In der Mathematik dienen Fenchel-Nielsen-Koordinaten zur Parametrisierung des Raums hyperbolischer Metriken auf einer Fläche.

Markierte hyperbolische Flächen Bearbeiten

Eine Fläche heißt hyperbolisch, wenn sie eine Riemannsche Metrik von konstanter Schnittkrümmung   mit totalgeodätischem Rand hat. Eine Fläche vom Geschlecht   mit   Randkomponenten ist genau dann hyperbolisch, wenn die Euler-Charakteristik   negativ ist.

Wir fixieren jetzt eine hyperbolische Fläche  . Eine Markierung einer hyperbolischen Fläche   (vom selben Geschlecht mit derselben Anzahl von Randkomponenten) ist ein Homöomorphismus  . Zwei Markierungen heißen äquivalent, wenn die Homöomorphismen homotop sind. Eine markierte hyperbolische Fläche (von gegebenem   und  ) ist dann ein Paar aus einer hyperbolischen Metrik und einer Äquivalenzklasse von Markierungen. Zwei isometrische hyperbolische Metriken entsprechen also unterschiedlichen markierten hyperbolischen Flächen, wenn die Isometrie nicht homotop zur Identität ist.

Der Fricke-Raum, häufig auch als Teichmüller-Raum   bezeichnet (womit eigentlich der Modulraum Riemannscher Flächen gemeint ist), ist der Modulraum markierter hyperbolischer Flächen zu gegebenem   und  . Die Fenchel-Nielsen-Koordinaten sollen eine Parametrisierung dieses Raumes geben.

Fenchel-Nielsen-Koordinaten für Hosen Bearbeiten

 
Eine Hose wird von 3 geschlossenen Kurven berandet.

Sei   eine Hose, also eine Fläche vom Geschlecht 0 mit drei Randkomponenten  . Man erhält eine Hose aus zwei Sechsecken durch Identifizieren von drei (paarweise nicht-benachbarten) Kantenpaaren.

 
Aus zwei solchen Sechsecken setzt sich eine Hose zusammen.

Sei   ein Tripel positiver reeller Zahlen. Da es ein bis auf Kongruenz eindeutiges rechtwinkliges hyperbolisches Sechseck mit   als Längen der rechts blau eingezeichneten Kanten gibt, erhält man eine eindeutige hyperbolische Metrik auf der Hose, so dass die drei Randkomponenten geschlossene Geodäten der Längen   sind.

Man kann also den Raum der hyperbolischen Metriken auf der Hose parametrisieren durch

 
 ,

wobei   die hyperbolische Metrik und   die Länge der Kurve   in der Metrik   bezeichnet.

Hosenzerlegung Bearbeiten

 
Die Fläche vom Geschlecht 2 mit 4 Randkomponenten kann in 6 Hosen zerlegt werden.

Man kann mehrere Hosen entlang einiger ihrer Randkomponenten verkleben, wodurch man kompliziertere Flächen erhält. Die entsprechende Zerlegung der resultierenden Fläche wird als Hosenzerlegung bezeichnet.

Eine Fläche vom Geschlecht   mit   Randkomponenten besitzt genau dann eine Hosenzerlegung, wenn

 ,

also wenn entweder   oder   oder   ist. Eine Fläche kann im Allgemeinen mehrere unterschiedliche Hosenzerlegungen haben. Die Anzahl der Hosen in jeder Hosenzerlegung ist  . Die Anzahl der zerlegenden Kurven ist  .[1]

Twist-Parameter Bearbeiten

Für zwei Randkomponenten einer hyperbolischen Hose gibt es eine eindeutige, sie verbindende kürzeste Geodäte  . Sei   eine andere die beiden Randkomponenten verbindende Kurve, und seien   Umgebungen der Randkomponenten. Man kann   durch eine Isotopie außerhalb   mit   übereinstimmen lassen. Die Twistzahlen von   bezüglich der beiden Randkomponenten sind dann definiert als die horizontale Verschiebung des Endpunkts innerhalb der Umgebungen   bzw.  .

Für eine markierte hyperbolische Fläche definiert man dann den Twist-Parameter   bzgl. der geschlossenen Kurve   unter Zuhilfenahme einer   schneidenden geschlossenen Geodäte   als  , wobei   und   die Twistzahlen bzgl.   der als Durchschnitt von   mit den beiden von   berandeten Hosen entstehenden Bögen sind.[2]

Man beachte, dass die Twist-Parameter   und   zwar isometrischen Flächen, aber unterschiedlichen markierten hyperbolischen Flächen entsprechen: der Dehn-Twist an   ist nicht homotop zur Identität.

Fenchel-Nielsen-Koordinaten Bearbeiten

Als Fenchel-Nielsen-Koordinaten einer markierten hyperbolischen Fläche   (zu einer gewählten Hosenzerlegung aus geschlossenen Kurven  ) bezeichnet man das Tupel

 

wobei   die Länge der geschlossenen Geodäte und   ihren Twist-Parameter bezeichnet.

Die Fenchel-Nielsen-Koordinaten geben einen Homöomorphismus  

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Proposition B.2.5. in Benedetti-Petronio (op.cit.)
  2. Kapitel 10.6 in Farb-Margalit (op.cit.)