Gerald Goesche

deutscher katholischer Priester und Theologe, Gründer des Instituts St. Philipp Neri

Gerald Goesche ISPN (* 22. Dezember 1960 in Brühl) ist ein deutscher römisch-katholischer Priester, Gründer und erster Propst des traditionalistischen Instituts St. Philipp Neri in Berlin-Gesundbrunnen, das die Liturgie in der Form des Missale Romanum von 1962 feiert.

Leben Bearbeiten

Gerald Goesche wuchs in Aachen auf und besuchte dort bis 1980 das Bischöfliche Pius-Gymnasium. Er studierte Theologie in Bonn, Paris und Rom und promovierte an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom bei Heinrich Pfeiffer über den Jesuiten und Kunsthistoriker Stephan Beissel. Am 20. Dezember 1986 empfing Goesche in der Basilika Sant’Eustachio in Campo Marzio in Rom durch Erzbischof Oskar Saier die Priesterweihe für das Bistum Aachen und war nach seinen Doktoratsstudien zwei Jahre lang Pfarrverweser von Blindenmarkt im österreichischen Bistum St. Pölten. Der Kongregation der Diener Jesu und Mariens verhalf er zum Kauf von Schloss Auhof als Mutterhaus.[1]

Goesche verließ Blindenmarkt wegen Differenzen mit dem Pfarrgemeinderat, der das Kirchenvolks-Begehren unterstützte. Er wandte sich an die nicht mit Rom in voller Vereinigung stehende Priesterbruderschaft St. Pius X. und wirkte sechs Jahre als Priester der St.-Petrus-Kapelle am Mehringdamm in Berlin-Kreuzberg. In dieser Zeit leitete er den Kirchenneubau St. Petrus am Breitenbachplatz. Der Piusbruderschaft gehörte Goesche nicht an, sondern wurde als Diözesanpriester des Bistums Aachen für diese Zeit freigestellt.

2003 gründete er mit zwei Priesteramtskandidaten und zwei Diakonen ein Oratorium zur Pflege der Feier der heiligen Messe nach dem Missale Romanum von 1962. Dieses Institut nach Art eines Oratoriums besteht in voller Gemeinschaft mit Rom. Bei der Errichtung als Gesellschaft des apostolischen Lebens durch die päpstliche Kommission Ecclesia Dei im Mai 2004 bestätigte Dario Kardinal Castrillon Hoyos Goesche als Vorsteher (Propst) des Instituts St. Philipp Neri im Berliner Ortsteil Gesundbrunnen, der sich und sein Institut „auch ein bisschen als katholische Avantgarde“ versteht und erklärte, er sei immer gut gelaunt, wenn Journalisten kämen.[2]

Im April 2020 klagte er beim Verwaltungsgericht Berlin gegen das Verbot, während der COVID-19-Pandemie in Deutschland öffentliche Gottesdienste zu feiern, und forderte die Erlaubnis für Messen bis zu 50 Teilnehmern. Die Deutsche Bischofskonferenz distanzierte sich zunächst von der Klage.[3][4] Diese wurde am 7. April 2020 abgewiesen,[5] das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg bestätigte am 9. April 2020 das Versammlungsverbot unter Hinweis auf das hohe Risiko weiterer Infektionen durch den Erreger SARS-CoV-2.[6][7] Am 10. April 2020 bestätigte das Bundesverfassungsgericht allgemein das Versammlungsverbot, der Schutz von Leib und Leben genieße Vorrang vor der Glaubensfreiheit, auch wenn überaus schwerwiegend in diese eingegriffen werde.[8][9] Am 15. April 2020 jedoch kritisierte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, die Aufrechterhaltung des Verbots von öffentlichen Gottesdiensten trotz des gerichtlich festgestellten Grundrechtseingriffs.[10] Während des Verbots öffentlicher Gottesdienste in Berlin spendete Goesche Sakramente im Rahmen nicht öffentlicher „Hausgottesdienste“ unter Einhaltung von Sicherheitsmaßnahmen, darunter die Mundkommunion, bei der er sich die Finger vor jeder Kommunionspendung desinfizierte.[11][12] Behördliche Kontrollen, die keine Verstöße gegen die SARS-CoV-2-Eindämmungsmaßnahmenverordnung feststellten, wurden aus dem Umfeld Goesches gegenüber der Presse als Folge von „Denunziantentum“ bezeichnet. Goesche erklärte gegenüber der Presse, bei der Feier der heiligen Messe sei ein „Restrisiko“ nicht auszuschließen, das er eingehe.[12][13]

Veröffentlichung Bearbeiten

  • Stephan Beissels, S. J. Sicht der christlichen Kunst: die Kunst – Vermittlerin des Glaubens. Verlag Mainz, Aachen 1997. ISBN 3-89653-171-9 (zugleich Dissertation, Gregoriana 1995).

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Norbert Stanzel: Die Geissel Gottes: Bischof Krenn und die Kirchenkrise. Moden: Wien 1999, S. 101.
  2. Lukas Steinwandter: „Westliche Werte – das sind zum Teil Todsünden“ | Corrigenda. 15. Dezember 2022, abgerufen am 19. Januar 2023.
  3. Markus Grill, Georg Mascolo, Nicolas Richter: Coronavirus: Katholische Gemeinde in Berlin geht gegen Gottesdienst-Verbot vor. Süddeutsche Zeitung vom 4. April 2020
  4. D: Traditionsorientierte Gemeinde klagt gegen Gottesdienstverbot. Vatican News, 5. April 2020
  5. domradio.de: Verwaltungsgericht bestätigt Gottesdienstverbot wegen Corona, 7. April 2020.
  6. Gottesdienste bleiben auch an Ostern verboten. Rbb24 vom 9. April 2020
  7. OVG Berlin-Brandenburg, Beschluss vom 8. April 2020, Az. OVG 11 S 21/20, Volltext.
  8. Karlsruhe bestätigt Gottesdienstverbot. Frankfurter Allgemeine vom 10. April 2020
  9. BVerfG, Beschluss vom 10. April 2020, Az. 1 BvQ 31/20, Volltext.
  10. Deutsche Bischofskonferenz: Bischof Dr. Georg Bätzing zu den Corona-Maßnahmen der Bundesregierung. Abgerufen am 23. April 2020.
  11. BBC Newsnight: Coronavirus: Germany eases their lockdown, but can they avoid a second peak? In: YouTube. BBC Newsnight, 5. Mai 2020, abgerufen am 6. Mai 2020 (englisch, ab 06:39).
  12. a b Tomas Kittan: Angeblich „illegale“ Gottesdienste angezeigt! „Uns irritiert das Denunziantentum“. B.Z. vom 14. April 2020
  13. D: Traditionsorientierte Gemeinde klagt gegen Gottesdienstverbot. Vatican News, 5. April 2020