Grapice (kaschubisch Grôpice; deutsch Grapitz) ist ein altes kaschubisches Dorf im Nordwesten der polnischen Woiwodschaft Pommern. Es gehört zur Landgemeinde Potęgowo (Pottangow) im Powiat Słupski (Kreis Stolp).

Grapice
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Grapice (Polen)
Grapice (Polen)
Grapice
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Pommern
Powiat: Słupsk
Gmina: Potęgowo
Geographische Lage: 54° 30′ N, 17° 36′ OKoordinaten: 54° 30′ 28″ N, 17° 35′ 55″ O
Einwohner: 311
Postleitzahl: 76-230 Potęgowo
Telefonvorwahl: (+48) 59
Kfz-Kennzeichen: GSL
Wirtschaft und Verkehr
Straße: Żelkowo/DW 213DamnoPotęgowo/DK 6
Eisenbahn: Strecke Danzig–Stargard
Bahnstation: Strzyzyno Słupskie
Nächster int. Flughafen: Danzig



Geographische Lage und Verkehrsanbindung Bearbeiten

Grapice liegt in Hinterpommern, östlich der Kreisstadt Słupsk (Stolp) in einer weiten Ebene und von allen Seiten von Ackerflächen umgeben. Durch den Ort führt eine Nebenstraße, die Żelkowo (Wendisch Silkow, 1938–45 Schwerinshöhe) an der Woiwodschaftsstraße 213 und Damno (Dammen) mit Potęgowo (Pottangow) an der polnischen Landesstraße 6 (ehemalige deutsche Reichsstraße 2, heute auch Europastraße 28) verbindet. Eine parallel zum Lebatal in Nord-Süd-Richtung verlaufende Nebenstraße führt einen Kilometer am Ort vorbei. Bis zur nächstgelegenen Bahnstation Strzyzyno Słupskie an der Bahnstrecke von Danzig nach Stargard sind es 4,5 Kilometer.

Geschichte Bearbeiten

Das ehemalige Gutsdorf Grapitz ist seiner historischen Dorfform nach ein kleines Gassendorf. Es war in älterer Zeit ein Lehen der Familie Rexin. Im Jahre 1523 wird ein Pawell rexin to graptze genannt. Durch Heirat ging Grapitz auf die Familie von Zitzewitz über, und 1772 wurde es an Hauptmann Kaspar Friedrich von Massow verkauft.

Um 1784 hatte Grapitz in Vorwerk, vier Bauern, vier Kossäten, einen Schulmeister und das Vorwerk Neu Grapitz (heute polnisch: Grapiczki) bei insgesamt 22 Feuerstellen (Haushalten).[1] Von 1818 bis 1847 war Grapitz im Besitz der Adelsfamilie Puttkamer, dann übernahm es die Familie Wallenius. Christoph Wallenius war der vor 1945 letzte Besitzer des Guts Grapitz.

Bis 1945 lag die Gemeinde Grapitz mit der Ortschaft Neu Grapitz im Landkreis Stolp im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern. Sie gehörte zum Amts- und Standesamtsbezirk Klein Gluschen (Głuszynko) und im Amtsgerichtsbereich Stolp. 1925 standen in Grapitz 21 Wohnhäuser. Die Gemeindefläche war 795 Hektar groß. Im Jahr 1939 wurden 60 Haushaltungen und 274 Einwohner gezählt.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Grapitz am 9. März 1945 kampflos von der Sowjetarmee besetzt und bald darauf unter polnische Verwaltung gestellt. Danach nahmen Polen das Dorf in Besitz. Der Bürgermeister wurde inhaftiert, und die Dorfbewohner wurden enteignet und in der Folgezeit vertrieben. Das Gut behielten die sowjetischen Truppen bis 1950 in Besitz.

Später wurden in der Bundesrepublik Deutschland 108 und in der DDR 25 aus Grapitz vertriebene Dorfbewohner ermittelt.[2]

Grapitz wurde in Grapice umbenannt. Das Dorf gehört heute zur Gmina Potęgowo im Powiat Słupski in der Woiwodschaft Pommern (1975 bis 1998 Woiwodschaft Słupsk). Im Jahr 2010 hatte das Dorf 311 Einwohner.

Entwicklung der Einwohnerzahl Bearbeiten

  • 1852: 180[3]
  • 1945: 274
  • 2010: 311

Kirche Bearbeiten

Vor 1945 waren die Dorfbewohner von Grapitz fast ausnahmslos evangelisch. Der Ort gehörte zum Kirchspiel Dammen (heute polnisch: Damno) im Kirchenkreis Stolp-Altstadt im Ostsprengel der Kirchenprovinz Pommern der Kirche der Altpreußischen Union. Letzter deutscher Geistlicher war Pfarrer Magnus Erdmann.

Seit 1945 ist die Bevölkerung von Grapice überwiegend katholisch. Die pfarramtliche Verbindung ist geblieben: Grapice gehört zur Pfarrei Damno (Dammen), die nun aber zum Dekanat Główczyce (Glowitz) im Bistum Pelplin der Katholischen Kirche in Polen gehört. Hier lebende evangelische Kirchenglieder sind der Kirche in Główczyce zugeordnet, die Filialkirche der Kreuzkirchengemeinde in Słupsk (Stolp) in der Diözese Pommern-Großpolen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen ist.

Schule Bearbeiten

In der im Jahre 1932 einstufigen Volksschule in Grapitz unterrichtete ein Lehrer 50 Schulkinder. Letzter Schulhalter vor 1945 war Lehrer Max Geske.

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Ludwig Wilhelm Brüggemann, Hrsg.: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, 2. Band, Stettin 1784, S. 970.
  2. Karl-Heinz Pagel: Der Landkreis Stolp in Pommern. Lübeck 1989, S. 501 (PDF Ortsbeschreibung Grapitz)
  3. Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats (Kraatz, Hrsg.). Berlin 1865, S. 199.