Funyido (auch Fugnido geschrieben; Äthiopische Schrift: ፉኝዶ[1] Fuñədo) ist eine Ortschaft in der Region Gambela im Westen Äthiopiens. Innerhalb Gambelas gehört sie zur Woreda Gog, die in der Zone 2[1] oder – neueren Dokumenten der Zentralen Statistikagentur Äthiopiens zufolge – in der Agnewak-Zone (benannt nach der Volksgruppe der Anyuak) liegt.[2]

Funyido
ፉኝዶ
Staat: Athiopien Äthiopien
Koordinaten: 7° 45′ N, 34° 30′ OKoordinaten: 7° 45′ N, 34° 30′ O
 
Einwohner: 2.832
Zeitzone: EAT (UTC+3)
Funyido (Äthiopien)
Funyido (Äthiopien)
Funyido

Der Ort liegt am Fluss Gilo und ist seit Ende der 1980er Jahre Standort eines Flüchtlingslagers.[3]

Bevölkerung Bearbeiten

Nach Angaben der Zentralen Statistikagentur für 2005 hatte Funyido 2.832 Einwohner.[1]

1994 lag die Einwohnerzahl offiziell bei 1.647. Die größte ethnische Gruppe waren die Anyuak (77,29 %), gefolgt von den aus dem Hochland stammenden Amharen (7,41 %), Oromo (7,41 %), Tigray (4,98 %) und Gurage (2,19 %, inkl. Soddo und Silt’e); 0,73 % gehörten anderen ethnischen Gruppen an.[4]

Flüchtlingslager Bearbeiten

Infolge des Bürgerkrieges im Südsudan flohen in den 1980er Jahren zahlreiche Südsudanesen in den Westen Äthiopiens. Bei Funyido entstand ein Flüchtlingslager, dessen Einwohnerzahl diejenige des Ortes um 1989 bei weitem überstieg. Im Juni 1990 lebten einer konservativen Schätzung zufolge rund 76.000 Flüchtlinge, größtenteils von der Volksgruppe der Dinka, in Funyido. Nach Angaben von 1988 waren 94,6 % davon männlich, einen großen Anteil machten unbegleitete Minderjährige aus. Viele Jungen hatten ihre Angehörigen bei Angriffen oder auf der Flucht verloren. Andere wurden von der südsudanesischen Rebellenarmee SPLA angeworben, die Eltern und Kindern versprach, dass sie in Äthiopien Bildung bekommen würden. Die SPLA – die mit Duldung des äthiopischen Mengistu-Regimes Militärbasen in der Region unterhielt und die Flüchtlingslager betrieb – rekrutierte in den Lagern von Funyido, Itang und Dima Kindersoldaten.[3]

Nach dem Sturz Mengistus 1991 evakuierte die SPLA das Lager, und ein Großteil der Flüchtlinge begab sich nach Pochalla an der Grenze.

Später wurde das Lager wieder eröffnet. Im November 2002 wurden bei Konflikten zwischen ethnischen Gruppen 42 Menschen getötet. Zu dieser Zeit lebten laut UNHCR neben Dinka auch Nuer, Anyuak und kleinere Minderheiten von Schilluk, Nuba und Menschen aus der Äquatoria-Region im Lager.[5]

Seit dem Abschluss des Friedensabkommens für den Südsudan 2005 kehrten Tausende Bewohner in den Sudan zurück. Allerdings verbleiben laut einer Angabe von 2009 rund 20.000 in Funyido, da es hier Nahrungsmittel, Schulen und medizinische Versorgung gibt, während im Südsudan die Bildungs- und Gesundheitsinfrastruktur minimal bleibt und Armut und Hunger verbreitet sind.[6]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Zentrale Statistikagentur (CSA): 2005 National Statistics, Section–B Population (Memento des Originals vom 4. Februar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.csa.gov.et, Table B.4 (PDF; 1,70 MB)
  2. CSA: Summary and Statistical Report of the 2007 Population and Housing Census Results (Memento vom 5. März 2009 im Internet Archive) (PDF; 4,53 MB), S. 80
  3. a b Jemera Rone, John Prendergast, Karen Sorensen, Human Rights Watch/Africa: Civilian Devastation. Abuses by all Parties in the War in Southern Sudan, 1994 (S. 38, 196–200, 204–211)
  4. CSA: The 1994 Population and Housing Census of Ethiopia: Results for Gambella Region: Volume I Statistical Report (Memento des Originals vom 19. November 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.csa.gov.et (PDF; 44,93 MB), 1995 (S. 36)
  5. Ethiopia: UNHCR able to visit Fugnido camp again, UNHCR Briefing Notes, 10. Januar 2003
  6. Jason McLure: Hooked on Aid, in: Newsweek, 23. November 2009