Łupawa (Potęgowo)

Siedlung in Polen

Łupawa (kaschubisch Łëpawa; deutsch Lupow) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Pommern und ist der Landgemeinde Potęgowo (Pottangow) im Powiat Słupski (Kreis Stolp) angegliedert.

Łupawa
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Łupawa (Polen)
Łupawa (Polen)
Łupawa
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Pommern
Powiat: Słupsk
Gmina: Potęgowo
Geographische Lage: 54° 25′ N, 17° 25′ OKoordinaten: 54° 25′ 7″ N, 17° 24′ 51″ O
Einwohner: 730
Postleitzahl: 76-242
Telefonvorwahl: (+48) 59
Kfz-Kennzeichen: GSL
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DW 211: Nowa Dąbrowa
Eisenbahn: PKP-Strecke 202: Danzig–Stargard
Bahnstation: Potęgowo
Nächster int. Flughafen: Danzig



Geographische Lage Bearbeiten

Łupawa liegt in Hinterpommern im Tal des gleichnamigen Flusses Łupawa (Lupow) östlich der Stadt Słupsk (Stolp). Das Dorf befindet sich fast vollständig auf der westlichen Seite des Flusses.

Mitten durch den Ort führt die Woiwodschaftsstraße 211, die von Nowa Dąbrowa (Neu Damerkow) an der polnischen Landesstraße 6 (DK 6, ehemalige deutsche Reichsstraße 2, heute auch Europastraße 28) kommend über Czarna Dąbrówka (Schwarz Damerkow) und Sierakowice (Sierakowitz) bis nach Kartuzy (Karthaus) und weiter nach Żukowo (Zuckau) an den Landesstraßen DK 7 und DK 20 verläuft.

Geschichte Bearbeiten

 
Lupow am Fluss Lupow östlich von Stolp auf einer Landkarte von 1905.

In Lupow wurde 1887 ein großer Schatzfund von wahrscheinlich über 10.000 Münzen und Münzfragmenten aus der Zeit um 1100 entdeckt, bei denen es sich überwiegend um slawische Nachprägungen westeuropäischer Münzen handelte.[1] Es ist das größte bekannte Vorkommen solcher Stücke.

Der Siedlungsform nach ist Łupawa ein kleines Gassendorf. Im Jahre 1282 befand es sich im Besitz des Klosters Kolbatz. Um 1300 nahmen es die Swenzonen in Besitz, danach fiel es an den deutschen Ritterorden, der seine Macht bis Bütow (heute polnisch: Bytów) ausgedehnt hatte.

Lupow kam nun in den Besitz der Familien Tessen und Puttkamer. Ewald von Puttkamer auf Lossin (Łosino) und Lupow verkaufte den Besitz mitsamt Canitz an den herzoglichen Rat Joachim von Zitzwitz auf Jugelow (Gogolewo), in dessen Familie er 180 Jahre blieb.

1590 lebten in Lupow 14 Bauern. Der Generalkommissar Joachim Ernst von Grumbkow erwarb 1683 das Dorf von Ernst Friedrich von Zitzewitz. 1689 erhielt der Ort sogar Stadtrechte. Auf den Ruinen der im Dreißigjährigen Krieg zerstörten Burg Canitz entstand ein Herrensitz. Philipp Otto von Grumbkow schuf die „Große Herrschaft Lupow“. Er war königlich-preußischer Staatsminister und Präsident aller pommerschen Kollegien.

Im Jahre 1784 werden für Lupow genannt: ein Vorwerk, eine Korn- und Schneidemühle, ein Prediger, ein Küster, sieben Bauern, vier Kossäten, ein Krug, eine Schmiede, ein Forsthaus, ein Posthaus, diverse Handwerker, außerdem das neu angelegte Vorwerk Philippshof mit vier Kossätenhöfen und zwei Holzwärterwohnungen – bei insgesamt 48 Haushaltungen.[2]

Spätere Erbin von Lupow war Sophie von Podewils, die den nachmaligen Generalleutnant Friedrich Otto von Bonin heiratete. Ihr jüngerer Sohn, der spätere preußische Kriegsminister Eduard von Bonin, wuchs in Lupow auf. Sein älterer Bruder Friedrich Wilhelm Bogislav von Bonin erbte Lupow nach dem Tode des Vaters 1822.

1855 wurde Lupow Fideikommiß. Er bestand aus den Gütern Darsin (heute polnisch: Darżyno), Groß Runow (Runowo), Lupow, Malzkow (Malczkowo), Pottangow (Potęgowo), Vangerske (1938–1945 Wiesenberg, heute Węgierskie), Varzmin A (Warcimino), Zechlin (Żychlin) und der Holzkavel Camienna.

Im Jahre 1931 ging Lupow auf das Haus Bartin (Barcino) der Puttkamers über. Hans Jesko von Puttkamer erbte das Majorat auf dem Schloss Canitz von seinem Großonkel. Er war der letzte Herr auf Lupow.

1938 umfasste das Gut 1915 Hektar, darunter 1163 Hektar Waldfläche. Im Dorf lebten damals 740 Einwohner in 192 Haushaltungen und 77 Wohngebäuden. 1939 gab es außer dem Gut 36 landwirtschaftliche Betriebe in der Gemeinde. Bis 1945 gehörte die Gemeinde Lupow zum Landkreis Stolp im Regierungsbezirk Köslin der Provinz Pommern. Die 2.185 Hektar große Gemeindefläche beherbergte insgesamt drei Wohnorte:[3]

  • Forsthaus Lupow
  • Holzwärterei
  • Lupow

Lupow war der Hauptwohnort der Gemeinde Lupow.

Nachdem gegen Ende des Zweiten Weltkriegs der Räumungsbefehl erteilt worden war, floh am 8. März 1945 ein kleiner Teil der Dorfbewohner vor der herannahenden Roten Armee nach Gdingen (damals Gotenhafen genannt). Die meisten Dorfbewohner suchten vorübergehend Schutz in den umliegenden Wäldern und kehrten nach der Besetzung der Region durch die Rote Armee in den Ort zurück. Während der Einnahme des Orts sollen etwa 40 Personen ums Leben gekommen sein. Im Mai 1946 wurde Lupow unter polnische Verwaltung gestellt. In der darauf folgenden Zeit wurde der größte Teil der Einwohner vertrieben. Lupow wurde in Łupawa umbenannt.

In der BRD wurden später 444 und in der DDR 95 aus Lupow vertriebene Bewohner ermittelt.[4]

Für die Kinder der wenigen in Lupow und Umgebung verbliebenen deutschen Familien, deren Mitglieder nach Kriegsende Arbeitsdienste hatten verrichten müssen, gab es seit 1951/52 eine eigene sechsklassige Schule.[4]

Das Dorf ist heute ein Teil der Gmina Potęgowo im Powiat Słupski der Woiwodschaft Pommern, bis 1998 Woiwodschaft Słupsk.

Das Schloss Canitz, ein Barockschloss, wurde in den 1980er Jahren abgerissen.

Einwohnerzahlen Bearbeiten

  • 1925: 648, davon 639 Evangelische, sechs Katholiken und drei Juden[3]
  • 1933: 691[5]
  • 1939: 738[5]

Amtsbezirk Lupow Bearbeiten

Vor 1945 bildete Lupow einen eigenen Amtsbezirk im Landkreis Stolp im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern. Außerdem war der Ort Sitz eines Standesamts- und eines Gendarmeriebezirks. Amtsgerichtlich war das Dorf nach Stolp orientiert.

Kirche Bearbeiten

Dorfkirche Bearbeiten

Die Backsteinkirche in ihrer ersten Gestalt stammt wahrscheinlich aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts und gehört mit der Kirche in Słupsk und in Gardna Wielka zu den drei ältesten Kirchen Ostpommerns. In einer Urkunde wird sie 1494 als ecclesia parocjialis (Pfarrkirche) erwähnt und als Patron Laurentius Puttkamer in Lossin genannt.

Das Gotteshaus ist rechteckig. Der mächtige quadratische Turm hat über einem Zeltdach einen Aufsatz mit niedrigem Helm. Er stammt mit seinem massiven Teil noch aus der Zeit der Gründung der Kirche. Während des Dreißigjährigen Krieges fiel die Kirche einem Brand zum Opfer. Es ist nicht sicher, ob sie 1772 neu erbaut oder ob nur ein Umbau vorgenommen wurde. Die Gestalt der Kirche jedenfalls ist erhalten geblieben.

Früher was das Kirchendach mit Holzschindeln gedeckt, die 1873 durch Schieferplatten ersetzt wurden. Das Kirchenschiff ist innen mit einer flachen Holzdecke versehen. Altar und Kanzel sind verbunden. Die Kanzel, in Barockform gehalten, wird von zwei Säulen flankiert und ist mit Figurenschmuck versehen. Die Entstehungszeit des Altars liegt bei 1680. Seine Flügel zeigen die Apostel Johannes, Markus, Lukas und Petrus.

Seit der Reformation war die Kirche evangelisches Gotteshaus. Nach 1945 wurde sie zugunsten der katholischen Kirche enteignet, die sie neu weihte und ihr den Namen der Mutter Gottes von Tschenstochau gab.

Parochie Bearbeiten

Bis 1945 war die Einwohnerschaft von Lupow nahezu ausnahmslos evangelischer Konfession. Lupow war Pfarrsitz des Kirchspiels Lupow, zu dem 12 Orte gehörten: Alt Jugelow (heute polnisch: Gogolewo), Darsin (Darżyno), Grumbkow (Grąbkowo), Lupow (Łupawa), Malzkow (Malczkowo), Neu Jugelow (Gogolewko), Poganitz (Poganice), Rambow (Rębowo), Schöneichen (Dąbrówno), Sochow (Żochowo), Velsow (Wieliszewo) und Wendisch Karstnitz (1938–45 Ramnitz, heute Karznica).

Das Kirchspiel Lupow lag im Kirchenkreis Stolp-Altstadt om Ostsprengel der Kirchenprovinz Pommern der Kirche der Altpreußischen Union. Das Kirchenpatronat hatte zuletzt Rittergutsbesitzer von Puttkamer inne. Im Jahre 1940 zählte das Kirchspiel 4184 Gemeindeglieder, von denen 129 zur teilselbständigen Kapellengemeinde Sochow (Żochowo) gehörten.

Nach 1945 kam der Ort zur evangelischen Parochie Słupsk (Stolp) innerhalb der Diözese Pommern-Großpolen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen.

Seit 1945 leben fast ausnahmslos katholische Einwohner im Gebiet von Łupawa. Das Dorf gehörte ehemals zum Bistum Köslin-Kolberg im Erzbistum Stettin-Cammin der Katholischen Kirche in Polen. Seit 1992 ist die Parochie in das neu errichtete Bistum Pelplin integriert, das zum Erzbistum Danzig zählt.

In die Pfarrei sind 19 Orte eingegliedert: Darżynko (Neu Darsin), Darżyno (Darsin), Dąbrówno (Schöneichen), Gogolewko (Neu Jugelow), Gogolewo (Alt Jugelow), Grąbkowo (Grumbkow) mit Kolonien, Karznica (Wendisch Karstnitz, 1938–1945 Ramnitz), Malczkówko (Neu Malzkow), Malczkowo (Malzkow), Nowa Dąbrowa (Neu Damerow), Poganice (Poganitz), Rębowo (Rambow), Soszyce (Augustfelde), Święchowo (Friedrichsfelde), Wieliszewo (Velsow) und Żochowo (Sochow).[6]

Dekanat Łupawa Bearbeiten

Im Jahre 1992 wurde innerhalb der Katholischen Kirche in Polen ein neues Bistum errichtet, das Bistum Pelplin. Insgesamt 30 Dekanate wurden eingegliedert, die aus den umliegenden Bistümern wie Köslin-Kolberg, Danzig, Bydgoszcz u. a. ausgegliedert oder aber neu gebildet wurden.

Zu diesen neugebildeten Dekanaten gehört auch das Dekanat Łupawa, zu dem zehn Parochialorte gehören:[6]

  1. Budowo (Budow)
  2. Cewice (Zewitz)
  3. Czarna Dąbrówka (Schwarz Damerkow)
  4. Dębnica Kaszubska (Rathsdamnitz)
  5. Dobieszewo (Groß Dübsow)
  6. Łupawa (Lupow)
  7. Mikorowo (Mickro)
  8. Nożyno (Groß Nossin)
  9. Rokity (Groß Rakitt)
  10. Siemirowice (Schimmerwitz).

Schule Bearbeiten

Lupow hatte 1932 eine dreistufige Volksschule mit drei Klassen und zwei Lehrern, die 115 Schulkinder unterrichteten. Für die Kinder der nach dem Krieg zurückgebliebenen deutschen Familien gab es ab 1951/52 eine zentrale sechsklassige deutsche Schule.

Söhne und Töchter des Ortes Bearbeiten

  • Otto von Bonin (1795–1862), preußischer Generalleutnant und Kommandeur der 3. Kavalleriebrigade
  • Hans-Joachim Driehaus (* 1940), deutscher Jurist, ehemaliger Vorsitzender Richter am Bundesverwaltungsgericht

Literatur Bearbeiten

  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2, Stettin 1784, S. 980–983, Nr. 83.
  • Karl-Heinz Pagel: Der Landkreis Stolp in Pommern. Lübeck 1989, S. 715–722. (Download Ortsbeschreibung Lupow) (PDF; 1,7 MB)
  • Johannes Hinz: Pommern. Wegweiser durch ein unvergessenes Land. Bechtermünz, Augsburg 1996, ISBN 3-86047-181-3, S. 222 f.
  • Hans Moderow, Ernst Müller: Die Evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis zur Gegenwart. Auf Grund des Steinbrück’schen Ms. bearbeitet. 2. Teil: Ernst Müller: Der Regierungsbezirk Köslin. Sannier, Stettin 1912.
  • Heinrich Schulz: Pommersche Dorfkirchen östlich der Oder. Ein Buch d. Erinnerungen. Beck, Herfort 1963.
  • G. Sellke: Lupow 1806 und 1812, in Ostpommersche Heimat, 1939, Nr.3-3.
  • Heino Kebschull: Heimatreisen nach Klein Nossin und Groß Nossin 1976 bis 2008 und . . . Lupow 2006, Wennigsen 2011.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Rekonstruiert in: Frühmittelalterliche Münzfunde aus Polen. Band 2. 2017, S. 319–345.
  2. Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2, Stettin 1784, S. 980–983, Nr. 83.
  3. a b http://gemeinde.lupow.kreis-stolp.de/
  4. a b Karl-Heinz Pagel: Der Landkreis Stolp in Pommern. Lübeck 1989, S. 715–722 (Online; PDF)
  5. a b Michael Rademacher: Stolp. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  6. a b Website des Bistums Pelplin (Memento des Originals vom 10. Januar 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.pelplin.diecezja.org