Fleischverarbeitungsbetrieb der Konsumgenossenschaft „Vorwärts“ (Dresden)

Fleischereigebäude, Großgarage und Untertunnelung der ehemaligen Konsum-Betriebszentrale; etwa bis 1990 Konsum-Fleischverarbeitungsbetrieb (heutige Nutzung unbekannt), das sechsgeschossige winkelförmige Fleischereigebäude mit konkav gekrümmtem W

Der ehemalige Fleischverarbeitungsbetrieb der Konsumgenossenschaft „Vorwärts“ befindet sich an der Fabrikstraße 13 in Dresden. Der Gebäudekomplex, von 1927 bis 1930 nach der Planung des Architekten Kurt Bärbig erbaut, stellt nur einen Teil einer ursprünglich weitaus größer und komplexer konzipierten Fabrikationsanlage für die Nahrungsmittelproduktion mit Bäckerei, Brauerei und Brennerei dar. Die Fertigstellung weiterer Bauteile wurde durch die Inflation in Deutschland verunmöglicht. 1931 wurde nach Plänen des Architekten Karl Schmidt eine Großgarage sowie ein Kessel- und Maschinenhaus zur Energiegewinnung für die Produktion realisiert.[1] Nach schweren Kriegsschäden wurde 1945 der von Bärbig errichtete Teilkomplex verändert wiederaufgebaut und bis 1988 genutzt. Nach dem Leerstand wurde es 1995 entkernt. Der Gebäudekomplex wurde als Industriedenkmal Denkmalschutz eingestuft und bis 2020/21 aufwendig saniert.[2]

Wagenhalle (Architekt: Karl Schmidt)
Konsumgenossenschaft-Vorwärts innen vor der Sanierung
Konsumgenossenschaft-Vorwärts, Straßenseite
Konsumgenossenschaft-Vorwärts innen nach der Sanierung
Konsumgenossenschaft-Vorwärts, Einfahrt
Konsumgenossenschaft-Vorwärts, Straßenseite
Nach der Sanierung 2022, Straßenseite

Der Gebäudekomplex Bearbeiten

Der monumentale Industriebau verkörpert die Architektur der Neuen Sachlichkeit in Dresden. Der Gebäudekomplex aus einem mit roten Klinkern verkleideten Stahlbetonskelettbau besteht aus zwei sechsgeschossigen Flügeln, welche winklig zueinander geordnet sind. Beide Gebäudeteile fügen sich am achtgeschossigen Treppenhausturm an der Südwestecke zueinander. In straßenseitiger konkaver Biegung zum Straßenverlauf steht das westliche Gebäude. Das Bauwerk besitzt durchgehende Fensterbänder mit umlaufenden Gesims. Der Treppenhausturm wird mit einem nachts beleuchteten sechseckigen Glasturm bekrönt und war als Reklamewerbung im Stadtraum gedacht. Die besondere Funktionalität des Bauwerkes zeigt sich in der besonderen Art der Belieferung und des Abtransportes durch unterirdische Verbindungen in Form von Garagen, Durchfahrten und Stellplätzen. Straßenfahrzeuge und auch ein Eisenbahnanschluss ermöglichten es, zur Wagenhalle auf der gegenüberliegenden Straßenseite unterirdisch zu gelangen.[2] So war es möglich, bis zu drei zweiachsige Kühlwagen von der Gattung Ibbs / Ibbgs der Reichsbahn zu Ent- bzw. Beladen. In dem 12.000 Quadratmeter umfassenden Komplex war auch die Verwaltung untergebracht. Die Fleischproduktion verringerte sich ab den 1970er Jahren, zumal auch die notdürftige Instandsetzung der Kriegsschäden baufällig wurden, sodass die Produktion teils wieder in den Schlachthof Dresden überging. Nach dem Leerstand setzte der weitere Verfall ein, welche nun auch die Stahlbetonskelettbauweise angriff. Besonders die oberen Stahlbetondecken wurden marode und einsturzgefährdet. Die gesamte obere Tragkonstruktion wurde baufällig. Die hoch angesetzten Denkmalschutzauflagen erschwerten es, einen Investor zu finden. Dazu wurde ein neues Nutzungskonzept durch die TU Dresden mitentwickelt. Im Jahr 2012 erarbeitete Thomas Baumann mit einer Diplomarbeit die Umnutzung zum Technologie- und Gründerzentrum. Im Jahr 2017 erwarb die Berliner Firma Genesis Macellum GmbH & Co. KG den Gebäudekomplex und ließ es ganzheitlich und mit erhöhtem Aufwand denkmalgerecht sanieren. Das neue Nutzungskonzept ist als Gründerzentrum und Büro- und Schulungsgebäude konzipiert. Einer der neuen Mieter ist das Wohnungsunternehmen Vonovia hat dort eine Kundenservice-Zentrale.[3] Das unter Denkmalschutz stehende Hauptportal auf der Rosenstraße wurde Ende der 1990er Jahre illegal abgerissen. Hier befindet sich nun die zweispurige Einfahrt einer Filiale des Veolia Umweltservice. Im Jahr 2003 wurde die leerstehende Wagenhalle auf der gegenüber liegenden Straßenseite saniert und als Go-Kart-Bahn Motor-Factory | Kart- und Erlebniswelt genutzt.

Literatur Bearbeiten

  • Walter May, Werner Pampel, Hans Konrad: Architekturführer DDR – Bezirk Dresden. VEB Verlag für Bauwesen, Berlin 1979. , S. 53.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Wasmuths Monatshefte für Baukunst und Städtebau, Ausgabe 15/1931, S. 385–389
  2. a b Architekturführer DDR – Bezirk Dresden (Hrsg.): Architekturführer DDR – Bezirk Dresden Walter May, Werner Pampel, Hans Konrad: Architekturführer DDR – Bezirk Dresden. VEB Verlag für Bauwesen, Berlin 1979. , S. 53
  3. TU-Dresden - Architektur

Koordinaten: 51° 2′ 15,5″ N, 13° 42′ 28,7″ O