos. Fahrer Konstrukteur Punkte
01 Frankreich  Jean Behra Maserati 6
02 Argentinien  Juan Manuel Fangio Ferrari 5
03 Italien  Luigi Musso Ferrari 4
04 Vereinigtes Konigreich  Mike Hawthorn Maserati 4
05 Belgien  Olivier Gendebien Ferrari 2
06 Brasilien 1889  Chico Landi Maserati 1,5
07 Italien  Gerino Gerini Maserati 1,5
Uruguay  Óscar González Maserati 0
Pos. Fahrer Konstrukteur Punkte
Uruguay  Alberto Uria Maserati 0
Vereinigtes Konigreich  Stirling Moss Maserati 0
Vereinigtes Konigreich  Peter Collins Ferrari 0
Italien  Luigi Piotti Maserati 0
Argentinien  Carlos Menditéguy Maserati 0
Italien  Eugenio Castellotti Ferrari 0
Argentinien  José Froilán González Maserati 0

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Eric Wenzel: Historisches - GP Stories - Die Rennen des Jahres 1956 - Formel 1. 2. Januar 2005, abgerufen am 8. Februar 2024.

Weblinks Bearbeiten